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Der Weltengestalter

Als Machtmensch hat es Recep Tayyip Erdogan faustdick hinter den Ohren. Innenpolitisch, so scheint es, braucht der populäre türkische Premier mittlerweile keinen Gegner mehr zu fürchten. Selbst das Militär lässt ihn beim Umbau vom laizistischen zu einem islamischen Staat bislang gewähren.

Auch außenpolitisch kann der 57-Jährige offenkundig vor Kraft kaum laufen. Seit einiger Zeit lässt der starke Mann vom Bosporus nichts unversucht, um aller Welt seine Entschlossenheit zu demonstrieren: Seht her, den Erdogan in seinem Lauf hält keiner auf. Und jetzt will er, der Berufene, sogar an einem ganz großen Rad drehen.

Der türkisch-arabische Antagonismus, der bis in osmanische Zeiten zurückreicht, soll unter seiner Ägide ein Ende finden. Und was anstelle der Differenzen des 19. und 20. Jahrhunderts nach Erdogans Vorstellung in Zukunft treten könnte, hat er jetzt Freund und Feind durch eine Rede in Kuwait wissen lassen: eine muslimische Union, bestehend aus der Türkei und den arabischen Staaten. Ein Bündnis, das Potenzial hätte, „die ganze Welt“ zu gestalten.

Ein Schelm, der dabei Böses denkt. Denn selbstredend, so würde Erdogan sicherlich beteuern, geht es hier weder um einen Herrschaftsanspruch noch um Überlegenheitsfantasien. I wo! Nur ein bisschen mehr Einfluss, um Politik mitzugestalten – das wäre nicht von Übel und vor allem nach vielen Jahrhunderten der Missachtung durch den Westen mehr als angebracht.

Und deshalb ist es laut Erdogan längst überfällig, dass sich die vereinigte islamische Welt scharf vom Christentum (vermutlich auch vom Judentum) abgrenzt. „Türken und Araber haben diese Gegenden gemeinsam in der Zeit der Kreuzzüge verteidigt“, sagte Erdogan laut einem von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu verbreiteten Text. Auch später habe man Seit an Seit gegen die „Invasoren“ gekämpft. Lammfromm klingt anders.

Tatsächlich leitet Erdogan aus seiner Vision konkrete Gestaltungspläne ab. Eine türkisch-arabische Solidargemeinschaft biete zum Beispiel die Möglichkeit, sowohl das Palästina-Problem zu lösen als auch den „Schmerz“ im Irak und in Afghanistan zu beenden – ein Leid, das nach seiner Lesart allein der Westen verursacht habe. Nur die eigene Opferrolle zählt. Bei einem solch eindimensionalen Weltbild kann einem angst und bange werden.

Wir allein bestimmen unsere Außenpolitik, im Ausland solle keiner glauben, er könne die Türkei beeinflussen – auch das hat Erdogan in Kuwait folgerichtig betont. Es scheint, als habe sich Ankara – vielleicht noch nicht endgültig, aber sicherlich auf absehbare Zeit – vom Westen enttäuscht abgewendet. Das stolze Land, das sich als Großmacht mit legitimem Führungsanspruch versteht, sucht jetzt sein morgenländisches Glück. Und das schließt eine enge Kooperation mit der potenziellen Atommacht Iran ein. Eine beunruhigende Vorstellung.

An dieser fatalen Entwicklung ist gerade die Europäische Union nicht schuldlos. Über Jahre hinweg ließ man die Türkei bei der Frage einer Mitgliedschaft zappeln. Ein Versprechen folgte auf das nächste, ohne dass es aus Ankaras Sicht einen einzigen Schritt voranging mit den Verhandlungen. Dass dies dem ohnehin labilen Verhältnis schaden würde, lag auf der Hand. Trotzig sucht Erdogan nun nach neuen Wegen, um die von ihm herbeigesehnte Wertschätzung einschließlich einer Führungsrolle zu erhalten. Die Vergangenheit wird er ohne Wehmut hinter sich lassen. Und versuchen, sich in Zukunft eine Union nach seinen eigenen Vorstellungen zu erschaffen – eine islamische, die, wohlgemerkt, das Zeug haben soll, die Welt zu gestalten.

Aber vielleicht bleibt das alles ja Wunschdenken. Denn die Herrscher aus Tausendundeiner Nacht sind sich selbst am nächsten. Von anderen lassen sie sich ungern reinreden, schon gar nicht vom gefürchteten Iran. Ohnehin ist ihnen Erdogan schon seit längerem ein Dorn im Auge, wird er doch von der arabischen Straße fast als Held verehrt – eine potenzielle Gefahr für die Scheichs.

Also: Unterschätze keiner die Ambitionen des türkischen Regierungschefs. Eine islamische Achse – das wäre ganz nach seinem Geschmack.

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34 Gedanken zu “Der Weltengestalter;”

  1. avatar

    Glück ist,

    wenn man bekommt,
    was man sich wünscht
    ohne sich zu quälen!
    Ein Mensch, der glaubt,
    dass Gott ein Mensch war,
    der gekreuzigt wurde,
    wird nie glücklich.

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    Weil es immer wieder Menschen gab,

    die glaubten zu sein „wie Gott“, um
    andere Menschen zu bevormunden,
    darum gab es noch nie Frieden auf
    dieser Welt.
    Wenn wir glauben, Gott ist das Leben,
    dann leben wir wieder „wie im Paradies“!

  3. avatar

    Was hast du getan?

    Die Frage kann man nur zurückweisen!
    Wenn man sie beantwortet, lässt man
    sich bewerten und hat verloren, denn
    nur Gott hat das Recht, zu verurteilen.
    Ein Mensch darf sich gegen andere
    Menschen wehren, er muss sich aber
    nicht unterordnen oder bevormunden
    lassen.

  4. avatar

    Im Jenseits ist es so wie hier!

    Wenn Menschen zusammen kommen,
    die sich gut vertragen, dann ist es für alle
    ein Vergnügen. Wenn sie sich aber nicht
    vertragen, dann ist es kein Vergnügen.
    So wird es auch im Jenseits sein, wenn
    jeder weiß, was der Andere als Mensch
    getan hat, dann machen wir uns den
    Himmel oder die Hölle selber und der
    „Liebe Gott“ hält sich raus, so wie hier.

  5. avatar

    Wer anfängt zu schießen,

    kommt in Blutrausch und
    kann nicht mehr zurück.
    Konflikte kann man auch
    lösen, wenn man mit dem
    Gegner darüber redet.
    Darum sollten wir keine
    schießwütigen Politiker
    wählen. Die machen nur
    Ärger, auch wenn deren
    Argumente überzeugen.

  6. avatar

    Was sind „Promis“?

    Menschen, die einmal besser
    waren, als ihre Mitmenschen
    und anerkannt werden, von
    denen, die nicht beteiligt waren.
    Seitdem redet jeder über jeden,
    in der Hoffnung, selber der zu
    sein, über den geredet wird.

  7. avatar

    Was hast du getan?

    Das ist die Frage des Teufels,
    die er anderen Menschen stellt,
    um sich selber zu vergöttern.
    Mit dieser Frage bevormunden
    die Apostel heute noch die
    halbe Welt. Weil Gott die
    Seele der Menschen ist und
    die kommen ersts im Jenseits
    wieder zusammen.

  8. avatar

    Gut und Böse

    treffen täglich auf einander,
    weil Gott die Seele ist und
    im Jenseits darauf wartet,
    dass sie zurückkommen.

  9. avatar

    Wir beleidigen
    den „Lieben Gott“
    im Himmel, wenn
    wir glauben, ein Kind
    in Afghanistan sei
    nicht zu vergleichen
    mit einem Prinzen.

  10. avatar

    Auch die Seele eines Kindes

    wird zurückgeben, was ihr angetan wurde.
    Die Seele der Menschen ist ein Teil dessen,
    was wir den „Lieben Gott“ nennen, der die
    Welt und uns erschaffen hat und zu dem
    unsere Seelen wieder zurückgehen werden.

  11. avatar

    @Milchmädchen

    „Was hat der Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren mit der kooperativen Politik auf der arabischen Halbsinsel der heutigen Türkei zu tun?“

    Nun, Sie haben nicht gezögert, Israel heranzuziehen, komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Und über „Jahrzehnte“ geschwafelt. Das hat es mit Ihrem Kommentar zu tun. Den Propaganda-Coup anzuführen, ohne Sinn und Verstand, musste wohl eine Reaktion herausfordern.

  12. avatar

    Lieber 68er: Ein, ohne Vorwarnung, den Deinst einstellender Scheibenwicher, hat mich unvermutet wieder Prioritäten setzen lassen, und mir ebenso die eigene Vergänglichkeit, wie Unvollkommenheit demonstriert.

    Mein multikonfessioneller und indeologiefreier Schutzengel, hat mich, ganz buchstäblich, im Blindflug durch die nasse Nacht nachhause navigiert.
    Eine halbe Stunde lang hätte ich – für freie Sicht auf meiner Winschutzscheibe – dem Teufel meine Seele verkauft,wäre freiwillig Kommunist geworden, oder sogar evangelisch (nicht böse sein, ich vertraue auf Ihren Humor).

    So dünn ist die Tünche der Zivilisation und Bildung; auch bei mir.

    Unser Schicksal ist nicht nur von Ideologien und Religionen, sowie den Gewalten der Natur bestimmt. Es liegt nicht nur in Gottes Hand – manchmal ist es nur ein Scheibenwischer.

    Herlich Ihre Rita E.

  13. avatar

    @68er: Was hier nicht so bekannt sein dürfte, eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Türkischen Intellektuellen, speziell aus USA, kehrte in den letzten 2 Jahren in die Türkei zurück – in der Hoffnung einer sich abzeichnenden Demokratisierung. Vornehmlich Ärzte (die auch in der Türkei dringend benötigt werden, Juristen, Historiker usw. Diese Remigranten dürften sich in ihren Hoffnungen bitter enttäuscht sehen, was die Haltung des westlichen Europas zur Türkei anbelangt.

    Nach den bisherigen Erfahrungen mit dem durchaus orientalisch zu nennenden Temperament von Herrn Erdogan – man denke an den Brand in Karlsruhe und den Beschuldigungen des türkischen Präsidenten, die Deutschen Nazis hätten die türkischen Wohnungen abgefackelt – muß es sehr verwundern, daß Herr Erdogan sich nicht mehr über die Deutschen mokiert, was die Anprangerung des Armenischen Völkermordes betrifft.

    Natürlich und selbstverständlich darf ein demokratisch erprobtes Nachkriegsdeutschland auf Völkermord in anderen Ländern hinweisen.

    Aber, mit Verlaub, nicht nur auf mich wirkt dieser Hinweis von Deutschen mehr als komisch, tragikomisch und verbitternd erheiternd, angesichts des verübten Völkermords der Deutschen.

    Eine enttäuschte und immer wieder vom Westen abgewiesene Türkei ist ein Sicherheitsrisiko, hauptsächlich für Israel, dann für den gesamten Westen. Und ganz hauptsächlich die USA müßte sich da mal besinnen.

  14. avatar

    Ich hatte diesen Beitrag bisher übersehen, ebenso wie die von Herrn Böhme kritisierten Äusserungen Erdogans. Aber wenn ich mir das so ansehe, wird mir deutlicher, was da für den Westen auf dem Spiel steht. So läßt sich vielleicht auch erklären, wieso unsere Medien plötzlich so ausgiebig und detailliert über die unhaltbaren Zustände in Tunesien und Ägypten berichten. Als wären die Herren Mubarak und Ben Ali in den letzen 20 Jahren immer die demokratischsten Müsterschüler gewesen und von heute auf morgen zu Diktatoren mutiert.

    Eine Einigung der muslimisch geprägten Staaten in Südeuropa, Nordafrika und Arabien wäre geostrategisch für den Westen eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Da kann die Wahrscheinlichkeit noch so gering sein, dass das klappt, schon die Idee wird bei der Nato, den USA und der EU, vor allem aber in Israel, alle Alarmglocken ausgelöst haben.

    Aber wer will es den Türken verdenken, wenn sie hier in der EU seit Jahrzenten wie Aussätzige behandelt werden, in der von Erdogan angedachten Koalition dagegen eine entscheidende Rolle spielen könnten.

  15. avatar

    @Herr Böhme,guvo, milchmädchen,
    Einige Fakten wurden hier unterschlagen. Die Türkei war der 1. musimische Staat, der Israel anerkannte. Lange Zeit war die türkisch-Israelische Freundschaft sprichwörtlich, die Israelis verbrachten den Urlaub bevorzugt in der Türkei.

    Die Türkei war geostrategisch immer wichtig für den Westen. Nachdem Wegfall des eisernen Vorhang wurde sie es wieder nach dem 11.September. Eine ernste Irritation zwischen dem sog Westen und der Türkei trat ein, als Herr Erdogan eine Hamas Delegation 2006 empfing und die Hamas als eine „sozialreformatorische Bewegung“ tutulierte.

    Die ewige Hinhalterei der EU, bezüglich einer Vollmitgliedschaft, tätigt jetzt ein völlig unerwünschtes Ergebnis.
    Die Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern ist das Eine, die Wichtigkeit der Türkei für weitere Demokratisierungsprozesse in der muslimischen Welt das Andere.

    Wenn man in Europa weiter nach Gutsherrenart schläft, in westlicher Kolonialherrenart, sollte man sich wirklich nicht wundern, wenn das im Jahre 2011 nicht mehr funktioniert.

  16. avatar

    @ Milchmädchen: Niemand soll Leiden! Auch nicht außerhalb des ´Dschungelcamps´. Laissez fair!

    „Faschisten ist auch angemessen (Fascis, das Bündel), wenn auf den Druck einer grösseren Gruppe setzt, um das Recht auf freie Meinungsäusserung einzuschränken.“

    Muss man nicht verstehen, weil eine Demokratie nun einmal auf Mehrheitsentscheidungen beruht. Oder?

    „Überdies leiden Leute, die meinen, man dürfe nur, wenn es unbedingt Not tut, über Israel reden, ganz klar unter diktatorischer Anmassung.“

    Dem zu widersprechen ist mir offensichtlich nicht gestattet, ohne befürchten zu müssen, Ihrem Vorwurf ausgesetzt zu werden, wieder nur Ihre Meinung ´einzuschränken´. Stimmts?

    Nach Ihrer offensichtlich kritiklos ergebenen Meinung zu Erdogan brauche mich erst gar nicht zu erkundigen. Sie würden sich Sie sich in Ihrer Meinung bloß nur ´eingeschränkt´ fühlen? Oder doch?

    STOPP! Gefallen Sie sich so? Was soll diese Überempfindlichkeit? Fühlen Sie sich schnell in beleidigt oder gar in Ihrer Ehre gekränkt? Meinen Sie gar ein Recht darauf zu haben? Verwechseln Sie Meinungsfreiheit mit dem Anspruch auf alleinige Wahrheit? Wer oder was sind Sie?

    Eine Aussage zum Existenzrecht der israelischen Nation hätte ich mir schon von Ihnen gewünscht. Dazu war Zeit genug. Geschenkt.

    Niemand soll leiden, wie ich schon sagte. Wenn Sie ihren hübschen Finger lieber weiter im Türrahmen klemmen wollen, dürfen Sie es. Tränen können mich sonst ganz schön weich machen . Aber fürs Nächste falle nicht mehr drauf rein.

  17. avatar

    @guvo: Nee, Gesindel ist noch zu schwach, aber das einzige hier vertretbare Wort für Leute, die ernsthaft meinen, das Recht auf freie Meinungsäusserung einschränken zu können.

    Faschisten ist auch angemessen (Fascis, das Bündel), wenn auf den Druck einer grösseren Gruppe setzt, um das Recht auf freie Meinungsäusserung einzuschränken.

    Überdies leiden Leute, die meinen, man dürfe nur, wenn es unbedingt Not tut, über Israel reden, ganz klar unter diktatorischer Anmassung.

    Ergo: Faschistengesindel!

  18. avatar

    @ milchmädchen: Aber ´Gesindel´ ist schon überzogen. Und dass die faschistisch sein sollen, ist wohl von der Sache her nicht richtig. Nichts durcheineander. Leute, die Israel kritiklos ergeben sind, sind, wobei ich es dabei belassen würde: Realitätsfern.

    Ich bin der Nation Israel genauso wie der Türkei gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen.

  19. avatar

    guvo schrieb: Deshalb trifft es mich nicht, obendrein als Faschistengesindel tituliert zu werden

    Wollen Sie tatsächlich anderen verbieten öffentlich über Israel zu schreiben oder zu reden? Denn nur die habe ich als Faschistengesindel tituliert ;).

  20. avatar

    Liebes Milchmädchen, allein die Aussage, die Ihrer Auffassung nicht unbedingt zu entsprechen braucht, dass die Türken vor 100 Jahren unter den Armeniern einen Völkermord entfacht haben, wird von Erdogans Gefolge als Lüge einfach abgetan. Die haben eben auch den Hang alles nach Belieben zu vereinfachen. Fühlen Sie sich in diesen Kreisen wirklich aufgehoben? Für mich wäre das keine gute Adresse.

  21. avatar

    Liebes Milchmädchen, bitte nicht rumhampeln. Sie vereinfachen gerne. Das tue ich auch, nur eben nach Regeln. Deshalb trifft es mich nicht, obendrein als Faschistengesindel tituliert zu werden; und schon gar nicht dann, wenn hier bloß jemand rumgreint. Habe mich aus konkretem Anlass (!) doch nur über die Türkei auslassen wollen (die Regelvorgabe eben). Andere beleidigen darf man, sagen Sie. Warum soll es nicht mein Recht sein, mich nur an die Textvorgabe von Herrn Böhme zu halten? Ich verstehe deshalb nicht Ihren Trotz. Stichwort Störenfried. Etwa schon vergessen, dass in der Türkei Christen von Muslime gefoltert und getötet wurden; dass Nicht Gläubige oder Anders Gläubige in der Türkei ziemlich unterdrückt werden? Nochmal: Welche Notlage treibt Sie dazu, die Schuldkarte vorzeitig zu ziehen? Die kann Ihnen zu jeder Zeit ausgestochen werden. Es geht hier nicht darum, politische Verbrechen entlang der Mittelmeerküste aufzuzählen, weil man neben Israel mit dem Elent der Bootsflüchtlinge vor den Mittelmeerküsten Europas oder das Terroregieme Lybiens oder der Hisbolla usw. kein Ende findet. Es geht hier einzig darum, die Bedeutung Erdogans für Europa einzuschätzen. Also vor der eigenen Haustür zu kehren. Was wollen Sie dabei zur Hand nehmen? Den Besen oder die Schaufel?

  22. avatar

    guvo schrieb: Sie dürften im übrigen wohl wissen, dass Sie den Namen der Nation Israel gerade ohne Not (schlimm, schlimm) ins Spiel gebracht haben.

    Über Israel darf man so oft schreiben und reden wie man will und kein Faschistengesindel darf einem das verbieten. Überdies belegen die vielen UN-Resolutionen, daß Israel im Gegensatz zur Türkei, ein notorischer Störenfried in dieser Region ist. Darauf kann man im Sinne des Weltfriedens nicht oft geug hinweisen.

    @Susannah Winter: Was hat der Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren mit der kooperativen Politik auf der arabischen Halbsinsel der heutigen Türkei zu tun?

  23. avatar

    Herr Erdogan und Frau Merkel liegen wegen des zypriotischen Konflikts im Klinsch. Obwohl Frau Merkel ursächlich beteiligt ist, ist es eigentlich Herr Erdogan, der an der Konfliktschraube weiter dreht in dem er von Frau Merkel eine Entschuldigung verlangt. Aus machtpolitischem Interesse? Wahrscheinlich. Jedenfalls nicht aus wirklicher Not. Die Integrität der Türkei wurde von Frau Merkel nie in Frage gestellt. Das klar zu stellen, hat Frau Merkel offenkundig unterlassen (schlecht!). Es weist aber nichts darauf hin, dass das bewusst geschah (gesagt ist aber gesagt). Und offensichtlich versucht nun umgekehrt Herr Erdogan als eigentlicher Souverän, der er sein sollte, seinen Einfluss nach Innen hin nur zu erhöhen und daraus politisches Kapital zu schlagen. Für sich persönlich und seine streng islamische Partei. Ein Motiv könnte sein, dass Herr Erdogan danach strebt, den Teil der oppositionellen türkischen Bevölkerung in Wirtschaft und Verwaltung dafür propagandistisch gleich zu schalten und so das Militär zu schwächen. Ein Puzzelstück zum andernen ergibt jedenfalls ein Bild. Vielleicht aber lassen sich die Puzzelteile zu einem ganz anderen Bild ergänzen. Mag sein. Bin gespannt.

  24. avatar

    @Milchmädchen

    Klar, die Türkei, der friedfertige Staat gegen den die Israelis wie böse Monster aussehen.
    Was würde wohl ein Armenier auf so einen Schwachsinn erwidern? Richtig, nichts mehr. Ist ja entsorgt und totgeschwiegen.

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    @ milchmädchen: Ist es nicht das Mindeste, das von einem Politiker verlangt werden kann, dass er die Welt friedlich verändert? Oder sollte man deswegen schon dankbar sein? Dabei interessiert mich, wobei Herr Erdogan nach Ihrer Meinung erwähnenswertes geleistet haben könnte? Sie dürften im übrigen wohl wissen, dass Sie den Namen der Nation Israel gerade ohne Not (schlimm, schlimm) ins Spiel gebracht haben. Denn niemand hat behauptet, dass Israel ein positives Gegenbeispiel ist. Was soll also der Seitenhieb?

  26. avatar

    Ich, so ganz persönlich, stelle mir im Zusammenhang dieses einrahmenswerten Beitrags zur Selbstverantwortung der Freiheit gerade vor, wie unser Bundespräsident besagtem Demiurgen, so ganz entspannt, bei gemütlichem Plausch einige Passagen aus Luthers „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ vorzutragen pflegt. Als ein solcher bedürfte er hierzu eigentlich keinerlei Gesprächsskizze seitens seiner semigebildeten Redenschreiber. Eben lediglich die Gewißheit, daß Bibel und Koran nicht zwischen zwei Buchdeckel zu binden sind.

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    @ milchmädchen: „Gewalttätige oder verbrecherische Absichten muß man konkret nachweisen. Sie pauschal zu unterstellen, ist als Hetze gegen den Weltfrieden zu verstehen.“

    Soll denn jemand Herrn Erdrogan als gewalttätig oder verbrecherisch bezichtigt haben?

  28. avatar

    Laut Welt sagt Erdogan: „Wir haben in dieser Region keine anderen Absichten als Brüderlichkeit und gegenseitige Kooperation.“

    Was ist dagegen einzuwenden? Damit haben nur die Probleme, die Zwietracht säen, um Hegemonie durchzusetzen. Genau so wie bei allen andern, muß man bei Herrn Erdogan, Kooperationen respektieren, die das Ziel haben, die Welt politisch und friedlich zu verändern. Das ist ein Grundrecht freier Staaten.

    Gewalttätige oder verbrecherische Absichten muß man konkret nachweisen. Sie pauschal zu unterstellen, ist als Hetze gegen den Weltfrieden zu verstehen.

    Im übrigen zeigt sich die Türkei unter Erdogan als sehr duldsames und friedfertiges Mitglied der Staatengemeinschaft. Wären Israelis in internationalen Gewässern von Truppen eines fremden Staates ermordet worden, wäre die Reaktion wohl so ausdgefallen, wie wir es von Israel seit Jahrzehnten kennen.

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    Zu glauben, eine Eingliederung der Türkei in die EU in der vagen Hoffnung, das Land würde durch EU-Beitritt seine politischen sowie religiösen Wurzeln zu Gunsten einer den Europäern gefälligen Lebensweise aufgeben,ist illusionär. Zu glauben, die Türkei würde die diversen Menschenrechtsverletzungen aufgeben, ebenso wie das liebäugeln mit muslimischen Brüdern, sobald die Verträge unterzeichnet sind, ist es ebenso.
    Das Land wird sich in die Richtung entwickeln, die die Bevölkerung UND die Regierung vorgeben, werden die eigenen Lebensbedürfnisse immer vor unsere Hoffnungen stellen, die Türkei möge sich möglichst der westlichen Lebensweise anschließen. Und wir neigen hier in Deutschland dazu zu vergessen, wie stark religiös-kulturelle Einflüsse solche Entscheidungen mitbeeinflussen. Unser Privileg eines säkularen Staates, der die Kirche und Religion weitestgehend aus Politik ausschließt (Auch wenn neuerliche Beteuerungen eines „christlich-jüdischen Leikulturanspruches“ seitens der Union Anderes vermuten lässt) ist nicht selbstverständlich und von einem Staat, der so jung ist wie die Türkei vielleicht auch noch gar nicht zu erwarten. Die Türkei wird sich in die Richtung entwickeln, in der sie für sich die größeren Vorteile sieht. Wirtschaftlich ebenso wie kulturell. Wir handhaben dies ebenso und sollten respektieren, dass nicht jeder unsere westlichen Lebensbedürfnisse teilt.
    Diese Wandlung findet mit und ohne EU-Beitritt statt und der EU Schuld zuzuweisen ist unangebracht.
    Gelegentlich sind gegenseitig respektierte Grenzen die gesündere Alternative. So ungern ich es schreibe, aber die „priviligierte Partnerschaft“ war mir sehr sympathisch und ein erster Schritt, der dem potentiellen Bündnispartner Türkei klar zu verstehen gegeben hat, dass er willkommen ist… unter klar definierten Voraussetzungen.

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    Erdogans neueste strategische Finte belegt, dass sein ganzes Denken und Handeln absolutistisch wenn nicht totalitär ist. Nur über ihn und sonst niemand. Alles oder nichts. Der Islam dient ihm allem voran offenkundig als Mittel zum Zweck. Wer will mit so einem näher zu tun haben? Europa? Nicht um jeden (!)Preis. Das scheint zuerst ein Problem der türkischen Wähler und der Wirtschaft zu sein. Mit unter auch ein Problem der Moslime. Wenn diese gesellschaftlichen Wälle nicht dagegen halten, gibt es ein Problem. Eins mehr eben.

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    Irre ich mich, Herr Böhme, oder wollte nicht Deutschland im Verbund mit Europa eine bedeutende Rolle in der Welt einnehmen? Mit welchem Recht verwehren Sie anderen Staaten und Staatsverbünden, ähnliches zu versuchen? Wer besitzt hier Überlegenheitsfantasien? …es wird doch nicht die Angst sein, die Sie treibt, daß Andere es besser können als wir Europäer? (Ich bin Deutscher, ohne Migrationshintergrund, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen)

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