Month: Mai 2012
Die Qualen der Wahlen
Der Wähler ist dumm und frech. Dumm, weil er unsinnig wählt, und frech, weil er trotzdem vernünftig regiert werden will. Die Erkenntnis stammt im Kern von dem Banker Carl Fürstenberg. Er hat gesagt, der Aktionär sei dumm und frech. Dumm, weil er Aktien kauft, und frech, weil er dann noch eine Dividende haben will.
Die Wahlergebnisse sollten Puzzle-Steine sein, die nach der Wahl zusammengelegt ein klares Bild vom Wählerwillen ergeben. Aus den Stimmen der Vielen wird ein Volkswille, idealerweise das Gemeinwohl, jedenfalls ein klarer Auftrag des Souveräns an seine Abgeordneten. Das ist die Theorie. Weiterlesen
Woher weiß der Staat, wie viele Knie- und Hüftprothesen notwendig sind?
Seltsame Nachrichten erreichen uns: Weil die Zahl der Hüft- und Knieprothesen um drei Prozent gestiegen ist, aus demografischen Gründen aber nur um ein Prozent hätte steigen sollen, will die Regierung nun regeln, wie viele Menschen wann neue Hüften und Kniee bekommen.
Doch es kommt noch schlimmer. Kliniken, die besonders viele derartige Operationen machen, sollen ab einer bestimmten Zahl von OPs weniger Geld bekommen. Angeblich würden sie an den Knie-OPs doch so viel verdienen, das müsse man dann stoppen.
Das ist mehr als bizarr. Weiterlesen
Eiszeit in kalten Friedensepochen
Vor dem Event wird schon jetzt ein gesamteuropäisches Trauerspiel abgeliefert. Titanen aus Politik und Sport wetteifern um den Lorbeerkranz für die überzeugendste Heuchelei oder, wahlweise, Feigheit. Und das alles gepaart mit Ratlosigkeit über die Frage ob und wie man denn nun an der europäischen Fußballmeisterschaft teilnehmen sollte oder nicht.
Geradezu „dankbar“ geradezu muss man allerdings führenden Fußballfunktionären sein, die zumindest keinen Hehl daraus machen, dass ihnen die repressive Politik des ukrainischen Despoten Viktor Janukowitsch , pardon sch….egal ist. Und wenn die Dame Timoschenko nichts essen will- ihr Problem. Das wenigstens ist die offene- zynische Selbstentlarvung von Sport, Geld und Mediengeilheit. Weiterlesen
Wenn Atheisten beten
Atheist werden ist nicht leicht. Eigentlich liegt es eher nahe, irgendwie religiös zu sein. Obwohl meine Eltern beide nicht besonders gläubig waren (mein Vater ein jüdischer Agnostiker mit Sympathien für das Christentum, meine Mutter eine anglikanische Agnostikerin mit einer Schwäche für Astrologie), war ich als Kind ein frommer Christ.
Allerdings rang ich als Neunjähriger mit folgendem Problem: Wenn ich der Sohn Gottes wäre, und ich wüsste, dass mein vorübergehender Tod die Welt erlösen würde – na, dann würde ich mich doch opfern. Ein viel größeres Opfer, schien es mir, hatten unsere tapferen britischen Soldaten gebracht, die fürs Vaterland oder für ihre Kameraden ihr Leben hingegeben hatten, ohne Gewissheit des ewigen Lebens und ohne Gewissheit, dass ihr Opfer etwas nutzen würde. Weiterlesen