Mein Freund, Ex-Genosse und Ex-Kollege Rainer Werner hat an dieser Stelle geschrieben, warum er kein Linker sei. Er begründet das mit seinen Schul-Erfahrungen. Ich habe – kommend aus derselben maoistischen Organisation – die gleichen Schul-Erfahrungen gemacht. Sie reichen jedoch nicht aus, um eine absage an das Links-Sein zu begründen. Sie reichen nur aus, um bestimmten Spielarten der linken Pädagogik eine Absage zu erteilen.
Allgemein
Warum ich nicht mehr links bin
„Sozialismus ist die Philosophie des Versagens, das Credo der Ignoranz und das Glaubensbekenntnis des Neides.“ (Winston Churchill)
Das rauer gewordene gesellschaftliche Klima färbt auch auf persönliche Beziehungen ab. Freunde aus der gemeinsamen linken Vergangenheit fangen an, sich von mir zu distanzieren. Sie haben meine Verteidigungsschrift für das Gymnasium gelesen („Fluch des Erfolgs. Wie das Gymnasium zur Gesamtschule light mutiert“, 2015) und werfen mir vor, für die „Selektion von Kindern“ einzutreten. Sie haben Essays von mir bei den „Starken Meinungen“ gelesen und klagen mich an, mich von der Willkommenskultur des Herbstes 2015 zu distanzieren und mich dadurch „mit den Rechten “ gemein zu machen. Wie früher in der katholischen Kirche ist man mit Stigmatisierungen schnell zur Hand, wenn ein „Ehemaliger“ vom rechten Glauben abgefallen ist. Und wie man sieht, verlieren Werte wie Freundschaft, Loyalität und Treue an Bedeutung, wenn ideologische Überzeugungen im Spiele sind. Es wäre leicht, den Freunden von einst vorzuwerfen, sie hielten an linken Dogmen fest, die sich vor der Realität längst blamiert haben und die sie nur noch als Lebenslügen mit sich herumtragen. Das würde sie kaum treffen. Man legt ja den wärmenden Mantel nicht ab, wenn es kalt um einen herum wird. Also versuche ich es auf anderem Wege. Ich zeichne nach, weshalb ich die linken Denkmuster, die mich in den 1970er Jahren geprägt hatten, abgelegt habe. Dass ich mich bei diesem „Bekenntnis“ auf den Bereich der Bildung konzentriere, liegt in der Natur der Sache: Hier habe ich mein Links-Sein verlernt. Weiterlesen
Thomas Wagner liefert der Querfront Argumente
Vor 12 Jahren kritisierte ich den Vorschlag, die Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße umzubenennen. (Und nein, ich tat das nicht, um irgendjemandem im Hause Springer einen Gefallen zu tun. Die Linie des Hauses lautete, sich möglichst gar nicht in die Entscheidungsfindung einzumischen.) Meine Argumentation war, kurzgefasst, dass Dutschke mit seiner Verachtung für die liberale Gesellschaft des Westens und seiner ästhetischen Begeisterung für die Gewalt am Ende den Faschisten, die er zu bekämpfen meinte, näher war, als ihm selbst lieb sein konnte. „Es ist kein Zufall, dass (Dutschkes) Weggefährte Horst Mahler bei der NPD gelandet ist“, schrieb ich. „Und sein Genosse Bernd Rabehl wäre vermutlich auch dort, hätte er nicht Angst um seine Professorenpension.“
SPD: staatstragend – mit beschränkter Haftung
Die SPD pflegt von sich gerne das Selbstbild, in politischen Krisenzeiten stets staatstragend und verantwortungsvoll gehandelt zu haben. Damit will sie der bei Konservativen beliebten Auffassung entgegenwirken, Sozialdemokraten folgten letztlich doch immer ihrem ideologischen Impetus: Im Zweifel links. Der Vorwurf, bei den „Sozis“ handele es sich um „vaterlandslose Gesellen“, geht auf das Kaiserreich zurück, als Wilhelm II. der SPD vorwarf, mit ihrer „internationalistischen“ Politik zu erkennen zu geben, dass sie kein Vaterland besitzt. Marx und Engels, die in der frühen SPD durchaus noch verehrt wurden, hatten 1848 im „Kommunistischen Manifest“ geschrieben: „Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben“. Und die „Internationale“, das Kampflied der Arbeiterbewegung, richtet sich an die „Verdammten dieser Erde“ und an die „Völker“. Weiterlesen
Jerusalem: Von der Christologie lernen!
Es gibt eine ziemlich große Aufregung darüber, dass Donald Trump Jerusalem als die Hauptstadt Israels anerkannt hat. Manche Leute meinen, damit wäre nicht nur die israelische Annexion des Ostteils der Stadt anerkannt, sondern auch ein für alle Male ausgeschlossen, dass Jerusalem auch Hauptstadt eines arabischen Staates „Palästina“ werden könnte. Ich denke, man kann hier viel von den Auseinandersetzungen der frühen Christen um das Wesen Jesu Christi lernen.
Zweierlei Maß: Sind Linke größere Heuchler?
Ein Gastbeitrag von Harald Stollmeier
Jede Jeck ist anders, sagt der Kölner. Und doch lassen sich bei hinreichend großen Gruppen Gemeinsamkeiten entdecken, die eine vorsichtige Beschreibung von Typen erlauben. Als solche Typen kann man auch „Rechte“ und „Linke“ verstehen und gewisse Denk- und Verhaltensmuster grundsätzlich betrachten. Allerdings sollte diese Betrachtung nicht dem Abstempeln dienen sondern dem Verstehen – und vielleicht gar dem Dialog. Weiterlesen
Wie neu geboren
In Hamburg steht zur Zeit der 26-jährige Palästinenser Ahmad A. vor Gericht, weil er in einem EDEKA-Markt einen 50-jährigen Ingenieur erstochen und noch weitere Kunden verletzt hat. Couragierte Bürger überwältigten ihn schließlich und übergaben ihn der Polizei. Die Bilder von ihrem mutigen Kampf gegen den Gewalttäter gingen über alle TV-Sender. Die Motivlage für das Verbrechen ist eindeutig: Es war ein islamistisch motivierter Mord. Achmad A. rief nicht nur bei der Bluttat „Allahu Akbar“. Er hatte sich zuvor auch von einschlägigen dschihadistischen Internetseiten inspirieren lassen. Weiterlesen
Der umsorgte Patient
Die SPD wird zur Zeit behandelt wie ein Kranker kurz vor dem Exitus. Alle möglichen Rezepte zur Gesundung werden ihr angedient. Nicht alle kann man als hilfreich bezeichnen. Manche führten, würden sie praktiziert, zum endgültigen Kollaps des Patienten. Den meisten Vorschlägen ist gemeinsam, dass sie der SPD raten, einen radikalen Linksschwenk zu vollziehen, also den (vermeintlich aussichtslosen) Kampf um die bürgerliche Mitte aufzugeben. Einen theoretisch ausgefeilten Artikel, der in einem solchen Ratschlag kulminiert, hat Nils Heisterhagen in der F.A.Z. veröffentlicht (20. 11. 2017). Der Autor ist Grundsatzreferent der SPD in Rheinland-Pfalz. Die Essenz seines Vorschlags: „Es gilt, mehr Lafontaine zu wagen. Es ist Zeit für mehr Corbyn und mehr Sanders.“ Dann folgen die üblichen Forderungen des linken Flügels der SPD: Schluss mit der Schwarzen Null im Bundeshaushalt und mehr steuerliche Umverteilung. Was ist von solchen Vorschlägen zu halten? Weiterlesen
Norbert Häring und Ken Jebsen
Mit Norbert Häring habe ich mich indirekt schon einmal hier beschäftigt, weil er auf seinem Blog einen Leserbrief abdrucken wollte, der mich des „Rufmords“ an Wolfgang Kubicki bezichtigte. Ich habe ihm den Abdruck selbstverständlich gestattet. Dadurch aber wurde mein Interesse geweckt. Wer ist Häring? Was treibt ihn um?
Parlamentarische Verantwortungslosigkeit
Im Deutschen Bundestag herrscht zur Zeit eine Situation, wie wir sie in der bald 70-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland noch nie hatten: Von den sechs im Parlament vertretenen Parteien wollen vier (!) nicht regieren. Drängten in früheren Zeiten alle Parteien an die Macht, gefallen sich heute alle bis auf CDU/CSU und Grüne in Verweigerung. Die Gründe sind natürlich je nach Partei verschieden. Weiterlesen
Antisemitismus ohne Antisemiten
In einem ironischen Kommentar zum Abbruch der Jamaika-Verhandlungen hatte ich mich in der WELT mit den Positionen Wolfgang Kubickis auseinandergesetzt. Reaktionen ließen natürlich nicht auf sich warten. Eine solche Reaktion – und meine Antwort darauf – dokumentiere ich hier, weil sie mir Gelegenheit gibt, den Unterschied zwischen Antisemitismus als psychologischem Defekt und Antisemitismus als gesellschaftlichem Diskurs zu betonen – ein Unterschied, der wesentlich ist, wenn man den Antisemitismus bekämpfen will und nicht die angeblichen Antisemiten.