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Das Konklave der Medien – unser katholischer Overkill

Von Uwe Vorkötter:

Mein Papst heißt Peter Kodwo Appiah Turkson, ist 64 Jahre alt und kommt aus Ghana. Kardinal Turkson entspricht meinem Anforderungsprofil am besten: Einer, der nicht aus Old Europe kommt, ein Mitglied des vatikanischen U65-Nachwuchsteams, offen für Reformen, mit Talent zum Medienstar.

Ich kenne ihn zwar nicht, aber der Pope-U-Lator hat mir klar gemacht: Das ist mein Mann. Unter  www.pope-u-lator.com können auch Sie sich Ihren persönlichen Papst konfigurieren. Falls Sie schon einen Favoriten haben, dürfen sie auch direkt für ihn voten. Oder Sie schlagen einen Außenseiter-Kandidaten vor, den sympathischen Vikar Müller zum Beispiel aus Ihrer Nachbargemeinde. Denn schließlich ist jeder Katholik wählbar, sofern er nur männlich und getauft ist.

Das wissen Sie natürlich längst. Weiterlesen

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Sozialismus und Ökonomie: Kurze Geschichte eines permanenten Versagens

Als im Jahre  1990  die Sowjetunion und mit ihr das ganze Bündnissystem des Warschauer Paktes implodierte, rieben sich die Beobachter aus dem Westen erstaunt  die Augen. Mit Verwunderung mussten sie feststellen, dass der Sozialimus an seiner maroden Industrie gestorben war.

Die sozialistische Planwirtschaft  war unfähig, die Wirtschaft so zu organisieren, dass sie effizient, produktiv und sozial verträglich gewesen wäre. Jahrelang hatten sich westliche Kreml-Beobachter   durch die propagandistisch gefärbten Zahlen zur Ökonomie  täuschen lassen, die ein wirtschaftlich starkes Imperium suggerierten. Beim Untergang der DDR war Ähnliches zu beobachten. Weiterlesen

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Vielleicht brauchen wir ein bisschen ganz gewöhnlichen Antisemitismus

Ich zögere, diesen Artikel zu veröffentlichen. Man muss sich heute darauf gefasst machen, dass einem jedes Wort im Munde umgedreht wird. Das hier ist nur ein fast schon komisches Beispiel:

http://antifo.wordpress.com/2010/02/08/alan-posener-die-gaskammern-wurden-nur-erfunden/

Also: Um von vorn herein möglichst viele Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: ich bin bekanntermaßen – man möchte beinahe sagen berüchtigtermaßen – ein Anhänger der politischen Korrektheit:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article5466538/Eine-Verteidigung-der-politischen-Korrektheit.html

Davon nehme ich kein Wort zurück. Weiterlesen

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Stell dir vor, es ist Gauck, und keiner hört zu. Der Bundespräsident redet über Europa

Nun war er gefordert. Nun musste er beweisen, dass er mehr kann als Freiheits-Ostalgie und Herummäkeln an anderen – am Wort seines Vorgängers etwa, der Islam gehöre zu Deutschland, oder am Wort der Bundeskanzlerin, die Sicherheit Israels  gehöre zur deutschen Staatsräson. An Angela Merkel hatte Bundespräsident Joachim Gauck im Sommerinterview des ZDF zudem kritisiert, sie erkläre ihre Europapolitik nicht ausreichend. „Sie hat nun die Verpflichtung, sehr detailliert zu beschreiben, was das bedeutet.“

Nun, Gauck hätte wissen müssen, dass solche detaillierten Erklärungen nicht Merkels Sache sind; wie ihrem Mentor Helmut Kohl geht es ihr um „das, was hinten rauskommt“. Ist das postdemokratische Politik? Weiterlesen

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Schirrmacher, Ratzinger und die Frage, was „Ego“ heute bedeutet

„Würden Sie es als Beleidigung empfinden, wenn man Sie heute als links bezeichnet?“ fragte devot der „Spiegel“-Redakteur Jan Fleischhauer seinen Interviewpartner Frank Schirrmacher. (Fleischhauer hasst bekanntlich alles, was links ist, weil es ihn an seine Kindheitsleiden  unter einer linken Mutter erinnert; es sei denn, es ist Jakob Augstein, dem Fleischhauer attestiert, kein Antisemit zu sein. Was natürlich gar nichts damit zu tun hat, dass Augstein Miteigentümer des „Spiegel“ ist.) Schirrmacher antwortete vieldeutig: „Beleidigung? Darauf käme ich sowieso nicht. Ich finde auch nicht, dass ich mich verändert habe.“

Schirrmacher hat natürlich Recht. Weiterlesen

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Sitzenbleiben oder Vorwärtsgehen? – Anmerkungen zu einer hitzigen Debatte

Ein kleiner Passus im Koalitionsvertrag der neuen rot-grünen Regierungskoalition von Niedersachsen hat in unserem Land eine heftige ideologische Debatte ausgelöst:  „Sitzenbleiben und Abschulung“ der Schüler soll „durch individuelle Förderung überflüssig werden.“

Wer die heftigen Reaktionen  in Politik und Presse verfolgt, könnte  den Eindruck gewinnen,  Rot-Grün habe die Axt an das Fundament unserer Kulturnation gelegt. Die linksliberalen Zeitungen frohlocken, weil ein selektives Relikt aus grauer Bildungsvorzeit endlich entsorgt wird. Die konservative Presse sieht das Ende des Leistungsgedankens in der Schule heraufziehen. Weiterlesen

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Die Freiheit, die Dinge beim Namen zu nennen

Ein mir bekannter – ich möchte fast sagen befreundeter – Publizist schrieb mir vor einigen Tagen einen langen Brief, in dem er sich über einen Leitartikel erregte, den ich vor einigen Wochen für die „Welt“ geschrieben hatte.

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article113220656/Bruederle-Augstein-und-der-eigentliche-Skandal.html

Herr Müller – nennen wir ihn so – schrieb unter anderem: „Mit Entsetzen und voller Unverständnis habe ich heute Ihren Kommentar gelesen, ausgerechnet von Ihnen, dessen englisches Freiheitsverständnis mir Ihre Kommentare immer so lesenswert (…) macht. (…) Ich mag Herrn Augstein nicht und halte fast alles für falsch, was er denkt und schreibt, aber ein Antisemit – ich bitte Sie! Weiterlesen

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Der Papst-Rücktritt oder die sieben Todsünden. Erstens: Der Stolz

Aus irgendeinem Grund sprachen Maria und ich über die sieben Todsünden. Ich meinte, die von der Kirche des Mittelalters genannten Sünden würde auch ein Atheist als Sünden – nicht gegen Gott, aber gegen den Menschen – anerkennen. Es sind die Sünden Stolz, Faulheit, Habgier, Neid, Völlerei, Wollust und Zorn.

Nun weiß ich – das setze ich in Parenthese – wohl, dass die Definition einer Todsünde durch die Kirche etwas komplizierter ist. Weiterlesen

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Deutsch = Scheiße?

Der deutsche Selbsthass hat eine lange Tradition, von Hölderlin bis Hitler und darüber hinaus. Man findet ihn gleichermaßen bei linken und rechten Autoren, wobei die Linken den Deutschen unterstellen, unheilbar rechts, die Rechten ihnen unterstellen, unausrottbar links zu sein.

Dass die Deutschen gar nicht so anders sind als andere Leute, das scheint den Deutschen am allerwenigsten in den Kopf gehen zu wollen. Das haben sie mit den Juden gemeinsam, mit denen sie, was nicht verwundert, darum auch den Selbsthass teilen. Sagt ein Deutscher, etwas sei „typisch deutsch“, so kann man fast Gift darauf nehmen, dass er es abwertend meint. Engländer hingegen finden „typisch englische“ Sachen meistens gut. Weiterlesen

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True Grit: Warum Kinder an der Schule – oder am Leben – scheitern

Es kommt alles wieder. Als ich 1970 mit dem Lehrerstudium begann, war die „kompensatorische Erziehung“ in aller Munde. Es ging um die Frage, weshalb Arbeiterkinder – oder besser: „Unterschichtkinder“ – so selten Gebrauch machten von den erweiterten Bildungsangeboten, die ihnen die Reformen der 1950er Jahre zugänglich gemacht hatten.

Da diese Reformen – Gesamtschulen etwa – in Deutschland erst bevorstanden, stammten die meisten Studien aus Großbritannien und den USA. Offensichtlich sind sie nicht sehr gut rezipiert worden, wie das Elend der Gesamtschulen zeigt. Weiterlesen

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