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Im Übereifer des Gefechts

Was macht Deutschland eigentlich, wenn Karl-Theodor zu Guttenbergs Freunde und Feinde aufgrund großer Erschöpfung mal nicht übereinander herfallen? Na klar: Es streitet mit gleicher Inbrunst und ähnlich konfrontativ über den Islam! Vergangene Woche gab’s sogar einen richtigen Grund für diese Debatte.

Doch der fiel im Eifer des Gefechts rasch unter den Tisch. Ein Kosovo-Albaner hatte am Frankfurter Flughafen zwei amerikanische Soldaten durch Pistolenschüsse getötet. Gleich darauf tat der frisch gekürte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kund, dass seiner festen Überzeugung nach der Islam als solcher nicht zu Deutschland gehöre. Anderes lasse sich in der Historie nirgends belegen. Der Satz war kaum gesprochen, da machte es schon Krawumm – die Republik befand sich im Ausnahmezustand.Befürworter und Gegner dieser schwammigen Aussage gingen sich wortreich an die Gurgel. Weiterlesen

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Gaddafi: Stürzt den Tyrannen!

Viele Libyer wollen nur noch eines: raus aus ihrem Land. Weil keiner weiß, wie es weitergehen soll. Ihre Heimat droht im Chaos zu versinken.

Und: Die Menschen fürchten um ihr Leben. Denn der durchgeknallte Diktator Gaddafi lässt auf sein Volk schießen und Bomben abwerfen. An den Grenzen zu Tunesien und Ägypten drängen sich bereits fast 200.000 Flüchtlinge. US-Außenministerin Hillary Clinton warnt vor einem „gigantischen Somalia“. Nach Ansicht von Beobachtern droht eine humanitäre Katastrophe in einem Staat, der ohnehin zu den ärmsten der Welt gehört. Ist es da nicht längst für den Westen an der Zeit, militärisch einzugreifen, um weiteres Blutvergießen zu verhindern und die Not zu lindern? Weiterlesen

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Methode Guttenberg

Diese Woche war so recht nach dem Geschmack von Karl-Theodor zu Guttenberg. Deutschland, einig Doktorland kannte nur ein Thema: den Verteidigungsminister und seine Schummelaffäre. Und so schlecht, wie es zunächst schien, ist das Ganze für den Herrn Baron dann doch nicht gelaufen. Okay, der Doktortitel ist futsch. Hat sich eigentlich recht hübsch auf dem Briefpapier gemacht. Aber den Posten, den darf Dr. Googleberg vorerst behalten. Weiterlesen

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Jetzt beginnt die eigentliche Bewährungsprobe in Ägypten

Es ist vollbracht, das Volk hat Mubarak gestürzt. Der Pharao hat seinen Thron aufgegeben. Ein epochaler Erfolg der Menschen, die seit Wochen zu Hunderttausenden auf dem Tahrir-Platz nach Freiheit riefen und den Despoten zum Teufel wünschten. Wie groß die Verachtung für den alten Mann mittlerweile war, konnte man Donnerstag im Fernsehen sehen: Die wütenden Bürger reckten ihre Schuhe in die Luft – eine Geste, die hierzulande dem Zeigen des Mittelfingers entspricht.

Der Verhasste mag nun der Vergangenheit angehören, eine Ära der Unterdrückung hoffentlich zu Ende gegangen sein. Eine friedliche Revolution beendet die Herrschaft eines orientalischen Despoten – ein historischer Moment für die arabische Welt. Nichts ist mehr wie früher. Alte Gewissheiten sind jetzt Geschichte. Und das darf ruhig mit Beifall begrüßt werden. Weiterlesen

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Die Blindheit des Wutbürgers

Sie schimpfen. Sie wüten. Sie fordern. Weil sie enttäuscht sind. Weil sie glauben, Missstände aufgedeckt zu haben. Weil sie sich auf der richtigen Seite wähnen. Sie wollen, dass sich etwas ändert. Sie wollen die Menschen aufrütteln.

Dazu bedienen sie sich der Kraft des Wortes. Ihre Mission findet Platz zwischen zwei Buchdeckeln. Kampfansagen, die den Nerv der Zeit zu treffen scheinen und hunderttausendfachen Zuspruch erhalten. Damit enden allerdings die Gemeinsamkeiten des Deutschen Thilo Sarrazin und des Franzosen Stéphane Hessel. Denn ihre Streitschriften unterscheiden sich von Grund auf. Weiterlesen

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Der deutsche Michel lässt grüßen

Tage des Zorns, Tage des Abgangs – Ungeheuerliches tut sich derzeit in Ägypten und anderswo in der arabischen Welt. Die Menschen gehen auf die Straße, um nach Jahren der Unterdrückung ihre Grundrechte einzufordern: Freiheit, Selbstbestimmung, Mitsprache und wirtschaftliches Auskommen.

Sie kämpfen gegen die Obrigkeit und deren brutale, zum Teil gekaufte Parteigänger. Dazu bedarf es Mut. Denn wer heute protestiert, kann von Steinen und Kugeln getroffen werden, riskiert also sein Leben. Pulverdampf und Tränengas statt Jasmin. Gerade in Kairo geht es dieser Tage um viel, sehr viel. Vielleicht sogar um alles. Die Stimmung, ja das Wort ist durchaus angebracht, ist revolutionär. Weiterlesen

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Freiheit, die sie meinen

Schlagstöcke, Tränengas, Gummigeschosse und willkürliche Festnahmen – das ist die eine Seite. Die der ägyptischen Staatsmacht. Sie setzt auf Brutalität, nimmt sogar Tote billigend in kauf. Hauptsache, es herrscht Ruhe im Land. Was es auch kosten mag.

Mutige Demonstranten, »Weg-mit-Mubarak«-Rufe, Tage des Zorns, Kommunikation über Twitter und Facebook – das ist die andere Seite. Die der aufgebrachten Bürger, des Volkes. Menschen, deren Kampf von der Hoffnung auf Brot und Freiheit getragen wird. Sie haben Armut, Arbeitslosigkeit und Bevormundung satt, wollen endlich ein selbstbestimmtes Leben führen. Und deshalb proben sie den Aufstand.

Algerien, Jordanien, Libanon und Jemen, vielleicht auch bald Syrien, Libyen und Marokko – nach dem Vorbild Tunesiens breiten sich die Proteste gegen die Langzeit-Potentaten von eigenen Gnaden aus. Die arabische Welt taumelt. Weiterlesen

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Eine standfeste Freundin namens Merkel

Glückwunsch, Frau Bundeskanzlerin! Wieder eine Ehrung für Ihre Verdienste um die Belange des jüdischen Volkes und Israels. Am Donnerstag hat Sie das American Jewish Committee mit seinem höchsten Preis ausgezeichnet: dem »Light Unto the Nations Award«. Der ist übrigens aus Glas, hat die Form einer Menora und ist mit einem Relief versehen, das das Licht der Sonne symbolisieren soll. Nur wenigen Staatsoberhäuptern wurde bislang auf diese besondere Weise Lob gezollt. US-Präsident Bill Clinton zum Beispiel oder dem Franzosen Nicolas Sarkozy. Und nun Ihnen, Frau Merkel.

Jüdische und israelische Ehrungen für die deutsche Regierungschefin sind beliebte Routine. Weiterlesen

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Der Weltengestalter

Als Machtmensch hat es Recep Tayyip Erdogan faustdick hinter den Ohren. Innenpolitisch, so scheint es, braucht der populäre türkische Premier mittlerweile keinen Gegner mehr zu fürchten. Selbst das Militär lässt ihn beim Umbau vom laizistischen zu einem islamischen Staat bislang gewähren.

Auch außenpolitisch kann der 57-Jährige offenkundig vor Kraft kaum laufen. Seit einiger Zeit lässt der starke Mann vom Bosporus nichts unversucht, um aller Welt seine Entschlossenheit zu demonstrieren: Seht her, den Erdogan in seinem Lauf hält keiner auf. Und jetzt will er, der Berufene, sogar an einem ganz großen Rad drehen. Weiterlesen

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Feinde der Freiheit

Es gibt Sätze, die sind so grundsätzlich, dass ihr Inhalt die Zeiten überdauert. Einen hat Thomas Jefferson vor 200 Jahren formuliert: »Wo Pressefreiheit herrscht und jedermann lesen kann, da ist Sicherheit.« Weise, weil wahre Worte. Der dritte US-Präsident und Mitverfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wusste eben, was einen freiheitlichen Staat ausmacht. Nur schade, dass Irans Machthaber nichts für Jefferson übrighaben (Repräsentant des großen Satans, pfui Teufel!), geschweige denn für Pressefreiheit.

Seit drei Monaten halten sie zwei deutsche Journalisten fest. Weiterlesen

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Der Wutbürger

Geld allein macht nicht glücklich. Das gilt offenbar auch für den inzwischen ziemlich wohlhabenden Thilo Sarrazin. Weit mehr als eine Million Exemplare seiner als Buch veröffentlichten Kampfschrift »Deutschland schafft sich ab« sind bereits verkauft worden. Doch dieser zählbare Erfolg und die damit einhergehende üppige Honorierung bereiten dem Ex-Bundesbanker kein Wohlbefinden. Der schnöde Mammon, er kann allenfalls den Schmerz ein wenig lindern. Wenn überhaupt.

Denn Sarrazin scheint zu leiden – unter Liebesentzug. Weiterlesen

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