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Die Freiheit, die Dinge beim Namen zu nennen

Ein mir bekannter – ich möchte fast sagen befreundeter – Publizist schrieb mir vor einigen Tagen einen langen Brief, in dem er sich über einen Leitartikel erregte, den ich vor einigen Wochen für die „Welt“ geschrieben hatte.

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article113220656/Bruederle-Augstein-und-der-eigentliche-Skandal.html

Herr Müller – nennen wir ihn so – schrieb unter anderem: „Mit Entsetzen und voller Unverständnis habe ich heute Ihren Kommentar gelesen, ausgerechnet von Ihnen, dessen englisches Freiheitsverständnis mir Ihre Kommentare immer so lesenswert (…) macht. (…) Ich mag Herrn Augstein nicht und halte fast alles für falsch, was er denkt und schreibt, aber ein Antisemit – ich bitte Sie! Weiterlesen

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Aufklärung und Antisemitismus

Mein Freund und Kollege Hannes Stein hat vor einiger Zeit einen grandiosen Essay über den Antisemitismus einiger Aufklärer und einiger anderer sich als fortschrittlich empfindender Menschen – vom Fabier H.G. Wells über die Bolschewisten und Nationalsozialisten bis hin zum geistreichen und tapferen „Contrarian“ Christopher Hitchens – geschrieben:
Seine Beobachtungen sind leider richtig. Weiterlesen
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Was Günter Grass umtreibt

Ach ja, Günter Grass. Über sein „Gedicht“ zur israelischen Atombombe brauchen wir keine weiteren Worte zu verlieren. (Dennoch erscheint in der „Welt“ vom Mittwoch ein Artikel von mir zum Thema.)

Das Merkwürdige ist ja, dass alle Versuche, ihn in ein Schema – immer schon Nazi und Judenfeind gewesen, siehe seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS, oder immer schon Islamversteher gewesen, siehe seine Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen, oder immer schon ein Weichei gegenüber dem Kommunismus, siehe seinen Widerstand gegen die Wiedervereinigung – zu pressen, an der Komplexität des Menschen Günter Grass scheitern. Weiterlesen

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Geert Wilders ist ein Antisemit

Am 28. Juni stimmte das holländische Parlament für ein Verbot des rituellen Schächtens. Binyomin Jacobs, Oberrabbiner der Niederlande, verglich den Beschluss des Parlaments mit der antisemitischen Gesetzgebung der Nazis: „Eine der ersten Maßnahmen nach der Besatzung war die Schließung koscherer Schlachthöfe“, sagte Jacobs.

Pinchas Goldschmidt, Präsident der Konferenz europäischer Rabbiner, meinte, Holland habe damit „Jahrhunderte des Liberalismus, der Menschenrechte, der Offenheit und Toleranz gegenüber Juden weggeworfen“. Juden seien „in den Niederlanden nicht mehr willkommen“.

Recht haben die Rabbiner. Weiterlesen

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Ernst Nolte, Thilo Sarrazin und die Struktur des Vorurteils

Aus Gründen, die hier zunächst nicht interessieren, habe ich mir wieder Ernst Noltes „Der Faschismus in seiner Epoche“ hervorgekramt; das Buch begründete bei seinem Erscheinen 1963 Noltes Ruf als Ausnahmehistoriker und ist nach wie vor lesenswert.  Verstörend freilich ist das Vorwort zur Ausgabe von 1995, in dem Nolte den Versuch macht, das Werk sozusagen in eine Gesamtschau seines Schaffens einzuordnen. Insbesondere versucht er hier noch einmal, die Genese jener Thesen vom „kausalen Nexus“ zwischen Gulag und Auschwitz und von der Nachvollziehbarkeit der eliminatorischen Juden-Phobie der Nazis nachvollziehbar zu machen, die im Zentrum des „Historikerstreits“ standen. Weiterlesen

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Anatomie einer Kampagne

Von Sabine Pamperrien:

Ende September wird der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz in den Ruhestand verabschiedet. Obwohl seine Verdienste unter Fachleuten unumstritten sind, muss der langjährige Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin (ZfA) um seine Reputation bangen.

Seit er Ende 2008 eine Tagung mit dem provokativen Thema „Feindbild Muslim – Feindbild Jude“ organisierte, sind er und sein Institut Ziel einer Kampagne, die an Rufmord grenzt. Die Kampagne zeigt exemplarisch, wie das Internet instrumentalisiert werden kann, um seriöse Wissenschaft zu diskreditieren. Weiterlesen

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Helmut Schmidt und die Fallen des Skeptizismus

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle die Ansichten Helmut Schmidts über einen angeblich genetisch bedingten Hang der Deutschen zum eliminatorischen Antisemitismus referiert und kritisiert. Es stellt sich die Frage, wie ein kluger Mensch wie Schmidt einen solchen Unsinn reden kann. Natürlich schützt Intelligenz vor Dummheit nicht, wie man auch bei Thilo Sarrazin sehen kann. Und auch ich, obwohl nicht annähernd so intelligent wie diese beiden hohen Herren, habe hier und dort Unsinn verzapft. Allerdings bin ich – alles in allem – nicht so selbstgerecht wie diese zwei Sozialdemokraten.

Zumindest bei Schmidt ahne ich, woher diese Selbstgerechtigkeit kommt. Weiterlesen

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Graunvolle Karfreitagsgeschichten

Normalerweise gehört für mich Bachs Matthäus-Passion zur Karwoche wie das Weihnachtsoratorium in die Adventszeit. Wie der Berliner Jude in Michel Bergmanns schönem Roman „Die Teilacher“ sagt: „Ick bin nicht gläubig, aba’n Weihnachtsboom jab’s bei uns zuhause imma.“ Dieses Jahr aber waren wir – aus diversen Gründen, die nicht hierher gehören – nicht in der Matthäus-Passion, sondern in Carl Heinrich Grauns „Tod Jesu“. Das 1755 uraufgeführte Werk – mit einem Libretto von Carl Wilhelm Ramler, dazu gleich mehr – wurde von der Kantorei Alt-Tempelhof in der Glaubenskirche Tempelhof zu Gehör gebracht.

Um es vorwegzunehmen: die Musik – irgendwo zwischen dem alten Bach und seinen Söhnen angesiedelt – ist schön; der Chor war der Aufgabe absolut gewachsen; die Solisten – vor allem die Sopranstimmen Jihye Lee und Nina von Möllendorff – waren großartig. Was mich aber nachhaltig gestört, ja verstört hat, war der Text. Weiterlesen

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Islamophobie und sekundärer Antisemitismus

So lange in Deutschland des Holocausts gedacht wird, so lange gibt es Leute, die das unangenehm finden. Das bekannteste Beispiel ist Martin Walser, der sich vor Jahren unter dem Beifall der versammelten deutschen Elite ausgerechnet in der Paulskirche dazu bekannte, lieber wegzusehen, wenn im Fernsehen wieder einmal die deutschen Verbrechen dargestellt werden und die Vermutung aussprach, „man“ wolle „uns“ damit  verletzen. Für diese Art von Äußerungen und Haltungen, gibt es mittlerweile einen Begriff: Man redet von „sekundärem Antisemitismus“.

Dieses Jahr können sich diejenigen freuen, die wie Walser genug vom Gedenken haben. Weiterlesen

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Was ist los in der Antisemitismuskommission des Bundestags?

Mit Beschluss des Bundestags vom 4. November 2008 wurde ein „Unabhängiger Expertenkreis Antisemitismus“ eingerichtet, der Regierung und Parlament regelmäßig über den Antisemitismus und Maßnahmen zu seiner Bekämpfung sowie über die Förderung des jüdischen Lebens in Deutschland berichten soll. Weiterlesen

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