MOSKAU – CHABAROVSK, 4. – 11. Februar 1989, erster Teil: Zum Ende Europas
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„Gott, Gott !“ Der kleine Bube im Abteil drückt seine Nase an die Fensterscheibe und zeigt mir die Kirche, an der wir vorbeirollen.
MOSKAU – CHABAROVSK, 4. – 11. Februar 1989, erster Teil: Zum Ende Europas
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„Gott, Gott !“ Der kleine Bube im Abteil drückt seine Nase an die Fensterscheibe und zeigt mir die Kirche, an der wir vorbeirollen.
War es Kalkül oder Zufall? Am 26. November 2024 wurde Angela Merkels Erinnerungsbuch „Freiheit“ – gleich auch in 30 Übersetzungen – veröffentlicht. Einen brisanteren Zeitpunkt hätte sich die Altkanzlerin wohl kaum aussuchen können: Die Ampel-Regierung, die ihren Amtszeiten nachfolgte, war gerade mit einem lauten Knall zerbrochen, und die ehemaligen Koalitionäre überhäuften sich gegenseitig mit Vorwürfen, wobei Noch-Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Retrospektive dieser Vorgänge wohl die schlechtesten Stilnoten eingefahren haben dürfte. Und während sich ihre Partei, die CDU, gerade für den Wahlkampf in Stellung bringt und dabei auch merklich versucht, inhaltlich eher wie die alte Union zu wirken und einige Entscheidungen und Entwicklungen der Merkel-Ära zu korrigieren, platzt eben diese mit ihren Memoiren auf den Markt. Weiterlesen
MOSKAU, 4. Februar 1989
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Es ist Samstag.
Tanja und Sergej werden in Moskau auf dem Kiewer Bahnhof von Freunden erwartet. Schon haben sie mir angekündigt, dass sie mir Moskau zeigen werden.
Auch Kolja und Andrej, denen ich nun vorgestellt werde, sind dieser Meinung: Weiterlesen
Die Freie Universität Berlin sagt eine Ausstellung zu Pogromen an Juden ab. Die Begründung ist ein Zeichen der Geschichtsvergessenheit, der Furcht vor demokratischem Diskurs und der Toleranzbesoffenheit. Ist die Freie Universität noch ein Ort der Freiheit?
BUDAPEST – MOSKAU 2. – 4. Februar 1989
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„Guten Abend“ sage ich, als ich meine Taschen ins Abteil schleppe.
Auf Russisch natürlich.
Außer mir sind noch ein junger Mann und eine junge Frau in dem Abteil mit den vier Liegen. Die Taschen sind schnell verstaut. Wir wechseln ein paar Worte. Dann kann ich ihren Fragen auch schon nicht mehr folgen. „Ach, Sie sind kein Russe ?“ Weiterlesen
Die OECD hat ihren Bericht über die Lese- und Rechenfähigkeiten von Erwachsenen vorgelegt. Ernüchternd. Wir werden tendenziell dümmer, zum ersten Mal seit James R. Flynn 1984 anhand von IQ-Tests herausfand, dass wir von Generation zu Generation cleverer werden. Dazu schreibe ich an anderer Stelle. Hier geht es mir um etwas Anderes. Um das Foto auf dem Cover des Berichts.
BUDAPEST 30. Januar – 2. Februar 1989
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Es ist 8 Uhr morgens, als ich aus dem Zug von Prag nach Budapest steige und ich bin todmüde. Aber erst einmal geht es zum Reisebüro „Ibusz“.
Das Ticket für die Fahrt nach Osten ist noch abzuholen. Ja , die Reservierung für die Transsibirische Eisenbahn ist O.K. . Auch die Rückfahrkarte kann ich schon jetzt kaufen.
Minderheitsregierungen werden womöglich zur deutschen Normalität. Das muss nicht schlecht sein. Ungewöhnlich jedoch das Patt im Thüringer Landtag, weshalb unklar ist, ob Mario Voigt am Donnerstag eine Mehrheit als CDU-Ministerpräsident erhält – und vom wem. Eine ähnliche Konstellation gab es schon einmal: 1987 in Schleswig-Holstein. Weiterlesen
Fast jeder Mann, der ungefähr vor 1970 geboren wurde und bis 1990 in der DDR lebte, musste dort den Grundwehrdienst in der NVA oder anderen kasernierten Einheiten ableisten. Der Autor, Jahrgang 1960, erinnert sich in neun Kapiteln an seine eigenen entsprechenden Erfahrungen.
Laut Einberufungsbefehl begann mein Grundwehrdienst am 3. November 1979. Doch hatte dieser gefürchtete Tag X, hinter dessen Wirklichkeit sich das frühere zivile Leben abrupt zu einem unbeschwerten, irgendwie kindlichen Traum verwandelte, seine Schatten schon seit Längerem vorausgeworfen. Bei der Musterung vor anderthalb Jahren waren die jungen Männer meines Jahrgangs der Erweiterten Oberschule „Philipp Melanchthon“ in Wittenberg sämtlich erfasst, begutachtet und einsortiert worden für den künftigen Dienst an der Waffe. Nur zwei von ihnen, und zwar Andreas S. aus der Parallelklasse sowie ich selbst, hatten uns nicht bereiterklärt, drei oder gar fünfundzwanzig Jahre als Unteroffizier bzw. Berufsoffizier zu dienen, sondern wirklich nur den Grundwehrdienst abzuleisten. Spatensoldaten oder gar Totalverweigerer gab es unter uns überhaupt keine. Weiterlesen
Prag, 29. und 30. Januar 1989
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An diesem Abend des 29. Januar 1989 bin ich auf Alexanders (*) Empfehlung hin im Prager Hotel „Flora“. Eine evangelische Initiative aus Holland hat die Unruhigen Prags zum Treffen eingeladen. Es ist eine legale Veranstaltung, auf der sich hier die Menschen treffen. Über die jüngsten Verhaftungen wird gesprochen und über den Frieden in der Welt. Daheim wollen die Gäste ihre Kirchen daran erinnern, dass es Frieden ohne Gerechtigkeit nicht geben kann.
Einschub 2024:
Dass die Gäste ihre Kirchen daran erinnern wollen, dass es Frieden ohne Gerechtigkeit nicht geben kann, ist ihnen soeben noch einmal eindringlich gesagt worden. Auf den Weg gibt ihnen das ein ganz Ruhiger unter den Unruhigen Prags. Weiterlesen
Können, sollen syrische Flüchtlinge nach dem Ende der Tyrannei zurückgeschickt werden? Aus Prinzip ja, allerdings sicher nicht sofort. Und nicht alle. Dennoch ist die Debatte darüber richtig und notwendig. Und keineswegs verwerflich. Auch und gerade nicht im Wahlkampf.
Diskussionen über Asyl, Flucht und Migration werden schon immer gerne bar jeder zumindest tieferen Sachkenntnis geführt. Dafür umso hitziger. Und meist ergebnislos. So ist es auch jetzt zu befürchten. Kaum war das blutrünstige Regime des Assad-Clans am Wochenende nach mehr als einem halben Jahrhundert endlich gestürzt worden, forderten Politiker vornehmlich der Union, die ca. eine Millionen Kriegsflüchtlinge aus Syrien, die in Deutschland leben, zurück zu weisen. Genauso schnell hielten andere dagegen, das gehe überhaupt, sei zynisch, menschenverachtend und bloße Wahlkampfrhetorik zugunsten der AfD. Beides erkennbarer Unsinn. Weiterlesen