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Good-Bye, Guttenberg!

Am Ende hat er sich selbst entlassen. Lange, zu lange, hat Karl-Theodor zu Guttenberg für diesen Schritt gebraucht.

Der oberste Soldat des Landes, so sein Selbstbild, wollte bis zum Schluss kämpfen. Nur wurden die getreuen Gefährten immer weniger. Was drohte, war ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren im Amt. Der Vergleich mit Berlusconi hätte sich für die politisch-mediale Kaste aufgedrängt. Darf ein Ausnahme-Politiker über Werten wie Anstand und Ehrlichkeit stehen? Gelten demokratische Anforderungen und Grundwerte für alle oder muss es Ausnahmen geben?

Für die BILD – und mit ihr eine nicht kleine Mehrheit an Bürgern und Wählern – lautet die Antwort eindeutig: „Helden stehen über republikanischen Grundwerten“. Die Argumentation ist ebenso bizarr wie undemokratisch: Da zu Guttenberg aus dem Adel stammt, könne er bürgerliche Werte und das bürgerliche Lager gar nicht verletzen.

 

Beschädigt sind jetzt fast alle. Die Bundeskanzlerin, die Koalition, CDU/CSU und Volkes Glaube an Ausnahmepolitiker. Arm ein Land, das Helden nötig hat, heißt es bei Bert Brecht.

Deutschland ist ärmer geworden. Aber auch reicher an Erfahrung und Einsichten.

Die Selbstheilungskräfte der Politik, noch funktionieren sie. Guttenberg hat eine souveräne, wenn auch späte Entscheidung getroffen. Der entstandene Eindruck „Im Felde unbesiegt“ kann ihm eines Tages, wenn es um die Frage eines Comeback geht, nützen.

Die Republik ist mit dem Rücktritt wieder ein Stück normaler, geerdeter. Politik ist nun mal das Bohren dicker Bretter mit Leidenschaft und Augenmaß. Leidenschaft hatte und hat der Zurückgetretene, keine Frage. Das Bohren dicker Bretter war nie seine Sache. Am Ende hat auch das nötige Augenmaß gefehlt. Der Rest der Republik sollte wie zu Guttenberg auf dem Teppich bleiben und auf politische Helden verzichten.

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27 Gedanken zu “Good-Bye, Guttenberg!;”

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    @68er: Huuuuuch kann man da nur sagen. Da hatte ich doch ein wenig schneller geschaltet, als die Zeit.

    http://www.zeit.de/2011/10/Gut.....undeskreis

    Ich kann wirklich nichts dafür, daß ich immer so schnell schlußfolgere, ein wenig schneller, als die Redakteure.
    In der Zeit reklamierte ein Poster die bodenlose Frechheit der Zeitung, so einen Artikel zu schreiben.

    Gleich darauf der Hinweis der Moderation:“Bitte argumentieren Sie sachlich.“ Na, mal sehen, wie sachlich es hier wird.

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    Jetzt ist es aber gut mit Guttenberg, es gibt wichtigere Themen. Soviel Aufmerksamkeit hat er und BILD nicht verdient.
    Wie gesagt: er ist ein Amateur in Sachen Politik. Angela Merkel, die von dem herausragenden Helmut Kohl gelernt hat, hat ihm den Rest gegeben.

    In diesem Sinne schönes Guttenbergfreies Wochenende allerseits.

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    jan z, volens: Also versuch nochmal, diesmal “search”: miguel villafruela toca concierto bienvenido bustamante

    🙂 Ich fürchte, auch dieses „search“ fördert nur genau das zutage, was ich (oben, 3. März 2011 um 17:16) als Musik zu einem Revue-Film beschrieben habe:
    http://www.youtube.com/watch?v=c2dMKsBLBsg
    (Die englische Version hatte ich ebenfalls schon gesehen.) Es bleibt für mich dabei: Kitsch.

    Wie uns ja auch schon eine frühere Diskussion gezeigt hat – wir kommen mit unserem Musikgeschmack nicht zusammen. Aber, bitte, wir alle haben unsere Kitschecke: http://gowest.wordpress.com/

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    @David: Nur um Missverstädnisse zu vermeiden: Ich will hier weder das Plagiat noch Guttenbergs Umgang damit plötzlich verteidigen. Die erdrückenden Schuldvorwürfe lauten auf Betrug und notorisches Leugnen als Minister vor dem Bundestag. Am allerwenigsten will ich die Guttenberg-Anhänger verteidigen, die das Ganze als die übliche Verschwörung des „politisch-medialen Komplexes“ (was für ein bescheuerter und obendrei von den Linksradikalen geklauter Begriff!) betrachten und Guttenberg als eine Art männliche Lady Di blind verehren. Das ist alles klar, steht aber für mich einer positiven Bewertung des Abgangs selber nicht im Wege.

    Warum er unbedingt promovieren wollte? Offenbar um zu glänzen, Anerkennung und Beifall einzuheimsen und besser Karriere machen zu können. Das zweite Staatsexamen hat er nicht. Natürlich ginge es auch ohne. Das kratzt aber an der Vorstellung einer vollendeten Form.

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    @David Berger: Zweites Staatsexamen hat er ja nicht. Warum wohl fragt man sich da, und in dem Fach ohne so was wird man nicht ernst genommen. Da hilft nur: nachmachen oder Dr.

    Zum Posting: Was haben wir daraus gelernt? Dass die Bevölkerung doof ist (was wir bei fast jeder Wahl schon sehen, alleine schon das Ergebnis der FDP bei der letzten Bundestagswahl war zum Verzweifeln (und Steuersenkungen haben wir – wie vorausgeahnt – bis heute nicht)). Mal schauen, wie die sich bei der Vorratsdatenspeicherung schlagen, die mit Friedrich ja jetzt wieder ganz hoch im Kurs steht.

    Zu Googleberg jedenfalls hätte seine Bundeswehrreform nie gepackt; jetzt ist mit de Maziere einer auf dem Posten, der zumindest das Zeugs dazu hat, so was durchzuziehen. Und ich werd die Leute auslachen, die immer noch eine Verschwörung der Linken hinter Guttenbergs Rücktritt sehen.

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    @ Roland

    Hätte er eine Bank überfallen, wäre es nicht so schlimm gewesen. Aber Plagiat beim Erwerben eines akademischen Grades ist in der Tat nicht akzeptabel. Seine Anhänger denken aber umgekehrt.

    Im übrigen: warum wollte er unbedingt promovieren, verstehe ich nicht. Er hat Geld, einen Namen usw. Wozu ein Doktortitel? Das ist in der freien Marktwirtschaft und in der Politik nicht notwendig, weil praxisfern, zweites Staatsexam oder MBA reicht völlig aus.

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    Guttenberg hätte auf den brillanten Alphatier Franz-Josef Strauß (beinahe als Student exmatrikuliert, weil er kein NS-Mitglied sein wollte) hören sollen: „Everybody’s Darling is Everybody’s Depp“.

    Jetzt ist Guttenberg ein Fall für die Satire! Schade, beim Nockherberg 2011 wird er nicht mehr dabei sein. Hier das Abschiedslied für den Telenovela-Populisten Dr. Googleberg, von Serge Gainsbourg:

    http://www.youtube.com/watch?v=lk8QcdoGQHM

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    @EJ: Absolut richtig kritisiert! Das bezieht sich aber auf den von Ihnen gewaehlten „Zweiten Satz“ (Segundo Movimento). Auch der „Erste Satz“ ist lau. Aber „alles“ kommt raus im „Dritten Satz“ (Tercer Movimento): Da ist der Geist der lebenslang, spruehend-adoleszenten Karibiker. Also versuch nochmal, diesmal „search“: miguel villafruela toca concierto bienvenido bustamante . Und in anderer Version: remy vargas tercer movimento. Dann ist noch die Version des London Symphony Orchestra – welches eine ganze Serie von dominikanischen Kompositionen geboten hat: „Caribbean Treasures London Symphony Orchestra“ (auch in youtube). London als Weltstadt ist offen fuer die neue Klassik von Lateinamerika, sieh „Danzon No.2“. (Der Hollaender Andre Rieu hat sich einmal in London einen besonderen Spass geleistet: sieh „Brasil Symphony“… – da zuckten im Hintergrund auch die stoischen schottischen Pipers!)

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    @Susannah Winter: Dettling konnte nicht nur, er musste sogar seine „starke Meinung“ innerhalb von 7 Tagen in ihr direktes Gegenteil umkehren. Das wurde von den Ereignissen erzwungen; dafür brauche ich keine weitere Erklärung.

    Guttenberg hat m.E. in seiner Abschiedsrede seine komplexe, hochproblematische Situation offenherzig, eindringlich und zutreffend geschildert. Von ein paar beschönigenden Dingen wie dem „gut bestellten Haus“ abgesehen, hat er im Großen & Ganzen eine ungewöhnliche Menge an persönlichen Fehlern und Unzulänglichkeiten benannt. Ich fands jedenfalls gut. –

    Nun kommt es darauf an, der CDU/CSU auf die Finger zu sehen, dass sie diesen wirkungsvollen Rücktritt im Wahlkampf nicht unangemessen ausschlachten. Der Versuch, Internet-Aktivisten durch die bezahlte ProGuttenberg-Initiative bei Facebook zu imitieren, ist in diesem Zusammenhang beispielhaft (und grotesk). Ähnlich die Ummünzung der Guttenberg-Vorwürfe „Scheinheiligkeit“ und „Verlogenheit“ auf die Opposition (Rollenwechsel von Täter und Opfer). Hier muss darauf geachtet werden, dass die Wahrheit nicht schon wieder unter die Räder kommt.

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    @Roland Ziegler

    Wenn man bedenkt, dass zwischen diesemm Artikel von Herrn Dettling und seiner flammenden, in nichts nachvollziehbaren Fürsprache, genau 7 Tage liegen und dass dieser Artikel hier in nichts zurückgreift auf die von Herrn Dettling noch vor 7 Tagen propagierten Position, dann muss ich mich schon fragen, wie schnell man seine Meinung wechseln kann. Offensichtlich ohne das Bedürfnis zu haben, den eigenen Stimmungsumschwung zu erklären. Da kann ich decamerone und seiner Theorie zum Aggregatzustand diverser Journalisten nur Recht geben. Des Weiteren: Gerade die Abschlussrede des Herrn zu Guttenberg hat mich noch einmal bestärkt in meiner Haltung zu ihm, die ich übrigens nicht an dem „Dr.“ festmache sondern spätestens seit Kunduz und Schneiderhan hatte. Wieder waren hauptsächlich andere Schuld. Der Mann stilisiert sich trotz massiven Eigenverschuldens noch zum Opfer und Märtyrer. Er, der den engsten Kontakt zu einem niveaulosen und rechtspopulistischen Boulevardblatt gesucht hat, um seine Karriere voranzutreiben, bemängelt die Presse. Die gleiche Heuchelei in dieser Rede wie in allen vorangegangenen. Der Abgang dieses Mannes ist kein Verlust.

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    @ Susannah Winter

    ich bin voll mit Ihnen einverstanden. Aber: ich nehme an, Herr Dettling wollte sich auf diesem Blog rehabilitieren. Nicht auszuschließen, dass er schnell (vielleicht zu schnell) gelernt hat.

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    Liebe Frau Winter, wenn man den von mir in der Nacht vorgestellten Artikel in der Welt liest, ja dann bekommt man den vorsichtigen Eindruck, daß es bei Journalisten nicht auf auf die Meinung, sondern eher auf den jeweiligen, nicht nur geistigen, Aggregatzustand ankommt.

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    @Susannah Winter: Ich finde, wenn man (auch implizit) zugibt, dass man sich geirrt hat, ist alles OK. Insofern habe ich an diesem Artikel auch nichts auszusetzen, stimme ihm sogar zu.

    Den Rücktritt Guttenbergs fand und finde ich unausweichlich. Guttenberg hätte – wie auch viele Kommentatoren – die ausweglose Situation viel eher erkennen müssen, statt sich immer tiefer darin zu verstricken. Trotzdem oder eher: gerade deswegen hat mir Guttenbergs Abschiedsrede gefallen. Er wirkte authentisch und hat die bestmöglichen Worte gefunden. Das war nicht nur ein notwendiger, sondern auch ein respektabler Abgang, der viele berührt haben dürfte.

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    ..also Deutschland ist jetzt doch ein „normales“ Land wie viele andere! Nicht „ueber alles“, und nicht so ueberschwenglich „eine STARKE Stimme in Europa“. „Stark“ – das Lieblingswort der Mutti! Und der „Baron“ stoehnte: „Ich bin am Ende meiner Kraefte!“ Ueberhaupt das uebereifrige Streben nach „mehr Verantwortung“ – am besten im permanenten UN Sicherheitsrat! Deutschland sollte sich die Haltung der Japaner als Vorbild nehmen: Konzentriert auf „business“ und ohne hektisches Streben wieder die Last der Geopolitik zu ertragen und sich als besser-wissender Lehrmeister aufzublaehen. Der Absturz des blau-weissen „Baron“ – ist eine Stutzung der alten Kraftmeierei. Der „Berlin-Hauptstadt-Rummel“ hat auch seine Grenzen erreicht: Die groteske Mischung zwischen New Yaaark und Brandenburg-Provinz! (Elvis Presley meets the „Alte Fritz“!) Das traeumerische Bonn als Sitz der nationalen Regierung war representativ fuer die schoeneren, edeleren Aspekte der deutschen Kultur. (Dabei bleibt Berlin immer noch ein kulturelles „Hinterland“: Die Sinfonie von Bienvenido Bustamante ist schon gehoert und gewuerdigt worden in London, Beijing, Abu Dhabi… aber Berlin bleibt geschrumpft auf Schoenberg und Beatles!)

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    Daniel Dettling schrieb: „Volkes Glaube an Ausnahmepolitiker“

    Bei denen, die glauben, daß es mehr als gehobenes Mittelmaß mit einer zufälligen Portion Fortune gibt, muß man die Menschenkenntnis in Zweifel ziehen. Alles, was darüber hinausgeht, ist eh nur medialer Schein. Der verflüchtigt sich so rasch, wie er aufgebauscht wurde. Guttenberg ist das beste Beispiel dafür.

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    Lieber Herr Dettling,

    man könnte fast meinen, diesen Beitrag hätte Ihnen ein Ghostwriter verfasst. Haben Sie doch noch vor wenigen Tagen einen komplett anders lautenden Artikel verfasst. Ich zitiere mal einen Teil daraus (kenntlich gemacht, versteht sich):

    „Guttenberg erfüllt eine Sehnsucht, die in der real existierenden politischen Klasse kaum noch bedient wird: die Sehnsucht nach Führung und Orientierung. Der vorherrschende Eindruck: „Da geht einer seinen Weg, der auch der unsrige ist“. Frank, frei und führungsstark. Für den Wähler reicht es aus, dass Guttenberg auf seinen Titel verzichtet hat, bevor ihm die eigene Universität ihn entzogen hat. Das Zaudern im eigenen Fall wird verziehen.

    Blamiert sind jetzt die anderen. Die Opposition, die Gegner in den eigenen Reihen und vor allem die Universität Bayreuth.“

    Und jetzt das hier?? „Der Rest der Republik sollte wie zu Guttenberg auf dem Teppich bleiben und auf politische Helden verzichten.“

    Wenn Sie, als Mensch, der für sich eine „starke Meinung“ in Anspruch nimmt, schon so wankt in seiner Meinung und Entscheidungsfähigkeit, wie können Sie sich dann anmaßen, für andere meinungsbildend und informierend tätig zu sein?
    Von einem Journalisten UND Politikwissenschaftler erwarte ich mehr, als dass er sein Fähnchen in den Wind hält, ohne auch nur den Hauch einer Begründung für solch einen radikalen Meinungsumschwung zu liefern, frei nach dem Motto: „Was schert mich mein Geschwätz von gestern?“
    Ernst nehmen kann ich diese „starke Meinung“ jedenfalls nicht

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