Month: Juni 2012
Die Garotte des Geizes
Das kann an den Börsen ein böses Erwachen geben. So nervös wie jetzt nach der „Rettungsschirmherrschaft für Spanien“ waren die Finanzmärkte noch nie. Langsam aber sicher muss doch dem letzten Euro-Gesundbeter das Hin- und Her vor allem in den PIGS-Staaten mehr als spanisch vorkommen.
Und was noch schlimmer ist: die teilweise amateurhaft anmutenden sogenannten Rettungsmaßnahmen können das währungspolitische Kuddelmuddel von EFSF, ESM, Fiskalpakt, Finanztransaktionssteuer nur noch verschlimmbessern. Es ist was faul am Status EU-Europa. Weiterlesen
Medienschelte: Wie die Presse unerträglich verludert
Die Jungfrau geht auf den Strich. Wer in diesen Tage eine Zeitung ansieht, hält ein Souvenir, ein Erinnerungsstück in Händen; eine blasse Erinnerung an etwas, das einmal wichtig und erhaben sein sollte. Begründet wurde die Vierte Gewalt im Staate durch eine Reihe strikter Trennungen. So wichtig diese Scheidungen den Gründungsvätern schienen, so durchgängig sind sie heute aufgehoben.
Deklinieren wir das: Eine Zeitung gehört einem Verleger, der mit ihr Geld verdienen will. Deshalb bestand eine Redaktion früher darauf, von der Verlagsseite unterschieden zu sein. Zwischenzeitlich gab es gar Redaktionsstatuten, in denen diese Unabhängigkeit festgeschrieben wurde. Schnee von gestern. Gerade wurde ein Chefredakteur geschasst, weil sein greiser Verleger nicht mochte, wem er ein Interview gegeben hatte, weil dessen Haus ein Buch eben des Verlegers nicht gelobt hatte. Weiterlesen
Hausaufgaben bei Kerzenschein
Von Rainer Werner
Neulich teilte mir ein 14-jähriges Mädchen – Schülerin in meiner 8. Klasse – während eines Gespräches beim Wandertag mit, sie werde die Hausaufgaben nur noch im Sommer machen können, im Winter nicht mehr. Ich hielt diese merkwürdige Mitteilung für die übliche Koketterie, die man von Mädchen in der Pubertät gewohnt ist.
Als ich dann nach dem Grund fragte, erfuhr ich etwas Erschütterndes: Der Familie, einer alleinerziehenden Mutter mit Tochter, war vor kurzem der Strom abgestellt worden, weil sie die letzten Stromrechnungen nicht bezahlt hatte. Die Familie bezieht Leistungen nach Harz IV, also 361, 81 € für die Mutter, 287, 00 € für die Tochter, dazu die Kosten für die Warmmiete der Wohnung. Die Stromrechnung muss vom Regelsatz bezahlt werden. Der Gesetzgeber hat für Strom 40,- € im Monat veranschlagt. Die Kosten für die Energiewende waren in diese Berechnung noch nicht eingegangen.
Die Sozialverbände und Verbraucherzentralen schätzen, dass im letzten Jahr rund 200 000 Hartz IV-Empfängern der Strom abgestellt wurde, weil sie die Stromrechnung nicht mehr bezahlen konnten. Weiterlesen
Der Verschlimmbesserer – Gauck, Israel und der Islam
Man dachte, er wäre abgetaucht. Umstellt von seinen Beratern, Redenschreibern und Beratern, die dafür sorgen sollten, dass Joachim Gauck seine Drohung nicht wahrmacht, sich als „Politiklehrer der Nation“ zu inszenieren.
Doch dann war er wieder da. Gleich zweimal in einer Woche hat der Bundespräsident von sich reden gemacht. Einmal, als er in Israel der Bundeskanzlerin widersprach: Das Existenzrecht Israels gehöre nicht zur Staatsräson der Bundesrepublik. Und dann, als er in der „Zeit“ seinem Vorgänger widersprach: Der Islam gehöre nicht zu Deutschland.
Beginnen wir mit dem Islam. Weiterlesen
Lafontaine: Ein Scheinriese in notorischer Fahnenflucht
Auf Lummerland, der kleinen Insel der Augsburger Puppenkiste, gab es nicht nur Helden wie Jim Knopf und den legendären Lokomotivführer, es gab auch Herrn Tur Tur. Herr Tur Tur war ein Scheinreise. Von weitem betrachtet machte er mächtigen Eindruck. Näherte man sich aber, so schrumpfte seine Erscheinung auf das Normalmaß. Daran erinnert der wieder untergetauchte Lafontaine.
Lafontaine hat gegenüber seiner Partei wieder den Oskar gegeben: Sabotage und Fahnenflucht. Einst als Hoffnung der Linken gepriesen, zunächst in der SPD, dann in der Links-Partei, hat Lafontaine immer, wenn es schwierig wurde, die Fliege gemacht. Und wieder kann er sich auf seine Gesundheit berufen, diesmal nicht als Folge eines Attentats, sondern in Folge eines Krebsleidens oder Altersmüdigkeit, von der er faseln lässt. Weiterlesen
Israel und die Vorurteile deutscher Schüler
Von Rainer Werner
Das törichte Gedicht von Günter Grass über die Gefährdung des Weltfriedens durch Israel hat in der deutschen Öffentlichkeit überwiegend Unverständnis hervorgerufen. Kaum eine bekannte Persönlichkeit und schon gar kein Politiker wollten ihn dabei verteidigen, Israel an den Pranger des Weltgerichts zu stellen. Selbst die Linkspartei, die sonst nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, „antizionistische“ Affekte zu mobilisieren, hielt sich bedeckt.
Anders sieht es aus, wenn man im Freundeskreis oder an der Arbeitsstelle diskutiert. Hier stößt man durchaus auf Sympathien mit Grass. Weiterlesen