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Gaddafi: Stürzt den Tyrannen!

Viele Libyer wollen nur noch eines: raus aus ihrem Land. Weil keiner weiß, wie es weitergehen soll. Ihre Heimat droht im Chaos zu versinken.

Und: Die Menschen fürchten um ihr Leben. Denn der durchgeknallte Diktator Gaddafi lässt auf sein Volk schießen und Bomben abwerfen. An den Grenzen zu Tunesien und Ägypten drängen sich bereits fast 200.000 Flüchtlinge. US-Außenministerin Hillary Clinton warnt vor einem „gigantischen Somalia“. Nach Ansicht von Beobachtern droht eine humanitäre Katastrophe in einem Staat, der ohnehin zu den ärmsten der Welt gehört. Ist es da nicht längst für den Westen an der Zeit, militärisch einzugreifen, um weiteres Blutvergießen zu verhindern und die Not zu lindern?

 

Selbstverständlich!, möchte man im ersten Überschwang des Mitgefühls ausrufen. Doch dieser nachvollziehbare Reflex, er führt geradewegs in die falsche Richtung – zumindest, solange noch kein Genozid droht.

Gleich mehrere handfeste Argumente sprechen nämlich gegen einen solchen Einsatz zum jetzigen Zeitpunkt. Da ist zum einen die Gefahr, dass der Aufstand der Mutigen als Kolonisationsprojekt ausländischer Mächte diskreditiert werden könnte. Das würde dem Streben nach Freiheit einen drastischen Imageschaden bescheren.

Zum anderen stellt sich bei einer Intervention sofort zwingend die Frage: Und was dann? Haben wir, allen voran die USA, ausreichend Kraft und Ausdauer, uns langfristig in Libyen zu engagieren? In einem Land, das so zerstritten und unübersichtlich wirkt wie Afghanistan? Droht ein solcher Einsatz nicht in einer zermürbenden Dauerpräsenz zu enden, die den Menschen womöglich mehr schadet als nützt?

Vielleicht ist ein anderer Weg Erfolg versprechender. Wie wäre es mit einer kleinen Eliteeinheit, die sich darauf versteht, unliebsame Personen ohne viel Tamtam auszuschalten? Ein paar Marines, die Jungs von der GSG 9 oder eine Handvoll Mossad-Agenten könnten das Problem namens Gaddafi aus der Welt schaffen, auf welche Weise auch immer. Das käme den Menschen in Libyen zugute. Und uns, die wir kaum etwas so sehr fürchten wie Hunderttausende, die an unseren Grenzen Einlass begehren.

Tunlichst muss aber eines unter allen Umständen vermieden werden: dass sich ein Mogadischu wiederholt. Im Oktober 1993 hatten US-Elitesoldaten versucht, in der somalischen Hauptstadt die Entourage des Milizenführers Aidid gefangen zu nehmen. Der Einsatz endete in einem Desaster. Den Kämpfern des Warlords gelang es, Hubschrauber abzuschießen und mehrere Amerikaner zu töten. Noch heute gehört das Bild eines ermordeten Soldaten, der vom Mob halbnackt durch die Straßen geschleift wird, zum kollektiven Trauma der Vereinigten Staaten.

Doch selbst eine solch schlimme Erfahrung sollte den Westen nicht davon abhalten, Gaddafi und seinen Schergen das Handwerk zu legen. Eine derartige „unterschwellige“ Intervention hat nämlich auch einen großen moralischen Vorteil: Effizient ausgeführt, würde dieser Einsatz den Menschen in Libyen signalisieren, dass ihr Schicksal uns nicht gleichgültig ist. Und das Ende des Despoten wäre ein Zeichen der Hoffnung. Viel mehr ist im Moment wohl kaum möglich. Aber vielleicht hilft es der Bevölkerung bei dem Entschluss, doch in ihrer Heimat zu bleiben.

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13 Gedanken zu “Gaddafi: Stürzt den Tyrannen!;”

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    Gaddafis Schergen wurden von Ihren „Jungs von der GSG 9“ ausgebildet, schon vergessen?
    Ausgerüstet mit den modernsten Waffensystemen.
    EADS läßt grüßen. Gut verdient daran, deutsch- französischer Export.

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    Christian Böhme hat sicherlich den sehr unterhaltsamen Streifen „The Expendables“ gesehen, mit den großartigen Sylvester Stallone, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger u.a.. Da darf man doch mal phantasieren.
    Ich empfehle den Film auf wärmste! Es kracht und ist sehr humorvoll.

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    @68er
    nur ein kurzer hinweis in eigener sache: ich habe mich wohl etwas unpräzise ausgedrückt. mir ist wichtig, dass viele menschen in libyen arm sind, weil der bruder revolution den erdölreichtum nicht gerade freigiebig an sein volk weitergeleitet hat.
    mit freundlichem gruß
    christian böhme

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    Christian Böhme schrieb: Wie wäre es mit einer kleinen Eliteeinheit, die sich darauf versteht, unliebsame Personen ohne viel Tamtam auszuschalten? Ein paar Marines, die Jungs von der GSG 9 oder eine Handvoll Mossad-Agenten könnten das Problem namens Gaddafi aus der Welt schaffen, auf welche Weise auch immer.

    Mord als Mittel der Politik? Wie unterscheidet sich das von verbrecherischem Terrorismus? Und wann fordern sie, die israelische Regierung, wegen Landraub, ethnischer Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit einfach auszuknipsen?

  5. avatar

    Von Libyen lernen!

    Habe gerade auf SPON gelesen, dass es sich bei den übergelaufenen Soldaten in Libyen in großen Teilen um Wehrpflichtige handeln soll.

    http://www.spiegel.de/politik/.....58,00.html

    Sollte uns das nicht zu denken geben?

    Als Pazifist bin ich eigentlich grundsätzlich gegen jedes Militär, aber wenn sich ein Staat dafür entscheidet, sollte er sich für eine Bürgerarmee entscheiden, da nur so einer Verselbständigung der Armee entgegen gewirkt werden kann.

    Ohne Wehrpflichtige werden unsere Politiker noch weniger Skrupel haben, die Bundeswehr im Nicht-Verteidigungsfall oder ohne UNO-Mandat in die Welt zu schicken, um angeblich „deutsche“ Interessen zu vertreten.

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    Der „Psychopath“ Gaddafi ist ein guter Freund der europäischen Linken, insbesondere des pathologischen Antisemiten Jean Ziegler, der das Sagen beim UN-Menschenrechtsrat in Genf hat.

    Jean Ziegler ist ein guter Freund aller arabischen Diktatoren und auch des französischen Holocaust-Leugners Roger Garaudy. Der Kreis schließt sich. Soviel zum Thema Fehlbesetzung bei den Vereinten Nation. Es wird Zeit, dass Jean Ziegler zurücktritt und als Kronzeuge vor dem internationalen Strafgericht erscheint, sobald der Gaddafi festgenommen wird.

    Und Hillary Clinton sagte am Montag in Genf über das Israel-Bashing des UN-Menschenrechtrats:

    „The structural bias against Israel – including a standing agenda item for Israel, whereas all other countries are treated under a common item – is wrong. The council must apply a single standard to all countries based on the Universal Declaration of Human Rights. It cannot continue to single out and devote disproportionate attention to any one country.”

    Ziegler:
    http://hiram7.wordpress.com/20.....st-israel/

  7. avatar

    „Alle“ sind ratlos: Wie sollen „wir“ gegenueber Lybien reagieren ? Der „Westen“ (USA und NATO), China, Russland, der „Sueden“ (Lateinamerika, Indien, Afrika)- denn „alle“ haben ihre „Geschaefte“ mit dem Regime betrieben! Wie ein Kommentar in Brasiliens „Portal Vermelho“ (Rotes Tor!) bemerkte: „Was mit dem G. passiert ist unwichtig: Der G. hat seine Zelte auf zu vielen Seiten aufgeschlagen! Aber der „Westen“ hatte schon eine seit Jahren aktive CIA Filiale „am Ort“, wahrscheinlich verbuendet mit der Senussi-Dynastie…“. —-Russland, China, und der „Sueden“ wuenschen einen vom „Westen“ (USA -NATO unabhaengigen HANDELSPARTNER: Money counts – forget about ideology! Das ist die Philosophie von Deng Xiao Peng 1978: „Es macht nichts welche Farbe die Katze ist- Hauptsache sie faengt Maeuse!“ Wir sind im „post-ideological age“- keiner interessiert sich wer in Lybien regieren wird- Hauptsache man kann mit Lybien Geschaefte machen und Lybien so gut wie moeglich unabhaengig von USA & NATO zu stuetzen, denn „alle“ sind bedraengt vom „Weichen Krieg“ welche die USA&NATO gegen sie, als aufstrebendeunabhaengige geopolitische Pole betreibt! Zum Beispiel, Brasilien (wo 10 Millionen von 190 Millionen arabische Vorfahren haben – aehnlich wie ueberall in Lateinamerika!) – Brasilien verdient mehr Geld an der arabischen Welt ($ 7 Millarden) als an China und Europa (jeweils $ 5 Millarden) und USA ($ 4 Millarden). China und Brasilien sind massive mit Konstruktionsprojekten in Lybien, und Russland verkauft Millarden in Waffen und Flugzeuge nach Lybien. Italien ist der groesste Handelspartner, und natuerlich auch die Deutschen sind vielseitig am Handel und der Entwicklungs Lybiens beteiligt.

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    Lieber Herr Böhme,

    es tut mir Leid, aber das ist ja nicht auszuhalten. Wollen Sie uns für dumm verkaufen? Libyen soll zu den „ärmsten“ Staaten der Welt gehören?

    Das ist doch Propaganda, das können Sie den Leuten doch wirklich nicht verkaufen. Nicht nur beim Bruttoinlandsprodukt liegt Libyen im oberen Bereich noch vor dem EU-Mitglied Lettland und weit vor der Türkei.

    http://de.wikipedia.org/wiki/L.....t_pro_Kopf

    Auch beim Human Develeopment Index (HDI), der von den Vereinten Nationen erhoben wird, liegt Libyen im „grünen Bereich“ als bestes Land in Afrika.

    http://de.wikipedia.org/wiki/H.....ment_Index

    Und bei HDI können Sie auch nicht argumentieren, dass Gaddafi den Armen alles wegnehmen würde, denn der berücksichtigt nicht nur das Pro Kopf Einkommen sondern auch die Dauer der Schulbildung und die Lebenserwartung der Menschen.

    Der Grund, wieso der Westen davor zurückschreckt, dort einzumarschieren ist sicherlich nicht die Angst als Agressor dazustehen, sondern der Umstand, dass das Land bis an die Zähne von unseren westlichen Waffenlieferanten hochgerüstet worden ist. Hätten „wir“ das nicht gemacht, würden die Engländer und Amerikaner jetzt auch nicht so rumeiern.

    Es gibt immer noch kein Waffenembargo, es wird weiterhin Öl aus Libyen bezogen, es geht um Öl, um Macht und am allerwenigsten um Demokratie oder das Selbstbestimmungsrecht des libyschen Volkes.

    Dass Sie mich nicht missverstehen, ich bin kein Freund von Gaddafi aber auch kein Freund von Menschen, die mit ihm jahrelang Geschäfte gemacht haben, ihn hofiert haben, hochgerüstet und nun einen auf „Retter des libyschen Volkes“ machen. Das ist nicht mehr nur geschmacklos, dass ist ekelhaft.

    Mit besten Grüßen

    Ihr 68er

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