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Zickenkrieg um die Frauenquote

Na prima, da werden sich die Männer freuen: Nachdem sich Arbeitsministerin Ursula von der Leyen für eine gesetzliche Quote ausgesprochen hat, kontert Familienministerin Kristina Schröder, das werde mit ihr nicht zu machen sei. Abgesehen davon, dass derartige Festlegungen impulsiv und politisch ungeschickt sind: Dieses Spektakel zweier zickenden Ministerinnen macht nur einer Gruppe Spaß – den Männer, die keine Quote wollen. Weiterlesen

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Coachen wie die Chinesen?

Ein Gespenst geht auf dem gerade stattfindenden Weltwirtschaftsforum in Davos um: es ist die Angst vor der Übermacht Asiens, ökonomisch wie kulturell. Zum ersten Mal in der Geschichte des Forums findet eine Debatte nicht auf englisch, sondern auf Mandarin statt. Die westliche Welt ist irritiert. Nicht nur beim Wirtschaftswachstum, auch bei den PISA-Ergebnissen liegt China um Weiten vorne.

Die Mutter des Erfolgs, so der gleichnamige Titel aus den USA, sind Zwang und konsequente Erziehung. Die Autorin, Tochter chinesischer Einwanderer, setzt auf das Coaching der eigenen Kinder. Andere würden es Drill nennen. Weiterlesen

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Freiheit, die sie meinen

Schlagstöcke, Tränengas, Gummigeschosse und willkürliche Festnahmen – das ist die eine Seite. Die der ägyptischen Staatsmacht. Sie setzt auf Brutalität, nimmt sogar Tote billigend in kauf. Hauptsache, es herrscht Ruhe im Land. Was es auch kosten mag.

Mutige Demonstranten, »Weg-mit-Mubarak«-Rufe, Tage des Zorns, Kommunikation über Twitter und Facebook – das ist die andere Seite. Die der aufgebrachten Bürger, des Volkes. Menschen, deren Kampf von der Hoffnung auf Brot und Freiheit getragen wird. Sie haben Armut, Arbeitslosigkeit und Bevormundung satt, wollen endlich ein selbstbestimmtes Leben führen. Und deshalb proben sie den Aufstand.

Algerien, Jordanien, Libanon und Jemen, vielleicht auch bald Syrien, Libyen und Marokko – nach dem Vorbild Tunesiens breiten sich die Proteste gegen die Langzeit-Potentaten von eigenen Gnaden aus. Die arabische Welt taumelt. Weiterlesen

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Stopping the Trans-Atlantic Drift

Von Constanze Stelzenmüller und Tomas Valasek:

You might call it the Obama paradox: Atlanticists on both sides of the ocean were certain that this president, inaugurated two years ago, would renew the trans-Atlantic alliance.

Yet two years later, the United States and Europe seem further apart than they have ever been in their policies as much as in public attitudes. For the United States, Europe appears to be less relevant than ever; in Europe, anti-Americanism seems to be drifting into simple indifference. Weiterlesen

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Willkommen zurück in der Verantwortung. Zwei Bücher widerlegen das Dogma von der Allmacht der Gene

Genetik und Demographie sind zu den Leitwissenschaften des 21. Jahrhunderts avanciert. Die angeblich ehernen Gesetze der Bevölkerungswissenschaft erzwingen etwa die Erhöhung des Renteneintrittsalters; angeblich gesicherte Erkenntnisse über die genetischen Ursachen von Schulversagen und anderen unliebsamen Erscheinungen befeuern die Fremdenangst und rechtfertigen die Ausgrenzung des Prekariats. Und ein Buch, das Demographie und Genetik miteinander verrührt, wird zum Bestseller.

Ein erstaunliches Comeback. Weiterlesen

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Frauen-Republik Deutschland?

„Spiegel Online“ hat sie schon ausgerufen, die „Frauen-Republik Deutschland“. Der Anlass ist ein Rücktritt: Peter Müller, Ministerpräsident im Saarland, wird im Sommer aufhören und übergibt sein Amt an Annegret Kramp-Karrenbauer. Die CDU-Politikerin wird damit dritte Ministerpräsidentin im Land, neben ihrer thüringischen Parteikollegin Christine Lieberknecht und der SPD-Politikerin Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen.

Mit Julia Klöckner (CDU) und Renate Künast (Grüne) haben zudem zwei weitere Politikerinnen in diesem Jahr die Chance, in zwei Staatskanzleien einzuziehen, wenn sie denn die jeweiligen Wahlen gewinnen. Hinzu kommen fünf Bundesministerinnen und natürlich die Kanzlerin.  Das ist in der Tat eine Art Fortschritt – von einer Frauen-Republik aber noch weit entfernt. Weiterlesen

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Eine standfeste Freundin namens Merkel

Glückwunsch, Frau Bundeskanzlerin! Wieder eine Ehrung für Ihre Verdienste um die Belange des jüdischen Volkes und Israels. Am Donnerstag hat Sie das American Jewish Committee mit seinem höchsten Preis ausgezeichnet: dem »Light Unto the Nations Award«. Der ist übrigens aus Glas, hat die Form einer Menora und ist mit einem Relief versehen, das das Licht der Sonne symbolisieren soll. Nur wenigen Staatsoberhäuptern wurde bislang auf diese besondere Weise Lob gezollt. US-Präsident Bill Clinton zum Beispiel oder dem Franzosen Nicolas Sarkozy. Und nun Ihnen, Frau Merkel.

Jüdische und israelische Ehrungen für die deutsche Regierungschefin sind beliebte Routine. Weiterlesen

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Frauen führen statt fördern

Die Zukunft, so die Zukunftsforscher, wird weiblicher. Frauen machen die besseren Bildungsabschlüsse, arbeiten und lassen sich auf das Thema Kind nur ein, wenn auch der Mann mitzieht und erzieht.

Diese Zukunft wird sich jedoch nicht in Deutschland abspielen. Nach dem aktuellen „Managerinnen-Barometer“ des DIW sind in den DAX-Vorständen mit vier Mitgliedern gerade einmal zwei Prozent Frauen vertreten. In den letzten Jahren lässt sich so gut wie kein Fortschritt erkennen. Deutschland bewegt sich allenfalls im Schneckentempo. Im Vergleich zu anderen modernen Staaten bleiben wir bestenfalls stehen und stagnieren. Weiterlesen

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Organspende: Darf’s noch etwas mehr sein?

Von Alexander Görlach, Herausgeber und Chefredakteur „The European“:

Organspende muss für alle zur Pflicht werden. Warum? Weil wir alle – ich kann mir kein Argument dagegen denken – erst einmal ein neues Organ ersehnen, wenn uns ein hergebrachtes, eigenes den Dienst versagen sollte. Niemand von uns würde sich mit dem herannahenden Tod abfinden, niemand würde nicht alles für sich, das geliebte Kind, den Ehepartner tun wollen.

Wie organisieren wir diese Pflichtabgabe? Nun, was soll an einem Organ anders sein als an anderen Gebrauchsgegenständen? Wir kaufen neue Autos, neue Waschmaschinen. Die Fertigung dieser Güter ist industriell. Ebenso sollten Organe gehandelt werden. Weiterlesen

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Das Versagen der Europäischen Union in Tunesien

Die Ereignisse in Tunesien müssen das Herz eines jeden Demokraten höher schlagen lassen. Wie die „Zedernrevolution“ im Libanon 2005, die Demonstrationen gegen den Wahlbetrug im Iran 2009 und gegen steigende Preise und Jugendarbeitslosigkeit Anfang dieses Jahres in Algerien, zeigt der Sturz des tunesischen Diktators Ben Ali, dass die Bereitschaft, autoritäre Regimes zu akzeptieren, in der „islamischen Welt“ – einer Welt, die ebensowenig ausschließlich „islamisch“ ist wie unsere christlich – schwindet. Das gilt es auch dann festzuhalten, wenn man feststellen muss, dass keine dieser Bewegungen bisher zu dauerhaften demokratischen Strukturen geführt hat.

Umso deprimierender fällt die Antwort auf die Frage aus, was eigentlich die Europäische Union getan hat (und tut), um die Demokratie und die Rechtstaatlichkeit in diesem Teil der Welt zu fördern. Weiterlesen

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E-Mail-Zensur und die tunesische Revolution

Es dauerte ein paar Stunden, bis ich herausgefunden hatte, warum die Emails sich nicht verschicken ließen. Ich war auf einer internationalen Konferenz in einem internationalen Hotel etwas außerhalb der tunesischen Hauptstadt Tunis. Das Internet funktionierte, ich konnte auch selber Emails empfangen. Doch wegschicken ließ sich nichts. Immer nur Fehlermeldungen.

Ein ägyptischer Konferenzteilnehmer klärte mich auf. Es liege nicht an meinen fehlenden Internetkenntnissen, sondern an der Regierung. Emails nach draußen würden blockiert. Warum, wisse er auch nicht genau. Doch er habe diverse Internet-Accounts über diverse Server – und einer würde dann doch meist funktionieren. Willkommen also in der Diktatur! Weiterlesen

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