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Bekenntnisse eines ehemaligen Neocon

Der typische Neokonservative, sagte Irving Kristol einmal, ist ein Linker, den die Realität hinterrücks überfallen hat. Was aber wird aus einem Neocon, den die Realität abermals überfallen hat?

Kristols Bemerkung war durchaus treffend. Die Neocons waren – zumindest in der Gründergeneration – größtenteils ehemalige Linke, insbesondere Trotzkisten. Also Renegaten. Und wie viele Renegaten – man denke etwa an das Personal der „Achse des Guten“ – wurden sie nach ihrer unangenehmen Begegnung mit der Realität nicht einfach stinknormale Konservative, sondern oft besonders penetrante Reaktionäre.

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Über Satire

(Aus irgendeinem Grund wurde dieser vorbereitete Beitrag während meiner Abwesenheit in Ägypten nicht online gestellt. Ich sitze nun – Samstag Abend – in einer Hotelbar in Kairo, wo es WLAN gibt, und stelle den Beitrag verspätet und mit Entschuldigung ein.)

Wie es der Zufall will, fielen mir die Notizen zu einem Vortrag über „Satire“ in die Hände, den ich auf Einladung des Karikaturisten Heiko Sakurai im Frühjahr 2007 an der Uni Münster hielt. Ich habe mich entschlossen, sie unverändert hier abzudrucken. In erster Linie, weil ich sie größtenteils immer noch für richtig halte.

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Muslimische Mädchen starten durch

„Wie hoch ist an Ihrer Schule der Ausländeranteil?“ – Diese Frage an den Direktor eines renommierten Gymnasiums im Berliner Bezirk Mitte richtete keinesfalls ein besorgter bildungsbeflissener Vater aus dem Bildungsbürgertum. Nein, sie kam von einem türkischen Vater, der seine 13-jährige Tochter zum Schulbesuch anmelden wollte. Die Tochter sei klug und wolle unbedingt das Abitur machen und er habe vom guten Ruf des Gymnasiums gehört. Dem Wunsch stand nichts entgegen. Der verblüffte Direktor stellte allerdings die Gegenfrage: „Sind Sie denn nicht selbst Ausländer?“ Der Vater antwortete nicht ohne Stolz, mit den „Türken in Neukölln“ wolle er nichts zu tun haben, mit den Schulen dort schon gar nichts. Sein Mädchen könne nur vernünftig lernen, wenn an der Schule – auch in den Pausen – Deutsch gesprochen werde.

Dieses Beispiel belegt einen Trend, den Soziologen schon seit geraumer Zeit feststellen. Weiterlesen

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Die Protokolle der Weisen von Mekka

Leider nicht von mir, diese Überschrift, sondern vom Verschwörungstheoretiker Matthias Bröckers. Er meint damit das vom christlichen Terroristen Anders Breivik hinterlassene Manifest.
Wie Bröckers zu Recht sagt: „Verschwörungstheoretiker sind immer die anderen.“ Für ihn sind Menschen, die eine muslimische Weltverschwörung ausmachen, Verschwörungstheoretiker, er selbst sieht da eher Juden am Werk.
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Angst vor der Moderne

In einem Internetforum kann man den Bericht einer Gesamtschullehrerin aus Köln lesen, die von einem jungen Mann berichtet, der zu den deutschen Muslimen gehört, die sich in Syrien und dem Irak der Terrororganisation „Islamischer Staat“ angeschlossen haben. Er hat an ihrer Schule erfolgreich den Mittleren Schulabschluss abgelegt, danach eine Lehre in einer Speditionsfirma begonnen. Über Nacht war er dann verschwunden. Weiterlesen

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Islamisierung als Kampfbegriff

Zur „Pegida“ als Bewegung hat die Bundeskanzlerin in ihrer Neujahrsansprache das Nötige in der angemessenen Kürze gesagt. Interessanter scheinen mir die Reaktionen außerhalb Dresdens und des unmittelbaren ideologischen Einflussbereichs der Pegida. Auf sie, scheint mir, passt das Wort vom „hilflosen Antifaschismus“.

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Die Zeitungsverleger sollten von Apple lernen

Die Frage, wie man mit Journalismus Geld machen kann, ist für mich als Journalist natürlich von existenziellem Interesse. Aber auch wer sein Geld nicht in diesem Gewerbe verdient, sollte sich diese Frage stellen. Denn wenn das nicht geht, wird es entweder keinen Journalismus geben, oder nur Sensationsjournalismus, der nach wie vor Massenauflagen erzielen kann, oder nur staatlich subventionierten Journalismus.

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Folter und Doppelmoral

Auf die Gefahr hin, die Weihnachtsstimmung der Leser zu verderben, möchte ich ein wenig bei der Frage der Folter verbleiben. Genauer: bei der Frage der Folter von Terrorverdächtigen durch die CIA. Ginge man nach der Aufregung in manchen Medien, so könnte es scheinen, als habe der Geheindienstausschusses des US-Senats Folter in bisher unbekanntem, schockierendem Ausmaß enthüllt. „Die USA sind ein Folterstaat“, meint Jakob Augstein auf  SPON. „Für den Westen geht es jetzt um alles: seine Werte, sein Wesen, seine Identität.“

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Der Schwanengesang des Imperiums, Teil 2

Von Sonja Margolina:

General Dawydow, ein Protagonist meines Romans „Brandgeruch“ (Berlin-Verlag 2011), hat eine steile Karriere in der sowjetischen Außenaufklärung hinter sich. In den 70er Jahren war er einem Zirkel von Geheimdienstverschwörern beigetreten, die zum Ziel hatten, das unfähige Politbüro zu entmachten und die Konfrontation mit dem Westen zu beenden. Anfangs von der Perestroika und dem Zerfall der Sowjetunion (SU) überrumpelt, gelang es den Verschwörern doch noch, ihren Einfluss zurückzugewinnen und ihn sogar noch auszubauen.

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Aufruf mit vergifteten Argumenten

Der Aufruf der 60 Prominenten „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“ ist ein Dokument der Angstmache und der Realitätsverleugnung. In immer neuen Wendungen wird die Angst vor einem neuen Krieg, dem Krieg der NATO gegen Russland, beschworen: „In diesem Moment großer Gefahr für den Kontinent“/ „Die Menschen in Europa müssen wieder Angst haben“. Man reibt sich die Augen und fragt, welche Zeitungen die Urheber des Textes lesen und welche Fernsehprogramme sie schauen. Findet in Donezk und in Luhansk nicht längst ein Krieg statt? Ausgelöst von sogenannten Separatisten, die als Offiziere des russischen Geheimdienstes identifiziert sind. Weiterlesen

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Dirty Harry kehrt zurück

Manchmal hilft einem das aktuelle Geschehen auf die Sprünge. Mir ist ja klar, dass ich mich als Verteidiger der Präsidentschaft des George W. Bush
nicht drücken kann vor der Diskussion des Senatsberichts über die Verhörpraktiken der CIA. Als ich heute – Montag – dabei war, diesen Artikel im Kopf vorzuformulieren, hörte ich in der BBC zwei Nachrichten, die, wie mir scheint, für die Diskussion durchaus relevant sind. In China gab die Justiz zu, einen Unschuldigen hingerichtet zu haben. Und in Sydney überfiel ein Terrorist ein Café.

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