
Alan Posener


Der Verschlimmbesserer – Gauck, Israel und der Islam
Man dachte, er wäre abgetaucht. Umstellt von seinen Beratern, Redenschreibern und Beratern, die dafür sorgen sollten, dass Joachim Gauck seine Drohung nicht wahrmacht, sich als „Politiklehrer der Nation“ zu inszenieren.
Doch dann war er wieder da. Gleich zweimal in einer Woche hat der Bundespräsident von sich reden gemacht. Einmal, als er in Israel der Bundeskanzlerin widersprach: Das Existenzrecht Israels gehöre nicht zur Staatsräson der Bundesrepublik. Und dann, als er in der „Zeit“ seinem Vorgänger widersprach: Der Islam gehöre nicht zu Deutschland.
Beginnen wir mit dem Islam. Weiterlesen

Warum man Sarrazin nicht zum Opfer machen sollte
Als Thilo Sarrazin ankündigte, sein nächstes Buch werde sich mit dem Euro befassen, war ich nicht überrascht. Denn auch andere europäische Rechtspopulisten, allen voran Geerd Wilders, haben seit Beginn der Krise ihre ideologische Basis zu erweitern versucht und die Europäische Union ins Visier genommen Weiterlesen

Fliegen, nicht shoppen, fressen und anstehen. Gegen die Fantasielosigkeit beim Flughafenbau.
Über den neuen „Groß“Flughafen Berlins lässt sich viel Negatives sagen, beginnend mit der Anwohnertäuschung hinsichtlich der An- und Abflugrouten und dem völligen Versagen des so genannten „Aufsichtsrats“ (und damit sind wir erst beim Buchstaben „A“). Wenige Tage, bevor jener Augen-zu-und-durch-Rat die Verschiebung der Eröffnung bekannt gab, habe ich die Baustelle besucht, und es war selbst einem Laien wie mir klar, dass der Termin nicht zu halten sein würde. Nach der Eröffnung im März 2013 dürfte ziemlich schnell klar werden, dass der neue Flughafen schon jetzt zu klein ist und dass insbesondere die zentrale Check-in-Halle fürs Chaos vorprogrammiert ist.
You read it here first.
Eine Sache aber haben Gerkan, Marg und Partner in BER richtig gemacht, und zwar bei den Billig-Airlines Easyjet, Germanwings und Co., und auf deren ausdrücklichen Wunsch hin: Es gibt keine Fluggastbrücken. Weiterlesen

Allons enfants: Europa in der Krise
Die Wahl von Francois Hollande bedeutet einen Wendepunkt in der europäischen Politik. Flankiert wird er von der Wahl in Griechenland, die anti-europäischen Populisten von links und rechts eine Mehrheit im Parlament gab, dem Sturz der Regierung in den Niederlanden durch den antieuropäischen Rechtspopulisten Geert Wilders, von zornigen Demonstrationen in Spanien, wo die Jugendarbeitslosigkeit 40 Prozent beträgt, von einem neuen Buch Thilo Sarrazins in Deutschland, der die Abschaffung des Euro fordert, und anderen Anzeichen einer ernsthaften Krise der Europäischen Union.
In Deutschland sind Politik und Medien noch in einer Phase der Realitätsverweigerung, die sie ihrerseits den anderen Europäern vorwerfen. Aber die Krise ist da, und sie geht nicht weg. Und Krise bedeutet: Entscheidung. Weiterlesen

Freiheit, die er meint: Joachim Gaucks Kritik des Liberalismus

Wenn Atheisten beten
Atheist werden ist nicht leicht. Eigentlich liegt es eher nahe, irgendwie religiös zu sein. Obwohl meine Eltern beide nicht besonders gläubig waren (mein Vater ein jüdischer Agnostiker mit Sympathien für das Christentum, meine Mutter eine anglikanische Agnostikerin mit einer Schwäche für Astrologie), war ich als Kind ein frommer Christ.
Allerdings rang ich als Neunjähriger mit folgendem Problem: Wenn ich der Sohn Gottes wäre, und ich wüsste, dass mein vorübergehender Tod die Welt erlösen würde – na, dann würde ich mich doch opfern. Ein viel größeres Opfer, schien es mir, hatten unsere tapferen britischen Soldaten gebracht, die fürs Vaterland oder für ihre Kameraden ihr Leben hingegeben hatten, ohne Gewissheit des ewigen Lebens und ohne Gewissheit, dass ihr Opfer etwas nutzen würde. Weiterlesen

Was ist die Moderne? Erster Versuch: Die Moderne bedeutet die Heiligkeit der Fakten

Matthias Matussek, der Papst und die Moderne
Mein Freund und Kollege Matthias Matussek hat im „Spiegel“ seinem Papst Joseph Ratzinger zum 85. Geburtstag gratuliert. Dieser Artikel ist lesenswert – nicht, weil er besonders originell wäre, sondern weil er den Hauptantreib des modernen Salonkatholizismus aufs Schönste offen legt.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,827594,00.html
Die Kernpassage dieser Suada lautet:
„Ja, meine tiefe Überzeugung ist, dass die Kirche der Ort sein sollte, wo wir uns dem Hochmut der Moderne entziehen dürfen. Aufatmend die Ohren verschließen vor dem Geplärr der nächsten Welterklärung, des nächsten Systemsturzes, der nächsten Fünf-Minuten-Mode, der nächsten Sau, die durchs Dorf rennt, und sich stattdessen der ewigen Wahrheit zuwenden. Weiterlesen

Was Günter Grass umtreibt
Ach ja, Günter Grass. Über sein „Gedicht“ zur israelischen Atombombe brauchen wir keine weiteren Worte zu verlieren. (Dennoch erscheint in der „Welt“ vom Mittwoch ein Artikel von mir zum Thema.)
Das Merkwürdige ist ja, dass alle Versuche, ihn in ein Schema – immer schon Nazi und Judenfeind gewesen, siehe seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS, oder immer schon Islamversteher gewesen, siehe seine Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen, oder immer schon ein Weichei gegenüber dem Kommunismus, siehe seinen Widerstand gegen die Wiedervereinigung – zu pressen, an der Komplexität des Menschen Günter Grass scheitern. Weiterlesen

Gedanken zur Karwoche: Die christlichen Kirchen und der Staat Israel
In meinem Arbeitsvertrag heißt es gleich in Paragraf zwei: „Die Zeitung hat folgende grundsätzliche Haltung: …“ es folgen die berühmt-berüchtigten fünf „Springer-Essentials“, zu denen unter Punkt zwei gehört: „Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes“.
Es versteht sich von selbst, dass mit dieser grundsätzlichen Haltung des Verlags eine Kritik der jeweiligen israelischen Regierung und ihrer Politik durchaus vereinbar ist, ja dass eine solche Kritik im Interesse der Lebensrechte des israelischen Volkes geboten sein kann. Weiterlesen