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Wenn Frieden droht – eine Polemik

Heute, Jahre nach der Kapitulation, kann wohl keiner mehr so recht sagen, wann der Krieg in Afghanistan verloren ging und das Land begann, zum Steinzeit-Islamismus zurückzukehren. Aber der eine oder andere wird sich zumindest noch schemenhaft daran erinnern, wie die Taliban erstmals als „Teil der afghanischen Gesellschaft“ bei einer Friedenskonferenz willkommen geheißen wurden.

War das nicht in Bonn, ungefähr Ende 2011? Richtig, es begann mit etwas verschämten Gesprächen zwischen amerikanischen Militärs und den Radikal-Islamisten. Dann folgte der Kotau. Vernünftig nannte man die Verhandlungen, schließlich müsse am Hindukusch endlich Ruhe einkehren. Was konkret bedeutete: Bloß raus hier! Weiterlesen

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Wir Panikmacher

Die Diagnose liegt auf der Hand: Ein Bakterium bringt uns zusehends um den Verstand. Wir bewegen uns seit Tagen am Rande des Nervenzusammenbruchs – und keine Besserung ist in Sicht.

Im Gegenteil. Ehec hat sich längst nicht nur einiger Hundert Körper bemächtigt, sondern auch Tausender Köpfe. Und dort treibt die Krankheit ihr Unwesen noch ungezügelter als in manch bedauernswertem Darm. Viele Gehirne sind offenbar schon ausgefallen. Anders ist es kaum zu erklären, dass der Ehec-Wahnsinn Deutschland fest in seinen Klauen hat. Weiterlesen

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Obama und Netanjahu: Mister Planlos und Herr Neinsager

Eines muss man Benjamin Netanjahu lassen: Er hält seinen Kurs – komme, was und wer da wolle. Selbst der Druck eines US-Präsidenten ficht ihn nicht weiter an. Barack Obama fordert einen Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967? Mir doch egal! Ich bleibe bei meinen Standpunkten, seien sie auch teilweise noch so umstritten. Hier geht es eben um Prinzipien, nämlich ein Israel in sicheren Grenzen. Und wer könnte ihm da widersprechen? Selbst der Chef im Weißen Haus nicht. Weiterlesen

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Jagdszenen in Kreuzberg

Hemmungslose Nazis, die gezielt auf den Köpfen einiger Gegendemonstranten herumtrampeln. Hilflose Polizisten, die von Rechtsextremisten schlicht über den Haufen gerannt werden.

Unbeteiligte Fahrgäste, die in panischer Angst aus dem U-Bahnhof Mehringdamm flüchten: Der Neonazi-Aufmarsch am 14. Mai in Berlin war von schockierender Brutalität und Aggressivität geprägt. In Berlins ach so beschaulichem Multikulti-Bezirk Kreuzberg haben sich regelrechte Jagdszenen abgespielt. Hätte es noch eines Beweises für die im wörtlichen Sinne »Schlagkraft« der Szene bedurft, an diesem Tag wäre er vom rechten Mob erbracht worden. Weiterlesen

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Scheinheiliges Deutschland

Selten gab es so viel Scheinheiligkeit, Heuchelei und eitle Überheblichkeit wie in den vergangenen Tagen. Da ist die Leiche eines der schlimmsten Massenmörder des 21. Jahrhunderts noch nicht richtig auf dem Grund des Ozeans angekommen – und in Deutschland echauffiert man sich über die Rücksichtslosigkeit dieser rachedürstenden Amerikaner: dieses Jubeln, das Triumphgeheul über den Tod eines Menschen, widerlich.

Einfach so erschossen, pfui! Das will ein Rechtsstaat, eine Demokratie sein? Na, das Völkerrecht wurde von den Cowboys ja schon immer gebrochen. Dann dieses unzivilisierte Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mit dem Christlichen ist es in den USA offenkundig nicht weit her. Und wie die mit dem Islam rumspringen! Lassen einfach den Leichnam ins Meer rauschen. Respekt vor einer anderen Religion ist denen wohl völlig fremd. Wir sind doch der Westen, wir müssen doch ein Vorbild sein, unsere moralische Überlegenheit täglich unter Beweis stellen.

Wenn ich das alles lese und höre, färbt sich mein Gesicht rot – vor Scham und Zorn. Weiterlesen

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Der Gerechtigkeit Genüge getan

Die Welt kann aufatmen und – ja, auch das – sich freuen, zumindest für einen Moment. Osama bin Laden ist tot, gestorben im Kugelhagel amerikanischer Elitesoldaten. Fast zehn Jahre nach den Anschlägen von New York und Washington ist dem Leben des meistgesuchten Mannes unseres Planeten in Pakistan mit Gewalt ein Ende bereitet worden – ein gleichermaßen vorhersehbares und verdientes.

Auch, wenn es ein Sieg des Rechtsstaates und damit der westlichen Wertegemeinschaft gewesen wäre, hätte sich der Terrorpate vor einem weltlichen Gericht verantworten müssen. Statt Elektrischem Stuhl nun gezielte Kopfschüsse. Weiterlesen

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Burka-Verbot: Warum der Staat Flagge zeigen muss

Bei der Kleidung halte ich es grundsätzlich mit Friedrich dem Großen. Jeder soll ruhig nach seiner Façon selig werden. Ob pluderige Ballonseidenhose oder elegantes Kostüm – eigentlich ist mir das schnurz. Ok, das eine beleidigt das Auge, das andere erfreut es. Aber von diesen, dem persönlichen Geschmack geschuldeten ästhetischen Kriterien einmal abgesehen, kann ein jeder unsere Straßen unsicher machen, wie es ihm beliebt. Und zu Hause ist eh erlaubt, was gefällt. Da das Private zu Recht privat bleiben muss, muss innerhalb der heimischen vier Wände sogar eine Burka möglich sein.

Was allerdings gar nicht geht, ist die Vollverschleierung der Frau in der Öffentlichkeit. Weiterlesen

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Außenminister außen vor

Wenn Guido Westerwelle vor der Bundestagswahl 2009 gefragt wurde, was ihn denn für das Amt des Außenministers prädestiniere, antwortete er gerne mit ernster Miene: »Ich treffe mich oft zum Frühstück mit Hans-Dietrich Genscher.« Das sollte so viel heißen wie: Seht her, mit einem solch erfahrenen Ratgeber kann nun wirklich nichts schiefgehen. Kompetenz durch Kontakt zur Kompetenz, liberale Tradition mittels Rückgriff auf einen liberalen Traditionsträger.

Doch seit Sonntag weiß der Noch-FDP-Boss wohl, dass ihm trotz aller gefühlten Nähe zum großen Vorbild ein langes Wirken als Chefdiplomat verwehrt bleiben wird. Mehr noch: Die restlichen Monate werden sich für den 49-Jährigen als weitgehend macht- und einflusslose erweisen. Die Geschicke der deutschen Außenpolitik – gerade, wenn es um die heiklen Herausforderungen des Nahen Ostens, die Euro-Krise und das Verhältnis zu Amerika geht – liegen nun allein in den Händen der Kanzlerin. Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt’s einen, der die Sache regelt … Und das ist künftig Kapitän Merkel. Weiterlesen

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Islamkonferenz, nein danke

Islamfreie Tage sind rar geworden in Deutschland. Über wenig anderes echauffiert sich diese Republik so inbrünstig wie über das Zusammenleben mit vier Millionen Muslimen. Es gibt inzwischen wohl kein Detail oder Argument, das in Sachen Migration und Integration nicht schon tausend Mal hin- und hergewendet worden wäre.

Allerdings mit bescheidenem Erfolg. Weiterlesen

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Freiheit auf der Flucht

Die arabische Welt bewegt sich. Immer mehr Menschen wollen in den Genuss von Freiheit kommen, die ihnen seit Jahrzehnten verwehrt wird.

Doch die Freiheit, die das unterdrückte Volk meint, hat nicht zwingend etwas mit  hiesigen Vorstellungen von Demokratie zu tun. Den Aufständischen geht es um Elementares: Brot und Arbeit. Sie wollen ihr Auskommen haben, sehnen sich nach einer soliden wirtschaftlichen Grundlage, nach einem besseren Leben. Wir hier im Wohlstandswesten müssen ihnen das ermöglichen. Weiterlesen

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Mutbürger statt German Angst

Wir sind schon ein merkwürdiges Volk. Da taumelt Japan nach Erdbeben, Tsunami und atomarem Gau kurz vor dem Abgrund – und Deutschland hat nichts Besseres zu tun, als sich mit Jodtabletten und Geigerzähler einzudecken.

Dabei sind es doch die Menschen im Fernen Osten, die tote Angehörige beweinen, ihre Häuser verloren haben und den radioaktiven Fallout fürchten müssen. Zwischen Not und Elend der Japaner und den hiesigem Wohlergehen liegen fast 9000 Kilometer und offenbar mehrere mentale Welten.

Die Kernfrage lautet also: Warum machen wir die Katastrophen anderer zu unseren eigenen? Warum kümmern wir uns lieber um uns selbst, anstatt um diejenigen, die es viel nötiger haben? Die Antwort ist einfach: German Angst. Jenes zumeist irrationale Gefühl, alles ginge den Bach runter. Weiterlesen

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