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Hochbegabtenförderung – endlich!

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat auf ihrer turnusgemäßen Tagung am 11./12. Juni 2015 in Berlin etwas beschlossen, um das sie in den letzten Jahrzehnten immer einen weiten Bogen gemacht hat: Sie hat den Kultusministern der Länder eine Strategie vorgelegt, wie sie die Förderung hochbegabter Schüler an den Schulen voranbringen können. Seit der Veröffentlichung der Ergebnisse der ersten PISA-Studie im Jahre 2001 ist bekannt, dass in Deutschland die Spitzengruppe der besonders leistungsstarken Schüler im internationalen Vergleich sehr klein ausfällt. Bei den folgenden PISA-Tests hat sie sich eher noch weiter verkleinert. Das deutet darauf hin, dass an unseren Gymnasien und Gesamtschulen wenig unternommen wird, um die überragenden Schüler auf ihrem Niveau zu fördern, um sie intellektuell noch weiter voranzubringen. Weiterlesen

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Der „Tagesspiegel“ und der „Mittelhof“

Als im Sommer 1975 der „Mittelhof“ an der Rehwiese in Berlin auf den „freien Immobilienmarkt“ gelangte, bedurfte es des entschiedenen staatsbürgerlichen Einsatzes vieler Menschen im damaligen West-Berlin, und letztlich des Kaufs durch eine staatliche Institution, die Historische Kommission zu Berlin, um den Abriss dieses einmaligen Zeugnisses bürgerlicher Wohnkultur zu verhindern. So viel zu Ayn Rand, aber das nur nebenbei.
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Woher kommt der Hass in Freital? – Publizistische Scharfmacher und ihre bürgerlichen Feigenblätter

Freital, Meißen, Halle, seit Samstag nun auch Dresden. Die Liste der Städte, in denen rechte Hetzer Asylbewerber bzw. Migranten in Angst und Schrecken versetzen, wird immer länger. Und die Übergriffe nehmen zu. Im ersten Halbjahr 2015 hat sich die Anzahl der Gewaltdelikte gegen Flüchtlingsheime im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres 2014 fast verdreifacht.

Beunruhigend an dieser Entwicklung ist nicht bloß der quantitative Zuwachs von Anschlägen, die in den meisten Fällen wohl dem rechtsextremen Umfeld zuzuschreiben sind. Weiterlesen

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Gauche caviar

In der Geschichte hat es immer Menschen gegeben, die ihre Herkunft aus der Oberschicht dadurch vergessen machen wollten, dass sie sich vehement für die Belange der benachteiligten Klassen eingesetzt haben. Die Französischen Revolution wäre anders verlaufen, wären nicht am Abend des 20. Juni 1789 zahlreiche prominente Vertreter der beiden ersten Stände – des Klerus und des Adels – zum Dritten Stand übergelaufen. Sie waren maßgeblich an der Ausarbeitung der neuen demokratischen Verfassung für Frankreich beteiligt. Auch die beiden Begründer des Kommunismus Karl Marx und Friedrich Engels stammten aus der Oberschicht. Marx´ Vater war Anwalt, Engels´ Vater Unternehmer. Auch die Kerntruppe der Bolschewiki, die 1917 in Russland die Macht ergriffen, kam – Josef Stalin ausgenommen – aus „besseren Familien“, wie man damals sagte. Weiterlesen

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Das Mädchen Reem und das Elend der Palästinenser

Es war eine archetypische Begegnung: die Kanzlerin und „das Flüchtlingsmädchen“. Ausgerechnet in Rostock, wo einst Ausländerheime brannten, fand die Tochter von Asylbewerbern aus dem Libanon freundliche Aufnahme, integrierte sich schnell, wurde sogar Klassensprecherin. Nun wurde die Palästinenserin Reem Sahwil in der Begegnung mit einer wohlmeinenden, aber unbeholfenen Kanzlerin zum menschlichen Gesicht des Flüchtlingselends.
Die Wirklichkeit allerdings ist ein wenig komplexer.

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Ein Plädoyer für Klartext

Aus der Arbeitswelt kennt man das Phänomen, dass Tätigkeiten und Berufe durch Euphemismen aufgewertet werden, um sie vom vermeintlichen Stigma der „niedrigen Tätigkeit“ zu befreien. So wurde aus der Putzfrau (vulgär: Putze) die Raumpflegerin, aus dem Hausmeister der Facility Manager. Von beruflichen Zeugnissen kennt man diese Art der verbalen Aufhübschung schon lange. Wenn es im Zeugnis von einer Dame heißt, sie habe sich an ihrem Arbeitsplatz als sehr kommunikativ erwiesen, wissen erfahrene Personalchefs, was sich hinter dieser Formulierung verbirgt: Die Dame hat stundenlang mit ihren Kollegen an der Kaffeemaschine gequasselt. Die Ehrlichkeit bei beruflichen Zeugnissen war zu Ende, als Arbeitsgerichte verfügten, Abgangszeugnisse nach einer Kündigung dürften keine negativen Zuschreibungen enthalten. Plötzlich waren alle Mitarbeiter zuverlässig, eifrig, ehrlich und hoch motiviert. Weiterlesen

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Der Papst entschuldigt sich

Papst Franziskus hat sich in Bolivien für die Sünden der Kirche bei der Eroberung Südamerikas entschuldigt: Gut so. Freilich hat er diese Entschuldigung im Rahmen einer Rede vorgebracht, die vor antiimperialistischer – also antiamerikanischer – und antikapitalistischer Rhetorik nur so troff und eher nach Che Guevara als nach Ave Maria klang. Ich frage mich: Wo bleiben die Proteste deutscher Katholiken? Noch vor wenigen Jahren jubelten sie alle Benedikt zu, der ganz anders sprach und dachte. Nun feiern sie Franziskus. Wo ist die „Generation Benedikt“? Wo sind die Salon-Katholiken, die über die „benedittinische Wende“ in Verzückung gerieten? Der geistige Opportunismus der katholischen Publizistik scheint grenzenlos.

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Frauke Petry und ihr Demokratieverständnis

In der Psychologie gibt es zahlreiche Abhandlungen über das Phänomen der „Projektion“. Gemeint ist damit ein Abwehrmechanismus gegenüber eigenen, als negativ empfundenen Eigenschaften, der sich darin manifestiert, genau diese anderen Menschen zu unterstellen. Auch in der Politik stößt man bisweilen auf diese Tendenz. Ganz besonders ausgeprägt ist die Neigung zur Projektion augenscheinlich unter Politikern und Anhängern der „Alternative für Deutschland“ (AfD) sowie in der Pegida-Sympathisantenszene. Weiterlesen

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Griechische Demokratie: Alles zurück auf Anfang

Alexis Tsipras, der Führer der linkspopulistischen Partei Syriza, hat das umstrittene Referendum zum 2. Rettungspaket der EU mit den pathetischen Worten verteidigt, seinem Land, der „Wiege der Demokratie“, müsse es erlaubt sein, in so wichtigen Angelegenheiten wie dem Schuldenstreit mit der Euro-Zone das Volk zu befragen. Kein vernünftiger Mensch wird dem griechischen Volk ein solches Votum verwehren wollen, wenn die Verfassung des Landes einen solchen Volksentscheid erlaubt. Allerdings müssen die Griechen dann auch mit den Folgen ihres Votums leben. Ob denen, die beim Volksentscheid mit Nein gestimmt haben, klar ist, was es bedeutet, wenn eine Athener Wandparole wahr wird: „Lieber hungrig als Sklaven“? Weiterlesen

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Warum schweigt der PEN zur Griechenlandhetze? Ein offener Brief an den Präsidenten des deutschen PEN 

Von Willi Jasper
Lieber Josef Haslinger,
wo bleibt das politisch-moralisch-intellektuelle Engagement des deutschen PEN in der aktuellen Krisensituation Europas? Warum schweigt der PEN in einer Situation, in der sich deutsche Journalisten “reihenweise zu pöbelnden Parteigängern” (Georg Diez) gegen Griechenland aufschwingen. Die Bildzeitung (online)  bemühte ohne Kenntnis und Scham sogar Goethe, um den zurückgetretenen Finanzminister Varoufakis mit Mephisto zu vergleichen.

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Das Imperium und die nationale Würde

 

Oft hörte man bei den Protesten auf dem Syntagma-Platz in Athen das Wort von der „nationalen Würde“. Ein verstörendes Wort für postnational denkende Deutsche. Das griechische Volk – „Volk“ ist auch so ein Wort, das hierzulande eher mit Fingerspitzen angefasst wird – habe mit seinem Widerstand gegen das ökonomische Diktat der „Institutionen“ – EU-Kommission, EZB und IWF – gegen seine Erniedrigung protestiert: „Lieber aufrecht sterben, als mit gebeugtem Rücken leben“. Dagegen schnurrten die wortreichen Argumente der Befürworter der EU-Maßnahmen hierzulande auf den zynischen Hinweis zusammen, den das englische Sprichwort trifft: „Beggars can’t be choosers“. Wer bettelt, darf nicht wählerisch sein. Auf Deutsch etwas brutaler: Vogel friss oder stirb.

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