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Feinde der Freiheit

Es gibt Sätze, die sind so grundsätzlich, dass ihr Inhalt die Zeiten überdauert. Einen hat Thomas Jefferson vor 200 Jahren formuliert: »Wo Pressefreiheit herrscht und jedermann lesen kann, da ist Sicherheit.« Weise, weil wahre Worte. Der dritte US-Präsident und Mitverfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wusste eben, was einen freiheitlichen Staat ausmacht. Nur schade, dass Irans Machthaber nichts für Jefferson übrighaben (Repräsentant des großen Satans, pfui Teufel!), geschweige denn für Pressefreiheit.

Seit drei Monaten halten sie zwei deutsche Journalisten fest. Ihr Vergehen: Die Mitarbeiter der »Bild am Sonntag« wollten den Sohn und den Anwalt von Sakineh Mohammadi Aschtiani interviewen. Die Frau sollte erst als Ehebrecherin gesteinigt werden, nun droht ihr wegen Beihilfe zur Ermordung ihres Ehemanns der Tod durch den Strang. Es geht also in diesem Fall um die Missachtung von Menschenrechten in einer Diktatur. Und das Recht der Medien, darüber zu berichten. Dafür ist eines unerlässlich: Freiheit.

Doch die ist den Mullahs ein Graus. Daher wird es die bärtigen Herren auch überhaupt nicht beeindrucken, dass jetzt 100 prominente Deutsche aus Politik, Wirtschaft und Kultur – von Oberdiplomat Guido Westerwelle über Fußballkaiser Franz Beckenbauer bis zu Großbanker Josef Ackermann – fordern, die Reporter zu ihren Familien zurückkehren zu lassen. Weil Ahmadinedschad und Co. in ihrer eigenen Welt leben. Und die gründet zuallererst auf Unfreiheit.

Aber was ist von einer solchen Regierung zu halten, wenn es gilt, über so Brisantes wie ein Atomprogramm zu verhandeln? Zumindest das: Keinesfalls darf sich der Westen auf das Wort eines Regimes verlassen, das Menschenrechte mit Füßen tritt, die Gebote der Humanität missachtet und die Pressefreiheit versklavt. Mit solchen Schurken ist kein Staat zu machen. Das wusste schon ein aufgeklärter Geist wie Thomas Jefferson: „Wenn ich zu wählen hätte zwischen einem Land mit Regierung, aber ohne Zeitungen und einem Lande mit Zeitungen, aber ohne Regierung, dann würde ich das Land ohne Regierung wählen.“

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3 Gedanken zu “Feinde der Freiheit;”

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    Lassen Sie mich raten: Die aktuellen Entwicklungen in Ungarn – welches sich unter Orban in Richtung Faschismus entwickelt – finden Sie weit weniger interessant?

    Etwas hässlich zynisch könnte man sagen: Hier handelt es sich hierbei ja nicht um böse Musels…

    Oder konnte man von Ihnen schon kritische Worte lesen hinsichtlich der Handhabung von „Pressefreiheit“ in Ungarn (z.B. Abschaltung des einzigen kritischen Radiosenders durch die Regierung Orban)?

    Wenn vor unserer Haustür so massive Probleme bestehen, sollte man nicht ruhig bleiben. Sie aber: sind es. Beim Thema der Gefahren durch den politischen Islam sind Sie dagegen, höchst interessiert. Ich kann für meinen Teil nicht erkenne, dass der politische Islam innerhalb von Europa auch nur die allergeringste Gestaltungsmacht hat, außer, dass die (teils sehr berechtigte) Furcht vor ihm einen Teil unserer Bürgerrechte erodieren lässt.

    Egal. Ignorieren Sie den Faschismus in Ungarn einfach weiter. Sie werden sich damit wohl fühlen.

    Pardon.

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    „Daher wird es die bärtigen Herren auch überhaupt nicht beeindrucken, dass jetzt 100 prominente Deutsche aus Politik, Wirtschaft und Kultur – von Oberdiplomat Guido Westerwelle über Fußballkaiser Franz Beckenbauer bis zu Großbanker Josef Ackermann – fordern, die Reporter zu ihren Familien zurückkehren zu lassen.“

    Aus geopolitischer Sicht bzw. Realpolitik betrachtet: Lippenbekenntnis und Krokodilstränen-Show für die Öffentlichkeit, solange Deutschland sehr gute wirtschaftliche Beziehungen mit den Iran pflegt. So lebensmüde ist die deutsche Wirtschaft nicht. Das wissen auch die Machthaber in Teheran.

  3. avatar

    „Hundert prominente Deutsche!“ Wer hat von ihnen auserhalb der BRD gehoert ? Die anderen 200 Nationen sind gar nicht davon ueberzeugt dass „Deutschland ueber alles“ sei. Die BRD mausert sich immer mehr, von einer der Nationen in Europa, zur „Partner-Ordnungsmacht“ der USA. Wie reagieren die „Anderen“ ? Der deutsche General Klaus Naumann verkuendete: “ Europa ist der bevorzugte Partner welche die USA brauchen um ihre Rolle als Weltvorherrschaft zu erhalten!“ Antwort von Nelson Jobim, Verteidigungsminister Brasiliens: „Wir sind nicht Partner der USA zur Erhaltung ihrer Rolle in der Welt!“ General Klaus Naumann: „Es gibt fuer Europa keine Sicherheit ohne die USA!“ Antwort von Brasiliens Verteidigungsminister: „Fue die Sicherheit Suedamerika sind nur die Suedamerikaner zustaendig!“ (Danach NEIN gegen die von USA und NATO geforderte Ausdehnung der NATO in den „Suedatlantik“ – lese: „Suedamerika und Westseite Afrikas“). Es waren die USA und die Briten welche 1953 die Demokratie in Iran zerstoerten: Remember MOSSADEQUE! (Der „lead agent“ war Kermit Roosevelt). Und das fuehrt uns zurueck in die USA – zu dem von Chris gelobten Thomas Jefferson: Der edele, kluge „American“ scheute sich nicht sein ganzes Leben von der Arbeit seiner schwarzen Sklaven zu leben. Nicht nur zu leben: Er zeugte Kinder mit einer Sklavin (Sally Hemming) welche die Halbschwester seine weissen Frau war – also die geliebte Sklavin war auch die Tochter seines weissen Schwiegervaters. Als richtiger „American“ starb Jefferson, ein Lebemann, pleite und seine Sklaven konnten nicht mal die oft bei Todesfall des „Besitzers“ erlaubte Befreiung geniesen! Zumindest George Washingtons Sklaven wurden nach seinem Tod befreit – auch wenn er zuvor einigen die Zehen abgehackt hatte weil sie immer in die Freiheit fluechteten. –Die Diktatur der religioesen Fanatiker in Iran und die archaischen Sitten besteht noch grausamer im Reich der Saudis – die grossen Aktionaere deutsche Gesellschaften und Waffenkunden: Die BRD sendet aber keine Provokateure oder Agenten nach Saudi Arabien. Case closed!

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