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Scheinheiliges Deutschland

Selten gab es so viel Scheinheiligkeit, Heuchelei und eitle Überheblichkeit wie in den vergangenen Tagen. Da ist die Leiche eines der schlimmsten Massenmörder des 21. Jahrhunderts noch nicht richtig auf dem Grund des Ozeans angekommen – und in Deutschland echauffiert man sich über die Rücksichtslosigkeit dieser rachedürstenden Amerikaner: dieses Jubeln, das Triumphgeheul über den Tod eines Menschen, widerlich.

Einfach so erschossen, pfui! Das will ein Rechtsstaat, eine Demokratie sein? Na, das Völkerrecht wurde von den Cowboys ja schon immer gebrochen. Dann dieses unzivilisierte Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mit dem Christlichen ist es in den USA offenkundig nicht weit her. Und wie die mit dem Islam rumspringen! Lassen einfach den Leichnam ins Meer rauschen. Respekt vor einer anderen Religion ist denen wohl völlig fremd. Wir sind doch der Westen, wir müssen doch ein Vorbild sein, unsere moralische Überlegenheit täglich unter Beweis stellen.

Wenn ich das alles lese und höre, färbt sich mein Gesicht rot – vor Scham und Zorn. Weiterlesen

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Meine Gratulation, Präsident Obama!

Ich gratuliere Präsident Obama und dem amerikanischen Volk. Der Tod von Osama bin Laden ist ein großer Erfolg. Ein feiger Mörder, der andere angewiesen hat, Frauen, Männer und Kinder in der ganzen Welt zu töten, war und ist nie Opfer,  sondern Täter.

All seine barbarischen Morde versteckt bin Laden unter dem Deckmantel, einen „heiligen Krieg“ gegen die westliche Welt zu führen. 9/11 2001  – der erste terroristische Krieg. Eine neue Form von Krieg. Keine Soldaten in Uniformen, sondern zivil gekleidete, anonyme feige Gewalttäter, die nicht gegen Armeen, sondern gegen Zivilisten kämpfen. Weiterlesen

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Der Gerechtigkeit Genüge getan

Die Welt kann aufatmen und – ja, auch das – sich freuen, zumindest für einen Moment. Osama bin Laden ist tot, gestorben im Kugelhagel amerikanischer Elitesoldaten. Fast zehn Jahre nach den Anschlägen von New York und Washington ist dem Leben des meistgesuchten Mannes unseres Planeten in Pakistan mit Gewalt ein Ende bereitet worden – ein gleichermaßen vorhersehbares und verdientes.

Auch, wenn es ein Sieg des Rechtsstaates und damit der westlichen Wertegemeinschaft gewesen wäre, hätte sich der Terrorpate vor einem weltlichen Gericht verantworten müssen. Statt Elektrischem Stuhl nun gezielte Kopfschüsse. Weiterlesen

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Stopping the Trans-Atlantic Drift

Von Constanze Stelzenmüller und Tomas Valasek:

You might call it the Obama paradox: Atlanticists on both sides of the ocean were certain that this president, inaugurated two years ago, would renew the trans-Atlantic alliance.

Yet two years later, the United States and Europe seem further apart than they have ever been in their policies as much as in public attitudes. For the United States, Europe appears to be less relevant than ever; in Europe, anti-Americanism seems to be drifting into simple indifference. Weiterlesen

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Er-Lösung? Die Medien und der Ruf nach dem Messias oder: Obama, Guttenberg und Co können vieles, aber nicht alles

Hochmut kommt vor dem Fall. Im Fall Obama war es auch der Hochmut der Medien und Wähler. Aus dem „Yes, we can“ sollte ein „Yes, he can“ werden. Jetzt haben sich die Wähler, voran Frauen und Jüngere, enttäuscht abgewandt und so zum Triumph der erzkonservativen Republikaner beigetragen. Der „Messias“ muss seine Mission bereits nach zwei Jahren abbrechen und das übliche Verhandeln mit dem Gegner beginnen.

Die Medien haben Obama hoch- und zuletzt runter geschrieben. Zu spät hat der amerikanische Präsident erkannt, was auf dem Spiel steht. Und zu wenig hat er die konkreten Chancen seiner Wähler – Schwarze, Frauen und die Jungen – verbessert. Mit einer noch so wichtigen Gesundheitsreform ist auch in den USA kein politischer Blumentopf zu gewinnen. Gefehlt hat bis zuletzt ein übergreifendes Projekt, das seine Wähler anspricht und sie überzeugt.

In Deutschland soll der junge zu Guttenberg die Bürger vom Politalltag erlösen. Weiterlesen

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Obama: Yes, he can!

So schnell fallen Helden. Gerade mal zwei Jahre sind vergangen, seit Barack Obama in den Olymp der Heilserwartungen entrückt wurde. Amerika freute sich damals auf den Gegenentwurf zum dumpfbackig und verschroben wirkenden George W. Bush. Mehr noch. Land und Leute sehnten etwas Neues herbei. Endlich ein Intellektueller mit rhetorischen Fähigkeiten und gewinnendem Auftreten. Ein charmanter Liberaler, der sich einst als Anwalt für sozial Schwächere einsetzte. Yes, he can.

Dass viele US-Bürger so dachten – verständlich. Aber dass gerade Europa, vor allem Deutschland, der Obamania verfiel, hatte schon etwas merkwürdig Entrücktes. Es schien, als sei ein Polit-Messias erschienen, mindestens. Der neue Mann im Weißen Haus würde im Handumdrehen die Welt zum Besseren bekehren. Glaube, Liebe, Hoffnung. Ein Held eben. Weiterlesen

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Merkel ernennt Gabriel zum Kanzlerkandidaten

Welcher Kampf tobt in Berlin? Vermeintlich geht es darum, wer der nächste Bundespräsident wird. Das ist Quatsch, Wulff wird es. Ab jetzt darf mit diesem Staatsoberhaupt gelächelt und gegähnt werden.

Eigentlich geht es um die wirkliche Macht, also um die Frage, wer der nächste Kanzler wird. Seit gestern weiß ich, wer im nächsten Bundestagswahlkampf gegen Merkel antritt, wenn es nach ihr geht: Gabriel. Die Nominierung Gaucks zum überparteilichen und deshalb verhinderten Bundespräsidenten durch das neue Gespann Gabriel/Trittin hat im Kanzleramt eingeschlagen wie eine Bombe. Es gibt Rauchzeichen. Aber der Reihe nach. Weiterlesen

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Osterbotschaft von den Börsen: Nach der Krise ist vor der Krise

Auferstehung allerorten. Das von unserem Staatsoberhaupt an den Kapitalmärkten ausgemachte Monster hat seinen Schwarzen Freitag hinter sich gebracht. Kaum sind vom Eise befreit Strom und Bäche, sprießen sie wieder, die Boni.

Im Frühling der Banker lassen sich die Geldhäuser nicht lumpen. Der Chef des Schweizer Bankhauses Credit Suisse darf ein Jahreseinkommen von 89 Millionen Schweizerfranken sein eigen nennen. Die weltgrößte Investment Bank Goldman Sachs schüttet ein Topf von 16 Milliarden Dollar aus, gemildert durch eine Ablasszahlung von 500 Millionen Dollar an karitative Zwecke. Fassungslose Wut bemächtigt sich der politischen Klasse. Weiterlesen

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Obamas Gesundheitsreform: Streit ist unvermeidlich bei so großen Projekten

Die amerikanische Gesundheitsreform ist (fast) durch. Endlich also Gesundheitsschutz für die Millionen Amerikaner, die bislang ausgeschlossen waren, weil sie zu arm waren, eine Versicherung zu bezahlen oder zu krank, als dass eine Versicherung sie genommen hätte. Für Deutsche ist es nur schwer vorstellbar, warum eine so große Zahl von Amerikanern gegen eine solche Reform ist, warum das Vorhaben so viele Widerstände auslöste. Schließlich ist es uns selbstverständlich, dass so gut wie alle Menschen in Deutschland in der Krankenversicherung geschützt sind.

Abgesehen davon, dass uns das zu einem kurzen Moment der Dankbarkeit für unseren Sozialstaat veranlassen sollte, abgesehen davon stellt sich die Frage, ob Obama mit den üblichen schmutzigen Politikertricks sein großes Projekt durchgesetzt hat. Weiterlesen

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Angela Merkel und Barack Obama – unterschiedlicher kann Politik kaum sein

Sie war so groß, die Sehnsucht der Deutschen nach ihrem eigenen Barack Obama. Charismatiker, Superstar, Rednertalent. Stattdessen haben die Deutschen erneut Angela Merkel bekommen. Pragmatikerin, Realistin, Machtingenieurin. Wie der Zufall es manchmal so will, hatten beide gestern ihren Tag – Merkel mit einer nüchternen Haushaltsrede, der die Opposition wenig entgegen zu setzen hatte. Und Obama, der den Verlust des historisch von den Kennedys gehaltenen Senatorenposten in Massachusetts verdauen musste – und damit auch die Chancen, seine Gesundheitsreform durchzusetzen. Weiterlesen

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Wie Barack Obama mit seiner Afghanistan-Entscheidung die deutsche Regierung unter Druck setzt

Auch ein Friedensnobelpreisträger kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Und wenn der „Wonderboy“ Barack Obama hü und hott als Rhythmus vorgibt, muss man ihn warnen, dass er sich bei diesem Spagat das Rückgrat brechen könnte. Wenn der amerikanische Präsident der Meinung ist, dass der Afghanistan-Einsatz notwendig ist, was er ja beteuert und beweist, indem er 30000 weitere Soldaten nach Kabul schickt, kann und darf er nicht gleichzeitig einen Termin für den Abzug bekanntgeben. Wer weiß, was in zwei Jahren dann ist.

Das ist unseriös und unverantwortlich. Weiterlesen

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