
Nicht mehr Leben und noch kein Sterben – „Ismene, Schwester von“ am Hans-Otto-Theater in Potsdam

Journalismus ist im Grunde ein unglaublich spannendes Berufsfeld. Grob gesagt hinterfragt man, stellvertretend für seine Leser, Hörer, Zuschauer Dinge, deckt Widersprüche auf und holt Informationen dort ein, wo sie zu finden sein sollten: bei denen, die sie haben. Das wird allerdings immer schwieriger. Nicht etwa, weil es keine Informationen mehr gäbe. Sondern weil man in den Pressestellen vieler Unternehmen und Institutionen offenbar glaubt, dass „Öffentlichkeitsarbeit“ vor allem bedeutet, möglichst wenig Öffentlichkeit zuzulassen.
Gestern war ich zum ersten Mal seit 34 Jahren wieder in einem Zirkus. 34 Jahre! Das letzte Mal war 1991, in Moskau, im legendären Staatszirkus. Was hätte das für ein Erlebnis sein können – die Geschichte, die Kulisse, die Größe! Doch was geblieben ist, ist keine glanzvolle Erinnerung, sondern ein bitterer Nachgeschmack. Tanzbären mit blutverkrusteten Nasenringen, das Fell stumpf, die Bewegungen apathisch oder abgerichtet-aggressiv. Ich habe die Vorstellung vorzeitig verlassen. Weiterlesen
Martin Schaefer meinte, „Memories“ sei der einzige brauchbare Song auf dem Album „Death of a Ladies‘ Man“. Der Meinung bin ich bekanntlich nicht. Aber „Memories“ ist kein schlechter Song.
Haben Sie schon einmal so etwas gesehen?
Ein Dankesschreiben des Herrn Schuldirektors an meine Mutter. Weiterlesen
Von allen Werten, die auf dem Altar der Popkultur geopfert werden, ist Anstand offenbar der erste. Und Vernunft der zweite. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein deutsches Festival – wohlgemerkt in einem Land mit historischer Verantwortung – ausgerechnet den us-amerikanischen Rapper Macklemore als Headliner feiert? Jenen Macklemore, der Israel zum Apartheidstaat erklärt, den 7. Oktober aus dem Gedächtnis radiert und sich in einem Song wie „Hinds Hall“ als moralisierender Freiheitskämpfer inszeniert, während er jüdisches Leben zur Zielscheibe macht.
Der Lernort steckt in Geldproblemen.
Bild oben: Im vergangenen Jahr in der Gedenkstätte DDR-Abschiebehaftanstalt Chemnitz
Das Parlament des Freistaates Sachsen hat noch immer keinen Haushalt beschlossen. Weiterlesen
134 alte weiße Purpur-Männer wollen ab Mittwoch einen neuen Chef des Weltvereins katholische Kirche namens Papst auszugucken. Mit auch weltlichem Machtanspruch, aber ohne Legitimation, da Frauen ausgeschlossen sind. Und auch sonst erstmal viel Schreckliches in der Kirchengeschichte aufzuräumen wäre. Zur Ablenkung ein Musiktipp.
„Jedes Ding hat 3 Seiten; eine positive, eine negative und eine komische.“ (Karl Valentin).
Konklave ist, aus meiner ganz und gar unmaßgeblichen Sicht
des zugestanden Außenstehenden..
Schwierig. Weiterlesen
Michael Frayns Stück „Der nackte Wahnsinn“ – im Original „Noises off,“ was man salopp auch mit „Halt die Klappe“ übersetzen könnte – ist ein in Deutschland vielgespielter Theatertext. Die aktuelle Inszenierung des Hans-Otto-Theaters in Potsdam gehört zum Besten, was aus dieser wahnsinigen Komödie zu machen ist. Und das Stück ist darüber hinaus eine Hommage an die Kunst des Schauspiels. Weiterlesen
Kürzlich las ich das Buch „Leadership“ von Henry Kissinger. Obwohl ich nie ein Bewunderer Kissingers war (persönlich begegnete ich ihm nur zweimal in kleinerer Runde, einmal im Springer-Journalisten-Club in Berlin, einmal in einem noch exklusiveren und darum erheblich schäbigeren Club in London), haben mir die Porträts politischer Führungsgestalten in diesem Buch gut gefallen, besonders die von Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, Margaret Thatcher und Lee Kuan Yew. Die Porträts von Richard Nixon und Anwar as-Sadat haben es mir weniger angetan; vielleicht war Kissinger hier zu nahe dran. Aber darum geht es mir hier nicht.
Perle des Klassizismus
Die Theaterstadt Meiningen ist etwas ganz Besonderes
Entdeckungslust kommt auf. Doch ganz so weit soll die Anfahrt für fünf Tage nicht sein. Also mal wieder nach Thüringen – diesmal nach Meiningen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Die Kreisstadt im fränkisch geprägten Süden Thüringens hat etwa 25.000 Bewohner, liegt im Tal der Werra und ist – man sieht es gleich – eine Perle des Klassizismus.
Meiningen war ab 1680 Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Meiningen. Und die Herzöge ließen besonders im 19. Jahrhundert großzügig bauen. Prächtige Straßen, ein die Stadt durchfließender Kanal, großzügige Villen! Wie so oft in Thüringen: alles noch da! „Thüringen ist mit Villen des Biedermeier, des Historismus vorzüglich italienischer Couleur, des Jugendstil und der zwanziger Jahre noch ziemlich gesegnet“, schreibt Günter Metken in seinem Buch „Reisen durch Europa“ – und diesem Reiz folgen wir immer wieder gerne. Hier wurde, als Folge der DDR-Zeit, viel weniger „durch hektisches Wachstum unkenntlich gemacht“.