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Europa 2014, hundert Jahre nach dem großen Krieg

 In Kiew demonstrieren Zigtausende trotz eisiger Kälte für die Annäherung ihres Landes an die Europäische Union. Im alten Europa hingegen haben die Leute ganz andere Sorgen: Wie halten wir Bulgaren und Rumänen von unseren Sozialtöpfen fern?

Die Sorge eint Briten, Franzosen und Deutsche. Die Deutschen streiten sich außerdem über die Frage, wie unsere lieben europäischen Nachbarn bei der Durchreise möglichst an den Kosten unserer Autobahnen beteiligt werden können. Weiterlesen

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Ein Nachtrag: Jakob Augstein kann sich gar nicht richtig freuen

 Man gestatte mir einen kleinen Nachtrag in Sachen Michael Chodorkowski. Jakob Augstein hat nämlich seine Kolumne bei „Spiegel online“ benutzt, um  den soeben frei gelassenen auf gehässige Art zu diffamieren:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/augstein-kolumne-zur-freilassung-des-oligarchen-chodorkowski-a-940606.html 

Chodorkowski, schreibt Augstein, sei „kein russischer Mandela“ (der bekanntlich verhaftet wurde, weil er Chef des bewaffneten Flügels des ANC war), sondern „nur ein Ex-Oligarch, der im postrevolutionären Russland mit zwielichtigen Manövern ein Milliardenvermögen machte.“

Offensichtlich ist es in den Augen Augsteins schlimmer, Geld zu machen, als zum bewaffneten Kampf aufzurufen. Weiterlesen

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Danke, Präsident Gauck!

Wer mich kennt, weiß, dass ich die Amtsführung Joachim Gaucks bisher durchaus kritisch begleitet habe. Da gab es die nachträglichen Korrekturen an der Feststellung seines Amtsvorgängers, der Islam gehöre zu Deutschland. Da gab es die Korrektur der Feststellung der Bundeskanzlerin vor der Knesset, die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen Staatsräson. (Und zwar ausgerechnet während eines offiziellen Israel-Besuchs und auf dem Gelände von Yad Vashem!)

Da gab es die verkorkste Kritik an ungenannten Leuten, die aus dem Holocaust angeblich eine Ersatzreligion machten, verbunden mit einer sehr merkwürdigen Kritik an der Moderne. Da gab es sein Versagen bei der Erklärung der deutschen Europa-Politik, verbunden mit einer Kanzlerin- und Medienschelte. Da gab es seine Kritik am „Tugendfuror“ anlässlich der Brüderle-Dirndl-Affäre.  Weiterlesen

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Die NSA oder Utilitarismus versus Liberalismus

Et tu, Iris Radisch? Im Feuilleton der „Zeit“, bisher eher ein Hort der unaufgeregten Dokumentation des kulturellen Zeitgeschehens, hat diese Woche der Schirrmacherismus Einzug gehalten, jenes „Hoppla, hier komme ich mit der Ausrufung eines neuen Zeitalters, und ihr könnt sagen ihr seid dabei gewesen“, das so überaus nervig ist. Nichts weniger als einen „Epochenwandel“ will Frau Radisch ausgemacht haben: „Der klassische Intellektuelle kehrt mit Wucht auf die öffentliche Bühne zurück.“

Was ist passiert? Weiterlesen

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Wie die Manager den Kapitalismus zerstören

1978, ein Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch des Sowjetsystems, erschien die Studie „Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht“ von den ungarischen Intellektuellen György Konrád und Iván Szelényi. Sie benutzten die Terminologie und Methodik des Marxismus, um nachzuweisen, dass die angeblichen Parteien der Arbeiterklasse, ob sozialdemokratisch oder kommunistisch, in erster Linie der Konstituierung der Intellektuellen als Klasse für sich und der Eroberung der Staatsmacht im Interesse dieser Klasse dienten.

http://unirot.blogsport.de/images/die_intelligenzgrundrisse.pdf

Auch nach dem Fall der Mauer und dem Siegeszug des „Washingtoner Konsenses“ in der Wirtschaftspolitik galt und gilt diese Analyse. Freilich waren die fast zwei Jahrzehnte zwischen Mauerfall und Börsenzusammenbruch eine Zeit, in die Klassenmacht der Intelligenz geschwächt wurde, auch wenn sie etwa in Deutschland mittels der per Zwangsabgabe finanzierten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nach wie vor die öffentliche Meinung in starkem Maße beherrschen konnte.

Seit 2008 gewinnen die Intellektuellen wieder an Boden. Weiterlesen

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Die List der Geschichte

Natürlich ist die Große Koalition eine Enttäuschung. Schon vor dem Abschluss der Verhandlungen habe ich im „Guardian“ die Umrisse einer Fundamentalkritik skizziert:

http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/nov/25/germany-strength-illusion-merkel-coalition

Davon nehme ich nichts zurück – außer der Erwartung, die Koalition werde sich nicht trauen, die doppelte Staatsbürgerschaft anzugehen. Und die Tatsache, dass ich in diesem Punkt Unrecht hatte, ist mir Anlass, an dieser Stelle nicht weiter von den Dingen zu reden, die Merkels alt-neue Koalition nicht anpackt oder falsch anpackt; reden wir lieber von ihren Leistungen. Weiterlesen

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„Rolling Stone“, Charles Manson, und die Beatles (Teil 2 und Schluss)

Die Botschaft des Weißen Albums war zwar Charles Manson klar; allein die Schwarzen, die 1968 nach dem Mord an Martin Luther King ganze Stadtteile – auch in Los Angeles – abgefackelt hatten, schienen 1969 merkwürdig unentschieden. Könnte es sein, dass sie selbst für ihr Werk der Zerstörung der Führung des „weißen Mannes“ bedürften?

So reifte in Mansons Hirn die Idee, eine Mordserie zu initiieren, eine Terrorwelle gegen das weiße Establishment, die den Schwarzen in die Schuhe geschoben und einen weißen Backlash provozieren, der wiederum den Rassenkrieg – „Helter Skelter“ – auslösen würde. Weiterlesen

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„Rolling Stone“, Charles Manson, und die Beatles (Teil 1)

Die Zeitschrift „Rolling Stone“ hat in ihrer neuesten Ausgabe – ich rede von der amerikanischen, nicht der deutschen – wieder mal ein Gespräch mit dem Massenmörder Charles Manson:

 http://www.rollingstone.com/culture/news/charles-manson-today-the-final-confessions-of-a-psychopath-20131121

Die Faszination der Zeitschrift, die sich einmal als Sprachrohr der „Gegenkultur“ verstand, mit dem Mann, der dieser Gegenkultur ihre Unschuld nahm, ist einerseits verständlich; andererseits hat es „Rolling Stone“ nie vermocht, Manson sozusagen in die Augen zu sehen und seinem Blick auszuhalten. Wann immer die Zeitschrift auf Manson zu sprechen kommt, ist eine ähnliche Hemmung und Verklemmung zu erkennen wie in großen Teilen der alternden deutschen 68er Bewegung, wenn es um die RAF, die Bewegung 2. Juni und so weiter geht. Weiterlesen

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Unschuldige Antisemiten

 Um zu verstehen, worum es in diesem Beitrag geht, muss ich Sie bitten, vorher auf diesen Link zu klicken. Dort können Sie nachlesen, was der Stellvertretende Chefredakteur der Badischen Zeitung anlässlich der Kritik an einer am Jahrestag der Reichskristallnacht in seiner Zeitung erschienenen Karikatur schreibt. Sie finden dort auch die Karikatur:

http://www.badische-zeitung.de/karikaturen/umstrittene-karikatur-nicht-jede-kritik-ist-antisemitismus–60898246.html

Nun, Originalität kann man Thomas Fricker nicht vorwerfen. Weiterlesen

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Was Christen und Atheisten voneinander lernen können

Nicht nur meine atheistischen Freunde waren verstört, als ich vor vierzehn Jahren ein Buch über Maria veröffentlichte, die Mutter des Jesus aus Nazareth. Noch verstörter waren die wenigen unter ihnen, die das Buch auch lasen. Hatten sie von mir, einem zuweilen lautstarken Kritiker der Religion, eine Destruktion oder Dekonstruktion der Mariendogmen der Katholischen Kirche – unbefleckte Empfängnis, immerwährende Jungfräulichkeit und leibliche Aufnahme in den Himmel – erwartet, verbunden vielleicht mit einem Angriff auf die unseligen Auswirkungen des Marienkults für das Bild der Frau in katholisch geprägten Ländern, so wurden sie enttäuscht. Weiterlesen

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PKW-Maut? Ja, bitte!

Als die Infrastruktur für die LKW-Maut auf deutschen Autobahnen gebaut wurde, fehlte es nicht an Warnungen, früher oder später werde die Technik auch zur Überwachung des privaten Individualverkehrs benutzt werden. Nun ist es so weit. Gut so.

Mit der PKW-Maut, die in vielen anderen Staaten bereits zum Alltag gehört, wird auch dem Autofahrer deutlich gemacht, dass alles seinen Preis hat. Auch die Nutzung der Autobahnen. Man entgegne nicht, dass dieser Preis in der Benzin- und Kfz-Steuer enthalten sei. Weiterlesen

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