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Ein schlechtes Ei? (Teil 1)

Eine berühmte Karikatur in der satirischen Zeitschrift „Punch“ aus dem Jahr 1895 trägt den Titel „Wahre Bescheidenheit“. Sie zeigt einen Bischof, der das Frühstücksei eines jungen Pfarrers mustert und sagt: „Ich fürchte, Sie haben da ein schlechtes Ei bekommen!“ Der eingeschüchterte Gast antwortet: „Nein, Mylord, ich versichere Sie: Teile davon sind hervorragend!“ So ähnlich geht es mir mit dem „Plädoyer“ der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“. Teile davon sind hervorragend. Oder zumindest nicht völlig ungenießbar.

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Weihnachten macht Kinder glücklich. Alle Kinder?

Türkische Kinder zu Besuch beim damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (Foto: imago images / photothek)

Ein Gastbeitrag von Ertuğrul Uzun

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit gibt es neben lauter fröhlichen Kindergesichtern viele geknickte Kinderseelen in Deutschland. Türkische Kinder, deren Familien Weihnachten nicht begehen, sind betrübt, dass sie an der weihnachtlichen Vorfreude nicht teil und keine Bescherung am Heiligabend haben. Ihre Eltern stellt das vor ein Dilemma. Eine alte türkische Tradition könnte helfen, eine Brücke zum deutschen Weihnachten zu schlagen, schreibt unser Gastautor, der Familienvater und Politikwissenschaftler Ertuğrul Uzun.

„Warum habe ich keinen Adventskalender“ beklagte sich unsere Tochter vor vier Wochen mit Tränen in den Augen. „Wir haben das mit dir besprochen. Wir feiern kein Weihnachten, dafür das Zucker- und das Opferfest“ entgegnete ich. „Geschenke bekommen du und dein Bruder zu Silvester. Warum bist du so aus dem Häuschen?“, fragte meine Frau. Weiterlesen

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Initiative GG5.3: Generalverdacht gegen die Erinnerungskultur

Über das „Plädoyer der Initiative GG5.3 Weltoffenheit“ wurde schon viel geschrieben, auch viel Kritisches. Ich möchte hier nicht eine umfassende Kritik zu leisten versuchen, sondern den Kernsatz des Plädoyers untersuchen. Er lautet: „Die historische Verantwortung Deutschlands darf nicht dazu führen, andere historische Erfahrungen von Gewalt und Unterdrückung moralisch oder politisch pauschal zu delegitimieren.“

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Über die Ästhetik der Differenz des Boykotts von Wissenschaftler*innen und Ohnmachtsgefühle der Macht

Foto: imago images / snapshot

Ein Gastbeitrag von Volker Beck

Am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, haben zahlreiche und Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen einen Aufruf gegen die BDS-Resolution des Bundestags veröffentlicht. Unser Gastautor Volker Beck findet dazu deutliche Worte.

Sorgfältig inszeniert, mutig und ambitioniert meldeten sich am diesjährigen Tag der Menschenrechte – keine 24 h nach Verabschiedung des Kulturetats durch den Deutschen Bundestag – über zahlreiche Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen mit einem Aufruf namens „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“ auf der Bühne des Deutschen Theaters zu Wort. Ein so breites Bündnis von vom Bund und den Ländern alimentierten Institutionen hat man lange nicht gesehen. Die „Süddeutsche Zeitung“ spricht von einem „kulturpolitischen Erdbeben“. Weiterlesen

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Fernlernen – die Blaupause für die Schule der Zukunft

Foto: imago images / Independent Photo Agency Int.

Ein Gastbeitrag von Helen und Marcus Knauf

Erneut wird über Schulschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie diskutiert. Die Politik will sie auf jeden Fall vermeiden. Die schlechten Erfahrungen mit dem Distanzlernen aus dem Frühjahr sollen sich nicht wiederholen. Statt zwanghaft an dem Fetisch „Regelbetrieb“ festzuhalten, sollten wir endlich darüber diskutieren, warum das Lernen auf Distanz im Frühjahr vielerorts so schlecht gelang – und wie es besser werden kann. Weiterlesen

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Warum greifen sie ausgerechnet uns an?

Seitdem die Israeliten die Verantwortung des Einzelnen vor Gott erfanden, leben die Religionen des Buchs in einem Spannungsverhältnis zum Staat. Die Götter der Ägypter, Griechen, Römer und Germanen stützten die Herrscher; die Propheten Israels kritisierten sie. Dieser epochemachende Schritt macht die Religionen des Buchs zu einem Ärgernis für jeden übergriffigen Staat.

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Die sich selbst Begnadigende – Zu Franziska Giffeys Umgang mit ihrer fragwürdigen Doktorarbeit

Foto-Credit: imago images / photothek

Die „causa Giffey“ ist längst auch zu einer „causa SPD Berlin“ geworden. Während Vertreter der Mutterpartei nach dem Titelverzicht von Karl-Theodor zu Guttenberg im Februar 2011 zu Recht hart blieben und seinen Rücktritt als Minister forderten, übt sich die SPD Berlin nun in rührselig-kitschiger Solidarität mit Giffey. Dieses Messen mit zweierlei Maß schürt nicht nur Politikverdrossenheit, sondern verrät auch die Ideale einer Partei, die für die Ermöglichung des ehrlichen sozialen Aufstiegs steht. Eine Analyse.

Es gibt wenig, das Menschen, die sich als treue Staatsbürger begreifen, so in Rage bringt wie evidente Doppelmoral in der Politik. Aktuell verschreckt die SPD in der causa Franziska Giffey nicht nur ihre Klientel, sondern auch und gerade Konservative, mit genau einer solchen. Und verrät ihre Ideale. Weiterlesen

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Der Versöhner – Was Deutsche von Joe Biden lernen können

Foto-Credit: imago images / ZUMA Wire

Joe Biden hat mit seiner „Victory“-Speech einen versöhnlichen Ton angeschlagen und möchte in den gespaltenen U.S.A. Brücken bauen, um die gesellschaftliche Spaltung überwinden. Diese Haltung sollte auch in Deutschland Schule machen.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass Joe Biden, der designierte 46. Präsident der USA, sich bei seiner „Victory-Speech“ Samstagabend in seiner Heimatstadt Wilmington im Bundesstaat Delaware den 2006 verstorbenen SPD-Politiker Johannes Rau zum Vorbild genommen hat. Und dennoch waren Bidens Worte eine nahezu perfekte Umsetzung jenes Mottos, das der ehemalige Bundespräsident (1999-2004) anlässlich seiner vergeblichen Kanzlerkandidatur 1987 ausgegeben hatte: „Versöhnen statt spalten“. Ab dieser Zeit stand dieser Spruch für Rau, wurde zu Rau und Rau wurde zu ihm.

Nicht selten wurde der Slogan belächelt, galt irgendwann als naiv und altbacken, als geradezu typisch für „Bruder Johannes“, wie der tiefgläubige Protestant und gebürtige Wuppertaler in Nordrhein-Westfalen oft genannt wurde. Doch das war lange vor den heutigen, polarisierten Zeiten, vor dem Aufstieg des Rechtspopulismus, dem zornigen Gekeife auf Twitter und dem Einzug der personifizierten Wut in Gestalt von Donald Trump in das Weiße Haus und damit in den politischen Olymp der westlichen Welt. Weiterlesen

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Die transatlantische Renaissance gibt es nicht zum Nulltarif

Foto: imago images / ZUMA Wire

Ein Gastbeitrag von Volker Beck

Die kommende US-Präsidentschaft von Joe Biden bietet die Chance für eine Wiederbelebung des transatlantischen Verhältnisses. Damit diese nicht vergeben wird, muss Deutschland endlich bereit sein, im NATO-Bündnis wie zugesagt zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung zu investieren.

Ganz Europa ist erleichtert. Wenn Trump sich nicht erdreistet, gegen den Wählerwillen zu putschen, hat der vierjährige Albtraum im Weißen Haus am 20. Januar 2021 ein Ende. Die transatlantische Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA, Brüssel und Washington kann wiederbelebt werden. Weiterlesen

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Asal Dardan lebt wieder hier

Asal Dardan ist eine deutsche Kulturwissenschaftlerin. Vor zwei Jahren gab sie an, in Deutschland wegen des hier grassierenden Rassismus nicht mehr leben zu wollen. Jetzt ist sie wieder da. Ich freue mich darüber. Aber nicht über die kulturrelativistischen Thesen, die sie hier publiziert.

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