avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (14): Coming Down Again

Da es mir bei diesen Besprechungen in erster Linie um die Texte geht, mag es ein wenig verwundern, wenn ich zu Keith Richards‘ 80. Geburtstag einen Song auswähle, der im Wesentlichen aus einer Zeile besteht: „Coming down again“. Wie „Knockin‘ on heaven’s door“. Während mich aber das Pochpochpochen bei Dylan ärgert, ist dieses todtraurige Herunterkommen nach dem Drogen-Himmelssturm wunderbar, und Keith Richards zeigte hier zum ersten Mal, was für ein großartiger Sänger er ist. Nicht technisch, versteht sich, Virtuosität ist bei den Rolling Stones sowieso nie der Punkt gewesen, weshalb Mick Taylor da nicht reinpasste, sondern in dem, was bei einem Blues-Sänger am wichtigsten ist: Gefühl.

Weiterlesen

avatar

Aus meinem Songbuch (4): Routine Check Up

Ich wollte immer schon einen dieser Songs schreiben, die von historischen oder biblischen Anspielungen leben. Der bekannteste ist wohl Bob Dylans “Highway 61 Revisited”, der mit der großartigen und schrecklichen Zeile beginnt: “God said to Abraham, kill me a son”. Abraham kann das gar nicht glauben: Du machst Witze oder? Gott so: Mach, was du willst, Abe, aber wenn ich das nächste Mal hier vorbeikomme, solltest du lieber eine Fliege machen.

Womit der Charakter dieser furchtbaren Gestalt klar wird: Er ist ein Gangster.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (13): Satisfaction

OK, irgendwann muss ich doch ran. Es ist ja DER Stones-Song. Und sicher der Song meiner Generation, mehr als „My Generation“ von The Who oder gar „The Times, They Are A-Changin‘“ von Bob Dylan. Und musikalisch wie textlich so gut wie, wenn nicht besser als, diese beiden Songs.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (12): You Don’t Have To Mean It

Man kann nicht Rock’n‘Roller sein und in Würde altern. Ob man allerdings überhaupt in Würde altern kann, ist sehr die Frage. Das Alter hat etwas Beschämendes; ganz peinlich sind die Leute, die sagen, man sei so alt wie man sich fühlt; aber die anderen Alten sind auch nicht viel besser.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (11) Sittin‘ On A Fence

Unter den frühen Kompositionen von Mick Jagger und Keith Richards befinden sich auffallend viele melodisch sehr starke Nummern, man denke an „Tell Me“, „As Tears Go By“, „Lady Jane“, „Back Street Girl“, „Out Of Time“ und viele andere. Sicher spielt Richards‘ Verehrung für die Everly Brothers und die Country-Musik (und natürlich die Beatles) hier eine Rolle. „Sittin‘ On A Fence“ ist auch so ein Song, der es schon deshalb verdient hätte, nicht auf dem Kompilationsalbum „Flowers“ versteckt zu werden.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (10): Flip The Switch

Neulich passierte etwas Merkwürdiges. Ich hatte für meine 50 Bob Dylan-Exegesen gerade die Nummer 47 geschrieben, über den Song „Clothes Line Saga“, das ist eine Parodie auf „Ode To Billie Joe“ von Bobby Gentry. Und dachte darüber nach, was ich als nächsten Stones-Song vorstelle; aus irgendwelchen Gründen kam mir „Flip the Switch“ in den Sinn. Gut, und am Abend schaute ich auf Netflix „Just Mercy“ mit Jamie Foxx an, und der Film beginnt damit, dass Foxx in seinem Truck fährt und „Ode To Billie Joe“ im Radio hört. Und etwa in der Mitte des Films gibt es eine fast unerträglich intensive Hinrichtungsszene auf dem elektrischen Stuhl. Und davon handelt ja „Flip the Switch“.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (9): The Spider And The Fly

Das Bild der Spinne, die eine Fliege anlocken, einwickeln und fressen will, ist im Blues eine beliebte Metapher für den Verführer. Etwa in dem Song „The Spider And The Fly“ von der Jazzsängerin Myra Taylor, die außerdem den Wal bemüht, der Jonah verschluckte, und den Wolf, der sich als Rotkäppchens Großmutter ausgab. Ob Mick Jagger und Keith Richards Myras Song kannten, als sie „The Spider And The Fly“ schrieben, ist nicht klar; ebenso ist in dieser Geschichte von einem One-Night-Stand während einer Tournee nicht unbedingt klar, wer die Spinne ist und wer die Fliege.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (8): Waiting On A Friend

Was soll man sagen? Dieser Song ist perfekt. Eine Hymne auf die Männerfreundschaft – nicht als schwitzige, bierselige, lautstarke Überkompensation verklemmter Kleinbürger, sondern als etwas fast Griechisches; und etwas von stiller Einfalt, edler Größe liegt in diesem total entspannten Song, der gewiss von Sonny Rollins‘ Saxofon-Partien lebt, aber doch auch von Jaggers Text.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (8): Street Fighting Man

Obwohl ich eigentlich gekommen bin, um die Rolling Stones zu loben, nicht zu begraben, ist „Street Fighting Man“ ein Song, der besser begraben wäre, weil ich ihn nicht loben kann. Schon als er herauskam, 1968, fand ich ihn blöd.

Dabei ist die Nummer musikalisch wirklich gut, von Keith Richards‘ hellen einleitenden Akkorden auf der Akustikgitarre über seine tragenden und treibenden Bassfiguren bis zu den Sitar-Klängen am Ende, mit denen sich das Lied vom Hörer und Brian Jones aus der Musikgeschichte verabschieden. Und gerade deshalb hatte der Song einen anderen Text verdient.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (6): Sympathy For The Devil

Diesen Song würde ich lieben, egal wie der Text wäre, allein wegen Mick Jaggers „Pleeztomeechoo“ und Keith Richards‘ Solo. Wir spielen ihn mit unserer Band, und es ist immer eine Herausforderung – viel Text, den man mit gleichbleibendem Hochdruck rüberbringen muss – und eine Freude. Doch ich liebe „Sympathy For The Devil“ auch, weil der Song ein ganzes Konzeptalbum ist und an seinem eigenen hohen Anspruch scheitert. Und heroisches Scheitern ist auch etwas wert.

Weiterlesen

avatar

Das Jagger-Richards-Songbuch (5): Lady Jane

In welcher Sprache soll man singen? Vor diesem Dilemma standen die ersten britische Rock-Gruppen, die sämtlich als Cover-Bands begannen. Ihre Vorbilder, Elvis und die Everlys, Chuck Berry und die Chicagoer Bluesmänner, sangen in diversen amerikanischen Dialekten, die zu unterscheiden wahrscheinlich die Engländer – die ihrerseits sehr wohl zwischen sechs oder sieben heimatlichen Dialekten und Soziolekten unterscheiden konnten – überfordert hätte.

Weiterlesen

Scroll To Top