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„O’naglt is“ – Markus Söder und die Kreuzanbringung

Die CSU ist zu einer nervösen Partei geworden. Statt einen selbstbewussten und fröhlichen Konservativismus an den Tag zu legen, lässt sie sich von der AfD vor sich hertreiben. Ausgerechnet im vielfach frommen Bayernland verzwergt sie nun mit dem Kreuz das zentrale Symbol der Christenheit zu einer Art kulturellen Identitätsplakette.

In der CSU geht ganz offenkundig die Angst um. Wahllos haut das Führungspersonal irgendwelche Sprüche heraus, statt auf Besonnenheit zu setzen, was eigentlich eine Kernkompetenz von Leuten wäre, die sich für konservativ halten. Die Angst hat einen Namen oder genauer: ein Datum: den 14. Oktober 2018. Dann ist Landtagswahl in Bayern. Weiterlesen

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Gaulands Deportationsgelüste – Der AfD-Co-Spitzenkandidat hat sich für Talkshows disqualifiziert

Der Co-Spitzenkandidat der AfD hat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Thüringen davon gesprochen, Aydan Özuguz, die Staatsministerin für Integration, „in Anatolien entsorgen zu können.“ Wenn Deutschland irgendetwas aus der Nazivergangenheit gelernt hat, dann darf dieser Mann, der von der Deportation des politischen Gegners träumt, keine Stimme mehr in deutschen Medien erhalten. Das gilt auch für Alice Weidel, die ihn verteidigt und seine Wortwahl als „Geschmackssache“ abtut.

Das Bundesinnenministerium hat die linksextreme Internet-Seite „linksunten.indymedia“ verboten. Ein wichtiger, überfälliger Schritt. Vermutlich hätte man darauf ohne die Gewaltexzesse anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg noch länger warten müssen. Das Geheul im linken bis in Teile des linksliberalen Lagers hinein ist groß. Angeblich ist das Verbot „unfair“, angeblich ist „linksunten.indymedia“ doch so wichtig im „Kampf gegen rechts“ und so weiter und so fort. Aber das stimmt nicht. Linksextremismus ist niemals ein probates Mittel, um gegen den sich ausbreitenden Rechtsradikalismus vorzugehen. Weiterlesen

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Völkische Sozialpolitik – Björn Höckes Tuttlinger Rede

Björn Höcke hat sich bei einer Wahlkampfveranstaltung der AfD in Tuttlingen endgültig vom Wirtschaftsliberalismus der „Lucke-AfD“ verabschiedet. Er wettert nun gegen den Neoliberalismus transatlantischer Provenienz. In der Auseinandersetzung zwischen Angela Merkel und Martin Schulz sieht er einen „Scheinwettbewerb des Systems“. Sich selbst inszeniert er als Hüter der „sozialen Gerechtigkeit“. Auf völkisch gewendet, versteht sich. Ein Kommentar.

Der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke ist für seine Tabubrüche bekannt. Kündigt er einen Auftritt an, herrscht Spannung. Was wird er dieses Mal sagen? Wie weit wird er gehen? Wird er wie in Dresden im Januar 2017 erneut fordern, die deutsche Erinnerungskultur um „180 Grad“ zu drehen? Spricht er indes wie nun im baden-württembergischen Tuttlingen einmal weniger scharf, sollte man gleichwohl sehr genau hinhören. Denn auch mit für ihn vergleichsweise leisen Tönen kann er durchaus radikales Gedankengut transportieren, vielleicht sogar besser, zumindest anschlussfähiger für breite Wählerschichten. Weiterlesen

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Birgit Kelle nennt eine Studie zum Reiseverhalten von Lesben „fast so gut wie ein Jodeldiplom“

Die katholische Publizistin Birgit Kelle setzte kürzlich einen Tweet ab, in dem Folgendes zu lesen war: „Einen Master über das Reiseverhalten deutscher Lesben. Fast so gut wie ein Jodeldiplom. #holderididudeldö.“ Sich derart über eine Studie lustig zu machen, zeugt von wenig Kenntnis und von wenig Sensibilität. Homosexuelle Frauen stehen bei der Reiseplanung durchaus vor Problemen, vornehmlich, was muslimische Länder angeht. Seltsamerweise bringt Birgit Kelle sich an anderer Stelle als Schutzherrin Homosexueller gegen den Islam in Stellung. Ein Kommentar.

Birgit Kelle twitterte vor wenigen Tagen Folgendes: „Einen Master über das Reiseverhalten deutscher Lesben. Fast so gut wie ein Jodeldiplom. #holderididudeldö.“ Ihrem Tweet hatte Kelle ein Foto aus einer Zeitung angehängt. Zu sehen ist der folgende Text: „Von wegen Outdoor-Lesben! Eine Masterarbeit im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialgeographie an der Uni Trier zum Reiseverhalten von Lesben in Deutschland ergab, dass Lesben am liebsten in Städte reisen. Befragt wurden 1.003 lesbische Frauen. Die beliebtesten Städte sind die Homo-Hochburgen Berlin, Hamburg und Köln. Außerhalb von Deutschland liegen Amsterdam, Paris und London an der Spitze.“ Die Studie hat Katja Schumacher gerade als Master-Arbeit an der Universität Trier veröffentlicht. Weiterlesen

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Frauke Petrys Flucht nach vorn – ein vergeblicher Versuch?

Frauke Petry tritt die Flucht nach vorn an und versucht, dem Flügel rund um Björn Höcke und Alexander Gauland das Heft aus der Hand zu nehmen. Der innerparteiliche Zuspruch zu ihrer Initiative ist bisher indes dürftig. Auch gemessen an AfD-Maßstäben moderate Funktionäre verweigern ihr die Gefolgschaft. Und selbst im Falle eines Erfolgs von Petry ist eine innerparteiliche Befriedung sehr unwahrscheinlich. Eine Analyse.

Es ist eine Flucht nach vorn. Vielleicht auch ganz einfach nur der Mut der Verzweiflung. Ein letztes Aufbäumen, der Versuch, das Steuer in der immer radikaler werdenden AfD herumzureißen. Die Worte sind deutlich: Weiterlesen

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Schüler ohne Meister?- Björn Höckes Dresdner Rede und Götz Kubitschek

 

Götz Kubitschek hat sich jüngst im „Spiegel“-Interview mit Melanie Amann von der Dresdner Rede seines Weggefährten Björn Höcke distanziert. Und zwar nachdem er diese zuvor vehement verteidigt hatte. Über Dissonanzen im neurechten Milieu und die Schwierigkeit, den „schmalen Grat“ zu definieren, auf dem Götz Kubitschek sich so gerne bewegen möchte.

Götz Kubitschek, Verleger, Publizist und Vordenker der Neuen Rechten, hat dem „Spiegel“ ein bemerkenswertes, von Melanie Amann geführtes Interview gegeben, das in der am 4. Februar 2017 erschienenen Ausgabe des Magazins abgedruckt ist. Weiterlesen

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Achtsamkeit und Besonnenheit – Gedanken zum Anschlag in Berlin

Achtsamkeit und Besonnenheit sind die einzig richtigen Haltungen im Lichte des Terrors. Beschönigungen von links und Scharfmacherei von rechts helfen nicht weiter. Im Gegenteil.

Im Herzen Deutschlands ist er nun angekommen, der Terror. Noch weiß man wenig, es steht sogar in Frage, ob der gefasste Mann in Berlin tatsächlich der Täter ist. Der Terroranschlag als solcher ist allerdings ein Faktum. Deutschland erlebt das, was in Paris und Brüssel schon längst passiert ist, und was Madrid, London und – damit fing es an – New York erlebt, nein erlitten haben. Weiterlesen

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Zahl statt Buchstaben? Vom seltsamen Trend, „1“ statt „ein“/„eine“ zu schreiben

Immer häufiger sieht man in den sozialen Netzwerken die Zahl „1“ an die Stelle der unbestimmten Artikel „ein“ bzw. „eine“ treten. Längst ist das „1“-Schreiben zum Trend geworden. Eine Sprachbetrachtung.

Mehr und mehr ersetzt die „1“, also die arabische Zahl im Netz die unbestimmten Artikel „ein“ bzw. „eine“. Aufrecht steht sie in vielen Sätzen, mitten unter lauter Buchstaben, so als gehöre sie ganz selbstverständlich dahin. Gibt man bei „Twitter“ nur sie, die „1“ als Suchbegriff ein, stößt man in der Trefferliste auf eine Fülle von Beispielen. An diesem Samstag etwa schreibt ein User, dass etwas „nur 1 Joke war“. Jemand anders stellt eine „Frage für 1 Freund“. Einem weiteren Twitterer wird „1 guter Morgen gewünscht“. Weiterlesen

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Semantische Spitzfindigkeiten

Patrick Bahners hat sich im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ über einen Essay von Andreas Wirsching mit dem Titel „Der latente Bürgerkrieg“ echauffiert, der zuvor im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ erschienen war. Eine Gegenrede.

Wer am letzten Dienstag das Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ las, erblickte auf dessen erster Seite einen Text des Kulturkorrespondenten Patrick Bahners. Der Titel klang interessant: „Wir haben die Demokratie von unseren Lehrern nur geborgt“. Der Untertitel ließ keinen Zweifel daran, dass es sich bei Bahners‘ Artikel um eine scharfe Gegenrede zu einem Essay von Andreas Wirsching handelt, der tags zuvor ebenfalls auf der ersten Seite eines Feuilletons erschienen war, nämlich dem der „Süddeutschen Zeitung“. Wirsching ist Direktor des „Instituts für Zeitgeschichte“ in München. Weiterlesen

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Was im „Cicero“ gesagt werden darf: „Kriegs- und Auschwitz-Komplex“

Sollten sich Historiker dereinst fragen, wo sich die immer rasanter verlaufende Rechtsdrift im Bürgertum besonders deutlich manifestierte, werden sie gewiss früher als später auf den „Cicero“ stoßen. Inzwischen wird dort sogar die These vom „Kriegs- und Auschwitzkomplex“ der Deutschen propagiert.

Das 2004 von Wolfram Weimer gegründete Magazin „Cicero“ genoss lange einen tadellosen Ruf, galt in liberal-konservativen Kreisen als eine Art Pflichtlektüre, stieß Debatten an und wurde ob seiner Qualität auch in eher linksliberalen Milieus geschätzt. Kurz: es war ein seriöses Blatt. Weiterlesen

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„Je suis Fassbinder“ – Falk Richter und Stanislas Nordey bringen in Straßburg den europäischen Ausnahmezustand auf die Bühne

„Deutschland im Herbst 2016“. So lautet der Untertitel des neuen Stücks „Je suis Fassbinder“ von Falk Richter, das dieser Anfang März im Théâtre National in Straßburg in gemeinsamer Regie mit dem dortigen Intendanten Stanislas Nordey auf die Bühne gebracht hat. Richter und Nordey zeigen, wie die Angst vor dem Terror in das Privatleben hineinwirkt, wie rechte Scharfmacher sich diese zunutze machen und wie wichtig eine klare Haltung von Künstlern zu dieser Entwicklung ist. „Je suis Fassbinder“ setzt so Maßstäbe für die Relevanz des Gegenwarttheaters.

112-Répétition-Stanislas Nordey et Falk Richter © Jean-Louis Fernandez_NB_033

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