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Die verlorene Ehre des Gerhard Gundermann

Andreas Dresen will mit „Gundermann“ einen Gegenentwurf abliefern zum Stasi-Film „Das Leben der Anderen“. Das ist ihm gelungen, auch dank der überragenden Leistung von Alexander Scheer in der Titelrolle. Ästhetisch ist „Gundermann“ ein Meisterwerk. Politisch ist der Film so fragwürdig wie es sein Held moralisch war.

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Warum deutsche Serien mit den Nazis nicht fertig werden

Mit “Babylon Berlin” glauben deutsche Filmemacher, endlich den Anschluss an US-Serien gefunden zu haben. Jedoch bleibt auch “Babylon“ in einem fatalen Muster befangen. Deutsche Serienmacher scheitern bei Stoffen aus der jüngeren Vergangenheit an ihren eigenen didaktischen Ansprüchen und impliziten Vorurteilen. Ich möchte zum Beleg einige deutsche Serien und Mehrteiler anführen: „Unsere Mütter, unsere Väter“ (2013), „Dresden“ (2006), „Die Flucht“ (2007), „Weißensee“ (2010 bis 2018), „Tannbach“ (2015/2018), „Deutschland 83“ (2015), und „Berlin Babylon“ (2018).

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Gegen ein Europa der Regionen

In einem leidenschaftlichen Plädoyer haben sich die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot (mit der ich seit Jahren befreundet bin) und der Schriftsteller Robert Menasse (mit dem ich in einer lauen Brüsseler Nacht ich nach einem Essen mit José Manuel Barroso ein paar Weine zu viel getrunken habe) für ein Europa der Regionen statt der Nationen ausgesprochen. Der Ansatz ist mir nicht völlig fremd, aber völlig unrealistisch. Und, wie ich zeigen werde: Das ist auch gut so.

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Kann man den Osten integrieren?

Ich gestehe: ich habe Vorurteile gegen bestimmte Menschengruppen. Zum Beispiel gegen Ostdeutsche. Interessanterweise bin ich noch nie mit anderen Wessis zusammengekommen, die solche Vorurteile nicht hätten. Das liegt entweder daran, dann man sich gegenseitig in seinen Vorurteilen bestätigt, oder daran, dass irgendetwas an diesen Vorurteilen dran ist. Die sind nämlich je ausgeprägter, desto mehr tatsächliche Erfahrungen – zum Beispiel bei der Arbeit im Osten und mit Ostdeutschen im Westen – diese Leute hatten.

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Der Herr Kollhoff und der Genosse Ulbricht

Man muss nicht, wie ich, Autor eines „Springer-Blatts“ sein, um es befremdlich zu finden, wenn Walter Ulbricht als Autorität in Sachen Architektur zitiert wird. Doch das tat der für seinen kalten Formalismus berühmte – andere sagen: berüchtigte – Architekt Hans Kollhoff neulich im Berliner „Tagesspiegel“. Der Aufschrei blieb aus.
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Sarah Wagenknecht, Stalin und Goethe

Sarah Wagenknecht, die Stil-Ikone der LINKEN, tourt zur Zeit durch die Lande und unterhält ein bildungsbürgerlich geprägtes Publikum mit einer Goethe-Lektion. Dabei wendet sie eine Masche an, die sie schon bei der Vereinnahmung des Urvaters der westdeutschen Marktwirtschaft, Ludwig Ehrhard, für ihr sozialistisches Projekt praktiziert hat. Sie erklärt Goethe zum Antikapitalisten! Dabei beruft sie sich vor allem auf eine Passage im fünften Akt von „Faust II“. Dort entwickelt der alternde Faust (Goethe?) die Vision einer Landkultivierung für Millionen von Menschen, die von einer „kühn-emsige[n] Völkerschaft“ ins Werk gesetzt wird. Faust möchte Teil dieser tätigen Gemeinschaft sein: „Solch ein Gewimmel möcht ich sehn! / Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn!“. Diese Textstelle hat schon die marxistische Literaturinterpretation der DDR für ihre Ideologie missbraucht. Sie hat in den Text das Bekenntnis Goethes zum schaffenden Volk, ja, zum Sozialismus (Stichwörter: „Volk“/“Gemeindrang“/“Völkerschaft“) hinein gelesen. Weiterlesen

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