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Männer ohne Eigenschaften, und ab und zu eine nüchterne Frau

Man stelle sich vor, die FIFA erklärte zum Ende der Fußballweltmeisterschaft, dass jetzt zwar Holland im Endspiel gegen „…schlaand“ gewonnen habe, aber die Entscheidung, wer nun Weltmeisters sei, wäre eigentlich einem FIFA-Statut vorbehalten, nach dem die Regierungschefs aller Nationen noch mal zusammentreten und dann unter sich entscheiden, wer denn nun endgültig gewonnen habe, wobei England dagegen sei, dass der, der gewonnen hat, auch der Gewinner ist und Ungarn den Inglesen beipflichtet.

Nichts kann den Ruf der Mafia oder den der FIFA ruinieren, aber das vielleicht doch. Weiterlesen

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Sic transit gloria mundi

Der britische Premierminister gerät in diesen Tagen unter Druck, weil er sehenden Auges einen Regierungssprecher eingestellt hatte, der in dem Pressereich des dortigen Axel Springer, eines Australiers namens Rupert Murdoch, eine Boulevardzeitung durch illegales Abhören von 600 Promi-Handies und Schmieren von Polizisten schlau gemacht hatte. Der Boulevard-Journalist Andy Coulson wurde Medienberater der Konservativen Partei und zog dann in die Regierungszentrale als Camerons Sprecher ein; jetzt muss er, da nach 130 Prozesstagen verurteilt, in den Knast.

Freigesprochen wurde die Verlagsleiterin Rebekah Brooks, eine Frau, die ich wirklich bewundert habe. Weiterlesen

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Thomas Piketty und seine Kritiker

Thomas Pikettys Buch über „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ ist noch gar nicht auf Deutsch erschienen, aber schon wird es auch hierzulande heftig diskutiert und kritisiert. Man muss annehmen, dass weder die Leute, die ihn loben, noch jene, die ihn kritisieren, das Buch gelesen haben. Jedenfalls bekommt man diesen Eindruck, wenn man nach der Lektüre – ich habe mir die englische Übersetzung besorgt und in den vergangenen drei Wochen gelesen – die Diskussionsbeiträge liest.

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Das Ende von etwas

 

Nein, kein Nachruf. Zu sagen, dass ich von dem, was ich an seinen Artikeln und Büchern kritisiert habe, nichts zurückzunehmen hätte, wäre vermessen; zu betonen, dass er ein großer Publizist gewesen ist, unnötig und auf eine gewisse Weise auch vermessen. So viel Selbsterkenntnis muss sein. Mathias Döpfner hat es in seinem Nachruf auf den Punkt gebracht: Frank Schirrmacher hatte Einfluss; das, wonach jeder Journalist strebt. Da gerät jede Kritik in den Verdacht des Neids. Und um es klar zu sagen: dieser Verdacht ist begründet.

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Alle Bosse fliegen übers Kuckucksnest

Die FAZ schickt mit der Erfindung eines „Middelhoff-Syndroms“ die politische wie wirtschaftliche Elite ins Irrenhaus. Es werden Namen genannt: Thomas Middelhoff, Jürgen Schrempp, Christian Wulff, Gerhard Cromme, Heinrich von Pierer, Wendelin Wiedeking, Klaus Zumwinkel, Josef Ackermann, Gerhard Schröder: alles Menschen mit pathologischen Zügen, die an der Grenze zum Irrsinn wandern.

Warum? Sie werden ständig gelobt, sind umgeben von Speichelleckern und identifizieren irgendwann ihre Rolle mit der Person. Das wissen im Wirtschaftsteil der FAZ Georg Meck und Bettina Weiguny, die ein partnerschaftliches Essay zum Größenwahn vorlegen. Was mich von der Groschenheft-Psychologie des dichtenden Ehepaares Meck-Weiguny unterscheidet? Ich kenne die so abgehandelten Personen recht lange, zum größten Teil persönlich. Die Persönlichkeiten werden banal verkannt. Weiterlesen

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Verunstaltung als Körperkunst

Matrosen, Knackis und Nutten, die waren früher tätowiert. Sorry, das war eine milieutypische Ausdrucksweise. Klaustrophile Peergroups nutzten früher die überbordende Tätigkeitslosigkeit ihres Daseins zur gegenseitigen Unterhautkörperbemalung. Bis heute sorgen Knasttattoos für viel Freude  bei Kriminalern, die die Knastträne am Auge oder die drei Punkte an der Daumenwurzel zu würdigen wissen; Vorstrafen auch dann bekannt, wenn der Computer versagt. Oder bildungsbeflissene Freier, die sich beim bezahlten Verkehr Bilder ansehen möchten, erfreut diese oder jene orthografische Entgleisung: „Laff me Du!“ steht zu Professor Unrats Vergnügen auf Lolitas Arschgeweih.

Das sind urkomische, aber wohl unhistorische Apercus. Weiterlesen

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Die Eurokrise geht in die nächste Phase

 

Um der Gefahr einer Deflation entgegenzuwirken, hat die Europäische Zentralbank noch einmal den Leitzins gesenkt. Banken müssen sogar einen Strafzins zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken wollen. Das Geld wird also billig. Gute Nachrichten für Leute, die einen Kredit aufnehmen wollen. Schlechte Nachrichten für kleine Sparer. Aber wird die Politik des billigen Kredits – wie beabsichtigt – den Volkswirtschaften am südlichen Rand der Eurozone helfen, aus der Deflationsspirale herauszukommen? Oder wird sie im Gegenteil – wie ich vermute – die Ungleichgewichte in der Eurozone noch verstärken?

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Ein Putsch des Parlaments

 

Immerhin erregt die Frage, wer nun Präsident der Europäischen Kommission wird, die europäische Öffentlichkeit.  Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Die Befürworter engerer europäischer Integration haben es geschafft, die Frage so hinzustellen, als handele es sich nicht darum, wer am besten geeignet wäre, den Brüsseler Beamtenapparat zu leiten, sondern darum, die europäische Demokratie zu retten, indem sich der Rat dem Votum des Europäischen Parlaments unterwirft.

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