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Im Frühjahr der Anarchie: Eine DDR-Konzertreise im Mai 1990. Teil 5

Am 30. Mai 1990 landet die Tour-Truppe in Vetschau, einer Kleinstadt am Rande des Spreewalds. Veranstalter des Konzerts ist der Jugendklub „Fette Elke“, das Konzert selbst spielen wir im Kulturhaus der Stadt. Nach dem Konzert geht es in die Unterkunft für die kommende Nacht: Es handelt sich um die Arbeiterwohnunterkunft, im Land der Abkürzungen AWU genannt. Mehrere dieser würfelförmigen Bauten stehen hier in Reihe auf der grünen Wiese.

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Finger weg von Tee und Titel!

Gibt es etwas Schöneres als so eine echte ostfriesische Teezeremonie?

Ostfriesland ist Weltmeister im Teetrinken – Punkt. Wer das bestreitet, hat entweder zu viel Mate aus Berlin genippt oder noch nie einen echten Kluntje im Porzellan klacken gehört. Doch jetzt kriechen plötzlich Kritiker aus ihren Großstadt-WGs und wollen uns erklären, dass dieser Titel gar nicht zählt. Warum? Weil Ostfriesland angeblich kein Land sei. <loriot>Ach was!</loriot>

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Das Jagger-Richards Songbuch (19): Gimme Shelter

Karsten Schroeder bat mich, etwas über „Gimme Shelter“ zu schreiben. Das ist schwer. Einmal, weil Greil Marcus in seiner damaligen Besprechung des Albums „Let It Bleed“ und da besonders dieses Songs – Dezember1969 – das meiste schon gesagt hat (aber wenn man danach geht, worüber soll man noch schreiben?), dann aber, weil der Song vor allem musikalisch wirkt, nicht textlich, und ich mir vorgenommen habe, generell nicht über die Musik zu schreiben, weil man sich ja doch nicht einigen kann. Wer Mick  Jagger nicht mag, wird nicht anfangen, ihn zu mögen, weil ich sage, er spiele hier wunderbar Harp; so wie ich immer noch nicht Punk mag, auch wenn ich intellektuell nachvollziehen kann, was die Bewegung damals wollte.

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„Ohne Bauern kein Brot“ – Die Proteste sind vorbei, die Sorgen bleiben

Kuhle Aktion zum Bauernprotest. Foto: Till Oliver Becker

Eineinhalb Jahre nach den großen Bauernprotesten in Deutschland ist es ruhiger geworden auf den Straßen – aber auf den Höfen ist die Lage nach wie vor angespannt, vielleicht sogar schwieriger als zuvor. Ein Blick auf eine Branche, die viel leistet, wenig verdient und immer wieder um Verständnis kämpfen muss – in der Politik, aber auch in der Bevölkerung.

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Sogar Engel brauchen Glück – Das Bode-Museum erinnert an das Kriegsende 1945

Foto: Paul Klee, Angelus Novus, 1920, Oil transfer and watercolor on paper, 318 x 242 mm, Gift of Fania and Gershom Scholem, Jerusalem; John Herring, Marlene and Paul Herring, Jo Carole and Ronald Lauder, New York, Photo © The Israel Museum, Jerusalem, Elie Posner

Glauben Sie an Engel? Ja, ganz sicher? Nein: Alles Hokuspokus? Hier einige Fakten: Engel umgeben uns, die göttlichen Botinnen sind in unserer Kultur allgegenwärtig! Nicht nur sprechen wir von unserem „Schutzengel“ oder dem Weihnachtsschmuck in Form der „Jahresendflügelfigur“. Nein: Von Ella Fitzgerald bis Madonna, von Elvis über Bob Dylan bis zu Robbie Williams, und von Udo Jürgens bis Helene Fischer: All diese – und viele mehr – besungen Engel als wahlweise geliebte, schöne oder tugendhafte Menschen oder alternativ – als „devil in disguise“. Weiterlesen

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Das Jagger-Richards-Songbuch (18): Ventilator Blues

Axel Reitel, Bürgerrechtler, Schriftsteller, gelegentlich auch Dichter, Musiker und Textdichter, bat mich, etwas über „Ventilator Blues“ von den Rolling Stones zu schreiben. Und obwohl mir – anders als vielen Blues- und Rockmusikern, besonders in Deutschland – die „Exile On Main Street“-Phase ihres Schaffens nicht besonders imponiert und ich überhaupt Mick Taylor – der die Musik für diesen Song mitschrieb – bei allem Respekt für eine Fehlbesetzung bei den Stones hielt, soll mir Axel Reitels Wunsch Befehl sein.

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Das Jagger-Richards-Songbuch (17): Honky Tonk Women

Songs über junge und alte Mädchen in Bars, die aus beruflichen oder sonstigen Gründen Männer abschleppen, sind in der Rockmusik nicht selten; wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil Rockmusiker auf Tour oft mit ihnen zu tun haben. Wie ich in „Backstage Blues“ einer meiner – ähem! – gelungeneren Kompositionen, nach einer Tournee mit der „Berlin Blues Band“ schrieb:

„Show is over and the lights are out / Sitting here all by myself / Drank a lot of wine, sang a lot of songs / Women all went off – with someone else …“

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Reaktionäre Linke und progressive Konservative – wie sich die politische Sitzordnung verschiebt

Credit: Pixabay – Crossdresser

Die politische Topografie in Deutschland (und darüber hinaus) ist in Bewegung geraten. Während Teile der traditionellen Linken auf der Stelle treten und ihren inneren Kompass verlieren, verteidigen zunehmend konservative Stimmen jene Freiheitsrechte, die einst unzweifelhaft linkes Kernanliegen waren.

1. Freiheit – ein dynamischer Maßstab

Linke Politik war historisch stets der Kampf um Freiheit: erst ökonomisch-sozial, dann national im anti-kolonialen Kontext und, mit zunehmender gesellschaftlicher Differenzierung, immer stärker individuell. Doch individuelle Freiheit ist kein fester Block; sie erweitert sich mit jeder gesellschaftlichen Errungenschaft. Dass queere Lebensmodelle im 21. Jahrhundert im globalen Westen selbstverständlich geschützt sein müssen, folgt genau jenem marxistischen Befund, wonach „das Sein das Bewusstsein bestimmt“.

2. Die „Krise der Männlichkeit“ – eine Debatte mit Schieflage Weiterlesen

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Wie eine liberal-konservative Wirtschaftspolitik Deutschland wieder in Schwung bringen könnte

Die Wirtschaft brummt nicht. Das wird immer kontinuierlicher spürbar – nicht für alle und nicht gleichmäßig, aber für immer mehr soziale Gruppen und das jeweils in wachsender Dichte. Statt eines wirtschaftlichen Wachstums wachsen die Sorgen. Und Fragen entstehen – unendlich viele Fragen. Die vielleicht am meisten drängende Frage ist: wie konnte Deutschland in diesem sehr modernen Zeitalter wirtschaftspolitisch so aus der Kurve fliegen? Gefolgt von der weiteren Frage: wie lässt sich das wieder ändern?

Die erneute Große Koalition hat an der Oberfläche einen Stimmungswechsel hervorgerufen. Ein Teil der Minister-Riege fühlt sich wie Schwarz-Gelb ohne Gelb an. Eine aktuelle OSZE – Studie prognostiziert für unser Land für das Jahr 2026 ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent. Die Körperschaftssteuer soll ab dem Jahr 2028 in fünf Schritten jeweils um ein Prozent gesenkt werden. Dieser hauchdünne Stimmungswechsel istallerdings auf einem Kartenhaus gebaut, denn es sind Schuldenberge noch und nöcher, aber noch keine Strukturreformen in Sicht. Werden diese überhaupt kommen? Sie müssten es eigentlich, aber es ist fraglich, ob die deutsche Sozialdemokratie sich als Juniorpartner in dieser Koalition dahin bewegen wird, die Lage der Nation vor die eigene stetig wachsende Bedeutungslosigkeit zu stellen. Weiterlesen

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Werft Putins Helfer aus der SPD!

Der Appeasment-Flügel der Klingbeil-Truppe probt den Aufstand. Das wäre in der abstrusen Realitätsverleugnung nicht beachtenswert, wenn die Mützenichs und Stegners nicht für einen erheblichen Teil der Gesellschaft stünden – mitten im russischen Krieg gegen Europa.

Vor der Bundestagswahl 2021 bin ich in einem Anfall von Übermut kurzzeitig der SPD beigetreten, weil ich – Merkel mit ihrer Dauer-GroKo überdrüssig – glaubte, mit einer Scholz-Regierung würde es besser. Wie man sich irren kann! Auch als sich die russische Großinvasion in die Ukraine schon klar abzeichnete, wiegelten in meinem Parteidistrikt Fans der alten Entspannungspolitik ab. So wie drei Jahre später noch immer die Altvorderen des – man kann es nicht anders nennen – sozialdemokratischen Lumpen-Pazifismus. Man müsse sich nur mit Putin gut stellen, gegen die USA und Nato, die „Kriegstreiber“ – dann werde alles wieder gut. Wie blind und naiv darf man sein? Weiterlesen

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Verdammt in alle Ewigkeit – eine Hommage

Vorhang auf für The Damned! Ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung existiert sie noch, diese für gleich zwei Genres wegweisende Band. Still stylish & relevant.

„While everybody is looking left, what the hell ist happening right?“ (The Damned)„He said „Captain“. I said „Wot?“ (Captain Sensible 1982)

London 1978: Der langhaarige Mann mit markanter Reibeisenstimme nippt in einem Pub der Portobello Road an seinem Whiskey. Captain Sensible und Dave Vanian treten an ihn heran. Beide wollen ihre kürzlich aufgelöste Band The Damned mindestens „für ein paar Gigs zum Kohle machen“, sprich: wiederbeleben. Es fehlt jedoch ein Bassist, da Gründungsmitglied Brian James abgesagt hat. Sie fragen den trinkfesten Rocker, ob er nicht einspringen könne. Der willigt sofort ein.

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