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Die eigentlichen Corona-Opfer kommen in den Medien viel zu kurz

Kommentar zu einem journalistischen Kunstfehler. Berichten wir in der Coronakrise über die Falschen?

Dieser Text erschien zuerst bei RiffReporter und bei Übermedien. Er ist schon etwas älter aber heute aktueller denn je, weshalb ich mir erlaube, ihn nun auch hier zu veröffentlichen.

Es ist der 16. November. Gerade trudelt der tägliche Hamburg-Newsletter der „Zeit“ in mein Postfach. „Elbvertiefung“ heißt er, und er steuert Vertiefendes zur Corona-Krise bei. „In der vergangenen Woche gab es eine traurige Meldung in dieser an traurigen Meldungen reichen Zeit“, lese ich. Was ist passiert? Noch mehr Tote? Intensivstationen am Limit? Neuer Rekord bei der Suizidrate? Nichts dergleichen: „Die Männer, die als Nikoläuse oder Weihnachtsmänner verkleidet durch Kaufhäuser und über Märkte ziehen, um Kindern und Kindgebliebenen eine Freude zu machen, werden in diesem Jahr kaum einen Job haben“, lese ich weiter. Okay. Das ist wirklich hart. Keine Nikoläuse in diesem Jahr. Uns bleibt aber auch nichts erspart.

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Herr Lehmann wäre gern Journalist

Immer wieder kontaktieren mich Leute, die gern Journalisten wären. Oft Lehrer. Ich glaube, der Prozentsatz von Leuten, die mit ihrer Existenz unzufrieden sind und lieber etwas Anderes wären, ist von allen Berufen bei Lehrern (ich wähle hier bewusst die männliche Form) am höchsten.

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Matthias Matussek und die „Arschloch-Affäre“

Matthias Matussek, mein ganz spezieller Freund von der Welt (also bis heute), muss sich nach einem neuen Arbeitgeber umschauen. Wer seinen Werdegang der letzten Jahre verfolgt hat, wird sich über den Grund für den Rausschmiss wundern. Homophobe Ausfälle? Nein, das ließ man ihm durchgehen. Antisemitische Beleidigungen? Auch das reichte nicht. Selbst das unerträglich zynische Statement zu den Anschlägen von Paris hätte vermutlich noch nicht ausgereicht. Wenn man den Medienberichten glauben kann, musste Matussek erst seine beiden Chefs, Chefredakteur Peters und seinem Stellvertreter Ulf Poschardt, als Arschlöcher beschimpfen, um gehen zu müssen. Axel Springer kann man nur raten, den Fall im Nachhinein noch einmal in Ruhe zu betrachten und zu überlegen, wie man derlei in Zukunft vermeiden kann. Aber das soll hier nicht das Thema sein.

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Wenn ein Journalist nichts taugt…

Mein Freund Anton Hunger (der Porsche-Toni aus der Zeit, als ich noch der VW-Klaus war) hat ein grandioses Buch über die deutsche Presse geschrieben: Blattkritik heißt es. Toni geht vorsichtig um mit der Journaille, obwohl er im Laufe seines Berufslebens viel Schatten gesehen hat. Er neigt zu Altersmilde. Das ist mir fremd.

Schlagt ihn tot, den Hund, er ist Rezensent. Das soll der gute alte Geheimrat Goethe gesagt haben. Kritiker sind nicht beliebt und sollen es wohl auch nicht sein. Sie wollen und sie sollen meckern. Das Speichellecken gilt hier nicht viel. Weiterlesen

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Moral als Waffe: von der Logik der Säuberungen aus nichtigem Anlass

Es ging um eine alberne Petitesse, aber eine peinliche. Leider hatte Richard, der Rächer, so hieß er damals, daraus keine Schlinge knüpfen können, die er im Blatt über einen Galgen werfen konnte. Der Magazin-Journalist, den ich meine, stand in seinem Regionalbüro und schlug mit der Faust an die Wand: „Das Schwein kriege ich noch!“ Man hatte ihm in der Zentrale seine Meinung kaputtrecherchiert; leider für ihn somit ein Halali ohne Beute.

Seine Kollegen erinnern sich an diesen Moment bis heute als Beginn ihres Befremdens darüber, wie weit Presse gehen sollte. Mittlerweile erleben wir, dass sich der Säuberungswille auch auf die eigene Berufsgruppe richtet. Es gibt jetzt – ganz selbstbewusst und mit erhobener Stimme – Krähen, die den anderen ein Auge aushacken. Aus berufsethischen Gründen, sagen sie. Sie nehmen dafür öffentliche Ehrungen an. Das Leben sei kein Ponyhof, heißt es. Weiterlesen

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Investigativer Journalismus: Doppelmoral als Beruf

Keine Ehefrauen, keine Handys, keine Hunde, so lauten die Regeln in seinem Club, sagt mir mein englischer Freund noch lachend am Telefon. No spouses, no mobiles, no pets. Das muss man sich erst mal trauen. Ich nehme die U-Bahn bis Covent Garden und stehe vor dem Garrick Club, einem jener Orte, die normale Menschen nur hereinlassen, wenn sie von einem Mitglied des Gentlemen’s Club begleitet werden.

Wir sind mitten im Theaterbezirk Londons, die Boulevardbühnen wirken wie Touristenfallen, die Shaftesbury hat inzwischen etwas von der Reeperbahn. Heruntergekommene Tradition, verblichene Klasse. David Garrick, der Namensgeber, war ein großer Schauspieler des achtzehnten Jahrhunderts, der Club ist aus dem neunzehnten. Im Club ist die alte Welt noch in Ordnung, es treffen sich Galeristen, Impresarios und eben Journalisten, jedenfalls ab einer gewissen Klasse. Wer nach Preisen fragt, gehört hier nicht hin. Weiterlesen

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Ach, wie gut, dass niemand weiß…

Man hatte früher, jedenfalls bei News International, in jeder Redaktion einen Alk, dem man eine Flasche mitbrachte, wenn man jemanden brauchte, der was schrieb, was nicht so ganz gerade war. Oder wenigstens seinen Namen dafür hergab. Das Problem war nur, der Alk wollte Gesellschaft, man musste Stunden mit ihm in irgendeinem dieser elenden Fleet-Street-Pubs abgeben. Und ob er dann die Klappe hielt, das war auch ungewiss. Diese Nöte nimmt uns heute das Netz.

Es ist in der Blogosphäre normal geworden, anonym zu kommunizieren. Das finde ich wunderbar. Weiterlesen

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Wikileaks ist unsere letzte Chance

Von Tom Buschardt, Medientrainer und Kommunikationsberater:

Wikileaks ist überflüssig – und doch unverzichtbar. Unsere deutsche Demokratie braucht Wikileaks – aber anders als wir es auf den ersten Blick meinen.

Wir müssen nicht wissen, welcher Mini-Guillaume aus dem Büro des Außenministers den Amerikanern in Echtzeit den Stand der Koalitionsverhandlungen zuschachert. Es ist  uninteressant, ob ein Botschafter die Kanzlerin für „wenig kreativ“ hält.

Aber Wikileaks ist unsere letzte Chancen, den Qualitätsjournalismus in Deutschland wieder auf das hohe Niveau der 70er und 80er Jahre zu heben. Nicht mit Hilfe von Wikileaks, aber davon inspiriert. Weiterlesen

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Anatomie einer Kampagne

Von Sabine Pamperrien:

Ende September wird der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz in den Ruhestand verabschiedet. Obwohl seine Verdienste unter Fachleuten unumstritten sind, muss der langjährige Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin (ZfA) um seine Reputation bangen.

Seit er Ende 2008 eine Tagung mit dem provokativen Thema „Feindbild Muslim – Feindbild Jude“ organisierte, sind er und sein Institut Ziel einer Kampagne, die an Rufmord grenzt. Die Kampagne zeigt exemplarisch, wie das Internet instrumentalisiert werden kann, um seriöse Wissenschaft zu diskreditieren. Weiterlesen

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