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E10 – und was die Öl-Lobby davon hat

Nun muss man sich auch noch um Automotoren sorgen! Vertragen die ärmsten das neue E10, das uns eine regulierungswütige Regierung vorsetzt? Oder geht der gemeine Otto-Motor in die Knie, wenn zehn Prozent Biosprit ihn umspülen?

Was derzeit an deutschen Tankstellen aufgeführt wird, ist eine Lobbyisten-Seifenoper der schlimmsten Güte. Der ADAC ist gegen den neuen Sprit, die Mineralölkonzerne sind gegen den neuen Sprit. Deswegen informieren die Tankwarte nicht, sondern schüren die Angst der Autofahrer weiter mit Aufklebern an den Tanksäulen. Und wie Schafe lassen sich Millionen Autofahrer einreden, ihr Motor sei in Gefahr. Gleichzeitig stöhnt die ganze Welt über steigende Ölpreise. Und belässt es beim Stöhnen – und zahlt. Denn E10 ist natürlich ein Weg aus der Abhängigkeit vom fossilen und endlichen Brennstoff Öl. Noch wird Biosprit vor allem aus Mais, Roggen und anderen essbaren Rohstoffen gemacht.

Das hat die Ökolobby gegen E10 aufgebracht, und das hat auch einige Berechtigung. Doch in den Laboren – und auch in den ersten Pilotkraftwerken – werden bereits Reste aus der Nahrungsmittelproduktion zu Ethanol verarbeitet. Je schneller diese Technik weiterentwickelt wird, desto eher endet die Debatte um „Tank oder Teller“.

Das aber ist aus Sicht der Mineralölkonzerne die große Gefahr. In Brasilien fährt bereits die Mehrzahl der Fahrzeuge mit flexiblen Motoren, die beide Arten von Sprit vertragen. Auch in den USA und in Nordeuropa steigt der Ethanol-Anteil an den Fahrzeugtreibstoffen.Früher oder später wird Benzin auf Ölbasis von nachwachsenden Rohstoffen und neuen Elektroantrieben verdrängt werden.

Dass die Mineralölindustrie alles daran setzt, dies eher später als früher zu erleben, ist klar. Warum der ADAC dieses schäbige Lobbyistenspiel mitmacht, nicht so sehr.

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12 Gedanken zu “E10 – und was die Öl-Lobby davon hat;”

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    @Dett
    Na das hätte ich mir ja fast denken können: Sicherheit geht natürlich immer vor! Wissen Sie, auch andere Leute haben gefährliche Jobs..

  2. avatar

    @KJN
    Gut, einen Rasenmäher haben Sie ja schon. Ich hoffe einen Benzinrasenmäher, denn dann dürfen Sie sich ja jedes Jahr einen Neuen kaufen, ist ja nicht soooo schlimm.
    Stimmt, es ist ja nicht wichtig, wenn der Motor schlechter läuft, schlecht anspringt oder weniger Leistung bringt (wer behauptet das alles?). Es macht ja nichts aus, wenn die Feuerwehr das Löschwasser nicht mehr aus dem See fördern kann, weil der Sprit weniger Leistung (Garantiepunkte einer Feuerlöschkreiselpumpe)zuläßt. Oder die Rettungsschere halt erst nach 10 Minuten eingesetzt werden kann, um Sie aus dem Auto zu befreien.

    Es gibt Bürger, die mehrere tausend dieser Haushaltsmotore am Leben halten müssen und somit auch Treibstoff im 6stelligen Literbereich bevorraten müssen. Bei der Bundeswehr bzw. ausländischen Armeen in Deutschland ist es noch wesentlich mehr. Allein die Vernichtung nicht mehr funktionsfähigen Treibstoffes geht monatlich bei den benannten Behörden in den 6-stelligen Liter-Betrag.
    In den 70er Jahren war nicht die Rede von der Haltbarkeit des Kraftstoffes, da hielt er problemlos mehrere Jahre. Heute sind mit Additiven maximal 2 Jahre erreichbar. Beim deutschen E10 liegen keinerlei verwertbare Zahlen vor. Und dann noch die Problematik von Winter- zu Sommersprit – sowohl Diesel als auch Benzin. Also sollen die Behörden das Risiko Ihrer Meinung nach eingehen? Wollen Sie in Ihrem Haus verbrennen? Oder lange auf die Befreiung aus Ihrem Fahrzeug warten?
    Wir werden nur noch Aspen tanken, minimal teurer aber dafür zuverlässig. Und auch Sie werden im Notfall entsprechend schnell gerettet.
    Hier hilft nur eine grundsätzliche Information über die tasächlichen Anwendungen, die man durch informieren erreichen kann. Dann werden auch die 90% Fahrzeuge, die angeblich E10-tauglich sind, urplötzlich extrem schrumpfen. denn wir haben bereits 10% Gasfahrzeuge, die ihr Startbenzin nicht aus E10 ziehen dürfen.

  3. avatar

    Lieber Dett,
    da haben Sie auch recht: Wollen wir mal bei aller Dramatik in Japan unsere alltäglichen Sorgen nicht vergessen: Was kann denn wirklich durch alten Treibstoff und / oder schneller gealtertes E10 im schlimmsten Fall passieren?
    1) springt nicht so gut an
    2) zieht nicht so gut
    3) vielleicht etwas mehr Ölverbrauch.
    Will sagen: Hier geht’s nicht um arglistige Täuschung sondern, wie ich finde, verkraftbare Qualitätsverschlechterung. Wir müssen langsam anfangen, wieder das Improvisieren zu lernen.
    Wirklich schlimm ist das nicht.
    (Andere müssen das bekanntlich derzeit schneller lernen.)
    Ich will damit sagen: Wenn wir Hubkolbenmotoren weiter betreiben wollen (ich würde das bevorzugen), dann müssen wir und uns auf andere Treibstoffe einstellen.
    Ein guter Einstieg dazu wäre ein ca. 10 % niedrigerer Preis für E10..
    Ich hab‘ übrigens auch einen Rasenmäher.

  4. avatar

    Jooo, das ist der Standardausspruch, dass bereits andere Länder mit E irgendwas fahren. Nur: die haben völlig andere Motore! Auch das E10 in Frankreich soll eine völlig andere Zusammensetzung haben wie unseres. E85 gibts in Schweden, völlig andere Motore kommen da zum Einsatz. Äpfel mit Birnen vergleichen ist extrem unfair, denn letzendlich zahlt jeder Autofahrer selbst die Reparatur an seinem Auto, nicht nur wenn er es für 6 Wochen Krankenhausaufenthalt stehen läßt. Klar gibt es die „Freigaben“ der KFZ-Hersteller, aber die der „Haushaltsmotore“ ist viel interessanter, weil ehrlicher.
    Der Standardsatz ist doch letzendlich: Tanken dürfen Sie E10, aber mit fahren nicht! Oder Sie tragen die Kosten selbst!
    Erstaunlich auch, dass etliche Behörden E10 für die eigenen Maschinen verboten haben. Der „mündige“ Bürger kann ja nachweisen, dass sein Auto durch E10 zerstört wurde. Aber der mündige Bürger hat nicht die Zeit und auch nicht das Geld, einen Prozess durchzustehen. Also wieder einmal perfekt geplant!
    Hier sollte man endlich das Produkthaftungsgesetz in Anspruch nehmen, dass eine Garantie von 2 Jahren vorsieht. Unser normaler Sprit macht bereits nach etwa 9 Monaten Probleme, E10 viel eher. Klar ist mein Auto freigegeben, aber ich fahre zusätzlich mit LPG, somit bleibt der Sprit etwa 6 Monate im Tank. Da ich Fahrtenbuch führe und auch grundsätzlich die Tankrechnungen aufhebe, sollte ich doch mal einen Prozess führen, könnte lustig werden!
    Die Bürger, die ein Boot haben, kennen die leidvolle Erfahrung des „Gum“ im Tank (Originalwort eines Treibstoffherstellers!). Auch die Reparaturkosten sind denen bereits bekannt. Gleiches gilt für die vielen Werkstätten der Haushaltsmotore. Die leben von der geringen Haltbarkeit des normalen Sprits. Jetzt kommt E10 dazu.
    Letzendlich fehlen mit die Worte. Vermutlich bin ich zu ehrlich!

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    @Margret Heckel
    Ihre Einschätzung der Diskussion über den Treibstoff „E10“ wurde in meinem Bekanntenkreis als durchweg plausibel angesehen und ich teile Ihre Einschätzung ebenfalls.
    Bei der laufenden Diskussion könnte man den Eindruck haben, als wäre noch nie ein Motor auf der Welt mit Ethanol gelaufen. Dabei enthält unser Treibstoff bereits seit Jahren bis 5% Alkohole, in Brasilien z.B. 20 % und mehr, und daß Treibstoffe altern und dadurch nicht mehr ganz so gut zünden ist auch nichts Neues.
    Interessant wird werden, welchen Weg die Diskussion über die Produkthaftung geht.

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    @Wolf
    Dann kann es, schon wegen der begrenzten Haltbarkeit, keine Unbedenklichkeits-Garantie geben. Und der Fall ist auch erledigt,da zumindest ein Restbestand an Alt-E10 immer im Tank bleibt.

  7. avatar

    So einfach ist das nicht. Die schnell durchgeprügelte E10- Verordnung und die ebenso schnelle Einigung bedient zwei Lobbygruppen.
    Die erste ist die Mineralölindustrie, deren vorproduziertes E10 im wahrsten Sinne des Wortes vergammelt, wenn es nicht schnell verbraucht werden sollte. E10 ist nämlich nur 2 Monate haltbar.
    Deswegen darf es zum Beispiel in Radenmähern, Kettensägen und nur selten gefahrenen Nutzfahrzeugen nicht getankt werden. Ernstzunehmende Kritik kommt deswegen aus der Reihe der freiwilligen Feuerwehren, deren Fragenkatalog bis heute nicht beantwortet wurde: http://notfunk-nrw.org/index.p.....#038;id=34

    Die Ursache, warum Bundesregierung und Mineralölverbände so vorschnell E10 einführten, liegt in der erhofften win-win- Situation: Die kurze Haltbarkeit des e10- Sprits zwingt die Autofahrer zum erhöhten Verbrauch. Niemand kann es sich mehr leisten, sein Auto wochenlang stehen zu lassen, sonst wird nämlich ein Werkstattbesuch fällig, wo Tank und Filter gereinigt werden müssen. In diesem Fall dient E10 der Wirtschaftsförderung und Arbeitsplatzbeschaffung.
    Ganz nebenbei wird die Obsoleszenz jener alten Autos beschleunigt, deren Besitzer sich der Abwrackprämien- Aktion verweigerten. Ihnen bleibt nur der Ausweg, teures Super zu tanken, sonst nehmen sie unfreiwillig teil am heimlichen Abwracken ihrer Fahrzeuge, nur diesmal ohne Prämie.
    Der Staat spart die Prämie und die Arbeitsplätze in Industrie und Werkstätten sind trotzdem gesichert.
    Genau diese Aussicht führte gestern zur raschen Einigung. Mit Umweltschutz hat das nichts zu tun.

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    Einfach warten,bis die Resteverwertung funktioniert und eine verbindliche Garantie über die Unschädlichkeit der Suppe.Fall erledigt.

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    Die politische Auseinandersetzung um die neue Spritsorte Super E 10 halte ich für total übertrieben. Am gepoltere der Opposition ist erkennbar, dass die Opposition sich die grünen Themen, nicht aus der Hand nehmen lassen möchte. Schön. Aber nicht um den Preis, dass die Verbraucher nur unnötig verunsichert werden. Bleibt zu hoffen, dass die Verbraucher trotzdem wissen, dass es sonst nur Wunschdenken bleibt, von den Ölförderländern unabhängiger zu werden und etwas für die Umwelt zu tun, wenn die Verbraucher nicht marktorientierter, bewusster eben, handeln. Das scheint der Opposition jedoch aber nicht mehr wichtig zu sein. Wohl aus dem Grund weil diesmal ein Superwahljahr ansteht. Das wäre unlauter.

  10. avatar

    Na ja, Frau Heckel, wenn es nur so einfach wäre.
    Meine Fachwerkstatt (VW) rät mir auch (zumindest der KfZ-Meister) davon, obwohl mein Auto nicht auf der Liste steht. Er sagte mir, sie hätte schon jede Menge Autos mit Schäden durch den E10-Sprit. In der Zeitung lese ich von einem BMW-Ingenieur ähnliches.
    Sind das alles Lobbyisten???

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