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Republik der Missgunst

30 Jahre nach dem Mauerfall glaubt weniger als die Hälfte der Deutschen, dass die Wiedervereinigung Vorteile für das Land gebracht habe. Das ist eines der vielen deprimierenden Ergebnisse einer Umfrage von YouGov und des Sinus-Instituts. Umfragen sind zwar mit Vorsicht zu genießen, aber es wäre andererseits erstaunlich, wenn die deutsche Neigung zu Nörgelei und Selbstmitleid nicht auch das unverhoffte Glück von 1989 irgendwann eingeholt hätte.

47% der Ostdeutschen meinen, der Westen habe Osteuropa nach der Wiedervereinigung ausgebeutet. 46% der Westdeutschen hingegen finden, die Osteuropäer hätten die Hilfsbereitschaft des Westens ausgenutzt. Wahrscheinlich stimmt beides. Ostdeutsche finden, die Wessis hätten mehr von der Einheit profitiert als sie, und den Westdeutschen geht es umgekehrt. Ohne ein Gefühl der Benachteiligung ist der oder die gewöhnliche Deutsche anscheinend nicht glücklich.

Dazu passt, dass 57 Prozent der Ostdeutschen glauben, der Sozialismus in der DDR sei eine gute Idee gewesen, die nur schlecht umgesetzt worden sei. Als könnten freie Geister eine Kultur des Neids, der Missgunst, der Gleichmacherei und des Generalverdachts gegen Individualismus Eigentum, Aufstieg und Genuss ertragen. Als wäre ein solches System je ohne eine diktatorische Bürokratie durchgesetzt worden.

Auf die Frage, wer den größten Anteil an der Wiedervereinigung gehabt habe, nennen 43 Prozent der Deutschen Michail Gorbatschow, 27 Prozent Helmut Kohl und 23 Prozent die Montagsdemos in Leipzig. Sogar Hans-Dietrich Genscher wird von 19 Prozent genannt. Aber den wichtigsten Mann, Ronald Reagan, nennt niemand. Die Sieger des Kalten Krieges –  die Westalliierten, allen voran die USA – werden von ganzen sieben Prozent der Deutschen als Hauptverantwortliche für die Wiedervereinigung angesehen. Als hätte Gorbatschow aus lauter Menschenliebe der Wiedervereinigung zugestimmt und nicht deshalb, weil das sowjetische Reich um ihn herum in Trümmer fiel. Als hätte Kohl ohne George Bush Senior die Wiedervereinigung durchsetzen können.

30 Jahre nach dem Mauerfall ist ein Großteil der Deutschen immer noch nicht im Westen angekommen. Ihr verqueres Geschichtsbild wird auch vom Außenminister bedient. In einem Schreiben bedankte sich Heiko Maas (SPD) bei den europäischen Nachbarn für ihren Beitrag zur deutschen Einheit und hob besonders Gorbatschow hervor. Für die USA und die Nato, Reagan und Bush hatte er keine Silbe übrig. Es ist zum Fremdschämen.

Hier kann die Studie nachgelesen werden.

https://yougov.de/news/2019/11/06/deutsche-bewerten-den-mauerfall-und-die-wiedervere/

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52 Gedanken zu “Republik der Missgunst;”

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    Auf der Dankesliste fehlt noch Douglas Hurd, denn Maggie wollte keine Wiedervereinigung (das Zitat dazu wiederhole ich besser nicht) und bestand auf einer Aufnahme von militaerischen Uebungen der Rheinarmee auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, was den 2-Plus-4-Vertrag torpediert haette. Hurd verpasste seinen Einsatz, sei es, dass die Worte an den Ecken seiner Brille abprallten, er zu hoeflich war um alle zu verprellen, denn schliesslich hatte er am Trinity College in Cambridge studiert und das ist intergallaktisch, verlangt aber auch die eherne Disziplin eines wahren Gentleman, oder … tja, so mancher wird erst zum Helden, wenn er kneift.
    Eigentlich gibt es nur zwei wahre Helden, denen zu danken ist: dem Oberst, der den Schlagbaum oeffnete, und dem Baron of Westwell, der seinen Einsatz in Moskau verpasste.

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    Daß der Einfluß der Westalliierten auf Mauerfall und Wiedervereinigung nicht gewürdigt wird, kann auch daran liegen, daß er mittelbar war und weiter im Vorfeld passierte: Ihre bedeutendste Leistung bestand darin, „ihren“ Teil Deutschlands in die westliche Welt und dessen Wertesystem zu integrieren – trotz der Barbarei, für die Deutschland kurz zuvor noch stand und deren Täter bei weitem nicht dafür verurteilt worden waren. Die zweite bedeutende Leistung war, Westdeutschland den Sowjets nicht zum Fraß auszuliefern, auch auf das Risiko hin, daß der Kalte Krieg in einen heißen übergehen könnte.
    Ihr Beitrag zum Mauerfall hingegen war eher gering. Man muß schon sehr wohlwollend argumentieren, daß durch das SDI-Programm der Reagan-Administration die Sowjetunion in die Pleite gerüstet worden sei und Gorbatschow keine Ressourcen mehr gehabt hätte, die DDR weiter am Leben zu erhalten. Und der Beitrag zum Vereinigungsprozeß ist auch nicht wirklich mit der Bereitschaft der Sowjetunion vergleichbar, auf anfänglische Forderungen zu verzichten. Die Bedingung, die Mitterand stellte, daß ein wiedervereinigtes Deutschland Teil des angestrebten europäischen Binnenmarkts werden solle, war für Kohl ebenso selbstverständlich wie der Bedingung Bushs, das vereinigte Deutschland müsse Mitglied der NATO sein. Kohl als ebenso überzeugter Transatlantiker wie Europäer hat weder ernsthaft eine militärische Neutralität Deutschlands erwogen, wie Gorbatschow sie anfangs noch angestrebt hatte, noch einen Austritt aus der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die er selbst schließlich immer weiter integriert wissen wolte bis hin zum Binnenmarkt und gemeinsamer Währung. Bushs einzige lobenswerte Leistung bestand darin, Thatcher für die Widervereinigung zu erwärmen, trotz ihrer Aversion gegen Kontinentaleuropa im Allgemeinen und die Krauts im Besonderen. Die Bereitschaft, saure Kröten zu schlucken, die Gorbatschow an den Tag gelegt hat (Mitgliedschaft Gesamtdeutschlands in der NATO, Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland, Verlust der DDR als Mitglied des östlichen Wirtschaftssystems RGW), wurde von den Westalliierten jedenfalls nicht verlangt.

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      Ja, lieber Opa Krempel (brauche Sie wirklich dieses Pseudonym?): Was Sie schreiben, ist ja richtig. Und in Summe bedeutet das: Ohne Amerika keine Wiedervereinigung in Freiheit. (Sie vergessen auch die von Helmut Schmidt angestoßene SS-20-Debatte, den Nato-Doppelbeschluss, und nach dem Beinahe-Atomkrieg 1983 Ronald Reagans Bereitschaft, auf Gorbatschow zuzugehen, von Margaret Thatcher animiert, um eine umfassende Abrüstung und Entspannung einzuleiten.)

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    „Als könnten freie Geister …“

    (Lach) Freiheit kann immer nur gegen eine Mehrheit durchgesetzt werden, überall, wo es Menschen gibt. Denn die (nach meiner Beobachtung sehr klare) Mehrheit von Menschen würde bei der offenen Wahl von „Nur Margarine für alle“ versus „Margarine für einige, Butter für andere, Gänseschmalz für dritte“ sich für „Margarine für alle“ entscheiden. Warum das so ist, weiss ich nicht, aber dass es so ist, davon bin ich seit mehr als 30 Jahren überzeugt. Und für diese Geisteshaltung ist Sozialismus die ideale Wirtschaftsform …

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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      Natürlich ist „Freiheit gegen die Mehrheit durchsetzen“ ein Oxymoron. Klingt ein bisschen nach Ayn Rand, was Sie da schreiben.

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        Hmmm, das Oxymoron kann ich nicht erkennen (kann an mir liegen).
        Rand fand ich vor einigen Jahren einfach unlesbar (Atlas Shrugged oder so ähnlich ? ), verglichen mit meinen Lieblingsautoren (Popper oder Tocqueville, um 2 zu nennen). Zu der Schlussfolgerung bin ich durch reine Beobachtung gelangt – Freiheit ist anstrengend und die meisten Menschen scheuen Anstrengung, ausserdem schlägt Missgunst die Hoffnung/Erwartung jederzeit.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Gut, ich nehme die Ayn-Rand-Anspielung zurück. Popper und Toqueville sind wirklich gute Autoren, wobei Toqueville aus einer aristokratischen Haltung heraus die Gleichheitsideologie der Amerikaner kritisierte. Für ihn war Freiheit im Wesentlichen die Freiheit von den Gleichheitsforderungen der demokratisch herrschenden Menge. (Und insofern ist da die Beziehung zu Ayn Rand mit ihrer Verachtung alles Sozialen.) Popper tickt ganz anders. Bei ihm ist die Freiheit im Wesentlichen die Möglichkeit der Falsifizierung. In der Wissenschaft und in der Politik. Ideologien der Unfreiheit, vom Marxismus über den Freudianismus auf der Linken bis hin zu den rechten Rassen- und Führungsideologien sind für ihn schon deshalb abzulehnen, weil sie nicht falsifizierbar sind, und eine Demokratie ist daran zu messen, dass die Regierung durch Wahlen „falsifiziert“, also ersetzt werden kann.
        Freiheit in diesem Sinne ist wesentlich negative Freiheit, und ich glaube, dafür ist die Mehrheit der Menschen immer zu gewinnen. Dass diese Mehrheit weder für sich eine Toqueville’sche Freiheit will noch geneigt ist, sie mehr als einer kleinen Gruppe von Stars zu gönnen, steht auf einem anderen Blatt. Demokratie und Freiheit stehen in einem Spannungsverhältnis, aber es sind keine Gegensätze.

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        „Freiheit in diesem Sinne ist wesentlich negative Freiheit, und ich glaube, dafür ist die Mehrheit der Menschen immer zu gewinnen.“

        Okay, da treffen wir uns dann wieder – das betrifft den Schutz vor staatlicher Willkür, Repression und Diskriminierung und dafür bekommt man wohl Mehrheiten, wenn auch nicht immer. Mein Freiheitsverständnis geht darüber deutlich hinaus und beinhaltet eine ziemlich umfassende Selbstverantwortung.

        Als Anmerkung zu Tocqueville – er arbeitet besser als viele nach ihm heraus, warum Freiheit und (soziale) Gleichheit in einer Demokratie in einem natürlichen und unauflösbaren Spannungsverhältnis stehen, das macht seine Lektüre auch heute noch lohnend.

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        „Umfassende Selbstverantwortung“ ist wunderbar, wenn man jung, gesund, intelligent und kinderlos ist und in einem reichen Land lebt. Für alle anderen ist das ein Codewort für Vernachlässigung. Die Eliten sind für „umfassende Selbstverantwortung“, bis es ihnen schlecht geht. Dann rufen sie nach dem Staat, wie man es bei der Bankenkrise 2007/8 erleben konnte.

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        APo: ‚Die Eliten sind für “umfassende Selbstverantwortung”, bis es ihnen schlecht geht. Dann rufen sie nach dem Staat, wie man es bei der Bankenkrise 2007/8 erleben konnte.‘

        … das klingt aber eher nach Max Weber; ‚allein die Nation kann die innere Bereitschaft der Menschen wecken, sich solidarisch und selbstlos für das Gemeinwesen einzusetzen,‘ als denn nach Popper, Merkel & Genossen. Oder?

        … aaaber meinetwegen, ich mach mit. 😉

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        Ich schrieb, wenn Sie sich erinnern, Blonderhans, vor nicht allzu langer Zeit über den Verfassungspatriotismus und warum der nicht reicht.

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        Ich wähle meine Worte meist bewusst und ich sprach nicht von grenzenloser Selbstverantwortung?

        Unabhängig von diesem Dissens – nur ein Bewusstsein von Selbstverantwortung erzeugt Selbstdisziplin. Das und Lebenserfahrung aka Realismus sind aber das einzige, was erwachsene von Heranwachsenden unterscheidet, nicht Intelligenz oder Bildung.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Alles richtig, Thorsten Haupts, aber das Leben ist kein Kasernenhof. Sie und ich mögen Selbstdisziplin bewundern, aber wer gibt uns das Recht, sie anderen Menschen vorzuschreiben? Selbstdisziplin hilft im übrigen nur begrenzt, wenn man schwach ist. Die Geschichten der Leute, die es durch harte Arbeit nach oben geschafft haben, sind genau deshalb bemerkenswert, weil sie Ausnahmen sind. Eine Nietzsche-Gesellschaft der Übermenschen erscheint mir nicht erstrebenswert, auch wenn ich seine Beschreibung der bequemen „letzten Menschen“ auch beunruhigend finde.

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        „Demokratie und Freiheit stehen in einem Spannungsverhältnis, aber es sind keine Gegensätze.“
        Darum geht’s doch derzeit bei fast allem: Wann wird das ‚Spannungsverhältnis‘ zwischen real existierender Demokratie und Freiheit zu groß?
        Z.B. (Rand / Toqueville / Popper hin oder her):
        – wenn die demokratische gewählte Politik jahrzehntelang suggeriert, man solle für die Rente zusätzlich vorsorgen und dann die ganze Vorsorge als Blase am Finanzmarkt platzt
        – wenn die demokratische gewählte Politik jahrzehntelang suggeriert, Bildung, Bildung Bildung, dann die Unis platzen, das akdemische Proletariat bei Amazon als Zusteller landet und man keinen Installateur mehr bekommt
        – wenn die demokratische gewählte Politik mit Hilfe der Medien den Meinungskorridor so verengt, daß Kritiker von Merkels Flüchtlingspolitik Nazis genannt werden dürfen und Wissenschaftler, die außerhalb des vom IPCC abgesegneten Kanons argumentieren in Anlehnung an ‚Holocaustleugner‘ ‚Klimaleugner‘
        – wenn political correctnes und Genderwahn (sic) dazu führen, daß Männergesangsvereine ihren Status als ‚gemeinnützig‘ aberkannt bekommen sollen, wenn sie keine Frauen aufnehmen..

        Wenn wir so demokratisch werden, wie in manchen WGs, dass wir also darüber abstimmen, was wir morgen zu Mittag essen dürfen, dann ist das das Ende von Liberalität, Freiheitlichkeit, Emanzipation, ‚diversity‘ und der Beginn eines neuen totalitären Kollektivismus. Ob sich das nun noch ‚Demokratie‘ nennt oder Expertokratie.
        Genau jene Herrschaften aus der ‚Wissenschaft‘, die uns lehren wollen, wie ein Leben ‚gelingt‘. Tatsächlich sehe ich in der real existierenden Wissenschaft und ihren eifernden Jünger*innen die größte Gefahr für die individuelle Freiheit – diesmal in Form einer dysfunktionalen Demokratie. Eine Demokratie, die sich auf „nicht falsifizierbare“ Aussagen (->’Klimakatastrophe‘) beruft, ist – 30 Jahre nach dem Mauerfall – allerdings wieder hoch gefährdet. Durch Wissenschaftler, die ihren Berufsethos zu Gunsten von Glaubenssätzen aufgegeben haben mit der ‚wichtigsten Überlebensfrage‘ gerade einen archimedischen Punkt in den Köpfen installieren, der den „Systemwechsel“ zum totalitären in absehbarer Zeit ermöglichen wird.

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        Lieber KJN, da ist alles mit allem vermengt zu einem großen Eintopf des Unbehagens. Einiges richtig, einiges eher nicht richtig, vor allem aber nichts stringent durchdacht.
        Nehmen wir die Rentengeschichte. Es ist ja richtig, dass man privat vorsorgen muss, und dafür wurden die Instrumente mit der nachgelagerten Rentenbesteuerung und der Förderung von Riester usw. geschaffen. Man kann kaum „der Politik“ vorwerfen, dass sie die Finanzkrise nicht kommen sah. Dass man heute für sein Erspartes keine Zinsen bekommt, ist ärgerlich, aber ich würde das kaum als Ausruck des Spannungsverhältnisses zwischen Freiheit und Demokratie bezeichnen.

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        APo: ‚Nehmen wir die Rentengeschichte. Es ist ja richtig, dass man privat vorsorgen muss, und dafür wurden die Instrumente mit der nachgelagerten Rentenbesteuerung und der Förderung von Riester usw. geschaffen.‘

        … eine Solidargemeinschaft funktioniert nur in einem geschlossenem System. Solidarisch ist die Berücksichtigung aller Einkommensarten. Niemand bräuchte eine ‚private‘ Vorsorge.

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        Gesprochen wie ein wahrer Sozialist, lieber blonderhans. Nehmen wir an, wir verdienen das Gleiche. Ich spare und kaufe mir ein Haus oder Aktien, Sie verprassen das Geld. Und dann darf ich „solidarisch“ Ihre Rente mitfinanzieren, weil ich mietfrei wohne, also ein höheres Einkommen habe, oder weil ich Einkünfte aus Aktienbesitz habe. Prima Idee. Warum sind Sie nicht bei der Linkspartei?

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        Kann sein: „Großer Eintopf des Unbehagens“. Gut, ich gehe einen Schritt zurück (oder eine Stufe hoch) und sehe nochmal drauf. Vielleicht kommt dann die entgegengesetzte Einschätzung heraus: Es ist vielleicht ein Zeichen einer sehr gut funktionierenden Demokratie, wenn statt eines Putsches oder einer Revolution nur ein großer Eintopf des Unbehagens ‚herrscht‘, also ein großes Versagen aufgrund massiver Fehler der politischen Eliten nicht identifizierbar ist. Wahrscheinlich ist das auch so. Und den Zeitpunkt einer Krise am Finanzmarkt nicht vorher zu sagen, das kann man nun wirklich keiner Regierung vorwerfen – das sind chaotische Börsenphänomene. Man kann nur sagen: Es wird eine geben, aber niemand kann sagen, wann.
        Also: Die Demokratie funktioniert prima, nur die politischen Akteure sind nicht die hellsten Köpfe, bzw. dürfen es nicht sein. Und vielleicht ist das auch gut so.
        Und wenn ich erreichen könnte, dass der eine oder andere auch so auf Wissenschaftler (Experten) bzw. die Wissenschaft schaut und darin keine allwissenden Auguren mehr sieht, dann hätte ich schon viel erreicht. Schon Einstein bezeichnete Wissenschaftler als die größten Opportunisten.
        Ich denke, wir können daraus lernen, nicht allen Empfehlungen Glauben zu schenken und weder Telekom-Aktien, noch Elektroautos zu kaufen, auch wenn Politiker und Medien das empfehlen. Immerhin: Wenn ich das richtig verstanden habe, folgt die derzeitige Bundesregierung nicht den Empfehlungen der sog. Kohlekommision und will beim sog. Kohleausstieg den Markt entscheiden lassen und- nun ja – ’nur‘ fördern. Interessenausgleich aufgrund demokratischer Prozesse mildert den Wahnsinn. Lässt hoffen.

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        … werter APo, zwischen Solidarität und Sozialismus stehen Welten. Es geht nicht darum wie Sie Ihr Geld ausgeben. Es geht um Solidarität oder Sie sind bei Torsten Haupt … übrigens finanziere ich, als ‚Verprasser‘ in Ihrem Beispiel, auch die Rente der ‚Verspeckulierer‘. Beispiele zuhauf.

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        Nachtrag

        … im Übrigen ist es die Gemeinschaft die Ihnen ein Leben nach Ihrer ‚Fasson‘ ermöglicht, ermöglichen sollte.

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        Das mit den niedrigen Zinsen finde ich übrigens nur begrenzt ärgerlich, obwohl damit auch mir eine Einkommensquelle wegfällt. Es macht andererseits bekanntlich das investieren einfacher. (Immobilien?) Ehrlich gesagt kann ich mir in einer Wirtschaft, in der der private Verbraucher doch alles hat und in dem Fall wo nicht, es Sozialkaufhäuser mit gebrauchtem Hausrat gibt, überhaupt nicht vorstellen, dass in großem Stil das Geld weder knapp wird und die Zinsen steigen. Was nützen uns denn Zinsen, wenn wir Inflation haben. Manches ist wirklich nur dumme Jammerei.

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        OMG, ich verstehe dbh. Das Umlagesystem funktioniert (e) ja über die Länge der Beitragszahlung. Solidarisch war der Generationenvertrag, nicht die Höhe der Rente. Wenn die Wertschöpfung aber immer weniger über die Löhne stattfindet, ist es logisch, das Geld da zu nehmen, wo es entsteht (Berücksichtigung aller Einkommensarten). Wenn durch stagnierende Löhne das akkumulierte Kapital steigt, andere Quellen nicht adäquat zu den Löhnen belastet werden, bedeutet das ja nicht, dass „wir“ ärmer werden. Bimbes wird einfach weniger durch Arbeit verdient. Denn ob die private Versicherung dem Markt das Geld zur Auszahlung wieder entzieht oder die Rentenkasse es umverteilt, spielt für den Markt keine Rolle. Die Natur der Ansprüche (privat contra reguliert) ist eine andere, volkswirtschaftlich bleibt es das gleiche. Sollte die „staatliche“ Rente nicht sicher sein, ist es die private auch nicht (und umgekehrt). Gerade bei 0%-Zinsen ist man gerade von der Wertschöpfung durch Anlage ohnehin ausgeschlossen. Und weil der Markt eben volatil ist (sonst wäre es ja kein Markt), hat sich die Umlage als sichere Anlage bewährt. Alles in einen Topf und dann wird nach Anspruch ausgeglichen. Die Rentner werden also gerade nicht enteignet, sondern sie unterliegen Marktschwankungen, denen man mit der Umlagefinanzierung entgeht. Das ist das solidarische Element. Das ist nicht Linkspartei, das war mal konservativ. Die Idee, aus der Rente ein bedingungsloses Einkommen ohne Bezug zur Leistung zu machen, hat aber nichts mit den Quellen zu tun, aus denen man eine Umlage finanziert.

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        Das ist mir zu hoch, lieber Stevanovic. Mir ist egal, ob etwas „dem Markt egal“ ist. Mir ist nicht egal, wenn ich für umsichtige Lebensplanung finanziell bestraft werde.
        Aber zu Ihrer letzten Bemerkung: bis 1993 wurde die Rente aufgestockt, wenn sie ein bestimmtes Niveau nicht erreichte. Das wurde im Zuge des Kampfs gegen den kollektiven Freizeitpark durch die Regierung Kohl abgeschafft, und nun wird etwas Ähnliches wieder eingeführt. Da in der Tat die Umlage das leitende Prinzip ist und nicht die Höhe der Einzahlungen, ist das kein Systembruch.

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        … oder John F. Kennedy; ‚Together we shall save our planet, or together we shall perish in its flames. Save it we can–and save it we must–and then shall we earn the eternal thanks of mankind and, as peacemakers, the eternal blessing of God.‘

      20. avatar

        „Die Geschichten der Leute, die es durch harte Arbeit nach oben geschafft haben, sind genau deshalb bemerkenswert, weil sie Ausnahmen sind. “

        Stimmt, wenn der Masstab Multimillionäre sind. Stimmt kein bisschen, wenn der Masstab Aufstieg aus der Unterschicht der Einkommensbezieher in z.B. die obere Mittelschicht darstellt. Dafür kenne ich alleine in meinem erweiterten Bekanntenkreis (einige hundert) einige Dutzend Beispiele, wo Leute sich aus dem 1.000 Euro Ghetto in die oberste 10% Gruppe der deutschen Einkommensbezieher vorgearbeitet haben. Harte Arbeit hat dabei meist fehlenden Stallgeruch (neudeutsch Sozialkapital) ersetzt!

        Und das ist schon ziemlich bemerkenswert. Nur nicht so, wie sie das meinten :-). Den Bezug auf Nietzsches Übermenschen übergehe ich gnädig – alberner Versuch rhetorischer Übertreibung einer Position ins absurde. Kann man mit jeder Position machen, ausnahmslos.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

      21. avatar

        Lange Geschichte, Thorsten Haupts, und die Frage ist, was Sie unter „obere Mittelschicht“ verstehen. Bemerkenswert ist ganz bestimmt die deutsche Bildungsrevolution der 1960er bis 1980er Jahre, durch die Hunderttausende wenn nicht Millionen Arbeiter- und Bauernkinder zu Lehrern, Akademikern, Verwaltungsbeamten, mittleren und höheren, auch leitenden Angestellten usw. werden konnten. Dazu war einerseits harte Arbeit nötig, andererseits der Wille des Staates, sie bei diesem Aufstieg zu unterstützen. Ich war als Gesamtschullehrer in den Jahren 1977 – 1990 Teil dieses Großversuchs. Und doch, jenseits des Anekdotischen und Ihrer Bekanntschaft:
        http://www.bpb.de/nachschlagen.....d-schueler

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    Danke, Oleander!
    Mein fast erster Gedanke war das Buch von Götz Aly: Warum die Deutschen? – Ich habe ja ihm sowohl geglaubt als auf der anderen Seite auch nicht. Ja, zwei Seelen in meiner Brust. Aber ich mußte erkennen, daß er aller Wahrscheinlichkeit nach recht hat. — Was ich nicht imstande bin zu begreifen: Wozu ist Neid gut? Warum kann ich mich nicht über etwas freuen, was der Andere hat, ich aber nicht? Warum nicht, wenn der Andere Glück hat und ich nicht? Solche Gefühle sind mir fremd.
    Ich will damit nicht sagen, ich hätte noch keinem was mißgönnt. Natürlich habe ich es. Aber meine Person blieb dabei außerhalb. In dachte bei solchen Fällen immer nur, er / sie hätte es nicht verdient (wegen Charakterfehler usw.). Nur ein Beispiel: Ich kann Richard Wagner nicht ausstehen. Als Mensch, als Person. Trotzdem weiß ich natürlich, daß er ein ganz großer Komponist war. Auch weiß ich, daß persönliche und künstlerische Größe sich beiweitem nicht immer decken. Man könnte fast sagen: Im Gegenteil. Es wäre mir aber nie eingefallen zu denken / sagen / empfinden, bei mir wäre diese Begabung, diese künstlerische Größe auf einem besseren Platz, weil…. Das ist zwar sehr primitiv ausgedrückt, ich hoffe, doch verständlich, was ich damit sagen möchte. Ich bin sicher, daß ich mit einer solchen Einstellung nicht allein stehe, daß es viele solche gibt.
    lg
    caruso

    1. avatar

      Wagner mag ein großartiger Komponist sein – das dachte sogar Gustav Mahler, auf den Wagner herabschaute. Ich selbst halte Mahler und! Verdi für größere Komponisten, obwohl sie völlig unterschiedlich sind. Sagen Sie Wagnerianern unter Auslassung von Mahler, dass Sie Verdi vorziehen, schrumpfen Sie in deren Augen zu einem prolligen kleinen Wurm ohne Geist. Nun mag ich ja geistlos sein, aber nicht unherzlich, und darin liegt vielleicht das Geheimnis. Wo Verdi das menschliche Herz im griechisch anmutenden Schicksal berührt, appelliert Wagner an den großen germanischen Intellekt und trifft sich darin mit wahren Geistesgrößen wie Heinrich Himmler, während doch Verdi bloß ein romanischer Sängerknabe mit Gefühl für die Tragik der Marguerite Gautier (Marie Duplessis) ist.
      Derselbe, der Sie herablassend anschaut, wenn Sie Verdi über Wagner erheben, mag gerade aus einem Urlaub in einem noblen Domizil in der Toscana zurückgekehrt sein, jedoch ohne Italien je richtig verstehen zu können, denn Verdi ist Italien. Er ist die dunstige Weite der Emilia, Pasta, Asti Spumante und Ferrari zugleich, seine Frauen stelle ich mir alle schön vor, seine männlichen Gestalten sind eine Mischung aus italienischem Charme und MefuckingToo-Mentalität, seine Musik tanzt.
      Wagner ist was für bierernste Deutsche, die Nibelungen etwas abgewinnen können und für Leute, die sich in Bayreuth zeigen wollen. Der Parsifal allerdings ist ebenso wichtig wie der Faust oder die Passage im Johannes-Evangelium über Verführung unter Ausschaltung des freien Willens. Wagner ist schwer, mit Verdi kann man Walzer zu Hause üben. Aber bitte, das ist, wie wenn man Richard und Johann Strauß vergleicht. Ich wollte nur sagen, dass ich ihm auch wenig abgewinnen kann. Seine Sänger dürften nicht dieselben Probleme haben wie der Star aller Opern-Groupies, Domingo. Anderes Parkett. Bierernst, kein Funken Asti.
      Ich kenne keine zwei Persönlichkeiten, die die Unterschiede zwischen Deutschland und Italien besser verkörpern. Selbst der italienische Faschismus hatte nicht dieses Schwergewicht, und ich kenne einen Juden, dessen Mutter tatsächlich über die italienische Botschaft irgendwo im Osten, Prag oder Budapest, rauskam, weil der Botschafter von ihr entzückt war, ohne aber etwas von ihr zu verlangen. Er half ihr einfach.
      Ich will aber noch andeuten, woher diese größere Leichtigkeit kommt, weil ich dort gelegentlich weile: Mar Méditerranée. Die Südfranzosen rauchen übrigens die in Paris und im Norden gern in der Pfeife und knüpfen ihnen im Sommer viel Geld ab. Wärme, Sonne, Koniferen, Blüten satt, Vino. So viel zu mehr Wärme. Wir Deutschen sind dort wie in italienischen Urlaubsregionen auch nicht mehr als ein wandelndes Portemonnaie ohne Lebenskunst, machen wir und nichts vor, und die Rechnung will nach dem Essen im Bougainvillea-umsäumten Innenhof genau studiert werden.

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      Nehmen Sie Bach.. Wie kann man neidisch auf Bach sein. Auf einen stetigen Angestellten irgendeiner Obrigkeit mit einer großen anstrengenden Familie, ein Zwangscharakter, der den Schlussakkord selber spielte,wenn ein Schüler ihn vergaß. Ich bin neidisch auf Bach, weil er die Musik seiner Zeit voll erfasste und durchschaute und analytisch, gleichzeitig spielerisch elegant alles in seinen Werken vereinen konnte. Ein großer Geist in zu engem Beamtenwams, der Musik geschaffen hat, auf die ich neidisch bin und an der ich mich (fast) jeden Tag erfreue. Wagner? Ein Popanz, dessen Musik nur im Zusammenhang mit größenwahnsinnigen Phantasien entstehen konnte. Ein großer Komponist. Sicher. Auf den könnte ich auch auch neidisch sein, bzw. auf seinen Erfolg (wieso der,und ich nicht..) Die Russen sprechen von weißem und schwarzem Neid.

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    Heldenpathos und nationale Propaganda aus dem Trump-Land, Dafür gibt es nur einen Stern. –
    So die Film-Kritik über „Midway“ im Rotfunk NDR.
    Den Film muß ich sehen, zumal es eine ehrenhafte Schlacht zwischen Soldaten war, ohne Zivilisten.

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    Ich liebe Statistiken!

    Schon die Überschriften in der Zusammenfassung ist klasse:

    „OSTDEUTSCHLAND HAT STÄRKER VOM MAUERFALL PROFITIERT ALS WESTDEUTSCHLAND“

    Das wurde in der Studie natürlich gar nicht untersucht, es wurde nur die Meinung der Menschen in Ost und West erfragt und, oh Wunder, die im Osten waren eher der Meinung, der Westen habe auch profitiert, meinen die im Westen hauptsächlich Vorteile für den Osten. Die Überschrift ist einfach nur Propaganda.

    Und wenn ich lese, 28 Prozent der in Ostdeutschland Lebenden meinen, es wäre ihnen in der DDR besser ergangen als in der BRD, finde ich das sehr interessant. Da die Befragung Menschen ab 18 Jahren umfasste, frage ich mich auch, ob bei der Studie auch Antworten von Menschen berücksichtigt wurden, die 1989 noch gar nicht in der Schule oder gar geboren waren.

    Im Zweifel würde ich tippen, dass bei der Alterskohorte, die die DDR noch selbst erlebt hat, etwa 50 Prozent der Meinung sind, dass es ihnen früher besser ging.

    Zufälligerweise hatte ich noch vor ein paar Tagen versucht herauszufinden, ob es valide Studien über einen längeren Zeitraum gab, die die Zufriedenheit der ehemaligen DDR-Bürger vor und nach der Wende abgefragt haben. Leider habe ich nichts dazu gefunden.

    Da ich nach der Wende mehrere Jahre in Ostdeutschland gelebt habe, hatte ich den zugegeben subjektiven Eindruck, daß eher eine Minderheit der Menschen die DDR als Qual empfunden hat. Wenn also jemand eine Studie kennt, die das anders festgestellt hat, würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen.

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    Im Zusammenhang mit dieser Regierung im Allgemeinen und diesem speziellem Minister im Besonderen ist oft Fremdschämen angesagt.
    Ansonsten sind alle von Ihnen angesprochenen Punkte ein Volltreffer.

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    Was ich mich dennoch frage: Was, wenn die Menschen das „unverhoffte Glück“ einfach nicht als solches empfinden? Was, wenn die Umfragen nur ein neu erwachtes Bewusstsein über die „Einheit“ widerspiegeln, nämlich, dass die beiden Deutschlands mehr trennte als nur eine Mauer und eine vierzigjährige Geschichte? Die Antworten in der Studie über die Verhaltensmuster und Mentalitätsunterschiede sprechen ja Bände. Dann alles auf die sprichwörtliche deutsche Nörgelei zu schieben, ist immer einfach. Es entlastet aber auch davon, darüber nachzudenken, ob die mythische Erzählung von der friedlichen Revolution mittlerweile von der Realität überholt wurde, die millionenfach wiederholten Fernsehbilder vielleicht Gewissheiten herstellten, die der tatsächlichen Gefühlswelt der Menschen schon wenige Wochen nach dem Mauerfall gar nicht entsprachen?
    Ich denke, es macht Sinn, im Sinne der Aufarbeitung der Einheitsgeschichte noch einmal Tendenzen aus der DDR-Opposition aufzugreifen, die damals auch andere Lösungen als den Beitritt zu „West“-Deutschland vorschlugen. Wie ich in persönlichen Gesprächen erfuhr, scheinen sich viele Ostdeutsche eine solche Aufarbeitung aus *eigener* Sicht zu wünschen. Dass sie überfällig ist, zeigt die Studie jedenfalls deutlich.

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    Ob Reagan einen Beitrag geleistet hat, oder einfach nur Führer einer Großmacht war, der das Glück hatte, dass der Gegner an seiner eigenen Verrottung zusammenbrach, sei mal dahingestellt. Ich halte ihn für maßlos überschätzt. Ist aber auch nicht der Punkt. Für mich steht Bush Senior zu sehr in seinem und auch anderer Leute Schatten. Immerhin war er es, der die Wiedervereinigung im Westen durchgesetzt hat, gegen die Jahrhunderte alten Rivalitäten in Westeuropa. Nicht wegen dem dann schon willenlosen, weil kollabierten Osten. Den europäischen Freunden war ja die Idee zweier deutscher Staaten, statt eines großen, nicht unsympathisch. Ohne ihn wäre es wirklich anders gelaufen.

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      Wobei, was Nörgelei und Selbstmitleid angeht, führt Polen den an Klageliedern nicht armen Eurovision Song Contest unangefochten an.

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        Noch ein Nachtrag: Gorbatschows Verdienst war die friedliche Abwicklung des Soviet-Imperiums, von der hat Deutschland profitiert. Es gab keine Kolonialkriege wie in Algerien, Vietnam oder Angola. Und das war durchaus nicht selbstverständlich. Insoweit war es nach dem Britischen das zweite europäische Imperium, das friedlich abgetreten ist. Und ja, das war Gorbatschow. Die Wiedervereinigung war, zugegeben, ein „Kollateralschaden“ dieser Entwicklung.

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        Sagern wir es so, lieber Stevanovic. Die Menschen in Estland sehen das mit der friedlichen Abwicklung ein wenig anders.

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        Alleine der indische Unabhängigkeitskrieg zählt die Opfer eher in Millionen als in Tausenden.
        Nur weil die Briten sich da schon vom Acker gemacht hatten kann man nicht sagen, das Empire hätte damit nichts zu tun.

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        „Der indische Unabhängigkeitskrieg“? Davon höre ich zum ersten Mal. Wann fand der denn statt, und gegen wen?

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        Oh, ehrlich gesagt, kann ich mit diesen Sakralisierungen einzelner Politiker nichts anfangen. Gorbatschow war kein Heiliger. Es schadet aber nicht sich daran zu erinnern, dass Estland, oder auch Vilnius, weder wie Grosny nach der Heimholung durch Mütterchen Russland noch wie Falludscha nach der Demokratisierung durch die Freie Welt aussahen. Die Friedliche Revolution war nicht friedlich, weil unbewaffnete Demonstranten nicht geschossen haben, sondern weil eine Armee mit ungebrochen brutalisierter Machtauffassung, den Befehl zum Bügeln dieser Revolution nie erhalten hat. Und das ist in der Geschichte der UdSSR doch eher die Ausnahme. Und eben nicht nur in der Geschichte der UdSSR.

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      Ronald Reagan hat übrigens auch den German-American-Day in den USA eingeführt, er war wirklich deutschfreundlich. Deshalb ist er auch so verhasst bei den „deutschen“ Politikern, die sind nämlich deutschfeindlich und sehen ihr Volk nur als ausbeutbare Sklaven, die man benutzen und verbrauchen darf.
      Reagans Statue steht jetzt auf dem Dach der US-Botschaft, weil die Berliner Politiker sie nicht in der Stadt haben wollten, was für eine Blamage.

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        „… deutschfeindlich und sehen ihr Volk nur als ausbeutbare Sklaven …“

        Jau. Demnächst auf diesem Kanal dann die Reptilienmenschen vom Sirius … Wobei deren Proponenten sogar intelligenter argumentieren.

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        Merkel will nur das Beste für ihr Volk, sie zittert und ins Paradies;)
        Und die schöne Fee Claudia Roth ist noch verliebter in ihr Land.

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        Lieber Herr Weller, Sie merken doch selbst, dass ein solcher Kommentar einfach unsäglich dämlich ist. Das nächste Mal kommt so was in den Spam-Ordner. Verkneifen Sie sich das doch einfach bitte.

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    Da unterschreibe ich so ziemlich jedes Satzzeichen. Und ergänze in Schlaumichelpose: Vor allem auch Vater Bushs Einsatz gegen die Bedenken der Westeuropäer – die es nämlich massiv gab – haben offenkundig einige vergessen.
    Ohne Bush keine Einheit. So ist es gewesen. Auch wenn’s dem deutschen Michel sein Gemüt wehtut.?

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      Es gibt keine Freundschaft zwischen Ländern, sondern nur Interessen. Deshalb hat Schröder uns vor dem Irak-Krieg gerettet, und die hinterhältigen Amerikaner abgewiesen. –
      So hört man es von den Lügenpolitikern und Lügenmedien in der BRD.

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        Ich habe damals für den Krieg geschrieben und die „Achse Moskau – Berlin – Paris“ in der WELT als „Achse des Blöden“ bezeichnet. Aber erstens bin ich mir nicht sicher, dass meine Position damals richtig war, und zweitens kam ich ganz ohne die Unterstellung aus, die damalige Medien- und Politikermehrheit (zu der übrigens die böse Frau Merkel nicht gehört, Herr Weller) würden „lügen“, also bewusst die Unwahrheit sagen.

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    „Ohne ein Gefühl der Benachteiligung ist der oder die gewöhnliche Deutsche anscheinend nicht glücklich.“ Der Wurm in diesem Staat. Götz Aly: „Warum die Deutschen?“

    Was das Wissen über Ronald Reagon („Mr. Gorbachev, tear down this wall!“) und seinen Nachfolger George Bush Senior betrifft, muss ich den Verdacht äußern, dass in den Schulen zu wenig gelehrt wird und der Geschichtsunterricht zu oft ausfällt. Wenig informiert wird anscheinend auch über die Jahre 1933-1945 bzw. August 1961 bis 1989. Eine Unfrage nach dem 17. Juni oder dem Ungarnaufstand dürfte desaströse Ergebnisse liefern.

    Und wenn ich sehe (gestern), was Leute Herrn Poschardt auf Twitter antun (Morddrohungen), muss ich sagen, Halle ist nicht das Einzige: Es wird einfach zu wenig über jene Zeiten gelehrt. Im Kino läuft „Joker“ oder „LaLa-Land“ oder aufregende Blockbuster, auch dort tote Hose. Ich werde „Joker“ nicht sehen, sondern „Midway“ und „The Irishman“. De Niro und Pacino zusammen gab es zuletzt in „Heat“. Beeindruckend: „Can I invite you for a coffee?“

    Die Schulen und der Film müssten die Zeit wieder aufgreifen. Das gesamte vorige Jahrhundert, versteht sich, 1914 – 1989. Ich schrieb hier schon einmal, dass meine Tochter einen Pro/Contra-Aufsatz in der Schule über Obama vs. Romney schreiben musste und als Einzige gegen den Zeitgeist in der Klasse zu dem Schluss kam, dass Romney besser für die USA wäre (beste Note), und voilà, mit Romney wäre Trump nicht gewählt worden und der Nahe Osten möglicherweise in besserem Zustand. In diesem Land herrscht langsam so etwas wie im Gaza-Streifen, wo Israel nicht auf der Landkarte ist: Amerika ist in den Köpfen ein blinder Fleck, außer man kann darauf herumhacken, was mit Trumps Twitterorgien immer möglich ist. Vor dem Film „Midway“ dürfte sicherlich kaum jemand gewusst haben, wo das liegt, und dass der Krieg um die Insel sehr wesentlich war und den Beginn der Proliferation der Flugzeugträger darstellt. Ich glaube kaum, dass Deutschland ein besseres Land wird, wenn die Deutschen langsam verblöden. Und dass man den Faust aus dem Schulkatalog nimmt, ist wenig sinnvoll, denn der Faust geht weit über Goethe hinaus.

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