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Syrien muss geteilt werden

Als Jugoslawien nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur implodierte und sich Serben, Kroaten, Albaner, Christen und Muslime an die Gurgel gingen, war die Lösung relativ schnell gefunden: Der künstliche Staat wurde in seine Bestandteile zerlegt, jedes Völkchen bekam seinen Mini-Staat. Lediglich Bosnien wurde als multi-ethnisches, multi-religiöses Feigenblatt beibehalten. Heute sind all diese ethnisch weitgehend homogenisierten Zwergstaaten halbwegs funktionierende Demokratien oder doch wenigstens keine failed states.

Slowenien und Kroatien sind bereits Mitglieder der Europäischen Union, die anderen werden früher oder später folgen. Lediglich das multiethnische Bosnien funktioniert bis heute nicht als Staat und wird faktisch vom Hohen Repräsentanten der EU als Protektorat regiert.

Dabei war Jugoslawien im Vergleich zu Syrien ein ganz gut funktionierendes föderales Gebilde. Syrien hingegen ist ein von den britischen und französischen Regierungen aus der Konkursmasse des Osmanischen Reichs zusammengeschustertes Gebilde, das nie als Nation – geschweige denn als Demokratie – funktioniert hat. Weiterlesen

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Kritik und Selbstkritik

Aus gegebenem Anlass möchte ich mich heute mit „Kritik und Selbstkritik“ befassen, der kommunistischen Entsprechung der katholischen Beichte. Sie hat in meinem Leben eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Ich war manchmal selbst Gegenstand der Prozedur; oft habe ich ihr bei anderen beigewohnt, zuweilen auch als Ankläger.

Der Ablauf des Kritik-Selbstkritik-Prozesses folgte dabei immer dem gleichen Muster. Ein Genosse hatte – vielleicht durch intern geäußerte Zweifel an der politischen Linie, vielleicht durch „Arbeitsstilschwierigkeiten“ oder das Versagen bei einer bestimmten Aufgabe,  meistens durch eine Kombination aller drei Symptome (Anführungszeichen sind im Verlauf dieses Essays ggf. vom Leser mitzudenken), auf sich aufmerksam gemacht. Weiterlesen

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Jugendsünden: Wie man kreativ mit der eigenen Vergangenheit umgeht

Wenn Menschen im fortgeschrittenen Alter sich kritisch mit ihren  politischen Jugendsünden auseinander setzen  wollen,  stoßen sie auf  Schwierigkeiten. Zum einen hat das Gedächtnis die wohltuende Eigenschaft,  negative Erlebnisse  aus der Jugendzeit  dem Orkus des Vergessens anheim zu geben.

Zum anderen fällt es einem schwer,  vom heutigen „aufgeklärten“ Standpunkt aus jugendliche  Verirrungen  zu ertragen. Nur schwer kann man sich  damit abfinden, dass man eine  so abwegig-radikale  Weltanschauung   jemals vertreten hat.  Gar unerträglich kann der Gedanke sein, dass man Polizisten durch Steine, die man aus einer Demonstration heraus warf, verletzt hat. Solche unschönen Verhaltensweisen spaltet man deshalb allzu gerne von der eigenen Person ab.  Weiterlesen

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Edward Snowden, Verräter

Dass Edward Snowden in vielen Medien als „Whistleblower“ bezeichnet wird, ist eine Irreführung. Er ist ein Verräter.

Wer will, kann den ausführlichen Artikel über „Whistleblower“ bei Wikipedia nachlesen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Whistleblower

 

Daraus wird klar, dass sich der Begriff – und der in den USA ziemlich umfangreiche Schutz der Whistleblower – auf Beschäftigte eines Unternehmens oder einer staatlichen Behörde beziehen, die zum Ergebnis kommen, ihr Arbeitgeber verstoße gegen geltende Gesetze, Verordnungen usw., und die keine Möglichkeit sehen, innerhalb des Unternehmens oder der Firma gegen diese illegalen Praktiken vorzugehen. Weiterlesen

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Was ich der KPD verdanke (Schluss)

 Bevor das hier zu einer Veranstaltung nach dem Motto „Der rote Opa erzählt“ ausartet, will ich die fast sieben Jahre, die ich in der KPD arbeitete, zusammenraffen. Was nicht heißt, dass ich Fragen zu meiner Beteiligung an dieser oder jener Aktion oder meiner Haltung zu dieser oder jener Position ausweichen will.
Aber ein Grund, die Zeit von Mitte 1970 bis Mitte 1977 zusammenzufassen, ist, dass mir eigentlich 1973 oder 74 klar war, dass ich in der Organisation unglücklich war. Weiterlesen
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Was ich der KPD verdanke (2)

Letzte Woche beschrieb ich, wie ich als Fast-Junkie von einem persischen Mitschüler zurechtgewiesen wurde: „Er habe gehört, dass sich eine Kommunistische Partei gegründet habe. Ich solle gefälligst clean werden und mich nach ihr umsehen.

Es mag heutigen Lesern kaum glaubhaft erscheinen, aber genau das tat ich.“

Wie es sich herausstellte, gab es derer mehr als eine. Weiterlesen

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Berlin – deine Schwaben

Als ich im Jahre 1969 die Universität Tübingen und meine schwäbische Heimat verließ, um mich im damaligen ummauerten Westberlin niederzulassen, schlug mir in der neuen Heimat, als man mein schwäbisches Idiom vernahm,  durchaus  Sympathie entgegen.Die Schwaben galten  als klug („Cleverle“), als pfiffige Erfinder („Tüftele“) und als Schnelldenker („Käpsele“). In den studentischen Wohngemeinschaften waren sie gerne gelitten, galten sie doch als  gesellig, aber auch als  diszipliniert.

Vierzig Jahre später hat sich die Stimmung gedreht. Weiterlesen

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Was ich der KPD verdanke (1)

Es bleibt nicht aus,  wenn irgendjemand meint, mir eins auswischen zu müssen, dass er oder sie nach einem kurzen Blick in Wikipedia mir meine maoistische Vergangenheit um die Ohren haut. Das ist auch ganz OK so, und die Tatsache, dass ich selbst nie den Versuch gemacht habe, diese Vergangenheit zu verschweigen oder kleinzureden, dass ich mir selbst vielmehr nach meinem Austritt aus der KPD vor nunmehr 36 Jahren eine über zehnjährige Politik- und Publikationsabstinenz verordnet und als Lehrer gearbeitet habe, entkräftet nicht unbedingt die Argumente derjenigen, die meinen, im Herzen sei ich immer noch Kommunist, oder dass ich mit meinem Hang zu politischen Fehden immer noch, wie es ein Freund, Kollege und intellektueller Sparringpartner neulich im Zorn ausdrückte, ein „maoistischer Platzanweiser“ geblieben bin. Weiterlesen

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George Orwell lesen!

Im Zusammenhang mit der nicht sehr überraschenden Meldung, dass ein US-Geheimdienst auch auf die Verbindungsdaten von Telefongesellschaften und auf die Datenbanken bestimmter Social Media und Suchmaschinen zugreift, wird immer wieder George Orwell beschworen. „1984“ und „Big Brother“ würden nun Wirklichkeit, heißt es.

Nun freue ich mich einerseits immer, wenn George Orwell im Gespräch ist. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass Orwell meistens von Leuten beschworen wird, die offensichtlich sein Werk, und insbesondere den Roman „1984“ nicht kennen. Das letzte Mal war das 1987 – „drei Jahre nach dem Orwell-Jahr“ – der Fall, als in der Bundesrepublik eine Volkszählung anstand. Weiterlesen

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Israel in die EU und in die NATO

Am 29. 11. 1947 beschloss die Vollversammlung  der Vereinten Nationen mit Zweidrittelmehrheit die Teilung Palästinas und die Errichtung eines jüdischen und eines arabischen Staates. Die arabischen Staaten stimmten gegen diesen Beschluss, weil  sie das ganze Palästina   beanspruchten.

Unmittelbar nach dem Teilungsbeschluss begannen palästinensische Milizen, unterstützt durch reguläre Truppen arabischer Länder, kriegerische Auseinandersetzungen mit den jüdischen Siedlungen. Einen Tag vor dem Ende des britischen Mandats, am 14. 5. 1948, rief David Ben Gurion, der Führer des jüdischen Siedlungswerkes, die Gründung des  jüdischen Staates  Israel aus.  Weiterlesen

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Linke Antisemiten: Zur „Kritischen Theorie des Zionismus“

Obwohl Linke nach eigenem Selbstverständnis Antirassisten und Internationalisten sind, also „gar nicht antisemitisch sein können“, gab es innerhalb der Linken immer schon eine starke antisemitische Strömung.

Die Traditionslinie reicht von Karl Marx, der den Wucher als Wesen des Judentums ausmachte und die kapitalistische Gesellschaft darum als „jüdisch“ bezeichnete – eine nicht sehr originelle Idee, die er von Martin Luther geklaut hatte – über die 68er, deren antisemitisch-antizionistische Verstrickungen etwa Götz Aly und Wolfgang Kraushaar bloßgelegt haben, bis hin zu Teilen der Linkspartei, der Grünen und der SPD in unseren Tagen. Weiterlesen

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