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Kurioses Konklave

134 alte weiße Purpur-Männer wollen ab Mittwoch einen neuen Chef des Weltvereins katholische Kirche namens Papst auszugucken. Mit auch weltlichem Machtanspruch, aber ohne Legitimation, da Frauen ausgeschlossen sind. Und auch sonst erstmal viel Schreckliches in der Kirchengeschichte aufzuräumen wäre. Zur Ablenkung ein Musiktipp.

„Jedes Ding hat 3 Seiten; eine positive, eine negative und eine komische.“ (Karl Valentin).

Konklave ist, aus meiner ganz und gar unmaßgeblichen Sicht

des zugestanden Außenstehenden..

Schwierig. Weiterlesen

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Sardinenbüchsenschlacht und Türenballett in Potsdam – Bettina Jahnke inszeniert „Der nackte Wahnsinn“ am Hans-Otto-Theater

Michael Frayns Stück „Der nackte Wahnsinn“ – im Original „Noises off,“ was man salopp auch mit „Halt die Klappe“ übersetzen könnte – ist ein in Deutschland vielgespielter Theatertext. Die aktuelle Inszenierung des Hans-Otto-Theaters in Potsdam gehört zum Besten, was aus dieser wahnsinigen Komödie zu machen ist. Und das Stück ist darüber hinaus eine Hommage an die Kunst des Schauspiels. Weiterlesen

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Tabuisierte Begriffe (1): Führung

Kürzlich las ich das Buch „Leadership“ von Henry Kissinger. Obwohl ich nie ein Bewunderer Kissingers war (persönlich begegnete ich ihm nur zweimal in kleinerer Runde, einmal im Springer-Journalisten-Club in Berlin, einmal in einem noch exklusiveren und darum erheblich schäbigeren Club in London), haben mir die Porträts politischer Führungsgestalten in diesem Buch gut gefallen, besonders die von Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, Margaret Thatcher und Lee Kuan Yew. Die Porträts von Richard Nixon und Anwar as-Sadat haben es mir weniger angetan; vielleicht war Kissinger hier zu nahe dran. Aber darum geht es mir hier nicht.

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Perle des Klassizismus  

Perle des Klassizismus

Die Theaterstadt Meiningen ist etwas ganz Besonderes

Entdeckungslust kommt auf. Doch ganz so weit soll die Anfahrt für fünf Tage nicht sein. Also mal wieder nach Thüringen – diesmal nach Meiningen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Die Kreisstadt im fränkisch geprägten Süden Thüringens hat etwa 25.000 Bewohner, liegt im Tal der Werra und ist – man sieht es gleich – eine Perle des Klassizismus.

Meiningen war ab 1680 Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Und die Herzöge ließen besonders im 19. Jahrhundert großzügig bauen. Prächtige Straßen, ein die Stadt durchfließender Kanal, großzügige Villen! Wie so oft in Thüringen: alles noch da! „Thüringen ist mit Villen des Biedermeier, des Historismus vorzüglich italienischer Couleur, des Jugendstil und der zwanziger Jahre noch ziemlich gesegnet“, schreibt Günter Metken in seinem Buch „Reisen durch Europa“ – und diesem Reiz folgen wir immer wieder gerne. Hier wurde, als Folge der DDR-Zeit, viel weniger „durch hektisches Wachstum unkenntlich gemacht“.

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Faesers Spaltpilz

Eine AfD-Verbotsdebatte ist das letzte, was das Land im Moment braucht. Doch pünktlich zu Merz‘ Amtsantritt und ihrem Ausscheiden lässt die SPD-Innenministerin das lange zurückgehaltene Verdikt des Verfassungsschutzes veröffentlichen, dass die Partei gesichert rechtextremistisch ist. Das Ziel: Zwietracht sähen in die labile schwarz-rote Koalition.

Europa steht womöglich vor einem großen Krieg, wenn Putin-Russland nicht in der Ukraine gestoppt wird. Die Bundeswehr ist nicht verteidigungsbereit. Auf die USA ist unter Trump kein Verlass mehr. Der bedroht zudem den Welthandel und die ohnehin kriselnde deutsche Wirtschaft. Derweil hat Deutschland seit sechs Monaten keine funktionsfähige Regierung. Womit aber beschäftigt sich jetzt wieder der politisch-mediale Komplex? Mit der angeblichen Bedrohung unserer Demokratie durch die mittlerweile in Umfragen zwar relativ stärkste, aber dennoch von einer Machtergreifung aeonenweit entfernte blau-braune Partei. Weiterlesen

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Der letzte Versuch

Die SPD regiert seit einem Vierteljahrhundert mit. In dieser Zeit hat sie einen beispiellosen Niedergang erlebt. Nun muss sie zeigen, dass sie in einer höchst schwierigen Zeit mit der Union die Weichen für eine bessere Politik stellen kann. Sonst war’s das wohl für sie.

Was war das für ein Jubel, als die SPD 1998 mit Gerhard Schröder die Wahl gewann. Zum zweiten Mal überhaupt lag sie vor der Union und konnte mit den Grünen Helmut Kohl ablösen. Danach folgten ab 2005 zwölf Jahre an der Seite von Merkel – und eine Serie von Wahlniederlagen, fast jede heftiger als die vorhergehende, unterbrochen nur vom relativen Erfolg von 2021 dank der Schwäche der CDU. Im Februar dann der historische Tiefpunkt: das schlechteste Ergebnis seit 1887, als die SPD von Bismarck unterdrückt wurde. Sieht so ein Regierungsauftrag aus? Weiterlesen

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In der Thüringer Kleinstaaterei (10) – Erfurt, die preußische Provinz Sachsen

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Erfurt

Haben Sie beim Gang durch Erfurt den Eindruck, etwas Uraltes zu betreten? Weiterlesen

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Auf den Kanzler kommt es an

Die Ministerriege von CDU und CSU ist nicht prächtig, aber kann sich sehen lassen. Ob die SPD da mithalten wird? Entscheidend ist allerdings, ob Merz die Politikwende mit ihr oder gegen sie gelingt, und dass er Europa auch ohne USA verteidigungsfähig macht.

Nach dem farblosen schwarz- und mehr roten Koalitionsvertrag war man im Berliner Politik- und Medienbetrieb gespannt, wen der CDU-Vorsitzende und in wenigen Tagen Kanzler als seine Ministerinnen und Minister und die der CSU präsentieren würde. Denn mehr als auf die vielen Spiegelstriche auf geduldigem Papier kommt es auf die Personen an, die die neue, hoffentlich andere, bessere Politik um- und durchsetzen sollen. Einige Überraschungen sind dabei, allerdings keine wirklich überraschenden und wenige sofort überzeugenden Persönlichkeiten. Weiterlesen

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Songs von Leonard Cohen (8): Don’t Go Home With Your Hard-On

Wahrscheinlich könnte ich einen schönen Distinktionsgewinn einheimsen, wenn ich sagen würde, „Death of a Ladies‘ Man“ wäre mein Lieblingsalbum von Leonard Cohen. Leider wäre das gelogen, ich muss also auf den Originalitätsbonus verzichten. Aber ich mag das von Phil Spector produzierte Album doch; auch und gerade, weil Cohen hier mit seiner normalen Gesangsstimme auftritt, weil ihm Spector nicht die künstliche Tiefe gönnt, die zuweilen dazu dient, auch gedankliche Tiefe dort zu insinuieren, wo sie zum Glück nicht vorliegt.

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Mai 1990 in der DDR: Eine Amateur-Band aus dem Westen auf Abenteuerreise. Teil 2.

Vor 35 Jahren war ich mit meiner Heidelberger Band Purple Haze in der DDR auf Tour. Vier Konzerte um Mai und Juni, dem Frühling der Anarchie. 2024 sind wir aufgebrochen, um das zu rekonstruieren. Schwierige Sache, da wir damals nicht wirklich erkannt hatten, was für ein historischer Moment das war – und wir mühsam auf der Suche nach „Zeitzeugen“ sind. Die erste Station war Halle, wo wir am 25. 5. 1990 beim Bürgerfest in der Pauluskirche auftraten, bei 9 Sekunden Nachhall. Aber noch waren wir nicht dort. Erstmal galt es, bürokratische Hürden zu überwinden

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Trumps schändlicher Diktat-Deal

Der US-Präsident unterwirft sich Putin auf ganzer Linie. Er will die Ukraine zur Kapitulation zwingen und zerstört damit die europäische und internationale Sicherheitsordnung. Europa und Deutschland müssen an ihrer Seite bleiben und sie weiter voll unterstützen.

Über Trumps von ihm selbst in allerhöchsten Tönen gelobte Fähigkeiten als Dealmaker ist wegen seines Zoll- und sonstigen auch innenpolitischen Chaos schon viel gelästert worden. Doch was nun nach wochenlangen Verhandlungen von ihm und seiner Gesandten mit Putin und dessen Leuten als sein vermeintlicher Friedensplan für die Ukraine bekannt wurde, übertrifft die allerschlimmsten Befürchtungen. Weiterlesen

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