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Der Papst entschuldigt sich

Papst Franziskus hat sich in Bolivien für die Sünden der Kirche bei der Eroberung Südamerikas entschuldigt: Gut so. Freilich hat er diese Entschuldigung im Rahmen einer Rede vorgebracht, die vor antiimperialistischer – also antiamerikanischer – und antikapitalistischer Rhetorik nur so troff und eher nach Che Guevara als nach Ave Maria klang. Ich frage mich: Wo bleiben die Proteste deutscher Katholiken? Noch vor wenigen Jahren jubelten sie alle Benedikt zu, der ganz anders sprach und dachte. Nun feiern sie Franziskus. Wo ist die „Generation Benedikt“? Wo sind die Salon-Katholiken, die über die „benedittinische Wende“ in Verzückung gerieten? Der geistige Opportunismus der katholischen Publizistik scheint grenzenlos.

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Frauke Petry und ihr Demokratieverständnis

In der Psychologie gibt es zahlreiche Abhandlungen über das Phänomen der „Projektion“. Gemeint ist damit ein Abwehrmechanismus gegenüber eigenen, als negativ empfundenen Eigenschaften, der sich darin manifestiert, genau diese anderen Menschen zu unterstellen. Auch in der Politik stößt man bisweilen auf diese Tendenz. Ganz besonders ausgeprägt ist die Neigung zur Projektion augenscheinlich unter Politikern und Anhängern der „Alternative für Deutschland“ (AfD) sowie in der Pegida-Sympathisantenszene. Weiterlesen

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Griechische Demokratie: Alles zurück auf Anfang

Alexis Tsipras, der Führer der linkspopulistischen Partei Syriza, hat das umstrittene Referendum zum 2. Rettungspaket der EU mit den pathetischen Worten verteidigt, seinem Land, der „Wiege der Demokratie“, müsse es erlaubt sein, in so wichtigen Angelegenheiten wie dem Schuldenstreit mit der Euro-Zone das Volk zu befragen. Kein vernünftiger Mensch wird dem griechischen Volk ein solches Votum verwehren wollen, wenn die Verfassung des Landes einen solchen Volksentscheid erlaubt. Allerdings müssen die Griechen dann auch mit den Folgen ihres Votums leben. Ob denen, die beim Volksentscheid mit Nein gestimmt haben, klar ist, was es bedeutet, wenn eine Athener Wandparole wahr wird: „Lieber hungrig als Sklaven“? Weiterlesen

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Warum schweigt der PEN zur Griechenlandhetze? Ein offener Brief an den Präsidenten des deutschen PEN 

Von Willi Jasper
Lieber Josef Haslinger,
wo bleibt das politisch-moralisch-intellektuelle Engagement des deutschen PEN in der aktuellen Krisensituation Europas? Warum schweigt der PEN in einer Situation, in der sich deutsche Journalisten “reihenweise zu pöbelnden Parteigängern” (Georg Diez) gegen Griechenland aufschwingen. Die Bildzeitung (online)  bemühte ohne Kenntnis und Scham sogar Goethe, um den zurückgetretenen Finanzminister Varoufakis mit Mephisto zu vergleichen.

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Das Imperium und die nationale Würde

 

Oft hörte man bei den Protesten auf dem Syntagma-Platz in Athen das Wort von der „nationalen Würde“. Ein verstörendes Wort für postnational denkende Deutsche. Das griechische Volk – „Volk“ ist auch so ein Wort, das hierzulande eher mit Fingerspitzen angefasst wird – habe mit seinem Widerstand gegen das ökonomische Diktat der „Institutionen“ – EU-Kommission, EZB und IWF – gegen seine Erniedrigung protestiert: „Lieber aufrecht sterben, als mit gebeugtem Rücken leben“. Dagegen schnurrten die wortreichen Argumente der Befürworter der EU-Maßnahmen hierzulande auf den zynischen Hinweis zusammen, den das englische Sprichwort trifft: „Beggars can’t be choosers“. Wer bettelt, darf nicht wählerisch sein. Auf Deutsch etwas brutaler: Vogel friss oder stirb.

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Antiamerikanismus – das beständige Ressentiment

Von dem Journalisten Henryk M. Broder stammt das Wort, der Antisemitismus sei ein „beständiges Gefühl“, das zu allen Zeiten in allen Weltregionen auftrete, selbst dort, wo es gar keine Juden gibt. Antisemitismus sieht Broder keineswegs auf alte oder neue Nazis beschränkt. Antisemitismus finde sich in allen Gesellschaftsschichten, auch bei vermeintlich aufgeklärten (linken) Intellektuellen, manchmal offen, manchmal subkutan.

Diesem „beständigen Gefühl“ kann man mit gutem Grund ein weiteres hartnäckig wirkendes Ressentiment hinzufügen: den Anti-Amerikanismus. Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach befragt in regelmäßigen Abständen die Einstellung der Deutschen gegenüber den Vereinigten Staaten. Dabei bejaht stets eine große Mehrheit die Aussage, die US-Amerikaner seien „als Konsum- und Wegwerfgesellschaft ein abschreckendes Beispiel für den Rest der Welt“. Allensbach stellt noch eine weitere Frage: „Wenn jemand sagt, kein Land tritt immer wieder so für die Demokratie ein, ist ein so starker Verfechter von Freiheit und Menschenrechten wie die Vereinigten Staaten. Würden Sie da zustimmen oder nicht zustimmen?“ – Dieser Meinung über die USA pflichtet nur eine Minderheit bei. Weiterlesen

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Die Ungarn und die Anderen

 

Von Igor Mitchnik

Die Hölle bleiben die anderen: Wie die drei Haupt-Figuren in Jean-Paul Sartres Stück „Geschlossene Gesellschaft“ leiden die Ungarn an der Gegenwart ihrer Mitmenschen. Die ungarischen Juden leiden am Mainstream-Antisemitismus. Die Roma und vor allem die Flüchtlinge im Land leiden an gesellschaftlicher Ablehnung und Rassismus. Und die restlichen Ungarn ertragen die Gegenwart der anderen drei Gruppen nicht.

Dieses Phänomen ist in Ungarn keineswegs neu und schon gar nicht erst in den letzten Jahren entstanden. „Anders“ durfte man bereits in der ungarischen Bauerngesellschaft der 1960er und 1970er Jahre nicht sein. Das lehrt die Mutter den Protagonisten des Buches „Die Mittellosen“ von Szilárd Borbély. „Sie riechen bei dem, der nicht so ist wie sie, den Fremdengeruch“, erklärt die Mutter. Wer auffällt, wird niedergemacht. Weiterlesen

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Imperium der Zukunft? Wirklich?

Es hat angesichts der nunmehr seit mindestens fünf Jahren sich hinziehenden Krise Europas nicht an höhnischen Stimmen gefehlt, die mich fragen, ob ich immer noch dazu stehe, Europa als „Imperium der Zukunft“ zu bezeichnen, wie ich es in einem 2007 erschienenen Buch tat.

Imperium? Auf alle Fälle. Das beweisen die Krisen in Griechenland, der Ukraine und dem Mittelmeer wohl zur Genüge.
Zukunft? Nun, da wird’s schwieriger.

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Würde Jesus den Müll trennen?

Am 18. 06. 2015 stellte Papst Franziskus in Rom seine Ökologie-Enzyklika vor. Sie trägt den melodisch klingenden Titel „Laudato Si“. Damit erinnert der Papst an sein großes Vorbild, den Heiligen Franziskus von Assisi, der in seinem Lobgesang „Laudato si‚, mi‘ Signore“ (Gelobt seist du, mein Herr), den Schöpfer der Welt gepriesen hatte. In seiner „Regierungsklärung“ kritisiert der Papst all das, was das grünbewegte Herz schlecht finden muss: die (vom Menschen gemachte) Klimaveränderung, die Zunahme von Naturkatastrophen, Bodenverwüstung und Wassermangel, blinden Wachstumsglauben, Technik-Vergötterung, die Verirrungen der Humangenetik usw. Dass in Papst Franziskus´ Gefolge der Chef des „Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung“ (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, auftrat, lässt nichts Gutes ahnen. Denn dieses Institut ist das Zentralkomitee des grünen Alarmismus. Das PIK fiel in der Vergangenheit schon mehrfach dadurch auf, dass es Horrorszenarien in Umlauf setzte, die sich später als „falsch berechnet“ herausstellten. Seriöse Wissenschaftler fassen die Expertise des PIK seither nur noch mit den Fingerspitzen an. Weiterlesen

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Eine gefährliche Enzyklika

Die neue Enzyklika des Papstes, „Laudato si’“, scheint auf viel Zustimmung zu stoßen. Ich habe sie gelesen, und ich kann in dieses Lob nicht einstimmen. Sie ist ein Dokument, das vor allem die Verantwortung der Kirche – und anderer Religionen – für Armut und Umweltschäden vertuschen soll. Sie ist ein Dokument, das explizit die wichtigste Hoffnung der Armen und der Umwelt – nämlich Wirtschaftswachstum – verteufelt. Kein Wort verliert diese Enzyklika zum notwendigen Zusammenhang zwischen Demokratie, Entwicklung und Menschenwürde. Sie verrät die tiefe Verwurzelung des argentinischen Papstes in der Gedankenwelt südamerikanischen Antiimperialismus und insbesondere des Peronismus.

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Wer rettet wen bei der Griechenland-„Rettung“?

 Sprache hat die Eigentümlichkeit, dass man mit ihr Sachverhalte griffig verkürzen, sie gleichzeitig aber auch verschleiern kann. In der deutschen Griechenland-Debatte ist häufig davon die Rede, dass „wir“ verpflichtet seien, „die Griechen“ zu retten. Die Frage drängt sich auf: Wer ist mit „wir“ gemeint? Und: Retten wir tatsächlich „die“ Griechen, also „alle“ Einwohner dieses schönen, traditionsreichen Landes? Weiterlesen

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