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Christian Wulff und der Killerinstinkt

Nichts gegen Christian Wulff. Damit man etwas gegen ihn haben könnte, müsste er irgendwo eine Ecke oder eine Kante haben. Hat er nicht. Das bewies er nun auch bei der Wahl zum Bundespräsidenten, als er lächelnd die Demütigung über sich ergehen ließ, zweimal als Prügel-Sack für diejenigen herzuhalten, die eigentlich die Eselin Angela Merkel meinten.

Wie oft hörte oder las man schon vorher die Ansicht, Merkel solle „die Wahl freigeben“, erstens als ob die Wahl, da geheim, nicht frei wäre, und zweitens als hätte sie das Sagen, Wulff aber  keine eigene Handlungsfreiheit in der Sache.

Man stelle sich vor, der Kandidat Wulff hätte sich nach dem zweiten Wahlgang erhoben und erklärt: „Ich verzichte darauf, zum dritten Mal anzutreten und empfehle die Wahl Joachim Gaucks“. Weiterlesen

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Die Wehrpflicht sollte man nicht abschaffen, sondern ausdehnen

Ich war immer für die Abschaffung der Wehrpflicht. Jetzt bin ich mir nicht so sicher.

Also, wenn ich sage, „immer“, dann nehme ich die Zeit von 1970 bis 77 aus, denn die KPD/AO war für die Wehrpflicht. Schließlich sollte man, so unsere Argumentation, die Tatsache ausnutzen, dass einen der Klassenfeind an den Waffen ausbildet, die man gegen ihn selbst zu kehren trachtete. (Bertolt Brecht: „In Erwägung, ihr hört auf Kanonen / Andere Sprache könnte ihr nicht verstehen / Müssen wir dann eben / Ja, das wird sich lohnen / Die Kanonen auf euch drehen.“ Lied der Kommunarden, wenn ich mich nicht irre.) Weiterlesen

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Immer dieser Ärger mit der Nazi-Architektur

Irgendwie werden wir den Reichsparteitag nicht los. Schießt Klose ein Tor, faselt eine Fernsehmoderatorin von einem „inneren Reichsparteitag“ des Stürmers. (O Gott: Stürmer. Aber lassen wir das.) Und nun möchte Nürnberg – Stadt der sozusagen äußeren Reichsparteitage – Welkulturerbe werden. Mitsamt Reichsparteitagsgelände, versteht sich.

„Wir sind der Ort der Täter“, erklärt Oberbürgermeister Ulrich Maly stolz im „Zeit“-Interview, „von den sogenannten Rassegesetzen über die Masseninszenierung der Reichsparteitage bis zur Verurteilung der Hauptkriegsverbrecher.“ Na, wenn das kein Grund ist, Weltkulturerbe zu sein, was dann? Weiterlesen

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Bischof Mixa ist Unrecht geschehen

Ich hätte nie gedacht, dass ich einen solchen Satz schreiben würde. Denn der zurückgetretene Augsburger Bischof Walter Mixa ist fraglos ein bigotter Reaktionär. Ich habe zum Beispiel 2007 seine „Flatterzunge“ in Bezug auf Israel kritisiert:

http://www.welt.de/politik/article750858/Wenn_es_aus_deutschen_Bischoefen_spricht.html

Und kurz vor dem Rücktritt Mixas als Bischof von Augsburg habe ich zusammengefasst, was alles dafür spricht:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article7225423/Bischof-Mixa-ein-Erzmoralist-im-Zwielicht.html

Ich möchte betonen, dass ich weder von den damals schon zirkulierenden Gerüchten über Mixas homoerotische Priesterzirkel und seinen Alkoholismus, noch vom Vorwurf des Missbrauchs geschrieben habe. Gerüchte, so schien es mir, gehören nicht in die Öffentlichkeit, und vom Vorwurf des Missbrauchs war noch nichts bekannt. Weiterlesen

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Israel muss sich endlich wie eine zivilisierte Nation benehmen!

OK, Gaza wird von einer islamistischen Terrororganisation beherrscht. OK, das erklärte Ziel der Hamas ist die Vernichtung des jüdischen Staats. OK, ihr bevorzugtes Mittel ist der Terror gegen Juden. OK, die Hamas will lieber heute als morgen in den Besitz von Massenvernichtungswaffen gelangen – sobald ihre iranischen Förderer die Dinger fertig haben. Und OK, gegen das eigene Volk geht die Hamas zunehmend brutal vor.

Aber im Umgang mit solchen Situationen muss sich Israel endlich an die Normen der internationalen Völkergemeinschaft halten. Weiterlesen

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Der Bundespräsident ist überflüssig. Das Amt gehört abgeschafft

In der ganzen Aufregung darüber, wer nun Bundespräsident werden soll (die „Zeit“ widmet dem Thema in der neuen Ausgabe gefühlte hundert Artikel ), stellt – so weit ich sehen kann – kein Kommentator die naheliegende Frage, nämlich: wozu brauchen wir überhaupt einen Bundespräsidenten?

Eigentlich kostet er nur Geld und bringt nichts. Ich schlage also vor, dass man im Zuge der nun notwendigen Sparmaßnahmen nicht nur die Wehrpflicht und die Kohleförderung, das Ehegattensplitting und die Kilometerpauschale abschafft, sondern mit diesen alten Zöpfen auch das verunglückte Amt des Bundespräsidenten. Weiterlesen

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Islamophobie, ein Luxusproblem

Morgen wählen die Niederländer ein neues Parlament. Wie der „Economist“ (5. Juni) berichtet, ist der antiislamische Populist Geert Wilders, dessen Ein-Mann-„Freiheitspartei“ noch im Februar bei Meinungsumfragen führte, inzwischen auf den vierten Platz zurückgefallen, mit etwa 12 Prozent. Vor ihm liegen die Christdemokraten (CDA) mit 15, die Sozialdemokraten mit 19, und die Liberalen (VVD) mit 25 Prozent.

Es ist zu hoffen, dass sich dieser Trend, den Ian Buruma in einem lesenwerten „Spiegel“-Essay (7. Juni) als „Rückkehr der Bourgeoisie“ bezeichnet, morgen durchsetzt. Zwar wäre dann immer noch eine Dreierkoalition von VVD, CDA und Wilders möglich, aber die Erfahrung zeigt, dass solche Koalitionen eher zur Entzauberung von Demagogen als zu ihrer Aufwertung beitragen. Freilich ist Wilders in den Monaten seit Februar bereits auf beispiellose Weise entzaubert worden. Wie kann das? Weiterlesen

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Christian Wulff für Grußonkel!

Nun ist es also klar: für Schwarz-Gelb geht Christian Wulff ins Rennen um das Wohnrecht in Schloss Bellevue, für Rot-Grün Joachim Gauck. Für mich ein Problem, denn ich kenne Gauck ein wenig, halte ihn – nach dem Test: mit wem würden Sie lieber zu Abend speisen? – für den intelligenteren, sympathischeren und interessanteren Mann; aber Wulff dennoch für den besseren Kandidaten.

Um es deutlich zu sagen: Wir brauchen keinen besonders intelligenten und interessanten Mann im Schloss Bellevue. Wir brauchen nicht ständig neue Ruck-Reden und schon gar nicht neue Interpretationen des Sinns deutscher Militärengagements. Wir brauchen in erster Linie einen Grußonkel, und dafür ist Wulff bestens geeignet. Gauck wäre mit der Rolle unterfordert. Und unterforderte Politiker sind noch gefährlicher als überforderte. Weiterlesen

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Beatles vs. Stones

Die letzte Ausgabe des „Spiegel“ (22. 5. 2010) war den Beatles gewidmet. Dagegen kann keiner wirklich etwas haben, und es wäre undankbar, darauf hinzuweisen, dass die Überschrift „50 Jahre Beatles“ Blödsinn ist, weil die Gruppe nicht 1960 in Hamburg, sondern 1957 in Liverpool gegründet wurde, oder zu nölen, weil der Untertitel lautet: „Ringo Starr und Paul McCartney über eine unsterbliche Band“, während der Artikel eigentlich heißen müsste: „Philipp Oehmke und Tobias Rapp erzählen Altbekanntes über die Beatles und haben aus Paul und Ringo auch nicht mehr herausbekommen als alle anderen Journalisten vor ihnen“.

Nein, das ist alles ganz hübsch, wenn auch wie gesagt kein bisschen neu, und – kurz und gut –  warum nicht? Besser als die periodischen Hitler-Homestories, mit denen das Leitmedium immer wieder Auflage zu machen versucht, ist das allemal. Eins aber hat mich richtig geärgert. Weiterlesen

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Poseners Drittes Gesetz

Mensch sein heißt Muster suchen. Das tue ich ein Leben lang, und die Frucht dieser Suche habe ich in Gesetzen gefasst. Bereits bekannt sind meine beiden ersten Gesetze:
1. Je kleiner ein Problem, desto schwieriger die Lösung. Beispiele: Israel-Palästina, Nordirland, Zypern. Ein Untergesetz besagt. Je klarer die Lösung, desto vertrackter ihre Implementierung.
2. Je lauter einer über Moral schreit, desto sicherer hat er Dreck am Stecken. Beispiele: Die Hohe Geistlichkeit, „christliche“ Politiker, Islamisten. Ein Untergesetz besagt: Wahrscheinlich hat er genau den Dreck am Stecken, gegen den er wettert.
Und nun, nach ausgiebiger Beobachtung, Poseners Drittes Gesetz: Weiterlesen

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Schluss mit der Langeweile beim Bibellesen!

Die Bibel gibt es in allen Größen und Preislagen (und online sogar umsonst). Sogar im gottlosen Ostdeutschland findet der Reisende in fast jedem Hotelzimmer eine Ausgabe des Neuen Testaments als Gegenprogramm zum Nachtangebot stöhnender Hausfrauen beim DSF.

Es gibt die Luther-Bibel und die Benedikt-Bibel, die Bibel illustriert von Merian und von Hundertwasser. Es gibt allerlei Filme, von Cecil B. DeMilles großartigen „Zehn Geboten“ bis hin zu Mel Gibsons aramäischem Splatter-Epos von der „Passion Christi“. Es gibt unzählige Bibel-Comics und die Bibel in „gerechter Sprache“, wo Gott nicht „der Herr“ genannt wird, weil das sexistisch klingt, sondern „ErSie“, was nicht sexistisch, sondern nur noch absurd klingt. Weiterlesen

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