avatar

Songs von Leonard Cohen (7): Who By Fire

Es ist leicht, diesen Song zu lieben. Deshalb muss er nicht schlecht sein. Da ist die Melodie, diese in Moll gesetzte Version des unheimlichen englischen Kinderreims „Three Blind Mice“, und da ist, in der Album-Fassung, das Duett mit Janis Ian; aber von der Musik will ich ja bei diesen Exegesen nicht reden, hier geht es immer um die Texte.

Weiterlesen

avatar

Zwischenreich – Skizzen des Hallenser Künstlers Thomas Trebstein

Die von Neo Rauch stammende Definition, dass Malerei die Fortsetzung des Träumens mit anderen Mitteln sei, trifft wahrscheinlich auf den ersten Blick auf das Werk Thomas Trebsteins nicht wirklich zu. Auf den zweiten und dritten Blick beschreibt diese Definition aber exakt das, was man erlebt, wenn man entdeckt, dass in Trebsteins Kunst das Zwischenreich eine bedingende Rolle spielt. Weiterlesen

avatar

Songs von Leonard Cohen (6): Bird on the Wire

Vorneweg: Dieser Song ist geklaut. Das kommt bei den besten Musikern vor. George Harrison klaute die Melodie von „My Sweet Lord“ Note für Note von „He’s So Fine“, einem Song, den Ronnie Mack für die Girlgroup The Chiffons schrieb. John Lennon klaute die erste Zeile von „Come Together“ von Chuck Berrys „You Can’t Catch Me“, dem sein Song auch musikalisch ähnelt. In beiden Fällen ist das Original besser, musikalisch und textlich („Doo lang doo lang doo lang“ ist doch viel, viel schöner als „Hare Krishna“, und Chuck Berrys Song über sein neues Auto, mit dem er allen davonfahren kann, ist viel besser als Lennons prätentiöse Nonsensverse, auch wenn „He got feet down below his knees“ zugegebenermaßen ziemlich geil ist.).

Weiterlesen

avatar

Rothenburg – ein Gesamtkunstwerk

Eine Sonderausstellung im örtlichen Museum zeigt die Zerstörung und den Wiederaufbau der historischen fränkischen Stadt an der Tauber.

Rothenburg ob der Tauber: Der Name klingt, bis heute. Aber es ist schwierig, über die Stadt zu schreiben. So viel wurde schon geschrieben. „Eine Stadt, deren Gesicht auf eine Postkarte gepresst wurde“, so Hans Dieter Schmidt in seinem sehr lesenswerten Taubertal-Buch „Melusine und schwarze Wasser“. Oder der Kunsthistoriker Georg Dehio: Die Stadt sei „als Ganzes ein Kunstwerk“ schreibt er. Und Herbert Schindler in seinem Buch über die Romantische Straße, an der Rothenburg liegt: Rothenburg, das sei schlichtweg die „Lieblingsstadt der Welt“. Weiterlesen

avatar

Dublin Story 2 – Triumph & Desaster

Pein nach einem Überfall mit Knochenbrüchen – Heilung durch Drinks: Davon erzählt unser Musikreisende Ulf Kubanke in seinem zweiten Bericht aus der expressionistischen irischen Metropole.

Wie sagte der große Philosoph Rudy Kipling (ja genau, der Dschungelbuchtyp) sinngemäß:

„Alter, wenn Du nicht in der Lage bist, deinen peinlichen Horrormomenten und Lebensdramen dasselbe Lächeln zu gönnen, wie deinen verfi…. Triumphen, biste echt ne erbärmliche Lusche.“

Und er hat ja Recht.
Kannste Nix sagen. Weiterlesen

avatar

Traumtänzer Israel oder: Wie die Sicherheitspolitik Israels versagt hat und die weltweiten Konsequenzen für Juden

In Berlin findet in diesen Tagen der Prozess gegen einen arabischen Studenten statt, der den jüdischen Studenten Lahav Shapira. zusammengeschlagen hat. Dass es tatsächlich zu dieser Attacke kommen konnte, wirft ein grelles Schlaglicht auf die Atmosphäre, in der man meint, es wäre legitim, so einen Angriff zu starten. Weiterlesen

avatar

Songs von Leonard Cohen (5): Lover Lover Lover

Ich bespreche diesen Song nicht wegen der schönen Musik, obwohl der Samba-Rhythmus unwiderstehlich ist und ich es schön finde, dass Leonard Cohen hier in seiner normalen Stimme singt – in einer Tonlage, in der ich auch singen kann – und nicht in der zuweilen künstlich wirkenden tiefen Stimme, die sein Markenzeichen ist.

Weiterlesen

avatar

GroKo in Klein

Der schwarz-rote Koalitionsvertrag ist nicht der große Wumms. Das war bei der Konstellation auch nicht zu erwarten. Immerhin haben sich CDU/CSU und SPD auf Richtungswechsel in wichtigen Feldern verständigt. Man sollte ihnen eine Chance geben statt alles gleich wieder zu zerhäckseln. Eine andere haben wir nicht.

Es ist ein beliebtes Spiel von uns Journalisten, neue Regierungen gleich nach ihrem Start in den Boden zu rammen, weit vor der früher üblichen 100-Tage-Frist. Neu war diesmal, dass die noch gar nicht gebildete schwarz-rote Koalition, vor allem ihr künftiger Kanzler Friedrich Merz, aber auch die SPD schon während ihrer Verhandlungen abgewatscht wurden – obwohl noch gar nicht klar war, was sie am Ende vereinbaren würden. Gemessen an dieser Fundamentalkritik, ausgelöst durch die Schuldenpakete, ist der Koalitionsvertrag zwar leider wieder viel zu spiegelstrich-lang, aber weit besser als angesichts der schwierigen Ausgangslage zu befürchten war. Weiterlesen

avatar

Abgründe der Unterwerfung

Es ist noch ein bisschen kalt, die Weltlage unvorhersehbar. Deshalb ist unsere Autorin Saba Farzan ins Kino gegangen und schreibt hier eine Rezension von “Babygirl” – ein Film, der seinesgleichen sucht.

Ist es ein erotischer Thriller? Ein Kammerspiel mit zwei Hauptcharakteren? Ein Film über existenzielle Krisen und Identität? Eine, in dem komponierte Filmmusik fast wie in der Oper, Techno und George Michael’s “Father Figure” fließend ineinander greifen? Oder ist es alles zusammen? Das trifft wirklich alles auf “Babygirl”, dem neuesten Kinofilm von Halina Reijn zu, und noch vieles mehr. Weiterlesen

avatar

Songs von Leonard Cohen (4): Hallelujah. Zweite Annäherung

Manche Leute meinen, es gebe zwei Versionen von „Hallelujah“: eine heilige oder doch religiös angehauchte, die Ur-Fassung sozusagen, mit den Strophen 1, 2, 6 und 7, und eine profane Version, nämlich die Strophen 3, 4 und 5. Die Produzentin von „Shrek“ nannte die Strophe 4 sogar „schmutzig“ und ließ Rufus Wainwright für den Film eine gesäuberte Version davon singen. Aber wir haben schon gesehen, dass auch die beiden ersten Strophen die Bibelhelden ironisch zitieren und von den schmutzigen Tricks der Musik und der Liebe handeln.

Weiterlesen

avatar

Der Fall Le Pen und die Krise der liberalen Ordnung

Demokratien sollten sich nicht durch Ausschluss ihrer Gegner durch Gerichtsurteile schützen. Sondern durch Wahlen. Und indem wir alle sie verteidigen.

„Großer Erfolg gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in Europa“, jubelt ein Grüner Bundestagsabgeordneter auf X (ehemals Twitter); rechte Stimmen sprechen von einem „politischen Urteil“. Marine Le Pen, die Präsidentschaftskandidatin und Anführerin des rechtspopulistischen französischen Rassemblement Nationals, wurde schuldig gesprochen, EU-Gelder veruntreut zu haben. Das Urteil: zweijähriger Hausarrest mit elektronischer Überwachung, eine Geldstrafe und der Entzug des passiven Wahlrechts für fünf Jahre mit sofortiger Wirkung, also ihres Rechts, als bislang aussichtsreichste Bewerberin bei der Präsidentenwahl 2027 anzutreten. Weiterlesen

Scroll To Top