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Den Terror bekämpfen, nicht instrumentalisieren

Vom gescheiterten Massaker in Halle erfuhr ich spät. Ich war in Israel, wo wegen Yom Kippur die meisten Menschen die Medien meiden. Mein erster Gedanke, das gebe ich zu, galt nicht den Opfern, sondern dem Täter, und er war ein unwürdiger Gedanke: „Bitte, lass es kein Moslem sein.“

Was los gewesen wäre, wenn der Möchtegern-Massenmörder von Halle nicht Stephan, sondern Mohammed geheißen hätte, mag man sich nicht ausmalen. Erst recht nicht, wenn ihm die Tat gelungen wäre. Ich will nicht von klammheimlicher Freude reden, aber doch von Erleichterung, als ich hörte, es handele sich um einen vermutlich selbstradikalisierten deutschen Loser.

Und natürlich waren die Reaktionen auf der rechten Seite des politischen Spektrums spiegelbildlich. Spätestens seit dem berüchtigten Smiley vom Matthias Mattussek nach den islamischen Terroranschlägen vom 13. November 2015 ist es klar, dass die Rechte mit nicht einmal klammheimlicher, sondern offener Freude auf solche Massaker reagiert: „Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen“, schrieb Mattussek auf Facebook.

Manche Rechte wollten daher nicht wahrhaben, dass der Synagogen-Angreifer von Halle ein „echter“ Deutscher sei. Auf meinem WhatsApp-Account landete ein verschwörungstheoretisches Traktat, in dem behauptet wurde, der Name „Anon“, also „Anonymous“, den sich Stephan B. gab, sei ein kasachischer Vorname, der Mann sei also Kasache, Zuwanderer also. Anderswo hieß es, er sei Iraner.

Egal.  Worum es mir geht: Wenn es einen muslimisch motivierten Terroranschlag gibt, ob gegen Juden oder andere, und es sind solchen Anschlägen in Europa viel mehr Menschen zum Opfer gefallen als Anschlägen von Neonazis, ist ein Großteil der rechten Szene schnell dabei, den Terror zu instrumentalisieren, um den Islam insgesamt, die islamische Zuwanderung und die angeblich drohende Islamisierung Europas anzugreifen, mitsamt den „Systemparteien“ und der „linksgrün versifften Lügenpresse“, die im Interesse einer globalistischen Elite – man denke an den Juden Soros – die christliche Kultur Europas und die ethnisch homogene Nation zerstöre, um am Ende über einem widerstandslosen, heillos zerstrittenen Rassen- und Kulturmischmasch herrschen zu können.

Wenn rechte Terroristen zuschlagen, ob gegen Juden, Muslime oder andere, ist ein Großteil der linken Szene schnell dabei, den Terror zu instrumentalisieren, um die Rechte insgesamt, die AfD natürlich besonders, aber auch die konservativen Parteien, die „Springer-Presse“ und andere „Mainstream-Medien“ anzugreifen, die angeblich mit restriktiver Flüchtlingspolitik, dem Ruf nach Assimilation bei gleichzeitiger Verweigerung entsprechender Chancen, einer Renationalisierung Europas das Wort reden, im Interesse der internationalen Rechten, man denke etwa an Bibi Netanyahu und seine guten Beziehungen zu Orbàn und Trump, der es um die Privilegien der alten weißen Männer gehe, die noch die Welt beherrschen.

So etwa.

Wer aber den Terror instrumentalisiert, um den politischen Gegner anzugreifen, ist im eigentlichen Sinne Terrorist. Intellektueller Terrorist, aber Terrorist.

Es müsste möglich sein, sich parteiübergreifend – Globalisten und Antiglobalisten, Rechte und Linke, Muslime, Juden, Christen und Atheisten – darauf zu einigen, dass die Gewalt kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein darf. Das heißt auch: kein Knüppel, um den anderen zu schlagen. Gewiss muss man das Versagen der Sicherheitsorgane angreifen dort, wo das angebracht ist, etwa bei der Nichtverfolgung des NSU, oder bei der Nichtbeobachtung des Terroristen Amri; beim fehlenden Schutz des Berliner Weihnachtsmarkts und der Synagoge in Halle. Das Ziel sollte aber sein, den Kampf gegen den Terror wirksamer zu gestalten, nicht dem Terror erlauben, uns zu seinen Werkzeugen zu machen.

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68 Gedanken zu “Den Terror bekämpfen, nicht instrumentalisieren;”

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    Immer wieder erstaunend wenn sich Juden für den Islam einsetzen. Es gibt eben Menschen welche Therapieresistent sind. Aber Ihr Dad ist nach 45 ebenfalls nach Deutschland zurückgekehrt . Das Perverse liegt in der Familie.

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      Lieber Daniel Loewe, Sie sind also nicht Jude? Ich dachte …
      Sie mögen mich pervers nennen. Meinen Vater lassen Sie aus dem Spiel. Haben Sie das verstanden?

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    Ich finde, man sollte angesichts des abermals rechtsextrem motivierten Terroranschlags die Linken mal für eine Sekunde in Ruhe lassen und sich stattdessen ansehen, was das denn für Leute sind auf der Rechten. Mir scheint es angesichts der Motivlage des Attentäters völlig klar, dass die Redewendungen und geistigen Manöver der Rechten, zum Beispiel innerhalb der AfD, in diese konkrete Tat im Sinne einer notwendigen Bedingung gemündet haben. Durch diese Bemerkung wird nichts instrumentalisiert. Man muss genau hinschauen, was dort geäußert wird. Die Instrumentalisierung des Terrors ist bei den Neurechten nämlich nicht nur ein Mittel, um den rotgrünen Gegner oder die multikulturelle Gesellschaft insgesamt zu bekämpfen, sondern es ist geradezu Selbstzweck. Es ist ihr Inhalt. Das mit der Freiheit der Nation usw., was plakativ als Inhalt verkauft wird, ist doch hohler, leerer Blödsinn, eine sinnlose Abstraktion. Was soll das sein? Daran glauben die selber nicht. Den Rechten geht es darum, immer und überall den Teufel an die Wand zu malen, Angst zu säen, in der Hoffnung, durch irgendeine Krise irgendwie an die Macht zu gelangen. Was sie dann mit der Macht anfangen wollen, ist ja völlig nebulös. Von „männlichen Maßnahmen“ ist da bei Höcke zu lesen. Der schrille, enthemmte Tonfall ist bezeichnend, so als wäre der Terror bereits da, längst allgegenwärtig im „Merkeldeutschland“ dieser Rechten. Denen geht es um die Eskalation: dass im vermeintlich hoffnungslosem Deutschland alles ständig furchtbarer werde bis zum Kollaps. Und in so einem Klima der sich selbst bezweckenden Eskalation ist nun dieser Attentäter radikalisiert worden. Selbstverständlich haben daran die rechten Redner und Poser ihren Anteil Verantwortung.

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    Anis Amri – Breitscheidplatz. Trotz Überwachung konnte er den Anschlag verüben. Gut er hieß nicht Mohamed, dass kann man schon einmal übersehen, wenn man mit rassistischen Sereotypen agiert.

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    Was los gewesen wäre, wenn der Möchtegern-Massenmörder von Halle nicht Stephan, sondern Mohammed geheißen hätte, mag man sich nicht ausmalen.

    Gar nichts wäre los, man läßt solch Leute einfach, wie kurz vorher geschehen. Also, warum die Aufregund?

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      Wann hat man zuletzt jemanden laufen lassen, der auf offener Straße zwei Menschen abgeknallt hat? Lieber Peter Lustig, Fakten sind zwar störend, aber man sollte sich nach Möglichkeit nicht zu weit von ihnen entfernen.

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    Was mich an solchen Beiträgen seit vielen Jahren stört, ist ihre mit 100% Sicherheit vorhersehbare Folgenlosigkeit. Also alles richtig, interessiert nur keinen und wird noch viel weniger Handeln, Denken oder Schreiben beeinflussen.
    Die Instrumentalisierung von Ereignissen für eigene politische Zwecke ist eine – unausrottbare – Menschheitskonstante.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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        Ich kontere mit „Sie werden dafür immerhin bezahlt :-)“. Aber der Punkt geht natürlich an Sie.

        Warum tun Sie es dann?

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Für Beiträge bei „Starke Meinungen“ werde ich nicht bezahlt, lieber Thorsten Haupts. Im Gegenteil. Das Betreiben dieses Blogs kostet mich und Frau Bednarz Zeit und Geld. Warum tue ich es dann?

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        Zweiter Punkt für Sie, gestern war wohl nicht mein stärkster Tag.

        Mea culpa und sorry für die unzutreffende Darstellung first.

        But second: Ja, warum tun Sie es dann?

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Wenn Sie „öffentliche Diskussion“ mögen, ist das selbstverständlich Ihr Bier. Ich halte sie – praktisch ausnahmslos – für eine Müllhalde :-).

        Interessante (und für mich nützliche) Diskussionen habe ich ausschliesslich im kleinen Kreis erlebt.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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        Dann haben Sie mir etwas voraus, wofür ich Sie beglückwünsche. Die wenigen – technisch – „öffentlichen“ Diskussionen (= theoretisch hätte jede/r mit Internetzugang teilnehmen können), in denen ich etwas gelernt habe, spielten sich praktisch zwischen einem halben Dutzend Leuten ab, die sich meist auch schon öfter auf einer Plattform begegnet waren.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

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    Terror als Ausdruck einer gesellschaftlichen Stimmung zu interpretieren, ist sicherlich sehr verführerisch. Und dort sehr wohl angebracht, wo eine Terrororganisation unverhohlen durch eine politische Bewegung, Partei oder Organisation unterstützt wird. Das war beim NSU-Trio ziemlich sicher der Fall, wie auch beim Oktoberfestattentat. Auch Ingo Hasselbach erzählt in seinem Aussteigerbuch von finanzieller Unterstützung für seine „Partei“, deren Tun in den Nachwendewirren man in Ansätzen sicherlich als terroristisch einstufen kann.
    Ein solchermaßen organisierter Terror versucht immer die Koordinaten zugunsten der dahinter stehenden Bewegung zu verschieben. Geschichtliches Vorbild ist u.a. die SA.
    Auch die RAF hatte es versucht, hatte aber definitiv keine Massenbasis (wenn man Masse nicht gleich Mehrheit setzt, so hatte der NSU diese wohl. Eine gesellschaftlich relevante Prozentzahl, die sich zumindest mit den Zielen ihrer Terroranschläge einverstanden zeigte und zeigt).
    Der Attentäter aus Halle hingegen zeigt das Breivik-Muster des lonely Wolf, der ganz ohne Auftrag durch eine Bewegung handelt. Die gibt es in der Tat. (Auch der Münchener Amok-Mann geht in diese Richtung).
    Das sollte aber nicht zum Fehlschluss führen, jeglichen Terror für individuell
    Zu erklären.

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    Wenn ich durchzähle, wie viele Menschen in den letzten 20 Jahren von radikalisierten Juden in Deutschland umgebracht wurden, dann komme ich auf 0 Opfer. Wenn ich nachrechne, wie viele von Ökospinnern, Greta-Fans und Atomkraftgegnern getötet wurden, dann sind es gerundet auch 0. Wenn ich nachtzähle, wie viele Menschen selbst von der radikalen Linken, so den richtig durchgeknallten, in den letzten 20 Jahren in Deutschland umgebracht wurden, dann finde ich da auch niemanden, die RAF gibt es seit 30 Jahren nicht mehr. Die Zahl der Katholiken, die jemanden als militante Katholik im Namen des Papstes erschossen haben, ist nicht höher.
    Islamisten und Rechte haben Leute umgebracht. Nicht alles, was Rechts ist, pflegt eine solche Sprache und es ist auch nicht die Rechte Weltsicht, die eine zustimmende Atmosphäre erzeugt, so wenig wie der muslimische Glaube Terror impliziert. Beide haben aber eine Publizistik, die eine menschenverachtende Sprache als wichtiges Stilmittel pflegt. Das halten so manche Ökos nicht anders, aber bis jetzt hat eben von denen noch niemand jemanden umgebracht. Kann auch sein, dass eben einen Unterschied macht, wem man das Ende der Welt predigt. Und da wäre ich doch strikt dagegen, die Politik und Publizistik (diejenigen, die der öffentliche Diskurs sind) aus der Verantwortung für das von ihnen gesagte zu entlassen. Wer Jahre lang einen bestimmten Jargon pflegt und publizistisch immer wieder zu neuen Tiraden ansetzt, darf das, immerhin haben wir Meinungsfreiheit. Aber, wenn es dann knallt, sich auf den Verantwortungshorizont einer Schülerzeitung zurückzuziehen, hat doch ein gewisses Geschmäckle und dafür haben sich die betreffenden Leute doch durchaus den verbalen Knüppel verdient. Im Kampf um Aufmerksamkeit ist nicht alles legitim und so manche Publizisten verzichten eben auf einen bestimmten Sprachduktus. Auch Rechte, bestimmt auch Muslimische (zugegeben, so viele Publizisten, die als Muslime schreiben, lese ich nicht). Warum also alle pauschal entlasten?

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      Ich will niemanden pauschal entlasten, lieber Stevanovic. Mich stören eher die pauschalen Beschuldigungen. Wenn jemand sagt, die Juden würden die Welt kontrollieren, dann kritisiere ich das:

      https://www.welt.de/kultur/plus198471875/Heyne-Verlag-publiziert-antisemitisches-Werk-von-Pedro-Banos.html

      Ich würde jedoch weder Pedro Banos noch dem Heyne-Verlag vorwerfen, in irgendeiner Weise zum Attentat von Halle beigetragen zu haben, auch wenn sich die Mutter des Möchtegern-Massenmörders ganz ähnlich äußert wie Banos.
      Apropos Mutter: Wer die spannende Netflix-Serie „Mindhunters“ verfolgt, findet, dass der typische Serienmörder eine ähnliche Psyche und Laufbahn aufweist wie Stephan B.: „Incel“, auch wegen zu starker Mutterbindung, Widerspruch zwischen Selbstbild und Leistung, vereinsamter „Loser“, intelligent, aber schwach. Die psychosozialen Ursachen dürften mindestens ebenso wichtig sein, ja wichtiger, als die politische Selbst-Rechtfertigung.

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        „Die psychosozialen Ursachen dürften mindestens ebenso wichtig sein, ja wichtiger, als die politische Selbst-Rechtfertigung.“
        Auch wenn ich den Islam deutlich kritischer sehe als Sie, scheinen viele Konvertiten, die sich dem IS angeschlossen haben, ähnlich gestrickt zu sein wie Stephan B.
        Gerade solche gestörten Persönlichkeiten wollen gerne Teil eines größeren Ganzen sein. Wo sie dann letztlich landen ist oft nur Zufall, Stephan B. wäre in Berlin möglicherweise anfällig für Islamismus geworden, und vor 30 Jahren vielleicht bei der RAF gelandet.
        Allerdings gibt es schon einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Figuren wie Breivik und Stephan B. und Mohammed Atta und Co., erstere haben nirgendwo Jubelarien ausgelöst.

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        Stimme Ihnen weitgehend zu, Herr Wissler. Aber natürlich gab es im Netz Jubelarien über Breivik. Und: Mohammed Atta und Co. sind für mich nicht vergleichbar mit Stephan B., dem NSU oder Breivik, weil Atta und die Hamburger Zelle keine Einzeltäter waren, sondern Teil einer mächtigen Organisation und ihrer globalen Strategie. Damit meine ich nicht, wie Sie ahnen können, den Islam, sondern Al Qaida. Al Qaida gefährdet sicher nicht unsere Demokratien, aber – wie man am IS sah und sieht – schon den Bestand einiger islamischer Staaten in Asien und Afrika.

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        Zwischen Jubelarien im Netz und tanzenden Menschenmassen auf den Straßen ist meines Erachtens schon ein Unterschied. Deshalb glauben ja die Leute von IS und Al-Kaida, daß sie das richtige tun, sie sehen immer wieder, daß doch einige Menschen hinter ihnen stehen.
        Darum trenne ich nicht zwischen Islam und Islamismus, das gehört zusammen.
        Nationalismus und rechtsextremer Terror dagegen haben nichts miteinander zu tun. Einer wie Höcke wird ja in den Mainstreammedien als Wiedergänger Hitlers und Stickwortgeber für Irre wie Spephan B. dargestellt, darum auch letzt dieses unsägliche ZDF-Interview.
        Natürlich ist Höcke ein Nationalist. aber er steht eher in der Tradition eines Stauffenberg. Noch vor einigen Jahren, als er noch etwas fairer behandelt wurde, konnte man irgendwo lesen, daß er ein Porträt des Hitler-Attentäters in seinem Büro hängen hat. Das würden die Medien heute nicht mehr machen.

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        Höcke mag sich auf Stauffenberg berufen; ich glaube kaum, dass er in dessen Tradition steht.

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        Hallo Herr Posener,

        ich habe es in den 80ern gesagt und sage es immer wieder, wer Menschen ausschließt, sie herabwürdigt, ihnen, wenn sie bedroht und diffamiert werden, nicht solidarisch zur Seite steht, zumal wenn er in politischen Ämtern oder journalistisch tätig ist, schürt den Hass gegen Fremde und Andersdenkende.

        Deswegen habe ich Lafontaine 1990 nicht gewäht, weil er von Wirtschaftsflüchtlingen und Scheinasylanten geschwafelt hat, deshalb habe ich große Verachtung gegenüber der Bundesregierung 1992, gegenüber Kohl, Seiters, Kinkel, Rühe, Leutheusser-Schnarrenberger, Merkel und Co. die es damals nicht schafften, sich mit den angegriffenen Asylbewerbern angemessen zu solidarisieren. Vielmehr erdreistete sich der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters kurz nach den Anschlägen nach Rostock zu fahren, ohne den Tatort zu besuchen. Anstatt sich mit den Opfern zu solidarisieren forderte der CDU-Innenminister eine Verschärfung des Asylrechts.

        https://youtu.be/RP4ulQ61Qmc?t=1129

        Dass Kohl und Co. damals nicht nach Lichtenhagen gefahren sind und sich wie Genscher in Prag mit den Opfern solidarisch auf den Balkon gestellt hat, werde ich diesen Menschen nie verzeihen. Die Keime des Fremdenhasses und Antisemitismus stecken in fast jeder Gesellschaft, in Deutschland sind sie manchmal besonders häufig und resistent. Wenn unsere Politiker und Journalisten dagegen aber nicht kämpfen und wie Seiters und die Bild-Zeitung damals gegen die Asylanten hetzten:

        https://bildblog.de/56629/zum-schaemen/

        Sie können Schreiben was Sie wollen, es bleibt hohl. Die sog. Springer-Presse sollte demütig auf die eigenen Fehler schauen und sich bei deren Leidtragenden entschuldigen und nich so scheinheilige Kommentare, wie Ihr Kollege Schuster verfassen:

        https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus201757380/Anschlag-von-Halle-Schluss-mit-der-Schamlosigkeit-Die-AfD-muss-sich-endlich-besinnen.html?wtrid=onsite.onsitesearch

        Manchmal freut man sich fast, dass es dort eine Bezahlschranke gibt, damit man sich diesen verlogenen Unsinn nicht länger zu Gemüte führen muss.

        Und weil man es nicht oft genug wiederholen kann, Rudi Dutschke war, auch wenn Bachmann angeblich die Nationalzeitung gelesen haben soll, auch ein Opfer der Springer-Presse und daher ist es auch richtig, dass es direkt an der Springer-Zentrale in Berlin eine Rudi-Dutschke-Straße gibt.

        Beste Grüße

        Ihr 68er

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        Lieber 68er, ich war dabei, als gegen Springer nach dem Mordanschlag auf Dutschke protestiert wurde. Ob wirklich die „Bild mit geschossen“ hat, wie wir damals glaubten, würde ich heute bezweifeln. Bachmann war Neonazi, nicht Bild-Leser. Dennoch waren die Karikaturen in der BZ, der Ton der Bild-Zeitung und mancher Welt-Kommentare ziemlich eklig. Wenn Sie meine Versuche, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, mit den Worten quittieren, „Sie können Schreiben was Sie wollen, es bleibt hohl“, dann frage ich mich, wie sie sich einen demokratischen Diskurs vorstellen. Wer Ihnen nicht zustimmt, ist „hohl“. Na, dann gute Nacht. Sie schreiben auch: „Die sog. Springer-Presse sollte demütig auf die eigenen Fehler schauen und sich bei deren Leidtragenden entschuldigen.“ Unbedingt. Jeder sollte zuerst vor der eigenen Tür kehren. Ich weise darauf hin, dass Thomas Schmid, damals Chefredakteur der WELT, 2008, das „Springer-Tribunal“ von 1968 wiederholen wollte, mit den Akteuren von damals, um gemeinsam zu erörtern, was an den damaligen Vorwürfen richtig, was falsch war. Das Projekt scheiterte an der Weigerung der damaligen Tribunal-Teilnehmer, sich an der Diskussion zu beteiligen. Nicht an Springers Unwillen zur Selbstkritik.

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        68er: ‚… erdreistete sich der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters kurz nach den Anschlägen nach Rostock zu fahren, ohne den Tatort zu besuchen. Anstatt sich mit den Opfern zu solidarisieren forderte der CDU-Innenminister eine Verschärfung des Asylrechts.‘

        … werter ‚langhaariger 68er‘, Sie schreiben Quark. Lichtenhagen hatten ‚wir‘ hier schon.

        Selbst die WELT am SONNTAG schrieb damals: ‚Jeden Tag kriminelle Akte, Belästigungen und Bedrohungen – Berichte Rostocker Bürger.‘

        Hier noch eine Darstellung der damaligen Ereignisse. Mit Fotos.

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      Magnitzens harter Schädel hat ihre Statistik gerettet. Die Linken sind extrem gewalttätig, das kann man nicht bestreiten. Und sie sind verbündet mit den Islamisten und anderen kriminellen Zuwanderern, sie verhöhnen immer die deutschen Opfer und demonstrieren für die Täter, siehe Chemnitz, Kandel, Freiburg etc..

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        Nun ja, Herr Weller, Sie illustrieren mit diesem Rundumschlag aufs Schönste, was ich meine und kritisiere: Alles mit Allem verrühren, alles Erdenkliche benutzen, um den Gegner zu diskreditieren, ja zum Feind zu erklären. Das geschieht auf der Linken auch, aber das dürfte gerade für Sie kein Argument sein.

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        Sehr geehrter Herr Weller,

        nicht nur das – sie haben 100 Millionen Tote auf dem nicht vorhandenen Gewissen, und ihr neues Ziel ist die Vernichtung der hellen Rassen durch Rassenmischung. Das ist verständlich, wurde die Linke doch vom Anus der dunklen Rassen begründet. Und ja, Linke, von welcher Rassse auch immer, sind der Bodensatz der Menschheit

        Und der verlogene Posener, halb Engländer, halb Orientale, ist mittendrin als Hetzer. Hör zu, dein Platz ist nicht hier!

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      Die Argumentation Poseners wird so ähnlich auch bei ACHGUT gepusht:

      https://www.achgut.com/artikel/ein_weckruf_aus_halle

      Während man bei der Frage des Antisemitismus keinerlei Unterscheidungen zulässt und selbst Juden im Zweifel zu Antisemiten erklärt, soll man bitte bei Ausländerfeindlichkeit sauber und klar unterscheiden, ob diese von Ausländerfeinden vertreten wird, die sich in der AfD bzw. in rechten Internetforen bzw. von solchen Personen vertreten wird, die bereit sind, auch Gewalt gegen Asylanten einzusetzen, oder ob sie von ehrenwerten Mitgliedern der CDU, SPD oder FDO, irgendwelcher Springer-, FAZ- oder BR-Redakteuren geteilt und verbreitet werden.

      Es ist OK, wenn in NRW ausreisepflichtige Familien in den Nacht- oder Morgenstunden von der Polizei abgeholt werden, um sie still und heimlich zwangsweise zum Flughafen zu bringen, es ist OK, wenn Herr Seehofer ein Gesetz mit dem Titel „Geordnete-Rückkehr-Gesetz“ formuliert, in dem die Information von ausreisepflichtigen Asylbewerbern über ihre bevorstehende Abschiebung im Zweifel höher bestraft wird, als in der Zeit zwischen 1933 und 1945?

      Ich finde as nur bigott, verlogen und ekelhaft.

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        Man kann alles mit allem verrühren, lieber 68er, aber dabei kommt selten etwas Genießbares heraus.

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        Das verstehe ich nicht wirklich, was Sie sagen wollen.

        Ich belege relativ ausführlich, aus Anlass eines Anschlags, der neben seinem antisemitischen Hauptziel, letztlich mit verheerenden tödlichen Folgen, dass zumindest der ausländerfeindliche Teil dieser Tat eine journalistische und politische Vorgeschichte hat, die weit in die Bonner Republik zurück reicht und fast von allen etablierten Parteien, mal weniger, mal mehr, aus Überzeugung oder wahltaktischen Gründen vorangetrieben wurde und eben auch von Ihren Kollegen im Hause Springer. Da ist es nur folgerichtig, dass Sie diese schwer zu widerlegenden Fakten als ungenießbar empfinden, allerdings nicht aus Ihrer leicht normierten Überheblichkeit heraus, sondern eher aus Reue und Scham bzw. „Fremdscham“ für Ihre ehemaligen und derzeitigen Kollegen.

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        Lieber 68er, man kann Springer vieles vorwerfen, und wie Sie wissen, habe ich das verschiedentlich unter Hintanstellung bestimmter Karriereaussichten getan. Aber eines kann man dem Verlag nicht vorwerfen, vielleicht als einzigem Verlag in Deutschland: dass er dem Antisemitismus Vorschub geleistet hätte. Wäre Stephan B. Leser von Bild oder WELT, er hätte das, was er vorhatte, mit seiner Lektürepräferenz nicht vereinbaren können. Allein es gibt überhaupt keinen Beleg dafür, dass Stephan B. (oder der Möchtegern-Dutschke-Mörder) tatsächlich Erzeugnisse aus unserem Hause gelesen hätte. Mir da „bornierte Überheblichkeit“ vorzuwerfen, hilft da wenig. Eher frage ich mich, ob Sie wirklich wissen, wovon sie reden, wenn Sie etwa WELT kritisieren. Und ich meine nicht einzelne Artikel, denn es gibt durchaus Artikel und Autor*innen, mit denen ich nicht einverstanden bin. Sondern das Blatt insgesamt. Hannes Stein, Richard Herzinger, Clemens Wergin, Robin Alexander, Sascha Lehnartz, Daniel-Dylan Böhmer, Matthias Kamann, Frederic Schwilden, Deniz Yücel, Olaf Gersemann, Tilman Krause, Hanns-Georg Rodek, Jennifer Wilton, Susanne Gaschke, Andrea Seibel, Tina Kaiser u.v.a. sind hervorragende Journalist*innen, und die Liste ist nur deshalb nicht länger, weil mir zu bestimmten Gesichtern gerade die Namen nicht einfallen. Für diese Kolleg*innen schä#me ich mich nicht, ich bin stolz, zu ihnen zu gehören.

      4. avatar

        Ach Herr Posener,

        was soll man darauf noch erwidern. Es gibt sicherlich manchmal gar nicht so dumme Artikel in der Welt. Sogar Herr Gauland hat früher manchmal intelligente Dinge geschrieben, denn dumm ist der Herr ja nicht.

        Auch Herr Döpfner, der ja nicht irgendein dahergelaufener Volontär ist, sondern sozusagen der „Chef von’t Janze“, ist sicherlich ein grundintelligentes menschliches Wesen, aber was er in dem von mir zitierten Leitartikel geschrieben hat, ist teilweise unerträglich. Und wenn Sie es nicht schaffen, das auch so zu sehen und zu sagen, tut es mir ehrlich gesagt sehr leid.

        Ich könnte Ihnen viele Artikel aus der Bild-Zeitung aufzählen, die gezielt Stimmung gegen strukturell benachteiligte Bevölkerungsgruppen machen; seien es Sozialhilfe- bzw. Hartz-IV-Empfänger, Ausländer oder Sinti und Roma. Und da können Sie noch so viele kluge und integere Köpfe nennen, die bei der Welt arbeiten, das macht die Sache ja nicht besser.

        Wenn Herrn Döpfner nach dem antisemitischen und ausländerfeindlichen Mordattentat nichts besseres einfällt, als darüber zu schwafeln (und das ist noch ein mildes Wort für solch eine bodenlose Unverfrorenheit), dass man in der Vergangenheit angeblich zu „political correct“ gewesen sei:

        „Drastische Wortwahl ist der CDU-Kanzlerkandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer wahrlich nicht vorzuwerfen. Der Anschlag von Halle sei ein „Alarmzeichen“. Alarm gibt es bei Weckern. Ist da jemand aus dem Schlaf gerissen worden?…
        …Die verbale Entgleisung von AKK steht symbolisch für eine politische Kultur der Euphemismen. Immer weniger wird noch benannt, wie es ist. Es wird verschwiegen oder beschwichtigend verharmlost. Und wenn einige wenige Medien die Fakten doch nennen oder grausame Bilder trotzdem zeigen, dann werden vielfach nicht die Tatsachen beklagt, sondern wird derjenige beschimpft oder gar der Aufwiegelung bezichtigt, der die Realität beschreibt. Deutschlands Politik- und Medieneliten schlafen den Schlaf der Selbstgerechten und träumen den Wunschtraum der Political Correctness. Möchten sie nicht, dass diese Ruhe gestört wird?“

        Wenn in Dortmund Familien, die aus Rumänien zu uns gezogen sind, weil sie dort diskriminiert und verfolgt wurden oder aber, weil sie dort einfach nur wirtschaftlich keine Zukunft hatten oder weil sie aus historischen Gründen in einem kriminellen Milieu aufgewachsen sind, ihre Frauen zum käuflichen Sex zwingen, kommt bei der BILD-Zeitung aus dem Hause Springer folgendes heraus:

        „Gewalt, Suff, Drogen: Dortmunds Nordstadt hat einen miesen Ruf. Eine Reporterin begleitete die Polizei

        BILD auf Streife im schlimmsten Viertel des Reviers

        von: NINA KLUSSMANN und FRANK SCHNEIDER veröffentlicht am
        09.08.2010 – 00:51 Uhr

        Über hundert Menschen stehen und sitzen auf der Straße. Sie grölen, saufen, pöbeln, ein bedrohliches Szenario.

        Im Dortmunder Norden ist das Alltag, oft geht das die ganze Nacht so. Nicht nur das warme Wetter treibt die Menschen auf die Straßen. An jeder Ecke lungern Kleinkriminelle, Dealer und Prostituierte rum.

        BRENNPUNKT NORDSTADT!

        Jetzt haben Polizei und Ordnungsamt die Nase voll, wollen die Straßen rund um Nordmarkt und Schleswiger Platz zurückerobern. Deshalb gehen täglich über 20 Polizisten auf Streife. Dabei werden sie vor allem abends und nachts von den Beamten der Einsatzhundertschaft und Hundeführern unterstützt. Denn sie müssen mit Widerstand rechnen.

        Hauptkommissar Ralf Schöneberg (48), Leiter Wache Nord: „Das kritische Gebiet umfasst etwa zwei Quadratkilometer rund um den Schleswiger Platz. Viele Anwohner empfinden die Situation nicht nur als störend, sondern als bedrohlich. Ab sofort wird jedes auffällige Verhalten, jeder Gesetzesverstoß rigoros geahndet.“

        Besonderes Problem sind die vielen Bulgaren. Die meisten stammen aus Roma- und Sinti-Clans, ihre Frauen müssen auf dem Straßenstrich anschaffen. Das sind die Huren, die ihre Dienste ohne Kondom anbieten, dann auf Steuerkosten abtreiben lassen. Ein Beamter: „Manche schlafen im Auto oder im Park, vermüllen alles, sind laut und aggressiv.“

        An warmen Sommertagen gab es lange große Trinkgelage am Nordmarkt. Mit einem Trick hat die Stadt das jetzt unmöglich gemacht. Schöneberg: „Der Platz wurde einfach zum Spielplatz erklärt: Alkoholkonsum ist dort jetzt verboten. Und wir können sofort einschreiten.“

        https://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/im-schlimmsten-viertel-des-reviers-13564314.bild.html

        Lieber Herr Posener,

        was ist daran „political correct“?

        Warum wird dort die ethnische Herkunft benannt? Schicken nur rumänische Sinti und Roma ihre Frauen auf den Strich? Und wer bitte sind denn die Freier? Ich tippe mal, nicht wenige deutschstämmige Arschlöcher, die es für wenig Geld ohne Kondom treiben wollen. Und wenn die geschundenen Frauen von den deutschen Männern dann schwanger werden, sollen sie die „guten halbdeutschen Kinder“ wohl möglich noch austragen oder von ihrem „eigenen Geld“ abtreiben? Dieser Text ist so ekelhaft! Und das soll auch noch zum teil von einer Frau geschrieben worden sein?

        Prostitution gibt es wohl in den meisten Gesellschaften und die Opfer kommen meist aus den benachteiligten Schichten. Hier kann man z. B. etwas über die Nachkriegszeit in Deutschland lesen:

        https://direkteaktion.org/203-nachkriegsprostitution-militaer/

        Machen Sie mal das Gedankenspiel und wechseln die Worte „Bulgaren“ gegen „Israelis“ aus und „Sinti- und Roma-Clans“ ersetzen Sie durch „jüdische Familien“. Das ist ganz klar Stürmer-Niveau.

        Und wenn Sie sagen, jaaaa, das ist die BILD-Zeitung, aber wir bei der Welt…..

        Kann ich nur sagen, ja, Sie bei der Welt können sich ein wenig gewählter ausdrücken, aber als Salonrassismus ist das allemal:

        https://www.welt.de/politik/deutschland/article13564376/Dortmund-der-Strassenstrich-und-das-Roma-Problem.html

        Und wenn Sie nach Israel schauen, gibt es das gleiche Problem, dass auch dort die zugewanderten „Neubürger“ aus Russland, der Ukraine und Zentralasien von den bereits etablierten Israelis als Prostituierte missbraucht werden.

        https://en.wikipedia.org/wiki/Prostitution_in_Israel#Immigration

        Oder wie es Frau Klussmann und Herr Schneider wohl schreiben würden, wenn Sie im Israel der 90er Jahre gearbeitet hätten :

        „Besonderes Problem sind die vielen Russen und Ukrainer. Die meisten stammen aus ostjüdischen Familien, ihre Frauen müssen auf dem Straßenstrich anschaffen. Das sind die Huren, die ihre Dienste ohne Kondom anbieten, dann auf Steuerkosten abtreiben lassen.“

        Verstehen Sie jetzt in etwa, was mich so aufregt? Das wäre genauso ekelhaft, wie es der Artikel über die Dortmunder Nordstadt ist.

        Als dann im Jahr 2014 die Freizügigkeit kam, wurde dann noch einmal mit einer ähnlich ekelhaften Artikelreihe nachgelegt.

        Dann gab es noch diverse Artikel über Hartz-IV und Ausländer und Asylbewerber. Das wissen Sie eigentlich alles selber gut genug. Auch wenn Sie da die Worte Ausländer, Asylanten etc. durch Juden ersetzen, wird ihnen klar, wie ekelhaft dieses „Druckerzeugnis“ aus dem Hause Springer viel zu oft ist. Und man muss noch nicht einmal lesen können, um von diesem „BILD Dir Deine Meinung!“-Dreck beeinflusst zu werden. Dieser Dreck ist genauso gefährlich und sickert genauso in unsere Gesellschaft ein, wie der antisemitische Dreck, der von Generation zu Generation weiter getragen wird. Es reicht, wenn der „nette Onkel“ oder die „nette Nachbarin“ diesen Unrat liest und beim Kaffe auf die „vielen Ausländer und Zigeuner und die Juden“ schimpft. Da muss der kleine Stephan den Dreck gar nicht gelesen haben, das bekommt der auch so mit.

        Vielleicht denken Sie darüber ein wenig nach, bevor Sie mir zurück schreiben.

        Ihr 68er

      5. avatar

        Lieber 68er, ich werde jetzt weder über Antiziganismus mit Ihnen reden noch jeden Artikel der Bild-Zeitung verteidigen. Sie tun genau das, was ich kritisiere: Sie reden über alles Mögliche, nur nicht vom Terror in Halle. Und was Deniz Yücel und Sascha Lehnartz in der WELT an Döpfners Artikel kritisiert haben. Zu Recht, weshalb ich Yücels Artikel auf Twitter retweetet und auf Facebook mit dem Hinweis „Was gesagt werden muss“ gepostet habe. Wenn Sie mich kritisieren wollen, dann kritisieren Sie meine Beiträge. Die McCarthy-Methode, Leute deshalb zu verurteilen, weil sie sich nicht von anderen Leuten distanzieren, lehnt jeder Demokrat ab.

      6. avatar

        Ein Versuch der Annäherung:

        „Der Antiziganismus als Mem

        Eine Erklärung für dieses Paradoxon bietet ein Phänomen, das der Biologe Richard Dawkins 1982 beschrieben hat. Einfache Parasiten oder auch Viren können das Verhalten höherer Tiere steuern, so dass dieses Verhalten eher als Verhalten des Parasiten verstanden werden muss. Das bekannteste Beispiel ist Dicrocoelium dentriticum, ein Mikroparasit, dessen Eier im Darm einer Kuh reifen und dann ausgeschieden werden. Gelangen die erwachsenen Parasiten in den Verdauungstrakt einer Ameise, legt die Ameisen ein geradezu suizidales Verhalten an den Tag: Sie klettert auf die Spitze eines Grashalms und hängt dort, als wartete sie darauf, von einer Kuh gefressen zu werden. Was oft genug geschieht: nicht im Interesse der Ameise, sondern von Dicrocoelium dentriticum, das zum Eierlegen zurück in den Darm einer Kuh gelangen muss.

        Dawkins und andere haben Religionen und andere Ideologien, die Menschen oft zu irrationalen, ja suizidalen Verhaltensweisen treiben, mit solchen Parasiten verglichen; ein Mensch, der von diesen Parasiten – Dawkins nennt sie Meme, weil sie in Ergänzung der Gene unser Verhalten steuern – ein also von bestimmten Memen infizierter Mensch ist nicht mehr Herr seiner selbst; was er tut, nützt dem egoistischen Mem, nicht ihm selbst als Individuum. Religionen brauchen Märtyrer; ob der Tod dem Märtyrer selbst nutzt, darf man bezweifeln.

        Auch den Antiziganismus kann man als Mem oder Bündel von Memen betrachten. Wie die Gene eines Virus oder Parasiten sich entwickeln, um die Abwehrkräfte des Wirtstiers zu überlisten, so entwickeln sich die Meme und immunisieren sich so gegen Kritik. Als sich der christliche Antiziganismus mit der Herausforderung des wissenschaftlichen Zeitalters konfrontiert sieht, verwandelt er sich in den vermeintlich wissenschaftlichen Rassenantiziganismus; während dieser Antisemitismus mit dem Niedergang des Dritten Reichs diskreditiert wird, darf der Antiziganismus in Deutschland weiter blühen und wandelt sich nur sprachformal zum Antisintiismus bzw. Antiromaismus. Nicht zufällig im Darm, metaphorisch gesprochen, jenes Medien unternehmens, das nach dem Krieg allen Ernstes und guten Glaubens meinte, mit dem Nazismus ihrer Eltern endgültig Schluss zu machen.

        Übrigens wird die sich inzwischen langsam durchsetzende Erkenntnis, dass dass Sinti und Roma nicht das Hauptproblem im der EU darstellen, nicht das Ende des Mems Antiziganismus bedeuten. Er wird sich wieder wandeln, ja …“

      7. avatar

        Hallo Herr Posener,

        wenn Sie nicht sehen oder sehen wollen,dass ich über die Mitursachen des Terroraktes in Halle spreche, kann ich Ihnen auch nicht mehr helfen. Das unterscheidet mich sowohl von Ihnen, die sich fast ausschließlich auf den antisemitischen Teil des Anschlags fokussieren, als auch von den Nazis, die mit dem Argument, der Täter hätte doch zwei Deutsche erschossen, behaupten, es sei ein linker Anschlag gewesen.

        Es war aber ein rassistischer Anschlag, der zugleich antisemitisch und auch rechtsradikal war und potentiell auch Linke als Opfer im Visier hatte.

        Wenn Sie das nicht sehen, sind Sie auf dem rechten Auge mindestens rotgrün(braun)blind.

        Und wenn Sie sich die Berichterstattung zu den Besuchen von Steinmeier und Seehofer in Halle ansehen, wird überall darüber berichtet, dass beide die Moschee besucht haben. Überall wird dieser Besuch auch in Bild und Video dokumentiert. Ganz vereinzelt wird auch über den Besuch beim Kiez Döner berichtet aber fast nie mit Bild und soweit ich es mitbekommen habe, gar nicht in den klassischen Nachrichtensendungen. Es mag sein, dass das bei PHOENIX oder bei N24 im Dauer-Katastrophen-Ausquetsch-Programm kurz gelaufen ist, den durchschnittlichen Medien Konsumenten hat es jedenfalls nicht erreicht, obwohl Presse und Fernsehen auch mit am Kiez Döner waren.

        Und das kommt nach meiner Meinung auch nicht von ungefähr. Wenn Sie die entsprechende Pressemitteilung des Bundespräsidialamtes ansehen, die den Besuch in Halle ankündigt wird dort auch nur der antisemitische Aspekt der Tat angesprochen.

        Wenn ich so ausführlich auf den Antiziganismus Hinweise, der immer wieder als braune Soße durchs Springerhochaus zu fließen scheint, dann deshalb, weil dieser ähnlich wie der Antisemitismus eine besondere Form des Rassismus ist, der hier in Deutschland im letzten Jahrhundert zu einem Genozid geführt hat, der bis heute noch weitgehend verleugnet und verschwiegen wird und nur in ganz geringem Umfang wissenschaftlich aufgearbeitet wurde.

        Wer heutzutage rassistisch denkt, wird nachdem was er in der Schule gelernt hat, im Zweifel öffentlich nicht über Juden hetzen Über Ausländer, Sinti und Roma zu herzen, über libanesisch oder andere fremde Familie-Clans zu hetzen scheint allerdings sozialadäqüat zu sein, wie ich jetzt bei Ihnen lernen konnte und ist natürlich in keiner Weise dafür mitverantwortlich, dass sich Leute wie der NSU, der Lübckemörder oder der Looser von Halle in einem rassistischen Medienumfeld radikalisiert haben. Da war ich wohl auf der falschen Fährte. Dann verabschiede ich mich besser aus der Diskussion und wünsche Ihnen weiterhin einen erbaulichen Austausch mit Blondi.

        Wer von internationalem Finanzkapital redet, ist im Zweifel Antisemit. Wer im Rassismus und Antiziganismus einiger Springer-Journallisten Wasser auf die Mühlen der Antisemiten, Antiziganisten und Rassisten sieht, wird von Ihnen mit McCarthy verglichen. Da ich Sie jetzt so lange kenne, wundert mich das nicht, es tut mir aber ein wenig Leid, weil ich dachte Sie hätten mehr gelernt aus der Vergangenheit.

        So long!

        Ihr 68er

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        Andrea Nahles würde es wohl die Pipilangstrumpfisierung des Herrn Posener nennen, widewidewidbumbum, er macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt:

        „Die McCarthy-Methode, Leute deshalb zu verurteilen, weil sie sich nicht von anderen Leuten distanzieren, lehnt jeder Demokrat ab.“

        Alan Posener hier bei SM

        „Ich habe nicht gesagt, dass sie „repräsentativ“ wäre. Ich sagte, dass sich Grüne und Linke weigern, sich von diesen Gewalttätern zu distanzieren. Vergleich die #afd und #björnhöcke . Wer sich mit Brandstiftern gemein macht, unterstützt Brandstiftung. gilt für Lechte wie Rinke.“

        Alan Posener auf Twitter

        https://twitter.com/aposener/status/1083059554726875136

        Daher frei nach Robert Gernhardt:

        Ich McCarthy,
        Du viel klug.
        Hugh!

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        Sie Kommen wohl ohne Beleidigung nicht aus: „Pipilangstrumpfisierung“. Wären Sie wirklich an einer Auseinandersetzung interessiert, könnte ich Ihnen den Unterschied zwischen einer politischen Partei und einem Individuum erklären. Aber aus irgendwelchen Gründen sind Sie gerade auf einem Aggro-Trip, und damit der nicht auf mich abfärbt, belasse ich es bei diesem Hinweis.

      10. avatar

        Also, 68er, die Argumentation von Posener „wird also auf Achgut gepusht“.. Von wem denn? Von ‚rechtsradikalen jüdischen Weltkongress‘ oder von Aliens aus der Gegend vom Alpha Centauri? ‚Den‘ Achgutlern? Wissen Sie, das ist das, was mir die Luft in Deutschland derzeit so miefig macht: Es reicht – ich könnte jetzt auch sagen ‚ in Ihren Kreisen‘ – der Hinweis auf ‚rechts kontaminierte Umfelder‘, um einen Gedankengang zu diskreditieren. Sie sind doch so betroffen berührt von allen bösen Ungerechtigkeiten, vielleicht gelingt Ihnen ja mal die persönliche Konsequenz, den Radikalismus, gegen den Sie sich vorgeblich wenden, in Ihrer Haltung zu erkennen. Eine Haltung, die Sie ständig vob anderen fordern.

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        Lieber KJN,

        das ist aber weit unter Ihrem Niveau. Gepusht wird das von neoliberalen Kreisen, die ziemlich gut vernetzt sind. Herr Stevanovic hat bereits auf einige z. B. von den Koch Brüdern finanzierte Think Tanks bzw. „Meinungsagenturen“ hingewiesen. Was das mit „jüdischem Weltkongress“ zu tun haben soll, bleibt Ihr Geheimnis. Ich weiß auch nicht, wieso Sie von einem Link auf einen Beitrag von Herrn Grimm auf solche Schlüsse kommen.

        Wenn Sie mit Anführungszeichen zitieren, sollte das Zitierte auch von mir gesagt worden sein. Den Begriff ‚rechts kontaminierte Umfelder‘ haben Sie eingeführt, der stammt nicht von mir.

        Es ist schon interessant, dass weder Sie noch Herr Posener auch nur versucht hätten, auf meine relativ ausführliche Argumentation einzugehen.

        Sie würden also die „Berichterstattung“ der Bild-Zeitung und der Welt über „Sinti und Roma“ nicht als Antiziganismus qualifizieren?

        Und auch die Berichterstattung der Bild-Zeitung über Asylbewerber, Ausländer und Muslime war in keinem Fall geeignet, rassistische Stereotypen zu bedienen?

        Wenn so etwas nicht geeignet ist, das Klima in diesem Land zu zertstören und Rassismus gleich welcher Art zu befördern, könnten wir auch aufhören, gegen Antisemiten zu argumentieren. In ähnlicher Weise wie der Antisemitismus unsere Gesellschaft vergiftet, tut dies auch der Rassismus und Antiziganismus der Bild-Zeitung.

        Wenn Sie da anderer Meinung sind, müssen Sie damit leben.

        Oder mit Herrn Posener zu sprechen, ich bin ein Terrorist, weil ich der Meinung bin, dass auch Mitarbeiter der Axel Springer SE das rassistische Klima in unserem Land angeheizt haben. Aber vor mir Verbalterroristen müssen Sie keine Angst haben, da laut unserem weisen Blog-Vater noch keine Demokratie von Terroristen gestürzt worden sein soll.

        Beste Grüße

        Ihr 68er

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        Lieber 68er, ich bedaure die Formulierung, wer den Terrorismus instrumentalisiert, sei Terrorist. Er entstand im Überschwang der Frustration darüber, dass im Nachgang des Angriffs von Halle über alles Mögliche geschrieben und gesprochen wurde, nur nicht über den Terror.
        Was Axel Springer, die Bild usw. angeht, so bin ich befangen. Das wissen Sie. Es mag Ihnen Spaß machen, mich in Verlegenheit zu bringen, und den Spaß gönne ich Ihnen. Aber es ist wenig produktiv. Anhand der Geschichte des Verlags können Sie exemplarisch sehen, wie sozusagen um die Seele des Konservativismus und Liberalismus gerungen wird. Vielleicht interessiert Sie das nicht. Vielleicht sähen Sie es gern, wenn alle Medien das vertreten würden, was Sie für richtig halten. Sagen wir es so: Unter Kai Diekmann hat die Bild-Zeitung den Kurs der Kanzlerin in der Flüchtlingsfrage verteidigt. Das hat der Auflage nicht gut getan. Sie kennen den Spruch von Alexandre Auguste Ledru-Rollin: „Ich muss ihnen folgen, ich bin ihr Führer.“ Auch ein populäres Blatt muss zuweilen populistisch sein, wie der Parlamentsredakteur Ralf Schuler in seinem neuen Buch ja fordert. sie können auf Twitter meine gelegentlichen Auseinandersetzungen mit ihm verfolgen.

      13. avatar

        @68er

        … ‚Rassismus‘ ist Ideologie. Ideologie ist Sozialismus ist Ideologie.

        … ablehnen und verurteilen von Eigentumsdelikten und Gewalt, in den Hausflur kackern – das ist eine Sauerei und keine Frage von ‚Anderssein‘, mithin kein ‚Antiziganismus‘.

        Wenn Sie die ‚Ereignnisse‘ in Lichtenhagen der ‚Sinti/Roma-Kultur‘ zuschreiben, dann sind Sie der ‚Antiziganist‘. Ich seh‘ diese Kultur anders.

        … 68er, Sie sind Sozialist und instrumentalisieren, q.e.d..

      14. avatar

        Hallo Herr Posener,

        eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Da Sie aber wenigstens den Terroristen zurück genommen haben, versuche ich noch einmal eine Annäherung und kurze Erwiderung zum Thema Diekmann. Der Mann ist sicherlich nicht dumm und ich glaube auch, dass er kein Rassist ist. Ich glaube aber, dass er ein Spieler ist, andere würden vielleicht auch einen gewissen Narzissmus erkennen wollen, aber um das zu beurteilen, kenne ich ihn zu wenig. Daher können Sie mir auch gerne tausend tolle Artikel von dem Herrn nachweisen, das macht es ja nicht besser. Er hat als Chefredakteur der Bild so manchen ekelhaften Artikel zu verantworten, wovon er sich auch für den einen oder anderen entschuldigt hat. Ich werfe ihm aber vor, dass er mit rassistischen und fremdenfeindlichen Artikeln Auflage generiert hat. Das war auch nicht mehr populistisch im merkelschen Sinne sondern in einer ganz gefährlichen Art und Weise. Es ging ihm dabei um Auflage, Auflage, Auflage, Erfolg, Erfolg, Erfolg. Michael Spreng, dem man sicherlich nicht vorwerfen kann, dass er ein Linker sei, sieht das ziemlich ähnlich:

        http://www.sprengsatz.de/?p=4547

        Erinnern Sie sich noch daran, dass Herr Diekmann in der Zeit, in der auch einige der Sinti- und Roma-feindlichen Artikel veröffentlicht wurden, sich als neue APO ausgerufen hat?

        https://www.bild.de/news/standards/kai-diekmann/wir-sind-apo-33879036.bild.html

        Das klingt in der Wortwahl nicht viel anders als das berühmt-berüchtigte „Wir werden sie jagen!“ des Herrn Gauland, der mit seiner AfD damals nur knapp den Einzug in den Bundestag verpasst hatte. Und man könnte noch ergänzen, dass es vielleicht nicht von ungefähr kommt, dass Gauland, Adam und Fest allemal für „Die Welt“ geschrieben haben. Klar, irgendwann hat Diekmann vielleicht erkannt, welche Geister er da rief. Keine Frage, aber Wirkung hat das schon gehabt, wenn nicht, dann könnten Sie ja mit Ihrem Job aufhören.

        Ebensowenig wie ich Herrn DIekmann näher kenne, kenne ich Herrn Roland Berger oder seinen Vater. Ich mag Herrn Berger aber glauben, dass sein Vater kein „lupenreiner Antisemit“ war, wie angeblich Herr Augstein jr. Ich glaube, damals gab es viele, die häufig weg gesehen haben und bei Gelegenheit ihren eigenen Vorteil gezogen haben. Sie hatten nichts gegen Juden, und erst recht nichts gegen ein günstiges Geschäft oder Haus, dass ein Jude bei seiner Flucht oder Deportation zurück lassen musste.

        Nach dem was das Handelsblatt geschrieben hat, scheint es aber sehr plausibel, dass Herr Berger sen. sich an den Verbrechen des Regimes an den jüdischen Mitbürgern bereichert hat.

        https://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/der-selbstbetrug-roland-berger-sein-nazivater-und-die-schuld-der-deutschen-wirtschaft/25114278.html?ticket=ST-40884297-AwjesLvzwfolHba6yTFO-ap6

        Ich glaube diese Banalität des Bösens hat Frau Arendt vielleicht auch gemeint. Und man findet sie überall, bei Eichmann, bei Rudolf Höß und sogar manchmal bei Heinrich Himmler. Über Eichmann habe ich relativ wenig gelesen, ein wenig bei Bauer und den Bericht von Harry Mulisch. Aber zu den Büchern, die mich noch als erwachsener Mann schwer bewegt und angeekelt haben, gehören zum einen der Roman von Robert Merle, „Der Tod ist mein Beruf“ über den Lagerkommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß, und das Buch über den ehemaligen Leibarzt von Heinrich Himmler, „Medizinalrat Kersten“ von Josef Kessel.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tod_ist_mein_Beruf

        https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Kersten

        Ich denke, man sollte – wie es Arendt glaube ich gemeint haben – die Nazis nicht zu sehr in dem Sinne dämonisieren, dass das Böse an sich gewesen seien, da man sonst Gefahr läuft, den Holocaust in dem Sinne als singulär zu betrachten, als dass er sich nicht mehr wiederholen könne. Es gibt nicht den bösen deutschen Nazi oder irgendwelche bösen deutschen Nazi-Gene.

        Sie haben ja in der Welt einen sehr vernünftigen Artikel zum aktuellen Strafverfahren gegen den KZ-Aufseher in Hamburg geschrieben. Der Mann war sicherlich keine Bestie im klassischen Sinn. Er war – wenn man im Zweifel für den Angeklagten davon ausgeht, dass er nicht nur lügt – ein junger Mann, der aus Gründen, die vielleicht in seiner Jugendlichkeit, seiner Erziehung oder in seiner Person lagen, nicht in der Lage war, sich von diesem grausamen Morden fernzuhalten. Aber ohne die Leute in den Amtsstuben, die Handwerker, Aufseher, Kraftfahrer, Krankenschwestern und sonstigen „Mitarbeitern“, die mitmachten oder wegschauten konnte so ein KZ nicht betrieben werden. Daher haben diese Menschen auch schwere Schuld auf sich geladen und hätten eigentlich direkt 1945 ins Gefängnis gehört. Heute einen 93-jährigen für Taten zu verurteilen, die er vor mehr als 70 Jahren begangen hat, ist nach meiner Meinung grundsätzlich richtig, aber nur aus generalpräventiven Gesichtspunkten. Die letzen 74 Jahre haben ja gezeigt, dass der Mann nicht von Grund aus ein Verbrecher war, sondern nur in dieser bestimmten Zeit, wo die Menschenwürde für einen großen Teil der Menschen auf dieser Welt ausser Kraft gesetzt werden sollte und wurde.

        Und daher bin ich der Meinung, dass Diekmann kein „Nazi“ ist und Augstein kein „lupenreiner Antisemit“. Ich fand die eine oder andere Bemerkung Augsteins durchaus fragwürdig, und das wenige was ich von Diekmann gelesen habe, ebenfalls. Aber genauso wie Bemerkungen von Augstein, die falsch oder missverständlich sind, Antisemitismus fördern können, waren viele Artikel, ja wenn man mit Spreng geht, sogar Kampagnen, der Bild-Zeitung geeignet, Rassismus zu fördern. Sie würden vielleicht von „Memen“ reden, aber ich weiss immer nocht nicht, was das eigentlich sein soll.

        Wenn wir bei der Kritik des Gegenübers das Maß verlieren, und da sind wir uns ja irgendwie einig, kommen wir nicht weiter. Diekmann ist kein Streicher und die Bild-Zeitung nicht der Stürmer. Wenn wir aber nicht immer wieder laut und deutlich gegen einzelne Artikel und Kampagnen in der Bild-Zeitung auf Stürmer-Niveau laut und deutlich den Mund auf machen, haben wir zu wenig Lehren aus der Nazizeit gezogen.

        Da capo al fine!

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        Mit Vielem einverstanden, 68er. Ich war es nicht, der Augstein einen „lupenreinen Antisemiten“ nannte. Ich versuche nach Möglichkeit, zwischen dem Menschen und dem, was er von sich gibt, zu unterscheiden. Meistens – wie hier – tun Sie das auch.

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        Lieber 68er.. „Gepusht wird das von neoliberalen Kreisen, die ziemlich gut vernetzt sind.“.. Was ich meine ist, dass Sie sich in Ihrer Argumentation auf einer Meta-Ebene bewegen, wo nur noch auf Schubladen verwiesen wird. Wenn also „neoliberale Kreise“ (ich zitiere hier mit „..“ und Kursivschrift, markiere Klischees oder Ironie aber mit ‚..‘), etwas behaupten, dann ist es per se falsch. So das selbstgewiss-arrogante, auf nickende Zustimmung und Stallgeruch bei den Linken basierende Selbstbewusstsein ohne individuelle intellektuelle Substanz. Bei den Rechten ist die klischeehafte Entsprechung der ‚links-grün-versiffte Mainstream‘. Übrigend eine ähnlich reflexhafte ‚Denkungs‘-Art, wie Antisemitismus und Antiziganismus.

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        Lieber KJN, da wäre ich mir so nicht ganz sicher. So wenig das Lesen eines Buches aus Menschen Selbstmordattentäter macht, so wenig ist der Menschen von sich aus von der segnenden Wirkung der Schwarzen Null überzeugt. Die liebe Zivilgesellschaft besteht eben nicht nur aus der Freiwilligen Feuerwehr, sondern auch aus Islamischen Stiftungen, russischen Trollen, Soros Stiftungen, dem Paritätischem Wohlfahrtsverband, Greenpeace etc. Ich glaube es ist schon hilfreich, wenn man die Hämmer, die immer nur auf einen Nagel hauen, unter einem Gattungsbegriff zusammenfast, auch wenn sie sich natürlich unterscheiden. Neoliberal mag zwar streng wissenschaftlich ein ungenauer Begriff sein, aber in handelsüblicher Verwendung dieses Begriffs, kann man sich die Gruppen schon vorstellen. Beginnend mit den Koch-Brüdern, die die Welt tiefgreifender formten, als Soros es jemals könnte, bis zu den Sponsoren der Meuthen/Weidel AfD und der Hayek Gesellschaft. So wenig ein kommunistischer Aufstand von zu viel Lektüre marxistischer Philosophie ausgelöst wurden oder eben Selbstmordattentate einfach passieren, so wenig rührt die destruktive Staatsfeindlichkeit aus der abendlichen Lektüre eines österreichischen Ökonomen. Natürlich ist es die Werbung, die Propaganda und die kostet Geld und das Geld zahlt jemand aus gutem Grund. Das ist keine Verschwörungstheorie, es ist die funktionsweise einer offenen Gesellschaft und ohne bestimmte Begriffe wie Kreise oder Lobbys können wir die Vorgänge nicht beschreiben, schon gar nicht in ein paar Zeilen Kommentar. Wenn wir die Vorgänge aber nicht beschreiben, gerade dann mystifizieren wir doch Entwicklungen eher, wobei aber die verkürzende Beschreibung zu Selbstläufern zu werden droht und eben nicht mehr als Beschreibung dient. In die Falle ist die Linke gelaufen. Aber momentan habe ich auch keine bessere Beschreibung als neoliberale Kreise. Ich bin für Vorschläge offen. An links/grün Versifft stört mich eher die herabwürdigende Sprache, die eine Unterhaltung ausschließt. Dagegen glaube ich nicht, dass die F.A. Hayek Gesellschafter wirklich beleidigt wären, wenn man sie neoliberaler Kreis nennen würde. Oder das Meinungsimperium der Kochs oder Murdochs.

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        Lieber Stevanovic, eben: ’neoliberal ist‘ zwar (für mich) kein Schimpfwort, aber reicht bei Linken als Kriterium zum Ausschluss aus der Diskussion. Wie ‚Klimaleugner‘. Und es wäre mir eben lieber, wir würden wieder mehr über Inhalte debattieren, statt über Polittaktik, also ob die Libertären den Weg zum Faschismus frei machen, wie Sie an anderer Stelle hier schrieben. Also nicht nur über henne und Ei. Und über den real existieren Sozialstaat möchte ich als Libertärer auch debattieren dürfen, z.B. über das Antrags(un)wesen für (oft angeblich) kaputte Einrichtungsgegenstände und in der Folge Schnüffeleien durch die Sozialbehörden. Statt gedeckelte Pauschalbeträge auszuzahlen. Ich bin als Libertärer weder Faschist, noch würde ich jemanden verhungern lassen. Mit Linken ist aber derzeit keine konstruktive Diskussion mehr möglich. Ich vermute auch aufgrund der Angst, bzw. weil schon sie selber zumindest ahnen, daß ihr Sozial- Förder- Bürokratiestaatsmodell zu kompliziert, zu teuer und nicht von Dauer sein kann. Und glauben sie mir, ich weiß selber, wie man da steht, wenn man am real existierenden Arbeitsmarkt konkurrieren muss und ohne Job dasteht.

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        Die Libertären greifen den Staat als Unterdrückungsapparat an. Die Rechte lehnt diesen Staat, die BRD, ab. Investoren wollen die Regulierungen des Staates abschütteln. Alle zusammen sind in der Opposition zum System. Das gemeinsame Narrativ ist der links-grün-versiffte, multikulturell durchseuchte Bevormundungsterror. Die neoliberale Argumentation ist das Vehikel, mit der Staat und Parlamentarismus diskreditiert werden, jeder hat seinen Schwerpunkt und jeder bildet sich ein, dass er doch schlauer ist als die anderen. Das ist nicht neu, solche Konstellationen gibt es auch bei Sozialisten und Linksliberalen, Konservativen und Wirtschaftsliberalen etc. Es sind keine natürlichen Verbündeten. Es gibt Libertäre die recht schroff die rechte Vereinnahmung ablehnen, so wie auch Rechte konstatieren, dass ihnen der muslimische Betbruder im Grunde näher als der Libertäre ist. Ich kritisiere die Teile der Libertären, die mit den Rechten dieses Bündnis eingegangen sind und dadurch erst die Rechte zu einer neuen Kraft gemacht haben. Wenn nun von Links alles grundsätzlich zu einer Soße verrührt, wird Neoliberal und Faschist zum Kampfbegriff und macht die Sache nicht besser. Für meinen Geschmack sehe ich momentan zu wenig Libertäre, die sich gegen diese inhaltliche Zusammenlegung wehren, aber es gibt sie. Der publizistische Mainstream der Richtung nimmt die Nähe aber billigend in Kauf, fördert sie sogar. Think Tanks und NGOs propagieren und sponsern das Ganze. Wie gesagt, man bildet sich ein, sich gegenseitig zu benutzen zu können. Das ist an sich nicht verwerflich, es ist aber auch nicht der natürliche Lauf der Dinge, da arbeitet jemand daran und darüber sollte man sprechen. Die Neue Soziale Marktwirtschaft ist doch nicht einfach nur ein Verein (wobei die nicht mit den Rechten kooperieren, aber mal als Beispiel einer NGO mit klarer politischer Zielsetzung).
        Und da wir hier im Kommentar alle auf Trigger-Wörter reagieren, scheint doch zumindest der Teil mit der Vereinnahmung durch die Propaganda der jeweiligen Geschmacksrichtungen gut zu funktionieren. Sie als Libertärer fühlen sich angesprochen – warum eigentlich? Ich kenne Sie doch und 68er kennt Sie auch schon länger. Sie lassen sich da vereinnahmen. Und ja, ich auch. Es schadet nicht, sich zwischendurch klar zu machen, dass man nicht mit Gattungsvertretern spricht, auch wenn einiges an argumentativer Schärfe verloren geht und man vieles relativiert. Außer bei mecklenburgischen Schwachköpfen, die sind tatsächlich eben nur das.

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        @Stevanovic „.. triggern“
        ..sachlich , technisch übersetzt heist das ‚auslösen‘. Da muss also etwas vorhanden sein, was da ausgelöst wird (Federspannung, potentielle Energie, Treibladung, emotionale Spannung..). Und da mag es Persönlichkeiten geben, sie sind so sensibel, daß sie beim Bericht bei einem Internet- Bericht über einen gequälten Hund nächtelang nicht schlafen können (ich selber), aber ich kann dennoch unterscheiden zwischen persönlichen Befindlichkeiten über einen Einzelfall und kollektiver Verschiebung von Koordinatensystemen, bzw. Fehlwahrnehmungen. Z.B. wenn einer ganzen Generation eingeredet wird, daß in 20 Jahren Schulhöfe zu heiß sind, um sie zu betreten bzw. Björn Höcke der neue Hitler sein soll. Also.. netter Versuch, aber ich bin kein Sklave meine Reflexe. oder was wollten Sie mir da sagen?
        Ich meine: Wir müssen darüber reden, was überhaupt die Sprengladungen beinhalten, die da ständig gezündet werden.

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        Besonders unlustig wird es regelmäßig, wenn Deutsche „Israelfreunde“ Vorträge über jüdischen Selbsthass und Antisemitismus halten, wenn Juden nicht auf der Linie Netanjahus sind. In diesen Kreisen (und ich rede wirklich nur von denen) hat das Wort Antisemit fast jede Bedeutung verloren. Wenn das emissionsfreie Borkum mit dem judenfreiem Borkum assoziiert wird, sind wir doch mitten im Hühnerholocaust.

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      Hallo Herr Stevanovic,

      was halten Sie eigentlich von Döpfners Nie-wieder-„nie-wieder“!-Artikel?

      Nie wieder „nie wieder“!

      Der ist auch hinter einer Bezahlschranke. Bei Campact wird er relativ ausführlich zitiert.

      Ich denke, sowohl Doepfner als auch Elsässer erscheinen mir wie der Taschendieb der, um von sich abzulenken, laut ruft: „Haltet den Dieb!“

      1. avatar

        Ich meine natürlich Compact und nicht Campact.

        Der Artikel ist da unter „Nach Halle: Journalistenverband will Springer-Chef stürzen – weil er auch über Islamkriminalität spricht“ zu finden. Sowas verlinke ich ungern. Wer googelt, der findet.

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        Lieber 68er, was soll ich dazu sagen?

        Herr Döpfner verdient mit mir Geld, weil mir die Beiträge von Hannes Stein und Herrn Posener den Betrag allemal wert sind.

        Ansonsten leuchtet mir die Argumentation von Herrn Döpfner natürlich vollkommen ein. In Deutschland ist Antisemitismus wieder in der Mitte der Gesellschaft, weil: „Das einseitige Verständnis für antisemitische Grundhaltungen mancher muslimischer Einwanderer verstärkt rechts- und linksradikalen Antisemitismus.“

        Das erinnert mich an einen Auffahrunfall vor 20 Jahren. Ein älterer Herr ist uns an der Ampel ungebremst hinten reingefahren, ist ausgestiegen und hat meinen Freund, den Fahrer dann sofort angebrüllt: Du scheiß Türke. Ich glaube, damals war ich ähnlich sprachlos.

        Dabei könnte Herr Döpfner über Antisemitismus ja einiges aus erster Hand erfahren:
        https://www.achgut.com/artikel/zum_dritten_anmelden_zum_achgut.com_jugend_workshop
        Der Juniorenkreis Publizistik, eine Kooperation aus F.A. von Hayek-Gesellschaft, Apollo News und der Achse des Guten laden ein.

        Hier etwas zur von Hayek Gesellschaft:
        https://lobbypedia.de/wiki/Friedrich_A._von_Hayek_-_Gesellschaft#cite_note-1

        Hier noch besser: http://www.erklaerung-leipzig.de/

        Die Überschneidungen der Welt-Redaktion und Achgut-Betreibern sind hinlänglich bekannt. Sein Wissen über rechten Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit könnte er sich bei den wöchentlichen Sitzungen leicht auffrischen. Warum in seiner (durchaus nicht falschen) Aufzählung der Dinge, die Schief laufen, Parlamentsabgeordnete, die antisemitische Bücher veröffentlichen, nicht vorkommen, ist mir ein Rätsel. Oder Parteikameraden, die über das jüdische Tätervolk schwadronieren oder die Kohorte freiberuflicher Rassekundler, inklusive 180Grad Erinnerungswendler.
        Wenn ein deutscher Junge Juden umbringen will, ist es bestimmt nicht schlecht, mal über Ausländer zu sprechen, klar. Ich weiß nicht, ob der Mörder von Halle nicht doch arabisch oder türkisch gesprochen hat und sich vielleicht doch durch deren Publizistik radikalisieren lies. Der Mufti von Jerusalem soll ja auch den Deutschen der Holocaust beigebracht haben.

        Ja, was soll ich dazu sagen? Ein klügerer Kopf sagte mal: „Man kann alles mit allem verrühren, lieber 68er, aber dabei kommt selten etwas Genießbares heraus.“

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    „Es müsste möglich sein, sich parteiübergreifend – Globalisten und Antiglobalisten, Rechte und Linke, Muslime, Juden, Christen und Atheisten – darauf zu einigen, dass die Gewalt kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein darf.“

    Wenn Sie das schaffen, bekommen Sie den Friedensnobelpreis. Am besten Sie fahren mal nach Langley und Arlington und fangen dort an, die Leute zu überzeugen. Oder nach Moskau Quatar oder Riad.

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      Ja, lieber 68er, Ihren Spott habe ich mir verdient. Aber nach 9/11 ging George W. Bush in die große Moschee von Washington, bevor er seinen „Krieg gegen den Terror“ ausrief, um klar zu machen, es handele sich nicht um einen Krieg gegen den Islam. Er suchte auch das Bündnis mit Putin. Ich meinte aber nicht, dass man ein universelles Friede, Freude Eierkuchen ausrufen solle, sondern dass man hier in Deutschland wechselseitig die Distanzierung vom Terror ernst nimmt und aufhört, dem politischen Gegner vorzuwerfen, er arbeite dem Terror zu, sympathisiere heimlich mit ihm, befördere ihn usw. Als „68er“ müssten Sie wissen, wie das war, als jeder, der links von der SPD unterwegs war, als Sympathisant der RAF verdächtigt wurde.

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        Hallo Herr Posener,

        das ist genau die verlogene Politik, die Frau Meinhof, als sie noch friedliche Journalistin war, aus meiner Sicht zu Recht angeklagt hat.

        Wir leben in einer „globalen Welt“ und das seit mindestens 1492. Friede, Freude, Eierkuchen in Deutschland oder „dem Westen“ haben zu wollen, ist naiv, ahistorisch oder einfach nur berechnend manipulierend.

        Nach dem Motto, wir liefern die Waffen in die Türkei, nach Saudi Arabien, an die Kurden und die ganze Welt. Damit können die Leute sich dann gegenseitig umbringen, aber hier in Deutschland sind wir gesittet und Gewalt gehört bei uns nicht zur politischen Auseiandersetzung. Der Westen und der Osten stürzt dort wo es opportun ist, mal kurz ein Regime oder versucht es, unterstützt die Contras, und wie im ersten Iran-Irak-Krieg gerne auch beide Seiten mit Waffen, zerstört mit Agent-Orange und Napalm und unendlich vielen Bomben Nord-Vietnam, Laos und Kamodscha (Agent Orange wurde natürlich nicht in Deutschland hergestellt, Boehringer Ingelheim lieferte nur ein klein bisschen Trichlorphenolatlauge – so etwa 720 Tonnen.).

        Was die Amerikaner in Rammstein und Aibling machen, wissen wir eigentlich gar nicht und wollen es auch nicht wissen. Das ist ja unappetitlich.

        Ich bin grunsätzlich gegen jegliche Gewalt gegen Krieg, Terror und alle die Gewalt, Krieg und Terror durch Geld, Logistik oder Waffen unterstützen. Solange Deutschland und unsere NATO-Partner, Krieg führen, Waffen liefern und Terror- und Kriegsparteien militärisch, finanziell und/oder logistisch unterstützen, werden wir auch Terror und Gewalt in Deutschland in einem Ausmaß erleben, der eigentlich nicht notwendig wäre. Ich weiß nicht, ob die Tat von Halle sich in einer friedlicheren Welt hätte verhinden lassen können. So wie ich das verstanden habe, fühlte sich der Täter auch in einem imaginären globalen Krieg gegen das was er als „böse Kräfte“ glaubte erkannt zu haben. Parallelen zu US-amerikanischen Präsidenten und deren Rethorik sind dabei rein zufällig und vom Autor nicht intendiert.

        Beste Grüße

        Ihr 68er

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        Lieber 68er, ich gebe Ihnen Recht. Das ist in etwa die Argumentation, mit der mich mein damaliger bester Freund Ferhad S. 1969 von den Drogen runtergeholt hat: Wir in der Dritten Welt sterben, und du erlaubst dir hier ein privates Psycho-Drama.
        Ich habe jedoch mit meiner Antwort an Ihnen etwas Anderes gemeint, und ich glaube, das können Sie nachvollziehen, so Sie es wollen. Ich möchte jedem Moslem, jeder Linken und jedem Rechten zunächst unterstellen, dass er oder sie den Terror verabscheut; dass es also einen Raum der politischen Auseinandersetzung gibt, wo wir über das Bessere und Schlechtere reden, wie das in parlamentarischen Demokratien üblich ist. Ich halte also auch nichts davon, Distanzierungen vom Terror vorweg zu fordern. Freilich: Wenn der Wagenbach-Verlag das RAF-Manifest druckt, wie er es 1970 getan hat, muss man sich fragen, welche Aufklärungsarbeit damit verbunden gewesen sein soll; wenn nach muslimischen Anschlägen bestimmte Verbände nur die sich nun verstärkende Islamophobie beklagen, nicht die Versäumnisse der eigenen Seite, wenn ein AfD-Funktionär fragt, was schwerer wiege, eine beschädigte Synagogentür oder zwei tote Deutsche – dann ist eine Kritik an der mangelnden Distanzierung vom Terror – um es milde auszudrücken – angebracht und nötig.

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      Zu früh beendet! Also, so ist zu schlussfolgern: Das Benennen von Organisationszusammenhängen und/oder Geldgebern sowie von Nutznießern des Terrors ist keine Instrumentalisierung, sondern sehr wohl Teil einer rationalen Analyse.
      Wenn aber ein durchgeknattert lonely Wolf die Tat beging, muss man das auch so sagen. Auch wenn man’s gegen die AfD gerne anders hätte.
      Sehen Sie wahrscheinlich insgesamt nicht groß anders.

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        Nein, das sehe ich nicht groß anders. Die Grenzen sind unschärfer, als ich sie gezogen habe. Es gab bei einem Teil der Linken die „klammheimliche Freude“, dass die RAF das tat, wovon man selbst nur laberte, und eine ziemlich große Solidarität mit den „politischen Gefangenen“ und gegen die angebliche „Isolationsfolter“. Auch der NSU konnte sich auf ein Unterstützerumfeld verlassen, das aber keineswegs eine Mehrheit der Bevölkerung umfasste. Ähnliches gilt offensichtlich für den Berliner Attentäter Amri, wohl aber nicht für Stephan B.
        In der Tat halte ich den Terror erst für gefährlich, wenn er – wie bei der SA oder den illegalen Trupps der DKP – angedockt ist an eine Massenbewegung und eine starke und legale oder halblegale politische Partei oder – wie in vielen südamerikanischen Staaten – an den Staat.
        Die RAF versuchte, sich als bewaffneten Arm der „Bewegung“ zu inszenieren, daher der Name „Fraktion“, wurde aber von fast allen politischen Akteuren, auch den radikalen wie den K-Gruppen, als Ärgernis empfunden. Allerdings verdient die Verbindung der RAF zur DDR genaues Hinsehen. Auch für die AfD dürften der NSU und erst recht Stephan B. Ärgernisse darstellen, was klammheimliche Genugtuung bei dem einen oder anderen AfDler nicht ausschließt.

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      „Wer aber den Terror instrumentalisiert, um den politischen Gegner anzugreifen, ist im eigentlichen Sinne Terrorist. Intellektueller Terrorist, aber Terrorist.“

      Mutiger Satz.
      Gucke grade Plasberg, nach ihrer Definition sitzen dort nur Terroristen. In den „Nachrichten“sendungen davor und danach ebenfalls. Ich hab diese Figuren immer anders bezeichnet;)

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    APo: ‚Mein erster Gedanke, das gebe ich zu, galt nicht den Opfern, sondern dem Täter, und er war ein unwürdiger Gedanke …

    … werter APo, Ihr Gedenke ist ‚erhört‘ worden, der Täter ist wohl ein linker Antisemit.

    Stephan B. sagte aus, er habe die Tat alleine begangen und geplant. Das antisemitische Motiv ist durch die Videoaufzeichnungen der Tat naheliegend, Stephan B. selbst hat sich allerdings klar davon distanziert, ein Neonazi zu sein. Weber zitiert seinen Mandanten so: „Man muss nicht Neonazi sein, um Antisemit zu sein.“

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      Lieber BH, merken Sie nicht, dass Sie hier ausfallend werden und unproduktiv argumentieren? Reißen Sie sich zusammen.

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      Blondi,

      das ist doch Unsinn, was Sie schreiben. Oder Sie sind nach dieser Logik selbst Neonazi. Was ich natürlich nicht ausschließen kann.

      Nicht jeder, der sich nicht als Neonazi sieht, ist gleich ein Linker. Der Attentäter jedenfalls hält sich, im Vergleich zu Herrn Maaßen, nicht als Linker sondern hatte ausdrücklich auch „Linke“ als Mordopfer im Visier:

      „Nach ersten Prüfungen wird es als „authentisch“ bewertet, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Unter anderem stimmten die in dem „Manifest“ abgebildeten und vom Täter offenbar teils selbst gebauten Schusswaffen mit den tatsächlich bei dem Anschlag eingesetzten Waffen überein. Demnach ist in dem Dokument davon die Rede, „vorzugsweise Juden“ zu töten. Auch Muslime oder Linke werden als potenzielle Ziele erwähnt.“

      So zumindest sagt es der Spiegel:

      https://www.spiegel.de/panorama/justiz/halle-was-ueber-den-anschlag-und-den-verdaechtigen-stephan-b-bekannt-ist-a-1290760.html

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        … werter 68er, Straftat ist Straftat. Darüber urteilt ein Gericht. Ich ‚teile‘ Menschen so, wie sie sich selber beschreiben und nicht so, wie andere sie beschreiben. Stephan B. selbst hat sich davon distanziert Neonazi zu sein. Es bleibt nach meiner Meinung für das Motiv dieser Tat eine, von was und von wem auch immer, gelenkte (sozialistische) Ideologie übrig. Opa würde noch Hass als Motiv dazu schreiben. Diese Unterstellung ist ‚bequem‘ und lenkt, zuerst, von der eigenen Ideologie ab. Und schon sind ‚wir‘ bei einer Instrumentalisierung.

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