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Ausgescholzt: Regierungskrisen als das neue Normal

Eine Koalition zerbricht, der Regierungschef verliert die Mehrheit und das Vertrauen, die Bürger müssen neu wählen: Was in anderen Länder längst Usus ist, könnte auch in Deutschland nun häufiger auftreten – Ausdruck einer veränderten Gesellschaft und politischen Weltlage. Und keineswegs das Ende demokratischer Stabilität.

Frühjahr 2028: Kanzler Friedrich Merz stellt seinem Vize Habeck ein Ultimatum, weiteren Steuersenkungen zuzustimmen, und droht mit Wechsel zu einer Koalition mit der SPD. Zuvor hatte CSU-Chef Söder aus München bereits ständig quergeschossen, weil ihm Schwarz-Grün von Anfang an nicht passte. Habeck lehnt die Forderung von Merz ab. Der entlässt ihn daraufhin. Die SPD weigert sich, dem Scholz-Nachfolger aus der Patsche zu helfen. Es kommt zur erneuten Neuwahl. Weiterlesen

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Vom Sinn des Soldatseins – Erinnerungen an den Wehrdienst in der DDR (Teil 3/9)

Fast jeder Mann, der ungefähr vor 1970 geboren wurde und bis 1990 in der DDR lebte, musste dort den Grundwehrdienst in der NVA oder anderen kasernierten Einheiten ableisten. Der Autor, Jahrgang 1960, erinnert sich in neun Kapiteln an seine eigenen entsprechenden Erfahrungen.

Kapitel 3

Zehn Jahre zuvor, im November 1979, war die politische Situation im Land bleiern still und der Herbst ungewöhnlich sonnig. Passender wäre gewesen, hät­ten über dem Ausbil­dungs­platz triste, regenschwere Wolken gehangen; stattdessen kroch mor­gens ein stiller flacher Nebel über den Boden, und bald schon weitete sich über uns ver­dreck­ten, verschwitzten, verschüch­ter­ten »Anwärtern« ein strah­lend­blauer Himmel wie sonst nur im späten September. Viele der Mär­sche, Läufe, Schutz­übungen usw. wurden außer­dem im gelb­rot leuch­tenden, heiter anmutenden Misch­wald des für seine Schönheit sowieso berühmten west­lichen Potsdamer Umlands durch­ge­führt. Die Kaserne befand sich ja nur ein paar hundert Meter hin­term Park von Sanssouci. Weiterlesen

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (10)

CHABAROWSK, 11. Februar 1989

(Hier der Link zu allen Tagesberichten.)

Als erstes geht es hinunter in die Gepäckaufbewahrung, den Schlafsack loswerden. Was sollte ich in Japan damit ? Es ist ein wirres Durcheinander in dem Raum. Ein freundlicher Milizionär
schreibt mir dann den unumgänglichen Papierkram: Weiterlesen

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Lob der Kleinstadt

Großstädter sehen gerne auf Alle und Alles jenseits der Metropolen herab. Ich gehörte lange dazu. Seit drei Monaten wohne ich nun im beschaulichen Buxtehude vor den Toren Hamburgs – und verliebe mich jeden Tag mehr in die Herzlichkeit und Schnelligkeit und den Zusammenhalt in der norddeutschen Provinz.

Noch vor wenigen Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, jemals ohne das pulsierende Leben einer großen Stadt existieren zu können. Jedenfalls, ohne dass es schnell erreichbar wäre. Schließlich kannte ich nichts anderes: aufgewachsen in Düsseldorf, Studium in Münster und Köln, Journalistenschule in München, erste Station als Hörfunkredakteur in Frankfurt, Korrespondent in Hamburg, Bonn, Berlin. Als Reporter viel unterwegs. Die letzten 22 Jahre wieder in Hamburg mit häufigen Aufenthalten in der Hauptstadt und anderen Metropolen auch im Ausland. Kleinstädte, Dörfer, das Land – das war nur etwas Folkloristisches für den Urlaub, möglichst außerhalb der Landesgrenzen. Aber dauerhaft da leben? Weiterlesen

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Anklicken würde auch reichen oder: Der ratlose Rezensent

Eine Geschichte, die sich um den schwedischen Musiker Christian Kjellvander dreht. Auch. Aber auch um etwas ganz anderes. „A Village Natural Light is an album about living, loving and dying. When I listen to these songs I think about how important it is to really live your life“. Ja, nun. Das schrieb „ein Freund“ auf der Homepage des schwedischen Musiker Christian Kjellvander über das genannte Album. Es sind zwei Sätze, bei denen man sich unvermittelt fragen sollte: Warum um Gottes willen versenkt der Autor dieser Zeilen unmittelbar nach Abfassung jene nicht mit vor Schamesröte glühendem Gesicht im Papierkorb?

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (9)

MOSKAU – CHABAROVSK, 4. – 11. Februar 1989, dritter Teil: In Fernost

(Hier der Link zu allen Tagesberichten.)

Wasja hat mich am nächsten Tag breit bekommen: Für 40 Rubel verkaufe ich Ihm mein Blitzlicht. Ein schlechter Preis, wie ich später feststelle. Ansonsten hat er kein Geld. Aber Moment, er nimmt ein Feuerzeug von mir und kommt wenig später mit 10 Rubeln wieder.

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Schnell mal die Sonnenwärme abkühlen, um die Erderwärmung aufzuhalten?

Die Idee hinter dem Abkühlungsansatz nennt sich Solar Radiation Management (SRM). Sie gehört zu den Zauberworten des „Geoengineering“. Darunter werden alle technologischen Methoden zusammengefasst, mit denen die Erderwärmung als Folge des menschengemachten Klimawandels begrenzt oder gar reduziert werden soll. Welche Methoden stecken hinter SRM und wie ist die Einschätzung der Chancen und der Risiken? Weiterlesen

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10.000 km ostwärts – eine Reise durch das beginnende 1989 (8)

MOSKAU – CHABAROVSK, 4. – 11. Februar 1989, zweiter Teil: In der Taiga

(Hier der Link zu allen Tagesberichten.)

Igor hat sofort erkannt, dass die zwei neu einsteigenden Passagierinnen nette Menschen sind. „Tragen helfen“ flüstert er mir zu. Wenig später hat er ihre Taschen ins Abteil gehievt und sich mit ihnen bekannt gemacht. Dann braucht er noch ein paar Zigaretten. Ich selbst steuere eine Flasche böhmischen Weins dazu. Weiterlesen

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Vom Sinn des Soldatseins – Erinnerungen an den Wehrdienst in der DDR (Teil 2/9)

Fast jeder Mann, der ungefähr vor 1970 geboren wurde und bis 1990 in der DDR lebte, musste dort den Grundwehrdienst in der NVA oder anderen kasernierten Einheiten ableisten. Der Autor, Jahrgang 1960, erinnert sich in neun Kapiteln an seine eigenen entsprechenden Erfahrungen.

Kapitel 2

Neben meiner, der 20., gab es innerhalb der Kasernenmauern noch eine weitere, die 3. VP-Bereitschaft. Jede Bereitschaft besaß fünf Kompanien, welche wiederum in drei Züge und schließlich Gruppen sowie je einen Kompanietrupp unterteilt waren. In der Regel lebten die gut hun­dert Mann einer Kompanie in je einem separaten Block. Außerdem wurde meinem Fenster gegen­über ein Neubau hochgezogen, welcher demnächst eine strengstens geheime, extrem scharfe Elite-Einheit im Stile der bundesdeutschen Anti-Terror-Truppe GSG 9 beherbergen sollte. So war ich in den kommenden anderthalb Jahren / achtzehn Monaten / 545 Tagen fast ausschließ­lich von mehr als ­tausend uniformierten, überwiegend ein­gesperrten, einem engen Ver­hal­tens­kodex unter­worfenen Männern umgeben. Weiterlesen

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Wie funktioniert Diktatur?

Die Entrüstung kam heute von Amts wegen: Zum ersten Mal in Deutschland sei ein ehemaliger Stasi-Mann Minister geworden, sagt Thüringens Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Einer, der beim Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ war. Etwas über zwei Jahre. Dann war die DDR bankrott. „Er verpflichtete sich freiwillig!“ Weiß die BILD-Zeitung. Weiterlesen

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