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Zweite Schockwelle im Nachhall des Terrors

Aus der Weisheit „Kenne dich selbst“ (inklusive Schatten) wurde „Zeige dich selbst“ – und das ohne Filter!

Es ist, als hätte die Gesellschaft die Scham abgeschafft. Die Verantwortung für unsere Interaktionen aber bleibt.

Wir erleben wir eine neue Schamlosigkeit, die nicht befreit, sondern enthemmt.

Seit dem durch nichts zu rechtfertigenden Attentat auf Charlie Kirk, vor den Augen seiner Frau und kleinen Kinder, erleben wir international und hierzulande eine zum Teil vollkommen enthemmte Logorrhoe ausgestellter Schadenfreude, des Hasses und Sadismus. Das sind eigentlich lauter per se sozial problematische und toxische Züge – Schattenseiten des Menschseins. Doch eben diese werden in bemerkenswerter Freiwillig- und Freizügigkeit ins Schaufenster und Rampenlicht gestellt. Ohne individuelle Notwendigkeit. Ohne, dass jemand tatsächlich danach gefragt hätte!

Das ist nicht mehr harmloses Oversharing, sondern ein Prahlen mit dissozialen Zügen, wie es vor 30 Jahren noch eindeutig tabu gewesen wäre.

Dissoziale Persönlichkeit im Rampenlicht  Weiterlesen

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Verloren und gefunden – eine Hommage an The Kinks

Das vierblättrige Kleeblatt überlebensgroßer britischer Ur-Giganten, die Rock’n’Roll und Schlager ab den frühen Sixties in moderne Rock- und Popmusik überführten? Beatles, Rolling Stones, The Who und natürlich The Kinks. Doch im Gegensatz zu den drei erstgennanten entpuppte sich die Karriere der Truppe um die Gebrüder Davies als aufreibende Berg- und Talfahrt.

Cardiff am 19. Mai 1965: Alles könnte so schön sein. Nach einer triumphalen Tour durch Australien und Neuseeland und vor geplanten US-Terminen sind die Kinks echte Shootingstars, lassen sich gerne in heimischen Gefilden feiern. Doch in Wales bricht an diesem Abend die Hölle los. Spannungen und Querelen explodieren. Gitarrist Dave Davies beschimpft während des Gigs den eigentlich gutmütigen, ausgleichenden Drummer Mick Avory, schlägt sein Instrument in dessen Richtung, tritt das Schlagzeug um. Der revanchiert sich prompt und schlägt Dave das Becken heftig über den Schädel. Blut spritzt über die Bühne. Davies bricht ohnmächtig zusammen. Weiterlesen

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Israel zeigt es allen

Israelischer Militärjet. Foto: Major Ofer, Israeli Air Force Lizenz: CC BY 4.0

Die Welt empört sich, dass der jüdische Staat seine Feinde selbst in ihrem Luxus-Hauptquartier in Katar ausschaltet. Anders sind die Hamas-Faschisten, die Israel und alle Juden vernichten wollen, jedoch nicht zu besiegen.

1976 war ich in einem Kibbuz von Shoa-Überlebenden, als ein israelisches Spezialkommando in Entebbe 102 jüdische Geiseln befreite, die deutsche Terroristen zuvor an Bord einer von Palästinensern entführten Air-France-Maschine wie in Auschwitz selektiert hatten. Auch damals stand Israel allein. Der Jubel der Kibbuzniks hallt mir noch heute in den Ohren: „Wir haben es der ganzen Welt gezeigt. Wir lassen niemanden zurück, und wir schaffen das ohne jede Hilfe.“ Ähnlich wagemutig und präzise war auch jetzt der Schlag gegen die übrig gebliebene Hamas-Spitze in der katarischen Hauptstadt. Und gegen den globalen Antisemitismus. Weiterlesen

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„Aufgearbeitet“: (7) Die Gegenbilder

„There is much talk today in Germany about the AUFARBEITUNG (literally, the >>working over<<) of its recent history – a very German word that is usually translated as >>coming to terms with the past<< (on whose terms?) but that also evokes Freudian connotations …, and that, in a more mundane and domestic meaning, also can be used to describe the remodeling of an old garment (>>ein Kleidungsstück aufarbeiten<<) to make it look as good as new.“

Inga Markovits, 2001, Selective Memory: How the Law Affects What We Remember and Forget about the Past: The Case of East Germany

Bild oben: Am Morgen des 3. Oktober 1990

Wer erzählt die Geschichte der DDR ?

„Unsere Geschichte“, sagte Reiner Haseloff, der nun scheidende (CDU-)Ministerpräsident zu Magdeburg am 27. März 2011 gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,

„können wir Ostdeutschen nur selbst erzählen. Das kann kein Historiker aus Bielefeld.“

Es besteht noch immer eine stillschweigende Einigkeit unter den politischen Parteien im Osten Weiterlesen

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Gerhard Gundermanns Erben: Die Seilschaft. Eine subjektive Würdigung

1992 war es, als der Liedermacher Gerhard Gundermann begann, mit einer Band aufzutreten. Die Seilschaft machte seine Lieder zu kraftvollen Rocksongs und verschaffte ihm vor allem im Osten Deutschlands bis zu seinem plötzlichen Tod 1998 eine treue Fangemeinde. Gundermann & Seilschaft spielten unzählige Konzerte, auch im Vorprogramm von Joan Baez und Bob Dylan und wurden ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Im Westen blieb die Band allerdings eher ein Geheimtipp. Das begann sich seit 2018 durch den preisgekrönten Film „Gundermann“ von Andres Dresen zu ändern.

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„Aufgearbeitet“: (6) Alles Opfer, oder was ?

„There is much talk today in Germany about the AUFARBEITUNG (literally, the >>working over<<) of its recent history – a very German word that is usually translated as >>coming to terms with the past<< (on whose terms?) but that also evokes Freudian connotations …, and that, in a more mundane and domestic meaning, also can be used to describe the remodeling of an old garment (>>ein Kleidungsstück aufarbeiten<<) to make it look as good as new.“

Inga Markovits, 2001, Selective Memory: How the Law Affects What We Remember and Forget about the Past: The Case of East Germany

Bild oben: Am Morgen des 3. Oktober 1990

Haben Sie schon einmal etwas von der Anordnung des DDR-Ministerrates über Ehrenpensionen für … Verfolgte des Faschismus sowie für deren Hinterbliebene vom 20. September 1976 gehört ? Diese vertrauliche Dienstsache – VD 26/19/76 ? Weiterlesen

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The Queen’s not dead – 55 Jahre Queen 

Foto: Queen – Official promotional Foto © by Queen

Die legendäre britische Rockband Queen wird dieser Tage 55 Jahre alt. Zeit für eine Hommage von Ulf Kubanke. Der Popkukturexperte zeigt auf, was die Band mit, aber auch über ihren charismatischen Frontman Freddie Mercury so einzigartig gemacht hat.

Spricht man von den legendärsten Rockbands des Planeten, sind die Etiketten meist schnell verteilt. Die Beatles gelten vielen als großartigste Combo, Rolling Stones als die größte, Genesis als kopflastigste, Kinks die Gescheiterten, Doors, die Mystiker und The Who als die ruppigste Truppe der frühen Ära.

Unter all jenen gleichwohl: nur eine Majestät: Queen, die Königin der Hymnen.

Das Quartett um den schillernden Freddie Mercury

So in der Musik vier ausgesprochen individuelle Charaktere zum echten Kollektiv zussammenfinden, kann ein perfektes Team beachtliche Kunst hervorbringen. Queen setzen dieser Binsenweisheit im wahrsten Sinne des Worte die Krone auf. Weiterlesen

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„Ich fühle mich abgewertet durch die Frauen mit Kopftuch“

Unbequeme Kämpferin: Eva Quistorp 2023 bei einer Veranstaltung der Böll-Stiftung. Foto: Ole Schwarz

Eva Quistorp, Mitgründerin der Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung und der Grünen, spricht in einem langen Interview zu ihrem 80. Geburtstag über ihren ewigen Kampf gegen linke Männer und patriarchalische Strukturen unter Migranten, Fehler von Merkel und Habeck, den neuen alten Hass auf Israel und Juden und falsche Pazifisten wie Alice Schwarzer.

Sie sind in einer evangelischen Pfarrerfamilie in der westfälischen Provinz aufgewachsen, haben in Berlin während der Studentenbewegung Germanistik, Politikwissenschaft und evangelische Theologie studiert und sind Gymnasiallehrerin geworden. Was hat Sie damals dazu gebracht, statt einen bürgerlichen Lebensweg einzuschlagen, die Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung mit zu initiieren und später die Grünen mitzugründen?

Eva Quistorp: Ich gehörte zur Nachkriegsgeneration, die einen Bruch mit der Vergangenheit wollte und die Chance dazu hatte. Heute glaube ich allerdings, dass ich doch stärker von meinem Elternhaus geprägt wurde, als ich damals dachte. Ich bin in Detmold geboren. Mein Vater, der wie meine Mutter in der Bekennenden Kirche war und aus Bonn stammte, ist dorthin gegangen, weil sein Vorgänger von den Nazis deportiert wurde. Meine Eltern haben mir nie etwas mit dem Zeigefinger beigebracht. Aber das war das Klima, in dem ich groß geworden bin. Weiterlesen

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Nichts an Putin ist schlau

Putin spielt mit Trump? Nein. Er kann gar nicht spielen. 

Schnarch. Wenn man Wladimir Putins Interviews liest oder auf YouTube anschaut, verzweifelt man an seinen langatmigen und höchst zweifelhaften Geschichtserzählungen. Oder man ist nach zehn Minuten eingeschlafen. Die endlosen Monologe im Führerhauptquartier waren dagegen fesselnde Krimis. Sein Land verpasst derweil die Moderne. Doch wenn man deutsche Medien konsumiert, kann man auf die Idee kommen, Putin sei ein gewiefter Taktiker. Fest steht aber das Gegenteil: Nichts an Putin ist schlau.

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„Aufgearbeitet“ (5): Landesbeauftragte

„There is much talk today in Germany about the AUFARBEITUNG (literally, the >>working over<<) of its recent history – a very German word that is usually translated as >>coming to terms with the past<< (on whose terms?) but that also evokes Freudian connotations …, and that, in a more mundane and domestic meaning, also can be used to describe the remodeling of an old garment (>>ein Kleidungsstück aufarbeiten<<) to make it look as good as new.“

Inga Markovits, 2001, Selective Memory: How the Law Affects What We Remember and Forget about the Past: The Case of East Germany

Bild oben: Am Morgen des 3. Oktober 1990

Eine Fehlannahme des Gesetzgebers

Die Öffnung der Akten des Ministeriums für Staatssicherheit für Betroffene stieß 1990/91 auch auf Widerspruch. Manche befürchteten, Menschen würden nach dem Lesen der sie betreffenden Akten aus allen Wolken fallen. Es würde „Mord und Totschlag geben“. Dem trug § 38 des Gesetzes über die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR Rechnung. Weiterlesen

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Tall Dark Stranger – Eine Hommage an Robert Mitchum

„Ich jogge nicht, schwimme nicht, fahre nicht Rad. Meine einzige körperliche Ertüchtigung: Ich huste viel.“ (Robert Mitchum)

Als Schauspieler eine Legende, als Mensch ein ironisch-sarkastisches Rauhbein mit goldenem Herzen plus viel Humor und als Musiker ein talentierter Sänger und Songwriter.

So in etwa beschreibt man Robert Mitchum in einem Satz. Schon das abenteuerliche Leben jenes Mannes, der beim Set gern Whiskey aus Wassergläsern trank (ohne Eis versteht sich – kein Tüdelkram für Bobby!), wäre einen eigenen Film wert. Weiterlesen

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