Man muss es Frank Schirrmacher lassen: Wieder einmal ist es dem FAZ-Mitherausgeber gelungen, eine „große Debatte“ aufzuziehen, dieses Mal die „Google-Debatte“. Um es vorwegzunehmen: sie ist ungefähr so relevant wie die früheren von Schirrmacher aufgezogenen Debatten: um die Nanotechnik, die unsere Erde zu grauer Pampe reduzieren werde; um die Gentechnik, die dazu führen werde, dass genetisch durchprogrammierte Designermenschen uns beherrschen; um das „Methusalem-Komplott“ der Alten gegen die Jungen; um die Gefahr der Beherrschung von Medien und Politik durch Frauen; und zuletzt um die finstere Macht der Spieltheorie, die uns alle zu hirnlosen, aber konsumgeilen Egoisten mache. Die neue Debatte ist, mit einem Wort irrelevant.
1984 contra Google
Warum ausgerechnet Google zum Feindbild so vieler Menschen avanciert ist, verstehe ich nicht. Niemand wird gezwungen, mit Google das Internet zu durchsuchen, ein Android-Gerät zu kaufen, dem sozialen Netwerk Google+ beizutreten oder sich Videos auf Youtube anzuschauen. Die meisten Leute tun jedoch eines oder mehrere dieser Dinge (ich zum Beispiel verwende Google als bevorzugte Suchmaschine und schaue oft bei Youtube vorbei), weil sie die Dienstleistung schätzen. Vielleicht liegt darin das Problem. Google ist einfach zu gut.
Luther. Eine Erwiderung
Nun hat tatsächlich eine „echte Lutherexpertin“ auf meine Luther-Polemik geantwortet: Annette Weidhas ist Programm- und Verlagsleiterin der Evangelischen Verlagsanstalt. Sie betreut dort derzeit die sechsbändige Studienausgabe von Martin Luthers Hauptschriften.
Hier ist meine Polemik:
https://starke-meinungen.de/blog/2014/04/01/luther-eine-abrechnung/
Und hier ist die Entgegnung von Dr. Weidhas:
http://www.welt.de/kultur/article127697560/Luther-kann-nichts-fuer-die-Nazi-Verbrechen.html
Hier nun meine Erwiderung:
Thomas Weber und die „Essenz von Nationalstaaten“
Ob man als seriöser Historiker dem Blog „Die Freie Welt“ ein Interview geben sollte, lasse ich dahin gestellt; merke nur an, dass sich der Blog immer deutlicher gegen das richtet, was die „Freie Welt“ historisch ausmachte und heute ausmacht: das Bekenntnis zu pluralistischer Demokratie, kapitalistischer Marktwirtschaft, der Einheit Europas und dem Atlantischen Bündnis. Der Historiker Thomas Weber hat es trotzdem getan: Weiterlesen
Der Krieg gegen die Frauen
In diesem Jahr gedenken wir der Millionen Toten des Ersten Weltkriegs. Es handelt sich hauptsächlich um männliche Soldaten. Deren Schicksal – und das Schicksal anderer Soldaten in anderen Kriegen – ist der Stoff, aus dem Tausende Romane und Gedichte, Theaterstücke und Filme gemacht sind.
Nur keine Japanik
Die Strumpfhose gilt gemeinhin als das wirksamste Anti-Aphrodisiakum seit Erfindung des Kondoms. Was mich als Pubertierenden natürlich nicht von dem Versuch abhielt, möglichst weit hinaufzuschauen unter die in den 1960er Jahren kürzer gewordenen Kleider und Röcke der Mitschülerinnen. Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es einmal Mode werden würde, Strumpfhosen ohne Rock oder Kleid zu tragen. Ist aber jetzt der Fall. Und ich muss sagen: Eine bessere Methode, unerwünschte Männerblicke abzuwehren, hätte den Frauen nicht einfallen können.
Es ist ein Gemeinplatz, aber trotzdem wahr, dass die Kunst der Erotik nicht so sehr in der Enthüllung als vielmehr in der Verhüllung des Frauenkörpers liegt. (Was Männer sexy macht, außer Geld und Macht und Status und ein Mikrofonständer, kann ich nicht sagen.) Weiterlesen
Russland spricht
Aus aktuellem Anlass gebe ich hier ein Gespräch wieder, das ich 2005 oder 2006 in Jerusalem mit einem Mitglied der neu-alten russischen Nomenklatura geführt und in meinem Buch „Imperium der Zukunft“ 2007 abgedruckt habe.
Wjatscheslaw Nikonow ist der Enkel des alten Stalin-Vertrauten Wjatscheslaw Molotow. Ein derart intimes Familienverhältnis zu einem Bürokraten des Todes würde man in Deutschland vermutlich eher vergessen machen wollen. Es ist kaum vorstellbar, dass sich etwa der Enkel Joachim von Ribbentrops, der mit Molotow den Hitler-Stalin-Pakt aushandelte, mit einer solchen Verwandtschaft hausieren ginge. Weiterlesen
Deutsche Arbeitgeber begehren gegen den Totalitarismus auf
Je weiter Nationalsozialismus und real existierender Sozialismus zurück liegen, desto heftiger wird der Widerstand dagegen. Das gilt natürlich auch für die deutschen „Arbeitgeber“ sprich Besitzer von Produktionsmitteln.
Dass nicht wenige Unternehmer Adolf Hitler unterstützt; dass selbst die skeptischeren unter ihnen sich mit dem Dritten Reich arrangiert und dass so gut wie alle von Zwangsarbeitern profitiert haben: das ist zur Genüge belegt.
Dass die deutsche Industrie auch gegenüber dem real existierenden Sozialismus – also dem Poststalinismus etwa in der UdSSR und der DDR – keine Berührungsängste hatte, ist auch bekannt. Ich erinnere an das umstrittene deutsch-sowjetische Erdgas-Röhrengeschäft oder an die Herstellung von Billig-Möbeln und Autoteilen in DDR-Gefängnissen.
Luther: Eine Abrechnung
In der „Welt am Sonntag“ habe ich eine gekürzte Fassung dieses Textes veröffentlicht.
http://www.welt.de/print/wams/kultur/article126354217/Wider-Luther.html
Die Kürzungen waren durch das Zeitungsformat bedingt, ich habe sie selbst vorgenommen und finde, dass der Text in mancher Hinsicht dadurch gewonnen hat. Jedoch könnte es den einen oder anderen Leser interessieren, die ursprüngliche Fassung zu lesen.
Am 31. Oktober 1517 schlägt der Augustinermönch Martin Luther 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags soll die ganze Welt den Beginn der Reformation und das Wirken des Reformators feiern. Weiterlesen
Christian Lindner und das nationale Netz
Vor zwei Wochen habe ich an dieser Stelle die Thesen des EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz zur Regulierung des Internets einer Kritik unterzogen:
https://starke-meinungen.de/blog/2014/03/11/martin-schulz-und-der-technologische-totalitarismus/
Der Kern meiner Kritik war, dass Schulz im Internet und den mit ihm verbundenen neuen Technologien vor allem die alten Feinde erkennt: Die USA, den Neoliberalismus, das Kapital. Darauf antwortet Schulz ebenfalls mit alten Reflexen: Regulieren! Einschränken! Weiterlesen
Vom Kosovo zur Krim
Ich will nicht behaupten, dass ich die Krim-Krise vorhergesehen hätte. Das habe ich sogar, im Nebensatz eines Kommentars zu Georgien 2008, wie ich unten nachweise, aber darum geht es mir nicht. Und: Anders als viele Kommentatoren habe ich sogar die Ukraine vor einigen Jahren bereist; dennoch erkläre ich mich hiermit zum Nicht-Experten in Sachen Russland und Ukraine, anders als alle möglichen Leute einschließlich, neuerdings, Alice Schwarzer.
Mir ist dennoch wichtig zu zeigen, dass man die jetzige Krise kommen sehen konnte; und dass die Europäische Union und die Vereinigten Staaten durch Tun und Unterlassen ihren Teil dazu beigetragen haben. Was Putins Okkupation und Abtrennung der Krim in keiner Weise rechtfertigt. Weiterlesen