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Das Jagger-Richards-Songbuch (8): Waiting On A Friend

Was soll man sagen? Dieser Song ist perfekt. Eine Hymne auf die Männerfreundschaft – nicht als schwitzige, bierselige, lautstarke Überkompensation verklemmter Kleinbürger, sondern als etwas fast Griechisches; und etwas von stiller Einfalt, edler Größe liegt in diesem total entspannten Song, der gewiss von Sonny Rollins‘ Saxofon-Partien lebt, aber doch auch von Jaggers Text.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (8): Street Fighting Man

Obwohl ich eigentlich gekommen bin, um die Rolling Stones zu loben, nicht zu begraben, ist „Street Fighting Man“ ein Song, der besser begraben wäre, weil ich ihn nicht loben kann. Schon als er herauskam, 1968, fand ich ihn blöd.

Dabei ist die Nummer musikalisch wirklich gut, von Keith Richards‘ hellen einleitenden Akkorden auf der Akustikgitarre über seine tragenden und treibenden Bassfiguren bis zu den Sitar-Klängen am Ende, mit denen sich das Lied vom Hörer und Brian Jones aus der Musikgeschichte verabschieden. Und gerade deshalb hatte der Song einen anderen Text verdient.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (6): Sympathy For The Devil

Diesen Song würde ich lieben, egal wie der Text wäre, allein wegen Mick Jaggers „Pleeztomeechoo“ und Keith Richards‘ Solo. Wir spielen ihn mit unserer Band, und es ist immer eine Herausforderung – viel Text, den man mit gleichbleibendem Hochdruck rüberbringen muss – und eine Freude. Doch ich liebe „Sympathy For The Devil“ auch, weil der Song ein ganzes Konzeptalbum ist und an seinem eigenen hohen Anspruch scheitert. Und heroisches Scheitern ist auch etwas wert.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (5): Lady Jane

In welcher Sprache soll man singen? Vor diesem Dilemma standen die ersten britische Rock-Gruppen, die sämtlich als Cover-Bands begannen. Ihre Vorbilder, Elvis und die Everlys, Chuck Berry und die Chicagoer Bluesmänner, sangen in diversen amerikanischen Dialekten, die zu unterscheiden wahrscheinlich die Engländer – die ihrerseits sehr wohl zwischen sechs oder sieben heimatlichen Dialekten und Soziolekten unterscheiden konnten – überfordert hätte.

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Populismus: Absturz ohne Wiederkehr?

Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Ein Gastbeitrag von Harald Stollmeier

Streit ist in einer Demokratie normal. Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. In beiden Fällen geht das Leben weiter. Aber in unserer Gesellschaft steigen immer mehr Menschen aus dem demokratischen Streit aus, weil sie nicht mehr an die Demokratie glauben. Die meisten von ihnen werden Populisten und wählen oder unterstützen Parteien, die gegen „die da oben“ kämpfen. Warum ist das so?

Sind die AfD-Populisten von heute einfach nur die schlechten Demokraten von gestern, die jetzt endlich ihr wahres Gesicht zeigen? Die Merkel-CDU hat sich auf eine Erklärung dieser Art festgelegt, als sie den zur AfD gewechselten (Ex-) Parteifreunden die Rückkehr verbot. Denn eine solche Ein-für-allemal-Regelung hat nur Sinn, wenn Menschen in der AfD etwas Unveränderliches von Menschen in der CDU unterscheidet. Und wenn man AfD-Politiker Putin verteidigen hört, dann wünscht man sich, es wäre so. Weiterlesen

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Das Jagger-Richards-Songbuch (4): Mother’s Little Helper

Dieser Song ist ein Protestsong. Einer der besseren. Es geht hier um die Doppelmoral des Kleinbürgertums. Als das Album „Aftermath“ herauskam, im Frühjahr 1966, war die Boulevardpresse voll mit Skandalgeschichten über den Drogengebrauch diverser Rock- und Popstars. So war es ein offenes Geheimnis, dass Bob Dylan bei seiner England-Tournee 1964 die Beatles mit Cannabis bekannt gemacht hatte, und dass der Einfluss der Droge im Film „Help!“ und auf dem Album „Rubber Soul“ zu spüren ist. Die Wächter der öffentlichen Moral gaben sich empört; darauf antwortet dieser Song, der die Abhängigkeit vieler „Desperate Housewives“ von verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln beschreibt und damit auch die Opioid-Krise in den USA vorwegnahm.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (3): Paint It, Black

Man stelle sich eine Sitzung der Marketing-Leute bei Decca Mitte der 1960er Jahre, als es um die neuen Singles geht. „Und hier haben wir einen Song der Rolling Stones. Es geht um eine durch den plötzlichen Tod einer geliebten Frau hervorgerufene tiefe Depression.“ Nicht gerade der Stoff, aus dem  die kommerziellen Erfolge sind.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (2): Far Away Eyes

Zum 60. Bühnenjubiläum der Rolling Stones ist ein ganz schönes Tribute-Album erschienen, „Stoned Cold Country“. Wie der Titel andeutet, sind die Interpreten sämtlich Country-Musiker. Mir fiel auf, wie originalgetreu sie die Stücke gecovert haben, die – außer „Honky Tonk Women“ und „Dead Flowers“, zwei Stücke übrigens, die auch ich mit meiner Band singe – nicht zum eigentlichen Country-Repertoire der Stones gehören. Das ist durchaus ansehnlich, man denke etwa an „High And Dry“, „Dear Doctor“, „Prodigal Son“ und überhaupt viele Stücke des Albums „Beggars Banquet“, an „Sweet Virginia“ und „All Down The Line“, an ihr Cover von Waylon Jennings‘ „Bob Wills Is Still The King“, und natürlich an dieses wunderschöne Stück: „Far Away Eyes“.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (1): No Expectations

Als Songwriter werden Mick Jagger und Keith Richards oft unterschätzt. Das ist ein Fehler. Ihre Songs sind vielleicht nicht immer so sorgfältig gebaut wie die von John Lennon und Paul McCartney. Jagger und Richards lassen zum Beispiel oft die „middle eight“ weg, den manche „bridge“ nennen, und den die Beatles meisterhaft einsetzten, man denke an Lennons „Life is very short …“-Einschub bei „We Can Work It Out“. Jagger und Richards begnügen sich meistens mit Strophe und Refrain. In diesem Lied verzichten sie sogar auf einen Refrain.

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„Wir wählen die Freiheit“. Wie die CDU sich jetzt gegen die russlandhörige AfD abgrenzen muss

Der deutsche Konservatismus in der CDU steckt in der Krise und versäumt es seit Jahren, sich offensiv gegen die AfD zu positionieren. Auch jetzt im Lichte des Kriegs gegen die Ukraine. Dabei besteht gerade jetzt die Chance, zu zeigen, dass die AfD das Gegenteil der CDU ist, der Partei der Freiheit und Westbindung.

Der deutsche CDU-Konservatismus steckt in der Krise und verpasst derzeit eine ganz große historische Chance. Er weiß sich politisch nicht so recht gegen rechts zu positionieren, nicht gegen die AfD. Dabei gibt es ein Thema, bei dem er besonders glänzen und sich insbesondere klar von der AfD abgrenzen könnte: Dem Kampf um die Freiheit des Westens. Gegen die russische Diktatur.
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Die unvermeidliche Aktualität von „Sexy Sadie“

Bekanntlich bezieht sich dieser von John Lennon komponierte Song der Beatles auf den Guru Maharishi Mahesh Yogi, der einige seiner Adeptinnen, ähm, sexualisiert belästigt haben soll. Das Geschlecht des Hochstaplers wurde im Lied zu Tarnzwecken – und gemeinerweise – verändert. Denkt man einen „er“, wo bei den Beatles eine „sie“ steht, könnte der Song direkt auf einen prominenten, ähm, Religionsfunktionär unserer Tage passen.

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