
Nicht mehr Leben und noch kein Sterben – „Ismene, Schwester von“ am Hans-Otto-Theater in Potsdam

Journalismus ist im Grunde ein unglaublich spannendes Berufsfeld. Grob gesagt hinterfragt man, stellvertretend für seine Leser, Hörer, Zuschauer Dinge, deckt Widersprüche auf und holt Informationen dort ein, wo sie zu finden sein sollten: bei denen, die sie haben. Das wird allerdings immer schwieriger. Nicht etwa, weil es keine Informationen mehr gäbe. Sondern weil man in den Pressestellen vieler Unternehmen und Institutionen offenbar glaubt, dass „Öffentlichkeitsarbeit“ vor allem bedeutet, möglichst wenig Öffentlichkeit zuzulassen.
Gestern war ich zum ersten Mal seit 34 Jahren wieder in einem Zirkus. 34 Jahre! Das letzte Mal war 1991, in Moskau, im legendären Staatszirkus. Was hätte das für ein Erlebnis sein können – die Geschichte, die Kulisse, die Größe! Doch was geblieben ist, ist keine glanzvolle Erinnerung, sondern ein bitterer Nachgeschmack. Tanzbären mit blutverkrusteten Nasenringen, das Fell stumpf, die Bewegungen apathisch oder abgerichtet-aggressiv. Ich habe die Vorstellung vorzeitig verlassen. Weiterlesen
Martin Schaefer meinte, „Memories“ sei der einzige brauchbare Song auf dem Album „Death of a Ladies‘ Man“. Der Meinung bin ich bekanntlich nicht. Aber „Memories“ ist kein schlechter Song.
Sie hätten es ahnen können, die adretten Damen in ihren Chefsekretärinnen-Kostümen, ausgehfertig gemacht mit Pumps und feinen Handtäschchen. Alle waren sie mit ihren fönfrisierten Beistellherren gekommen, um noch einmal die wachsweichen Musikalien der schottischen Weltenretter Simple Minds zu hören, in deren Texten es aber so was von knallhart gegen das Böse in der Welt zur Sache geht. Sie wollten sich schwelgerisch erinnern an jene Zeiten, als man nach dem übermässigen Genuss von „Mandela Day“ und „Belfast Child“ sein politisches Bewusstsein bis hin zur steuerlich absetzbaren Spendenquittung erweitern konnte. Weiterlesen
Vor 35 Jahren war ich mit meiner Heidelberger Band Purple Haze in der DDR auf Tour. Vier Konzerte um Mai und Juni, dem Frühling der Anarchie. 2024 sind wir (Unser Keyboarder Uwe, ich und unsere Gattinen) zu einer Reise in die Vergangenheit aufgebrochen, um das zu rekonstruieren. Schwierige Sache, da wir damals nicht wirklich erkannten, was für ein historischer Moment das war – und wir mühsam auf der Suche nach „Zeitzeugen“ sind.
Haben Sie schon einmal so etwas gesehen?
Ein Dankesschreiben des Herrn Schuldirektors an meine Mutter. Weiterlesen
Von allen Werten, die auf dem Altar der Popkultur geopfert werden, ist Anstand offenbar der erste. Und Vernunft der zweite. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein deutsches Festival – wohlgemerkt in einem Land mit historischer Verantwortung – ausgerechnet den us-amerikanischen Rapper Macklemore als Headliner feiert? Jenen Macklemore, der Israel zum Apartheidstaat erklärt, den 7. Oktober aus dem Gedächtnis radiert und sich in einem Song wie „Hinds Hall“ als moralisierender Freiheitskämpfer inszeniert, während er jüdisches Leben zur Zielscheibe macht.
Der Lernort steckt in Geldproblemen.
Bild oben: Im vergangenen Jahr in der Gedenkstätte DDR-Abschiebehaftanstalt Chemnitz
Das Parlament des Freistaates Sachsen hat noch immer keinen Haushalt beschlossen. Weiterlesen
134 alte weiße Purpur-Männer wollen ab Mittwoch einen neuen Chef des Weltvereins katholische Kirche namens Papst auszugucken. Mit auch weltlichem Machtanspruch, aber ohne Legitimation, da Frauen ausgeschlossen sind. Und auch sonst erstmal viel Schreckliches in der Kirchengeschichte aufzuräumen wäre. Zur Ablenkung ein Musiktipp.
„Jedes Ding hat 3 Seiten; eine positive, eine negative und eine komische.“ (Karl Valentin).
Konklave ist, aus meiner ganz und gar unmaßgeblichen Sicht
des zugestanden Außenstehenden..
Schwierig. Weiterlesen
Michael Frayns Stück „Der nackte Wahnsinn“ – im Original „Noises off,“ was man salopp auch mit „Halt die Klappe“ übersetzen könnte – ist ein in Deutschland vielgespielter Theatertext. Die aktuelle Inszenierung des Hans-Otto-Theaters in Potsdam gehört zum Besten, was aus dieser wahnsinigen Komödie zu machen ist. Und das Stück ist darüber hinaus eine Hommage an die Kunst des Schauspiels. Weiterlesen