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Wie die Manager den Kapitalismus zerstören

1978, ein Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch des Sowjetsystems, erschien die Studie „Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht“ von den ungarischen Intellektuellen György Konrád und Iván Szelényi. Sie benutzten die Terminologie und Methodik des Marxismus, um nachzuweisen, dass die angeblichen Parteien der Arbeiterklasse, ob sozialdemokratisch oder kommunistisch, in erster Linie der Konstituierung der Intellektuellen als Klasse für sich und der Eroberung der Staatsmacht im Interesse dieser Klasse dienten.

http://unirot.blogsport.de/images/die_intelligenzgrundrisse.pdf

Auch nach dem Fall der Mauer und dem Siegeszug des „Washingtoner Konsenses“ in der Wirtschaftspolitik galt und gilt diese Analyse. Freilich waren die fast zwei Jahrzehnte zwischen Mauerfall und Börsenzusammenbruch eine Zeit, in die Klassenmacht der Intelligenz geschwächt wurde, auch wenn sie etwa in Deutschland mittels der per Zwangsabgabe finanzierten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nach wie vor die öffentliche Meinung in starkem Maße beherrschen konnte.

Seit 2008 gewinnen die Intellektuellen wieder an Boden. Weiterlesen

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Die List der Geschichte

Natürlich ist die Große Koalition eine Enttäuschung. Schon vor dem Abschluss der Verhandlungen habe ich im „Guardian“ die Umrisse einer Fundamentalkritik skizziert:

http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/nov/25/germany-strength-illusion-merkel-coalition

Davon nehme ich nichts zurück – außer der Erwartung, die Koalition werde sich nicht trauen, die doppelte Staatsbürgerschaft anzugehen. Und die Tatsache, dass ich in diesem Punkt Unrecht hatte, ist mir Anlass, an dieser Stelle nicht weiter von den Dingen zu reden, die Merkels alt-neue Koalition nicht anpackt oder falsch anpackt; reden wir lieber von ihren Leistungen. Weiterlesen

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„Rolling Stone“, Charles Manson, und die Beatles (Teil 2 und Schluss)

Die Botschaft des Weißen Albums war zwar Charles Manson klar; allein die Schwarzen, die 1968 nach dem Mord an Martin Luther King ganze Stadtteile – auch in Los Angeles – abgefackelt hatten, schienen 1969 merkwürdig unentschieden. Könnte es sein, dass sie selbst für ihr Werk der Zerstörung der Führung des „weißen Mannes“ bedürften?

So reifte in Mansons Hirn die Idee, eine Mordserie zu initiieren, eine Terrorwelle gegen das weiße Establishment, die den Schwarzen in die Schuhe geschoben und einen weißen Backlash provozieren, der wiederum den Rassenkrieg – „Helter Skelter“ – auslösen würde. Weiterlesen

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„Rolling Stone“, Charles Manson, und die Beatles (Teil 1)

Die Zeitschrift „Rolling Stone“ hat in ihrer neuesten Ausgabe – ich rede von der amerikanischen, nicht der deutschen – wieder mal ein Gespräch mit dem Massenmörder Charles Manson:

 http://www.rollingstone.com/culture/news/charles-manson-today-the-final-confessions-of-a-psychopath-20131121

Die Faszination der Zeitschrift, die sich einmal als Sprachrohr der „Gegenkultur“ verstand, mit dem Mann, der dieser Gegenkultur ihre Unschuld nahm, ist einerseits verständlich; andererseits hat es „Rolling Stone“ nie vermocht, Manson sozusagen in die Augen zu sehen und seinem Blick auszuhalten. Wann immer die Zeitschrift auf Manson zu sprechen kommt, ist eine ähnliche Hemmung und Verklemmung zu erkennen wie in großen Teilen der alternden deutschen 68er Bewegung, wenn es um die RAF, die Bewegung 2. Juni und so weiter geht. Weiterlesen

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Unschuldige Antisemiten

 Um zu verstehen, worum es in diesem Beitrag geht, muss ich Sie bitten, vorher auf diesen Link zu klicken. Dort können Sie nachlesen, was der Stellvertretende Chefredakteur der Badischen Zeitung anlässlich der Kritik an einer am Jahrestag der Reichskristallnacht in seiner Zeitung erschienenen Karikatur schreibt. Sie finden dort auch die Karikatur:

http://www.badische-zeitung.de/karikaturen/umstrittene-karikatur-nicht-jede-kritik-ist-antisemitismus–60898246.html

Nun, Originalität kann man Thomas Fricker nicht vorwerfen. Weiterlesen

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Was Christen und Atheisten voneinander lernen können

Nicht nur meine atheistischen Freunde waren verstört, als ich vor vierzehn Jahren ein Buch über Maria veröffentlichte, die Mutter des Jesus aus Nazareth. Noch verstörter waren die wenigen unter ihnen, die das Buch auch lasen. Hatten sie von mir, einem zuweilen lautstarken Kritiker der Religion, eine Destruktion oder Dekonstruktion der Mariendogmen der Katholischen Kirche – unbefleckte Empfängnis, immerwährende Jungfräulichkeit und leibliche Aufnahme in den Himmel – erwartet, verbunden vielleicht mit einem Angriff auf die unseligen Auswirkungen des Marienkults für das Bild der Frau in katholisch geprägten Ländern, so wurden sie enttäuscht. Weiterlesen

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PKW-Maut? Ja, bitte!

Als die Infrastruktur für die LKW-Maut auf deutschen Autobahnen gebaut wurde, fehlte es nicht an Warnungen, früher oder später werde die Technik auch zur Überwachung des privaten Individualverkehrs benutzt werden. Nun ist es so weit. Gut so.

Mit der PKW-Maut, die in vielen anderen Staaten bereits zum Alltag gehört, wird auch dem Autofahrer deutlich gemacht, dass alles seinen Preis hat. Auch die Nutzung der Autobahnen. Man entgegne nicht, dass dieser Preis in der Benzin- und Kfz-Steuer enthalten sei. Weiterlesen

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Freunde spionieren einander nicht aus? LOL.

Über die regierungsamtliche Empörung wegen des undichten Kanzlerinnen-Handys sagte Karsten Voigt im Deutschlandfunk, sie sei „wohl ehrlich, aber naiv“. Zur Zeit seiner Kanzlerschaft sei Gerhard Schröder selbstverständlich davon ausgegangen, dass mehrere Dienste, auch der amerikanische, ihn auszuspionieren versuchten, so der Beauftragte der Rot-Grünen Regierung für die transatlantischen Beziehungen.

Er, Voigt, habe gleich zu Beginn seiner Arbeit herauszubekommen versucht, ob der BND die Amerikaner ausspioniere, und habe die Auskunft bekommen, das sei nicht so. Aber es sei klar gewesen, dass die CIA in Deutschland tätig sei. Man sollte dankbar sein, so Voigt, dass es die Amerikaner seien, die das Kanzlerinnen-Kommunikationsinstrument geknackt hätten und nicht – nun ja – andere, weniger wohlwollende Mächte.

So ist es. Ein Wort der Vernunft aus sozialdemokratischem Mund. Weiterlesen

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Gegen einen totalitären Laizismus

Vor etwa 2000 Jahren passierte etwas Merkwürdiges mit der Religion. Sie wurde privatisiert. Bis dahin diente der Kultus immer dem Erhalt des Gemeinwesens, genauer: der herrschenden Ordnung.  Herrschenden. Er war staatstragend und wurde vom Staat getragen.

Das Individuum war der Religion gleichgültig; ja in manchen Kulten wurde das Menschenopfer gepflegt. Es ist sicher kein Zufall, wenn das Volk, das zuerst und am deutlichsten das Menschenopfer ablehnte und dessen Propheten fast immer im Gegensatz standen zur Staatsmacht  auch jenen Mann hervorbrachte, der am klarsten den privaten Charakter der Religion betonte: den Rabbi Jesus aus Nazareth. Weiterlesen

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Limburg: Der Bischof und die Pharisäer

Wenn dieser Beitrag erscheint, ist der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst möglicherweise schon zurückgetreten. Dieser Schritt erscheint auch angesichts der vielen Unregelmäßigkeiten rund um die Finanzierung des Diözesanzentrums unvermeidlich. Und doch offenbart die Kampagne gegen den Bischof – denn von einer Kampagne muss man sprechen – eine Intoleranz, eine Lust am Fertigmachen eines schwachen Menschen, die ganz und gar unchristlich ist. Weiterlesen

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War die deutsche Einigung wirklich alternativlos?

Am 3. Oktober haben wir die deutsche Einheit gefeiert, und das ist auch recht so. Nölende Ossis – „alles war nicht schlecht …“ – und miesepetrige Wessis – „wie lange sollen wir noch zahlen?“ – können einem schon auf den Wecker gehen.

Auch mit den Leuten, die meinen, man hätte die Vereinigung dazu nutzen sollen, die Verfassung ganz neu zu schreiben, kann ich wenig anfangen. Mir gefällt das Grundgesetz ganz gut so, wie es ist. Hinter dem Gerede von der verpassten Chance auf ein ganz anderes Deutschland steckt meistens die Weigerung von Ost-Linken anzuerkennen, dass ihr System völlig am Ende war, also den Kalten Krieg verloren und dem Westen nichts zu diktieren hatte; oder von West-Linken, die gern die Ostdeutschen als Manövriermasse für ihre Zwecke in Bewegung gesetzt hätten. Trotzdem darf gefragt werden, ob der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik wirklich eine so gute Idee war, wie es mittlerweile selbst unter den meisten Linken Comment zu sein scheint. Weiterlesen

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