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Männer ohne Eigenschaften, und ab und zu eine nüchterne Frau

Man stelle sich vor, die FIFA erklärte zum Ende der Fußballweltmeisterschaft, dass jetzt zwar Holland im Endspiel gegen „…schlaand“ gewonnen habe, aber die Entscheidung, wer nun Weltmeisters sei, wäre eigentlich einem FIFA-Statut vorbehalten, nach dem die Regierungschefs aller Nationen noch mal zusammentreten und dann unter sich entscheiden, wer denn nun endgültig gewonnen habe, wobei England dagegen sei, dass der, der gewonnen hat, auch der Gewinner ist und Ungarn den Inglesen beipflichtet.

Nichts kann den Ruf der Mafia oder den der FIFA ruinieren, aber das vielleicht doch. Die deutsche Regierungschefin war zunächst für Holland, hat es sich dann aber nach einem Anruf aus Allensbach noch mal überlegt, und ist jetzt für „…schlaand“, will aber beim nächsten Mal vielleicht gar nicht mehr spielen lassen, sondern gleich England folgen. Der deutsche Wähler war ohnehin fehlgeleitet. Die Sozis boten ihm auf den Plakaten einen Maddin Schulz und die CDU zeigten Angie. Aber die wollte gar nicht nach Brüssel.  Merkel, der Mäander. Zumindest, sag dann einer in der Runde, kein Alk. Welch ein Argument.

 

Wir sitzen wegen der sommerlichen Temperaturen vor dem A LA MORT SUBITE und genießen unser Bier mit Bessen-Genever, eine wunderschöne Brasserie im alten Bankenviertel der belgischen Metropole. Niemand der Anwesenden ist in der Lage, in drei Sätzen den Unterschied von Rat, Kommission und Parlament zu erklären. Die EU ist ein institutionelles Monster. Wer macht da was? Wen haben wir gerade wofür gewählt? Tumultartige Gespräche. Obwohl wir in Brüssel sind, der Hauptstadt eben dieser EU, allgemeine Verunsicherung.

 

Vielleicht ist die Metropole der EU aber auch Straßburg, was im Elsass liegt und wo das Bier besser ist, vor allem aber der Wein. Der Elsässer träumt von einem langen Leben bei gutem Essen. Das Paradies ist dort eine „winstub“. Hier in Belgien nennt man Kneipen  „Zum plötzlichen Tod“ und es gibt folgende Biersorten (kein Scherz): Kirsch, Himbeer, Erdbeer, Pfirisch. Und das dunkle Trapistenbier, zu dem uns ein holländischer Genever mit Beerenzusatz („Bessen“) gereicht wird, was das Gesöff zum Likör macht. Wer Kummer hat, der hat auch Likör. Und Erdbeerbier, ich bitte Sie!

 

Ich kann mir auch nüchtern nicht mal die Namen dieser EU-Politiker merken. Doch, die Außenministerin ist eine Lady Ashton, deren Mimik ich aber nicht qualifizieren werde, weil ich ihren Mann kenne und schätze, eine Größe in der Demoskopie. Und dann ist da noch so ein belgisches Männlein, Rammpeu oder so, der dem Rat vorsitzt. Und dieser geplusterte ewige Portugiese, dem die Franzosen angeblich trauen. Männer und Frauen ohne Eigenschaften. Was ist das für ein Personal? Wer wählt so was?

 

In der Antike stand dem Idiotischen das Politische gegenüber, als Gegensatz.  Das Idiotische waren Haus und Hof, Erwerbstätigkeit. Das Politische war erhaben. Wenn schon nicht Helden, so doch Ausnahmeerscheinungen, wichtige Figuren der Geschichte, so sollten die Staatenlenker sein. Politiker sind unserem Anspruch nach edle Gestalten, die ihr Leben nicht Idiotischem widmen, sondern der Gestaltung des Gemeinwesens, dem europäischen Projekt.  Sie haben Charisma, das sind seltene Eigenschaften, die ihren Anspruch auf Führung rechtfertigen.

 

Der Selektionsprozess für die politische Elite Europas scheint nach anderen Gesetzen zu funktionieren. Darwin steht hier auf dem Kopf: survival of the unfittest. Die Evolution erlaubt sich eine Nische. Wer in seinem Heimatland scheitert, der wird nach Brüssel oder Straßburg getrieben. Das mag der Personalpolitik der nationalen Regierungschefs entgegenkommen, die ihre Versager so entsorgen, aber dem Ruf der EU nützt das nicht. In diesem Milieu der Gescheiterten und Verkannten entstehen dann perverse Wünsche, wie dem nach Erdbeerbier oder einem plötzlich Tod, oder beidem.

 

Das britische Argument gegen Brüssel war immer, dass hier „unelected officials“ wirken, irgendwelche Eurokraten, die niemals eine Wahl gewonnen haben, jedenfalls keine für ihre supranationale Macht. Die Kraft dieses Einwands hat der englische Premier jetzt ein für alle Mal ruiniert, indem er ausgerechnet jenen Kandidaten ablehnt, der eben dieses Volksvotum hat. Man mag die Rechtspopulisten in Europa verdammen, weil sie mit Zündhölzern am Stroh faschistischer Gesinnungen zündeln. Aber man kann natürlich auch deren Geschäftsmodell erleichtern, indem man die Verächtlichungmachung Europas erleichtert.

 

Vor dem MORT SUBITE kommen wir mit schwerer Zunge auf Schong Kloht Junker, dem allerorten hinter vorgehaltener Hand vorgeworfen wird, dass er Raucher sei und gelegentlich einen oder zwei trinke. Das leuchtet uns, den Jungs mit dem Gevever im Hirn, den Erdbeeren im Bauch und der Marlboro im Mundwinkel nicht ein, nicht wirklich. Da stimmt uns schon skeptischer, dass der Maddin „Spaßbad“ Schulz aus Würselen ein Trockener Alkoholiker ist, so wie George „Dabbel Juh“ Busch. Und Merkel, da sind sich meine Kumpane sicher, die sei so ruhig und relaxed, dass sie garantiert Grass rauche. Die Ossis durften ja nicht nach Woodstock oder Punah; das holen die jetzt per Cannabis und Puhdys nach. Von ihrem Mann wissen wir, dass er grusinischen Weinbrand sammelt; dafür musste man dereinst nicht in den Intershop.

 

Was ist mit Cameron? Man tippt in den ungewöhnlich gut unterrichteten Kreisen vor dem „Plötzlichen Tod“ auf Cocain. Der Mann ist Etonian und war in Oxbrigde; das nehmen die da wie andere Aspirin. Hollande (diesmal nicht Fußball, sondern französische Politik): Schuhe  mit Plateausohlen und Viagra. Und diese dänische Spitzenpolitikerin, die allenthalben als nächste EU-Präsidentin gehandelt wird? Peer aus Malmö kennt sie von seinem Kaffeefahrten nach Kopenhagen. Er setzt bedeutungsschwanger  sein rosa Gerstenkaltschale ab, nimmt noch mal einen tiefen Zug und flüstert dann: „Evian!“ Wir sind star vor Entsetzen. Es gibt solche Momente, in denen der plötzliche Tod als Erlösung erscheint.

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3 Gedanken zu “Männer ohne Eigenschaften, und ab und zu eine nüchterne Frau;”

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    Lieber Klaus Kocks, sie irren gleich mehrfach.
    Erstens: Jean-Claude Juncker stand nirgends – nicht einmal in seiner luxemburgischen Heimat – zur Wahl. Er hat gar nicht für das Europäische Parlament kandidiert. Kein Bürger Europas hat für Juncker seine Stimme abgegeben. Nun könnten Sie sagen: Ja, aber für dessen Fraktion im Europäischen Parlament, die EVP. Auch das stimmt nicht. In Großbritannien zum Beispiel hat die EVP gar keine Kandidaten aufgestellt.
    Zweitens: Sie scheinen zu glauben, dass das Europäische Parlament dsemokratisch legitimiert sei, der Europäische Rat nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Nur zwei Fünftel aller Bürger Europas haben überhaupt bei der Europawahl ihre Stimme abgegeben, und von denen votierte ein Drittel für europaskeptische oder europafeindliche Parteien. Hingegen besteht der Rat aus Regierungschefs, die in ihren nationalen Parlamenten über breite Mehrheiten verfügen (allzu breite im Fall der Angela Merkel, aber lassen wir das). Deshalb, und weil der Kommissionspräsident überparteilich handeln soll, muss er – oder sie, das wäre übrigens mal fällig, eine Präsidentin – im Konsens der Regierungschefs gefunden werden, wie es die europäischen Verträge vorsehen. Pacta sunt servanda.
    Und drittens: Wenn Sie die EU schon mit der FIFA vergleichen, obwohl erstere lange nicht so korrupt ist wie letztere: Würde die FIFA nicht nur die Regeln für alle festlegen, sondern sich in die Mannschaftsaufstellung, die Trainerauswahl und die Spielstrategie jeder einzelnen Mannschaft einmischen und überdies für verschiedene Mannschaften verschiedene Auflagen aufstellen, so wäre der Vergleich statthaft, und die allermeisten Fußballfans wären für die Beschränkung der Vollmachten der FIFA, so wie die wahren Freunde Europas für die Beschränkung der Vollmachten des Brüsseler Machtkartells sind. Man nennt das in Brüssel „Subsidiarität“, anderswo: Demokratie.

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    Lieber Herr Kocks,
    J.C.Juncker ist doch schon im Vorfeld verschlissen worden. Was ihm jetzt schon alles andichtet wird, ist eine Schande. Merkel steht jetzt schon in den Startlöchern, um ihn vorzeitig abzulösen, weil sie m.E auch keine Lust hat, die ganze Legislaturperiode durchzuregieren. Oder? Es geht in unserem System nur noch um Macht und Geld. Jeder wählt nach seinem Geldbeutel und gründet, sofern er/sie Geld hat, eine Stiftung um sich vor dem Zugriff des Staates zu schützen. Die meisten haben keine Lust mehr wählen zu gehen, weil sie schon längst abgehängt sind, egal was rauskommt. Was wollen sie heute noch mit 8,50€ Brutto. Eine Familie gründen, nein Danke. Es wird nicht besser in unserem Sozialstaat, sondern noch viel schlechter. Die Mittelschicht kann sich dann nur noch mit ihrer Wählerstimme gegen die Obrigkeit wehren.Oder? Auf die Strasse
    gehen, Fehlanzeige!Der Nachbar könnte es ja sehen. Oh gehts dem schlecht!

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