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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (26), auf der Rückreise

WARSCHAU, 18. März 1989

(Hier der Link zu allen Tagesberichten.)

Es ist zeitig am Morgen, aber die Gepäckaufbewahrung hat schon offen. Da ich mangels polnischer Zloty kein Gepäckfach nehmen kann, gebe ich nur die Taschen am Schalter ab.

Ein Taxi bringt mich an mein Ziel und der Fahrer tauscht mir auch noch etwas Geld. Noch sind die Straßen menschenleer, weshalb wohl auch eines der in Warschau zu wenigen Taxis zu haben ist.

Wenig später stehe ich ziemlich verlassen im Flur des Hauses, in dem Michael wohnt. Au weia, es ist ein riesiger Block. Verflixt, in welcher der Dutzenden von Wohnungen mag es sein ? Weiterlesen

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Sorgt Autoritarismus für ein Ende des Traums einer postmaterialistischen Zivilisation?

Eine neue wissenschaftliche Studie, die in der Zeitschrift Foresight veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass die menschliche Zivilisation am Rande des nächsten „Riesensprungs“ in ihrer Evolution stehen könnte. Allerdings werden die Fortschritte durch zentralisierte, autoritäre und rechtsextreme politische Projekte vereitelt werden. Als Beispiel wurde in der Studie die bevorstehende, neu gewählte US-amerikanische Regierung unter Donald Trump genannt. Weiterlesen

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Vom Sinn des Soldatseins – Erinnerungen an den Wehrdienst in der DDR (Teil 9/9)

Fast jeder Mann, der ungefähr vor 1970 geboren wurde und bis 1990 in der DDR lebte, musste dort den Grundwehrdienst in der NVA oder anderen kasernierten Einheiten ableisten. Der Autor, Jahrgang 1960, erinnert sich in neun Kapiteln an seine eigenen entsprechenden Erfahrungen.

Kapitel 9

Als Vater mich abholte, lag das Kapitel Armee hinter mir, versuchte ich mir einzureden. Dabei wusste ich nur zu gut, dass ich lediglich ein erstes großes Hauptkapitel hinter mich gebracht hatte; mehrere kleine wür­den mit Sicherheit noch folgen, die Frage war nur, wie lange die Schonzeit dauern würde. Denn der Staat betrachtete seine Bürger als Leibeigene und junge Männer ganz besonders, indem er sie nach Ableistung des Grund­wehrdienstes zu Reser­vi­sten deklarierte. Weiterlesen

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Erdbeben in Syrien

Manchmal ist ist die Geschwindigkeit, mit der Nachrichten uns aus allen Teilen der Welt erreichen atemberaubend. Es ist daher nicht so einfach nachzuvollziehen, ob sie der Wahrheit entsprechen oder nicht, erst recht, wenn sie sich nicht vor der Haustür abspielen und Personen involviert sind, deren Sprache die Journalisten nicht beherrschen.

Gerade bei der Berichterstattung aus dem Nahen Osten fällt auf, dass die englischsprachigen Nachrichten oft von den deutschen abweichen, ganz zu schweigen von den hebräischen oder arabischen. Dadurch entsteht ein Problem: Die Rezipienten erhalten unterschiedliche Informationen abhängig davon, welchem Kulturkreis sie angehören. Weiterlesen

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (25), auf der Rückreise

KIEW, 17. März 1989

(Hier der Link zu allen Tagesberichten.)

Ich will nach Budapest, wie gesagt. Vorerst habe ich jedoch eine Liegekarte (Russisch: „PIazkarta“) zu erwerben. Und mit dieser Aufgabe irre ich erst einmal ziemlich hilflos in der Bahnhofshalle herum.

Dort treffe ich wieder auf meine Mitreisende Swetlana, Weiterlesen

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Der Amtseid: Ergibt er noch Sinn oder kann er weg?

Der Amtseid - nicht mehr als ein Lippenbekenntnis? Grafik: Frank Vollmer

„Alle Macht geht vom Volk aus“ – so ist es in Artikel 20 (2) des Grundgesetzes zu lesen. Das klingt doch erst einmal prima. Der Punkt geht aber noch weiter: „Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“ Zusammengefasst bedeutet es, dass das (wahlberechtigte) Volk seine Vertreter wählt und diese in seinem Sinne agieren. Dieses System wird als repräsentative Demokratie bezeichnet. Nur, wie repräsentativ ist die Demokratie in Deutschland, wenn selbst fahrlässige politische Fehlentscheidungen keine Konsequenzen haben? Der Versuch einer Streitschrift.

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (24), auf der Rückreise

SOTSCHI – KIEW, 16. und 17. März 1989

(Hier der Link zu allen Tagesberichten.)

Das Abteil, das ich beziehe ist leer. Das heißt, Gepäck und Mantel meiner drei Mitreisenden sind sehr wohl hier, nicht aber diese selbst.

Aus dem Nachbarabteil höre ich Gitarrenklänge. So klopfe ich dort an. Richtig: hier sitzen sie alle zusammen, Weiterlesen

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Vom Sinn des Soldatseins – Erinnerungen an den Wehrdienst in der DDR (Teil 8/9)

Fast jeder Mann, der ungefähr vor 1970 geboren wurde und bis 1990 in der DDR lebte, musste dort den Grundwehrdienst in der NVA oder anderen kasernierten Einheiten ableisten. Der Autor, Jahrgang 1960, erinnert sich in neun Kapiteln an seine eigenen entsprechenden Erfahrungen.

Kapitel 8

Ich hatte jetzt die Hälfte der Dienstzeit hinter mich gebracht, das Berg­fest war gefeiert worden, und wir »Vize« genannten Angehörigen des zweiten Dienst­halb­jahres fassten den Tag der Entlassung zusehends fester ins Auge. Wir blickten voll durch, hatten alle ungeschriebenen Regeln begriffen, die Schlupflöcher ausge­kund­schaftet und uns Privilegien verschafft. Wir warte­ten lediglich noch auf den Entlassungstag der gegenwärtigen EK’s, um danach selbst die un­ge­krön­ten Könige im Regiment zu sein. Bald würden wir uns unter­ein­ander ganz zivili­stisch mit »Kollege« anreden können. Weiterlesen

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (23), auf der Rückreise

SOTSCHI, 14. und 15. März 1989

(Hier der Link zu allen Tagesberichten.)

Der Reisebus des sowletischen Partners von Jugendtourist mit Schwester, Bruder, Schwager und Schwägerin (*) und ihrer ganzen Reisegruppe rollt genSüden.

Am Ufer eines Gebirgsflüsschens geht es immer höher und höher in den Kaukasus hinauf. Oben, wo die Straße an einem kleinen Bergsee gesperrt ist, machen wir Halt. Wir müssen auf ziemlicher Höhe sein, oben an den Hängen liegen die Gletscher und Schneefelder, deren einer bis hier hinunter ins Tal reicht.

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Horror plötzlich ganz nah

Meine Tochter war mit ihren beiden kleinen Töchtern und ihrem Mann auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Sie verließen ihn nur drei Minuten bevor der Todesfahrer durch die Menschenmenge raste. Sonst wären auch sie womöglich seine Opfer geworden. Verändert das meinen Blick auf den Täter und seine unfassbare Tat?

Manchmal kann ein Klogang Menschenleben retten. Meine Tochter hatte sich mit ihrem Mann am vergangenen Freitag spontan zum Besuch des Weihnachtsmarkts in Magdeburg entschlossen, nachdem sie vorher seine Eltern in Brandenburg besucht hatten, wie sie mir erst an Weihnachten – noch immer völlig unter Schock – berichtete. Er hat in Magdeburg studiert und wusste, dass der Weihnachtsmarkt dort immer sehr schön ist (oder war – bis zu diesem Tag). Deshalb wollten sie mit meinen drei und sechs Jahre alten Enkelinnen dorthin. Es sei für die beiden Kleinen toll gewesen. Sie seien zum ersten Mal in ihrem Leben Schlittschuh gelaufen. Dann holte meine Tochter etwas zu essen an einem der Stände in der Budengasse, durch die der Täter nur wenige Minuten später als erstes mit seinem SUV raste. Weiterlesen

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