Normalerweise fordere ich um diese Zeit meine Leser und Leserinnen auf: Nun rilkt man schön! Heute aber will ich hebbeln. Es geht um das bekannte Gedicht „Herbstbild“ von Friedrich Hebbel (1813 – 1863).
„Espresso“! Der Sommer-Hit schlechthin im vergangenen Jahr 2024 mit sagenhaften 2,5 Milliarden Streams und mehr! Und in der Tat: Dieser Song geht ins Blut wie ein doppelter Espresso! Wer reinhört, ist nach ein paar Takten hooked: Das blonde Wunder Sabrina Carpenter zündet ein buntes Feuerwerk aus Disco-Pop-Nostalgie und Texten, die so selbstironisch sind, dass sie schon Stand-up-Comedy Qualitäten haben. Während sie kokett singt, dass ihr Ex nach einer Nacht mit ihr kein Auge mehr zubekommt, grinst ihre TikTok-Gemeinde im Hintergrund und scheint zu sagen: Same here, bro.
So hat „Espresso“ sich über die Socials schneller verbreitet als ein virales Katzenvideo auf Speed. Und damit schreibt sich Carpenters Superhit ein in einen traditionsreichen Diskurs: Denn welche Bedeutung(en) besitzt das Genussmittel Kaffee in der Populärkultur? Weiterlesen
Aus der Weisheit „Kenne dich selbst“ (inklusive Schatten) wurde „Zeige dich selbst“ – und das ohne Filter!
Es ist, als hätte die Gesellschaft die Scham abgeschafft. Die Verantwortung für unsere Interaktionen aber bleibt.
Wir erleben wir eine neue Schamlosigkeit, die nicht befreit, sondern enthemmt.
Seit dem durch nichts zu rechtfertigenden Attentat auf Charlie Kirk, vor den Augen seiner Frau und kleinen Kinder, erleben wir international und hierzulande eine zum Teil vollkommen enthemmte Logorrhoe ausgestellter Schadenfreude, des Hasses und Sadismus. Das sind eigentlich lauter per se sozial problematische und toxische Züge – Schattenseiten des Menschseins. Doch eben diese werden in bemerkenswerter Freiwillig- und Freizügigkeit ins Schaufenster und Rampenlicht gestellt. Ohne individuelle Notwendigkeit. Ohne, dass jemand tatsächlich danach gefragt hätte!
Das ist nicht mehr harmloses Oversharing, sondern ein Prahlen mit dissozialen Zügen, wie es vor 30 Jahren noch eindeutig tabu gewesen wäre.
Dissoziale Persönlichkeit im RampenlichtWeiterlesen
Das vierblättrige Kleeblatt überlebensgroßer britischer Ur-Giganten, die Rock’n’Roll und Schlager ab den frühen Sixties in moderne Rock- und Popmusik überführten? Beatles, Rolling Stones, The Who und natürlich The Kinks. Doch im Gegensatz zu den drei erstgennanten entpuppte sich die Karriere der Truppe um die Gebrüder Davies als aufreibende Berg- und Talfahrt.
Cardiff am 19. Mai 1965: Alles könnte so schön sein. Nach einer triumphalen Tour durch Australien und Neuseeland und vor geplanten US-Terminen sind die Kinks echte Shootingstars, lassen sich gerne in heimischen Gefilden feiern. Doch in Wales bricht an diesem Abend die Hölle los. Spannungen und Querelen explodieren. Gitarrist Dave Davies beschimpft während des Gigs den eigentlich gutmütigen, ausgleichenden Drummer Mick Avory, schlägt sein Instrument in dessen Richtung, tritt das Schlagzeug um. Der revanchiert sich prompt und schlägt Dave das Becken heftig über den Schädel. Blut spritzt über die Bühne. Davies bricht ohnmächtig zusammen. Weiterlesen
Israelischer Militärjet. Foto: Major Ofer, Israeli Air Force Lizenz: CC BY 4.0
Die Welt empört sich, dass der jüdische Staat seine Feinde selbst in ihrem Luxus-Hauptquartier in Katar ausschaltet. Anders sind die Hamas-Faschisten, die Israel und alle Juden vernichten wollen, jedoch nicht zu besiegen.
1976 war ich in einem Kibbuz von Shoa-Überlebenden, als ein israelisches Spezialkommando in Entebbe 102 jüdische Geiseln befreite, die deutsche Terroristen zuvor an Bord einer von Palästinensern entführten Air-France-Maschine wie in Auschwitz selektiert hatten. Auch damals stand Israel allein. Der Jubel der Kibbuzniks hallt mir noch heute in den Ohren: „Wir haben es der ganzen Welt gezeigt. Wir lassen niemanden zurück, und wir schaffen das ohne jede Hilfe.“ Ähnlich wagemutig und präzise war auch jetzt der Schlag gegen die übrig gebliebene Hamas-Spitze in der katarischen Hauptstadt. Und gegen den globalen Antisemitismus. Weiterlesen
„There is much talk today in Germany about the AUFARBEITUNG (literally, the >>working over<<) of its recent history – a very German word that is usually translated as >>coming to terms with the past<< (on whose terms?) but that also evokes Freudian connotations …, and that, in a more mundane and domestic meaning, also can be used to describe the remodeling of an old garment (>>ein Kleidungsstück aufarbeiten<<) to make it look as good as new.“
1992 war es, als der Liedermacher Gerhard Gundermann begann, mit einer Band aufzutreten. Die Seilschaft machte seine Lieder zu kraftvollen Rocksongs und verschaffte ihm vor allem im Osten Deutschlands bis zu seinem plötzlichen Tod 1998 eine treue Fangemeinde. Gundermann & Seilschaft spielten unzählige Konzerte, auch im Vorprogramm von Joan Baez und Bob Dylan und wurden ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Im Westen blieb die Band allerdings eher ein Geheimtipp. Das begann sich seit 2018 durch den preisgekrönten Film „Gundermann“ von Andres Dresen zu ändern.
„There is much talk today in Germany about the AUFARBEITUNG (literally, the >>working over<<) of its recent history – a very German word that is usually translated as >>coming to terms with the past<< (on whose terms?) but that also evokes Freudian connotations …, and that, in a more mundane and domestic meaning, also can be used to describe the remodeling of an old garment (>>ein Kleidungsstück aufarbeiten<<) to make it look as good as new.“
Haben Sie schon einmal etwas von der Anordnung des DDR-Ministerrates über Ehrenpensionen für … Verfolgte des Faschismus sowie für deren Hinterbliebene vom 20. September 1976 gehört ? Diese vertrauliche Dienstsache – VD 26/19/76 ? Weiterlesen
Die legendäre britische Rockband Queen wird dieser Tage 55 Jahre alt. Zeit für eine Hommage von Ulf Kubanke. Der Popkukturexperte zeigt auf, was die Band mit, aber auch über ihren charismatischen Frontman Freddie Mercury so einzigartig gemacht hat.
Spricht man von den legendärsten Rockbands des Planeten, sind die Etiketten meist schnell verteilt. Die Beatles gelten vielen als großartigste Combo, Rolling Stones als die größte, Genesis als kopflastigste, Kinks die Gescheiterten, Doors, die Mystiker und The Who als die ruppigste Truppe der frühen Ära.
Unter all jenen gleichwohl: nur eine Majestät: Queen, die Königin der Hymnen.
Das Quartett um den schillernden Freddie Mercury
So in der Musik vier ausgesprochen individuelle Charaktere zum echten Kollektiv zussammenfinden, kann ein perfektes Team beachtliche Kunst hervorbringen. Queen setzen dieser Binsenweisheit im wahrsten Sinne des Worte die Krone auf. Weiterlesen
Unbequeme Kämpferin: Eva Quistorp 2023 bei einer Veranstaltung der Böll-Stiftung. Foto: Ole Schwarz
Eva Quistorp, Mitgründerin der Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung und der Grünen, spricht in einem langen Interview zu ihrem 80. Geburtstag über ihren ewigen Kampf gegen linke Männer und patriarchalische Strukturen unter Migranten, Fehler von Merkel und Habeck, den neuen alten Hass auf Israel und Juden und falsche Pazifisten wie Alice Schwarzer.
Sie sind in einer evangelischen Pfarrerfamilie in der westfälischen Provinz aufgewachsen, haben in Berlin während der Studentenbewegung Germanistik, Politikwissenschaft und evangelische Theologie studiert und sind Gymnasiallehrerin geworden. Was hat Sie damals dazu gebracht, statt einen bürgerlichen Lebensweg einzuschlagen, die Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung mit zu initiieren und später die Grünen mitzugründen?
Eva Quistorp: Ich gehörte zur Nachkriegsgeneration, die einen Bruch mit der Vergangenheit wollte und die Chance dazu hatte. Heute glaube ich allerdings, dass ich doch stärker von meinem Elternhaus geprägt wurde, als ich damals dachte. Ich bin in Detmold geboren. Mein Vater, der wie meine Mutter in der Bekennenden Kirche war und aus Bonn stammte, ist dorthin gegangen, weil sein Vorgänger von den Nazis deportiert wurde. Meine Eltern haben mir nie etwas mit dem Zeigefinger beigebracht. Aber das war das Klima, in dem ich groß geworden bin. Weiterlesen
Putin spielt mit Trump? Nein. Er kann gar nicht spielen.
Schnarch. Wenn man Wladimir Putins Interviews liest oder auf YouTube anschaut, verzweifelt man an seinen langatmigen und höchst zweifelhaften Geschichtserzählungen. Oder man ist nach zehn Minuten eingeschlafen. Die endlosen Monologe im Führerhauptquartier waren dagegen fesselnde Krimis. Sein Land verpasst derweil die Moderne. Doch wenn man deutsche Medien konsumiert, kann man auf die Idee kommen, Putin sei ein gewiefter Taktiker. Fest steht aber das Gegenteil: Nichts an Putin ist schlau.