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Das Jagger-Richards-Songbuch (20): Moonlight Mile

Christian Böß bat mich, etwas zu „Moonlight Mile“ zu schreiben, „weil ich das Stück liebe, obwohl es in meinen Ohren so Stones-untypisch ist“, wie er mir auf Facebook schrieb. Nun gut, mit den Ohren und dem Typischen ist das so eine Sache. Wie ist es etwa mit dem Album „Their Satanic Majesties Request“ von 1967? Oder mit dem Vorgänger-Album „Between the Buttons“ aus dem gleichen Jahr, mit Songs wie „Something Happened to Me Yesterday“: Stones-typisch? Wie Stones-typisch sind Songs wie „Lady Jane“ vom Album „Aftermath“ (1966), „No Expectations“ und „Prodigal Son“ von „Beggar’s Banquet“ (1968), oder auch „Girl With Far Away Eyes“ von „Some Girls“ (1978)? Was ist mit dem Disco-beeinflussten Titeltrack von „Emotional Rescue“ (1980) oder die punkigen Songs „Neighbours“ vom gleichen Album und „Hang Fire“ von „Tattoo You“? Na, und so weiter und so fort bis zur neuesten Single im Zydeco-Sound.

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Das Jagger-Richards Songbuch (19): Gimme Shelter

Karsten Schroeder bat mich, etwas über „Gimme Shelter“ zu schreiben. Das ist schwer. Einmal, weil Greil Marcus in seiner damaligen Besprechung des Albums „Let It Bleed“ und da besonders dieses Songs – Dezember1969 – das meiste schon gesagt hat (aber wenn man danach geht, worüber soll man noch schreiben?), dann aber, weil der Song vor allem musikalisch wirkt, nicht textlich, und ich mir vorgenommen habe, generell nicht über die Musik zu schreiben, weil man sich ja doch nicht einigen kann. Wer Mick  Jagger nicht mag, wird nicht anfangen, ihn zu mögen, weil ich sage, er spiele hier wunderbar Harp; so wie ich immer noch nicht Punk mag, auch wenn ich intellektuell nachvollziehen kann, was die Bewegung damals wollte.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (18): Ventilator Blues

Axel Reitel, Bürgerrechtler, Schriftsteller, gelegentlich auch Dichter, Musiker und Textdichter, bat mich, etwas über „Ventilator Blues“ von den Rolling Stones zu schreiben. Und obwohl mir – anders als vielen Blues- und Rockmusikern, besonders in Deutschland – die „Exile On Main Street“-Phase ihres Schaffens nicht besonders imponiert und ich überhaupt Mick Taylor – der die Musik für diesen Song mitschrieb – bei allem Respekt für eine Fehlbesetzung bei den Stones hielt, soll mir Axel Reitels Wunsch Befehl sein.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (17): Honky Tonk Women

Songs über junge und alte Mädchen in Bars, die aus beruflichen oder sonstigen Gründen Männer abschleppen, sind in der Rockmusik nicht selten; wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil Rockmusiker auf Tour oft mit ihnen zu tun haben. Wie ich in „Backstage Blues“ einer meiner – ähem! – gelungeneren Kompositionen, nach einer Tournee mit der „Berlin Blues Band“ schrieb:

„Show is over and the lights are out / Sitting here all by myself / Drank a lot of wine, sang a lot of songs / Women all went off – with someone else …“

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Das Jagger-Richards-Songbuch (15): Memory Motel

Songs mit Hotels spielen in der Rockmusik eine große Rolle, was nicht verwunderlich ist, weil Rockmusiker notgedrungen viel Zeit in Hotels verbringen. Wenn sie Glück haben. Ich erinnere mich an eine Tournee mit der „Berlin Blues Band“, wo wir – vermutlich aus Versehen – angeheuert wurden, in einem Sylter Puff zu spielen und anschließend in den vakanten Fickkabinen übernachten mussten … andere Geschichte.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (14): Coming Down Again

Da es mir bei diesen Besprechungen in erster Linie um die Texte geht, mag es ein wenig verwundern, wenn ich zu Keith Richards‘ 80. Geburtstag einen Song auswähle, der im Wesentlichen aus einer Zeile besteht: „Coming down again“. Wie „Knockin‘ on heaven’s door“. Während mich aber das Pochpochpochen bei Dylan ärgert, ist dieses todtraurige Herunterkommen nach dem Drogen-Himmelssturm wunderbar, und Keith Richards zeigte hier zum ersten Mal, was für ein großartiger Sänger er ist. Nicht technisch, versteht sich, Virtuosität ist bei den Rolling Stones sowieso nie der Punkt gewesen, weshalb Mick Taylor da nicht reinpasste, sondern in dem, was bei einem Blues-Sänger am wichtigsten ist: Gefühl.

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Aus meinem Songbuch (4): Routine Check Up

Ich wollte immer schon einen dieser Songs schreiben, die von historischen oder biblischen Anspielungen leben. Der bekannteste ist wohl Bob Dylans “Highway 61 Revisited”, der mit der großartigen und schrecklichen Zeile beginnt: “God said to Abraham, kill me a son”. Abraham kann das gar nicht glauben: Du machst Witze oder? Gott so: Mach, was du willst, Abe, aber wenn ich das nächste Mal hier vorbeikomme, solltest du lieber eine Fliege machen.

Womit der Charakter dieser furchtbaren Gestalt klar wird: Er ist ein Gangster.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (13): Satisfaction

OK, irgendwann muss ich doch ran. Es ist ja DER Stones-Song. Und sicher der Song meiner Generation, mehr als „My Generation“ von The Who oder gar „The Times, They Are A-Changin‘“ von Bob Dylan. Und musikalisch wie textlich so gut wie, wenn nicht besser als, diese beiden Songs.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (12): You Don’t Have To Mean It

Man kann nicht Rock’n‘Roller sein und in Würde altern. Ob man allerdings überhaupt in Würde altern kann, ist sehr die Frage. Das Alter hat etwas Beschämendes; ganz peinlich sind die Leute, die sagen, man sei so alt wie man sich fühlt; aber die anderen Alten sind auch nicht viel besser.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (11) Sittin‘ On A Fence

Unter den frühen Kompositionen von Mick Jagger und Keith Richards befinden sich auffallend viele melodisch sehr starke Nummern, man denke an „Tell Me“, „As Tears Go By“, „Lady Jane“, „Back Street Girl“, „Out Of Time“ und viele andere. Sicher spielt Richards‘ Verehrung für die Everly Brothers und die Country-Musik (und natürlich die Beatles) hier eine Rolle. „Sittin‘ On A Fence“ ist auch so ein Song, der es schon deshalb verdient hätte, nicht auf dem Kompilationsalbum „Flowers“ versteckt zu werden.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (10): Flip The Switch

Neulich passierte etwas Merkwürdiges. Ich hatte für meine 50 Bob Dylan-Exegesen gerade die Nummer 47 geschrieben, über den Song „Clothes Line Saga“, das ist eine Parodie auf „Ode To Billie Joe“ von Bobby Gentry. Und dachte darüber nach, was ich als nächsten Stones-Song vorstelle; aus irgendwelchen Gründen kam mir „Flip the Switch“ in den Sinn. Gut, und am Abend schaute ich auf Netflix „Just Mercy“ mit Jamie Foxx an, und der Film beginnt damit, dass Foxx in seinem Truck fährt und „Ode To Billie Joe“ im Radio hört. Und etwa in der Mitte des Films gibt es eine fast unerträglich intensive Hinrichtungsszene auf dem elektrischen Stuhl. Und davon handelt ja „Flip the Switch“.

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