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Von Freiheitskämpfern und Friedenswällen

„Hier, die habe ich eingebüßt in Ihrem faschistischen Kriege!“

Zornig ist der Hauptmann der Volkspolizei vor mir in jenem Herbst 1983. Er hält mir seine rechte Hand vor mein Gesicht. Der Mittel- und der Zeigefinger fehlen ihm.

Ich bin 23 und er mag etwa 50 Jahre alt sein. Dann war der Hauptmann vielleicht 16 oder 17 im Jahr 1945. Flakhelfer oder doch noch Soldat der letzten Stunde.

Ich habe ihn erzürnt. Nicht nur, weil ich zu ihm aufs Meldeamt gekommen bin, weil ich meinen „PM 12“ verloren hätte, eine Abkürzung für Paß- und Meldewesen, Dokumentyp 12 (Bild unten).

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In der Thüringer Kleinstaaterei (4) – Meiningen

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Meiningen

Auch das Herzogtum Sachsen-Meiningen war eine Erbteilung des Hauses Wettin. Diese Familie, die nach 1247 vom Deutschen König mit den meisten Thüringer Ländereien belehnt worden war, hielt auch nach den Teilungen große Stücke auf sich als Mäzen der Künste. Wie (fast) alle Thüringer Zaunkönige gründeten auch die Meininger ein Theater, ein durchaus bemerkenswertes. Weiterlesen

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In der Thüringer Kleinstaaterei (5) – Gera

Nirgendwo in Deutschland währte die Kleinstaaterei so lange wie in Thüringen. Die Grafik unten (aus Wikipedia) zeigt die politischen Grenzen von 1910 auf. Erst mit dem (Reichs-)Gesetz vom 30. April 1920 wurde zum Folgetag das Land Thüringen aus 7 Einzelstaaten gebildet. Als „kleinthüringer Lösung“. Preußen war nicht bereit gewesen, auch nur einen Quadratzentimenter beizusteuern. Das geschah erst nach 1945. 7 plus 1 Sterne zieren deshalb heute das Thüringer Landeswappen. Thüringen – das Land mit den vielen Residenzen.

Gera und das Haus Reuß

Die Herkunft des Namens der Fürstenfamilie Weiterlesen

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Angst vor der wilden Frau? Begegnungen mit Beth Hart

Als ich Beth Hart zum ersten Mal treffen sollte, hatte ich richtig Schiss. Ich bin doch nur der kleine Thomas aus der Provinz und kenne mich nicht so aus in der Welt der amerikanischen Stars, dachte es in mir. Ich kannte nur ein paar Videos aus ihren wilden Zeiten, in denen sie sich schreiend auf der Bühne wälzt …. und ich wusste: Die Frau hat so einiges an Drogen eingepfiffen früher. So ereilte mich denn 2012 der Auftrag, ich möge die wilde Sängerin im Hotel gleich um die Ecke am Mendelssohn-Platz in meiner Stadt treffen auf ein Plauderhalbstündchen.

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1985, vom Passahmahl

Aus dem Buch Genesis der Bibel, Kapitel 12, Verse 11 ff.,
„Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt essen als die, die hinweg eilen; es ist des HERRN Passa. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Denn eben an diesem Tage habe ich eure Scharen aus Ägyptenland geführt.“

Bild oben: Im vergangenen Jahr in der Gedenkstätte DDR-Abschiebehaftanstalt Chemnitz

Gott, mein Gott, ich will nur noch schlafen. Das mag wohl die Frühjahrsmüdigkeit sein.
Wärmer wird es draußen in diesem März 1985 vor den Fenstern der Justizvollzugsanstalt in Cottbus. Weiterlesen

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Terrorismus für den guten Zweck

Die Idee eines UN-Flüchtlingshilfswerkes ist richtig und gut, auch wenn dadurch gleichzeitig zugegeben wird, wie schwach diese UN ist. Wird damit doch eingestanden, dass man nicht in der Lage war, oder jemals sein wird, Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen. Diese Einschätzung betrifft besonders die UNWRA, die keine Lösungen finden will, sondern für eine institutionelle Verlängerung des Nahostkonflikts sorgt. Die Auflösung dieser Organisation ist überfällig. Weiterlesen

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Das Virus gegen Nachdenken

Kam Covid aus einem Labor oder einem Tiermarkt? Das ist mir eigentlich vollkommen egal. Dass man über diese Frage nicht einmal nachdenken durfte, ist das viel größere Problem. Nicht nur vom „Volksverpetzer“ wurde man schnell als Querdenker einsortiert (Foto).

„Nun lass’ es doch endlich! Ist doch vorbei jetzt.“ Das sagt mein Umfeld, wenn ich das Thema Corona auch nur streife. Und ich kann diesen Reflex total verstehen. Mich ödet das Thema auch an. Aber leider hat mich vor allem das unkritische Verhalten meiner eigenen Zunft – der Journalisten – und vieler Freunde so tief enttäuscht, dass ich wahrscheinlich nie darüber wegkommen werde. Außerdem kommt regelmäßig aus den Untiefen der Corona-Zeit wieder etwas ans Tageslicht, das mich nachdenklich macht.

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Die Katze ist aus dem Sack

Das, was bis jetzt über das Sondierungspapier zwischen SPD und CDU bekannt ist, macht nicht gerade Hoffnung. Die Wahlgewinnerin CDU und der Vorsitzende Friedrich Merz haben sich von den SPD-Genossen gnadenlos durch deren ideologische Manege treiben lassen. Und damit gleich das ganze Land in finanzielle und sicherheitspolitische Haftung genommen.  Weiterlesen

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Der Mann am Klavier. Paul Kuhn wäre heute 97

Heute vor 97 Jahren, am 12. März 1928 wurde Paul Kuhn geboren. Ich – nun wahrlich kein Experte für Jazz – habe ihn 2008 einmal getroffen und war beeindruckt von der Vitalität des damals 80jährigen. „Jazz war immer eine Minderheitenmusik“, hat er mir erzählt. Millionen seien da nicht zu machen, auch wenn das manche glaubten. Es gab eine Zeit, in der Jazz verbotene Musik war. In Wiesbaden geboren und als jugendlicher Jazzliebhaber unter der Nazidiktatur aufgewachsen, musste er die geliebte Musik auf alten Schallplatten hören, es gab sie ja schließlich noch. Später dann hörte man mit Freunden bei den Feindsendern, heimlich. „Da habe ich in den 40er Jahren die ersten Glenn Miller Sachen gehört.“

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Mit Sonnenbrille und Hundefleisch organiert. Oder: Wozu Musiker interviewen?

„Früher habe ich nie Interviews mit Sonnenbrillen gegeben. Aber ich lerne zu lügen“… Na? Wer hat‘s gesagt, irgendwann in den 90er Jahren? Der irische Wanderprediger Bono Vox, die Mutter Teresa der Steuerflüchtigen. Und was sagt uns das jetzt? Vielleicht das: Trau keinem Rockstar-Interview? Nimm die Sonnenbrille ab, nur dann wirst du von Wahrheit und Wahrhaftigkeit durchflutet? Fragen über Fragen. Sind Interviews überhaupt sinnvoll? Ist das Künstler-Interview selbst eine eigene Kunstform? Oder ist es nur der verlängerte Waschzettel der Musikindustrie? Oder geht es vielmehr darum, dass der Fragesteller sich eigentlich für viel wichtiger hält als der Befragte?

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