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Raus aus dem gallischen Dorf!

Ein Gastbeitrag von Dorothee von Hoff

Thomas Kemmerich behauptet seit Neuestem, dass nicht die Annahme seiner Wahl zum Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD ein Fehler war, sondern, der Umgang  der anderen Parteien damit. Mit dieser Sichtweise steht er innerhalb der Thüringer FDP nicht allein dar. Für das Dorothee von Hoff, selbst Mitglied der Thüringer FDP, ist das eine fatales Signal. Die jetzige Entwicklung sieht sie als Folge der fehlenden Aufarbeitung der Thüringer Ereignisse durch die FDP als Gesamtpartei.

Foto: Credit: imago images / Jacob Schröter

Als ein Lehrstück in Demokratie könnte man die Thüringer Landtagswahlen 2019 und alles was daraus folgte verstehen. Was es zu lernen gab? Viel. Allerdings gibt es darüber noch immer zu wenig Austausch, Erkenntnis und Einigkeit. Weiterlesen

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Der Fall Mauró

Bevor ich selbst im Alter von 50 Jahren Feuilletonredakteur wurde, hatte ich keine Ahnung, wie böse es unter Feuilletonisten zugeht. Besonders böse geht es unter Musikkritikern zu, und zwischen ihnen und ihren Opfern, und einer der besten Musikkritiker Deutschlands sagte mir, nur halb im Scherz, man könne etwa Opernbesprechungen nur verstehen, wenn man wisse, wer gerade mit welchem Tenor schlafe. Ich sage nicht, dass das zutrifft, ich sage nur, dass es mir von einem Kenner so gesagt wurde. Womit wir bei Helmut Mauró wären.

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Holocaustgedenken als koloniales Denken

Ralf Michaels ist ein deutscher Jurist und Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg. Außerdem ist er nach eigener Einschätzung ein Kenner der „kolonialen Denkungsart“, zu der nach seiner Meinung die „Universalisierung des Holocausts“ gehört. Mit anderen Worten: Er relativiert den Holocaust mit linken Argumenten.

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Freya Klier und die „deutsche Einheit“

Nationale Identität, ausgeblendete Geschichten und ausgeschlossene Menschen

Das neue Buch der Autorin, Regisseurin und früheren DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier zum 30. Jahrestag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 enttäuscht. Zwar gehört Klier nicht zu der Gruppe jener DDR-Bürgerrechtler, die wie Vera Lengsfeld, Siegmar Faust u. a. und begonnen haben sich politisch im Umfeld von rechten Publikationsorganen zu betätigen.[1] Ihr neues Buch liest sich dennoch vor allem als Bekenntnis zu einer nationalen Identitätspolitik, die dem Konzept einer „Kulturnation“ folgt und nicht dem einer „Staatsbürgernation“.[2] Ein offener Blick auf die Gefährdungen der demokratischen Kultur, der Bürger- und Menschenrechte in der vereinigten Bundesrepublik fehlt deshalb.

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Alter weißer Mann

Im Lauf einer dieser unerfreulichen Twitter-Verkampfungen, bei denen es oft nur darum geht, sich gegenseitig niederzuschreien, wurde ich von einer Frau als „alter weißer Mann“ kritisiert. Ich bin natürlich schuldig im Sinne der Anklage.

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Der EU den Friedensnobelpreis entziehen? – Kritik eines gefährlichen Framings

Gastbeitrag von Konstantin Sakkas

Das Flüchtlingslager in Moria auf Lesbos ist abgebrannt. Am Donnerstag nach dem Unglück trendete daraufhin auf Twitter folgender „Hashtag“: „Stück Scheiße Europa“. Europa, das heißt die Europäische Union, habe den katastrophalen Zuständen in dem Sammellager auf der griechischen Insel viel zu lange tatenlos zugesehen. Und am heutigen Freitag twitterte Michael Wildt: „Wäre es nicht eine angemessene Reaktion, wenn die Schwedische Akademie Europa angesichts dieses humanitären Versagens den Friedensnobelpreis wieder entzöge?“

Michael Wildt ist nicht irgendwer, sondern einer der profiliertesten deutschsprachigen Zeithistoriker. Er lehrt als Professor an der Humboldt Universität Berlin, 2003 wurde er mit einer Studie über die Generation des Unbedingten bekannt. Wenn jemand wie er sich Forderungen, der EU den ihr 2012 verliehenen Friedensnobelpreis wieder abzuerkennen, anschließt, dann hat das Gewicht. Die Frage ist nur: hat er damit recht?

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„Rechtsoffen“, antimodern und wissenschaftsfeindlich – Zur Phänomenologie der „Querdenker“-Demonstranten

Foto: Credit: imago images / Michael Schick

Auf der „Querdenker“-Demonstration am vergangenen Wochenende in Berlin fanden esoterische, bestimmte christliche Milieus und Rechtsextremisten zusammen. Inzwischen bilden sich erste Erklärungsansätze für diese gleichermaßen bizarre wie beunruhigende Mischung heraus. Eine Übersicht zentraler Aspekte.

Fragen werfen sie auf, die Proteste gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Viele Fragen. Undenkbar erschien es vor der Pandemie, dass, wie am vergangenen Samstag in Berlin auf der durch den Verein „Querdenker“ angemeldeten Demonstration, eine ausgesprochen heterogene Gruppe aus Impfgegnern, Esoterikern, Anhängern der Alternativmedizin, Hare-Krishna-Jüngern, Lobpreislieder anstimmenden Christen, aber auch unauffällig wirkenden Leuten gemeinsam mit Rechtsextremisten auf die Straße gehen würde

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Kritik der Großtheoretiker

Für Eva Quistorp sind Großtheoretiker – egal ob weiß wie Hegel und Marx oder schwarz wie Fanon, Cleaver und Mbembe als Welterklärer bzw. Erklärer politischen Handelns nicht mehr sonderlich attraktiv Überdies hält sie die Rede von Mbembe zum 14. August 2020 für schwach. In ihrem Beitrag schildert sie ihre Beweggründe.

Am 14. August sollten die Ruhrfestspiele mit einer Rede des Historikers und Philosophen Mbembe eröffnet werden, dessen Thesen und Buch, in denen er Israel als einen Apartheids-Staat kritisiert ebenso wie sein ablehnendes  Verhalten gegenüber einer Kollegin aus Israel durch Felix Klein, den Antisemitismusbeauftragten der Bundesrepublik, als antisemitisch charakterisiert worden waren. Mbembes Rolle als Eröffnungsredner für ein staatlich mit Millionen Steuergeldern gefördertes Festival ist in Zeiten zunehmenden Rechtsextremismus und Antisemitismus von Klein meiner Ansicht nach mit Recht in Frage gestellt worden. Die Leiterin der Ruhrfestspiele findet offensichtlich Klimaschutzaktivistinnen aus Kenia oder Frauenrechtlerinnen aus Tunesien, ANC und Korruptions-Kritikerinnen aus Süd-Afrika nicht so intellektuell interessant. Jedenfalls waren solche anders als Mbembe nicht eingeladen.

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Herr Lehmann wäre gern Journalist

Immer wieder kontaktieren mich Leute, die gern Journalisten wären. Oft Lehrer. Ich glaube, der Prozentsatz von Leuten, die mit ihrer Existenz unzufrieden sind und lieber etwas Anderes wären, ist von allen Berufen bei Lehrern (ich wähle hier bewusst die männliche Form) am höchsten.

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Das Problem heißt Klasse

Warum die Leugnung sozialer Unterschiede Fremdenfeindlichkeit befeuert

Ein Gastbeitrag von Konstantin Sakkas

Wenn es je eine Leitkultur des Westens gab, dann hieß sie Ständegesellschaft. Die Unterteilung der Gesellschaft erst in Stände, dann Klassen, dann Schichten ist der vielleicht entscheidende Unterschied des Westens als Kulturregion zum Rest der Welt. Die ursprüngliche Funktion dieser Unterteilung war, die Arbeitsteilung in der agrikulturellen Gesellschaft zu gewährleisten – und die sich daraus ergebenden Unterschiede in der Vermögensverteilung zu zementieren.

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