Über „Backstage Blues“ schrieb ich: „Aber der Text ist nicht geklaut, es sind keine Erfahrungen aus zweiter Hand, sondern … die Erlebnisse zahlloser Clubauftritte …“. Bei diesem Song hingegen ist alles aus zweiter Hand, und mit Absicht. Es ist der Versuch, einen kommerziellen Country-Song zu schreiben, mit allen Ingredienzen des Genres, oder doch einer bestimmten Unterart des Genres, einschließlich der witzigen, oft tiefsinnigen Formulierungen, die dafür sorgen, dass die Klischees erträglich bleiben. Und ich muss in aller Bescheidenheit sagen, das ist hier ganz gut gelungen.
Aus meinem Songbuch (1): Backstage Blues
Als Klaus Kluge Anfang der 1980er Jahre die „Berlin Blues Band“ gründete, hatte er Großes vor. Wir wollten nicht nur die Berliner Club-Szene aufmischen, sondern auch deutschlandweit Eindruck schinden. Gut, Klaus konnte sich und anderen viel einreden, übertroffen in der Hinsicht allenfalls von unserem damaligen Drummer George Kanne, aber dennoch: Wir haben einiges erreicht: spielten in den meisten Berliner Clubs und Kneipen, mehrfach im Hamburger „Kaffee Kaputt“, machten eine Tournee durch Deutschland („Westdeutschland“, wie es damals hieß) und sogar einen Abstecher nach London, wo wir im legendären „Dingwalls“ als Vorgruppe für Ruby Turner auftraten, und nahmen sogar eine – wie man damals sagte – LP auf, eine „Langspielplatte“, also ein Album.
Das Jagger-Richards-Songbuch (12): You Don’t Have To Mean It
Man kann nicht Rock’n‘Roller sein und in Würde altern. Ob man allerdings überhaupt in Würde altern kann, ist sehr die Frage. Das Alter hat etwas Beschämendes; ganz peinlich sind die Leute, die sagen, man sei so alt wie man sich fühlt; aber die anderen Alten sind auch nicht viel besser.
Nun rilkt mal schön
Es naht die Zeit, der Wein über meiner Terrasse hängt dunkelrot und prall, wo meine Freunde und Bekannten zu rilken beginnen. Kein Facebook-Tag ohne Verweis auf sein Gedicht „Herbsttag“:
Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Eckerts „Umkämpfte Vergangenheit“ – viele blinde Flecken – Teil 3
Bild: Modellpark Berlin-Brandenburg (Stalinallee)
Rainer Eckert, lange Jahre Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, hat eine Publikation verfasst („Umkämpfte Vergangenheit“), die sich als Analyse und umfassender Überblick zu geschichtspolitischen Kontroversen der Bundesrepublik in den letzten 30 Jahren versteht. Das Buch gibt einen interessanten Einblick in die DDR-Aufarbeitungsszene, einen guten Überblick zu Geschichtspolitiken in der Bundesrepublik seit 1989/90 bietet es nicht. Eckert betreibt mit seinem Buch politisch motivierte Geschichtsdeutung. Bis man ihr bei der Lektüre des 296 Druckseiten starken Wälzers auf die Spur kommt, dauert es. Deswegen ist Martin Janders Rezension auch etwas länger geraten und wird in drei Teilen präsentiert.
Die These des Rezensenten soll dennoch schon zu Beginn verraten werden: Rainer Eckert betreibt eine (ost-)deutsch-deutsche Identitätspolitik, die gegenüber den sich christlich gebenden rechten Politikern und neu-rechten Demokratiegegnern hilflos agiert. Einige der ostdeutschen jüdischen und christlichen Revolutionäre von 1989/90 wussten es da schon besser. Ohne die in der DDR nicht bearbeiteten deutschen Verbrechen von 1933 – 45 ist eine Aufarbeitung der DDR-Geschichte nicht möglich. Hier folgt der Schluss der Rezension. Weiterlesen
Rainer Eckerts „Umkämpfte Vergangenheit“ – viele blinde Flecken -Teil 2
Thälmann Denkmal (Thälmannpark Berlin).
Rainer Eckert, lange Jahre Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, hat eine Publikation verfasst („Umkämpfte Vergangenheit“), die sich als Analyse und umfassender Überblick zu geschichtspolitischen Kontroversen der Bundesrepublik in den letzten 30 Jahren versteht. Das Buch gibt einen interessanten Einblick in die DDR-Aufarbeitungsszene, einen guten Überblick zu Geschichtspolitiken in der Bundesrepublik seit 1989/90 bietet es nicht. Eckert betreibt mit seinem Buch politisch motivierte Geschichtsdeutung. Bis man ihr bei der Lektüre des 296 Druckseiten starken Wälzers auf die Spur kommt, dauert es. Deswegen ist Martin Janders Rezension auch etwas länger geraten und wird in drei Teilen präsentiert. Weiterlesen
Rainer Eckerts „Umkämpfte Vergangenheit“ – viele blinde Flecken
Bild: Eröffnung der Ausstellung zur friedlichen Revolution im Innenhof des Ministeriums für Staatssicherheit.
Rainer Eckert, lange Jahre Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, hat eine Publikation verfasst („Umkämpfte Vergangenheit“), die sich als Analyse und umfassender Überblick zu geschichtspolitischen Kontroversen der Bundesrepublik in den letzten 30 Jahren versteht. Das Buch gibt einen interessanten Einblick in die DDR-Aufarbeitungsszene, einen guten Überblick zu Geschichtspolitiken in der Bundesrepublik seit 1989/90 bietet es nicht. Eckert betreibt mit seinem Buch politisch motivierte Geschichtsdeutung. Bis man ihr bei der Lektüre des 296 Druckseiten starken Wälzers auf die Spur kommt, dauert es. Deswegen ist Martin Janders Rezension auch etwas länger geraten und wird in drei Teilen präsentiert. Weiterlesen
Andreas Rödder und die Nazikeule
Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich der Geschichtsprofessor Andreas Rödder nicht beklagen. Seine Geschichte der Wiedervereinigung wurde mit Adjektiven wie „prägnant“ und „markant“ bedacht, seine Geschichte der Gegenwart als „erstaunliches“ und „mutiges“ Buch gelobt. Als Gründer des rechtskonservativen Thinktanks „R21“ und Leiter der Grundwertekommission der CDU ist er stets in der Öffentlichkeit – FAZ und taz, Cicero und Zeit, Deutschlandfunk, SWR usw. usf. – mit Interviews und Essays präsent.
Das konservative Manifest
Ein Beitrag von Harald Stollmeier – Zugleich eine Duplik auf Alan Posener
Vorbemerkung: Kritik ist ein Kompliment
Wenn im öffentlichen Diskurs alle einer Meinung wären, müsste man misstrauisch werden. Denn die Demokratie lebt vom Widerstreit unterschiedlicher Ansichten. Das Mindeste, was Widerspruch leistet, ist, uns zu besseren Argumenten herauszufordern. Kommt der Widerspruch von einem der Großen der Zunft, ist er außerdem ein Kompliment: Es freut mich deshalb, dass Alan Posener (erneut) eigens meinetwegen einen Essay, genauer eine Replik zu meinen jüngsten Überlegungen zur Zukunft des Konservatismus hier auf dieser Plattform geschrieben hat, einen unterhaltsamen noch dazu. Weiterlesen
Das Jagger-Richards-Songbuch (11) Sittin‘ On A Fence
Unter den frühen Kompositionen von Mick Jagger und Keith Richards befinden sich auffallend viele melodisch sehr starke Nummern, man denke an „Tell Me“, „As Tears Go By“, „Lady Jane“, „Back Street Girl“, „Out Of Time“ und viele andere. Sicher spielt Richards‘ Verehrung für die Everly Brothers und die Country-Musik (und natürlich die Beatles) hier eine Rolle. „Sittin‘ On A Fence“ ist auch so ein Song, der es schon deshalb verdient hätte, nicht auf dem Kompilationsalbum „Flowers“ versteckt zu werden.
Es ist nicht konservativ, sich auf Gott zu berufen
Harald Stollmeier hat versucht zu definieren, was „konservativ“ heute bedeutet. Das ist natürlich, wie er selbst zugibt, ein hoffnungsloses Unterfangen, weil es verschiedene Spielarten des Konservativen gibt. Ja, es ist geradezu antikonservativ, das Konservative definieren zu wollen, weil klassische Konservative der Meinung sind, dass Institutionen und Prozesse, Traditionen und zwischenmenschliche Beziehungen wichtiger sind als Ideen.