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Die Außenpolitik der AfD

Will die „Alternative für Deutschland“ jene Leerstelle im politischen Spektrum ausfüllen, die durch Angela Merkels Modernisierung der CDU entstanden ist, muss sie auf allen Feldern der Politik Konzepte entwickeln und darf keine Ein-Thema-Partei bleiben. Ein solcher Versuch birgt zugleich das Risiko der Spaltung, da die Partei gerade wegen der Unbestimmtheit ihrer programmatischen Aussagen bislang Menschen mit ganz verschiedenen Vorstellungen angezogen hat, für die der Anti-Euro-Kurs der Partei eine Art Kristallisationskern gebildet hat. Weiterlesen

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Die Lehren aus dem Großen Krieg

Wenige Sätze sind dümmer als jenes Diktum des amerikanischen Philosophen George Santayana, wer sich an die Vergangenheit nicht erinnere, sei dazu verdammt, sie zu wiederholen. Genau so gut könnte man sagen: Wer sich von der Vergangenheit nicht befreien kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. 

Das sah man zum Beispiel auf dem Balkan, wo noch im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts christliche Serben zum Massaker an den Muslimen von Srebrenica mit dem Schlachtruf angestachelt wurden, es gelte, Rache für die Schlacht auf dem Amselfeld zu nehmen, bei der 1389 ein serbisches Heer den Türken unterlag. Weiterlesen

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Thomas Weber: Geschichte verdrehen statt Geschichte verstehen

Zugegeben, ich bin parteilich. Aber dass die „Welt“ mit einer Artikelserie zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg herkömmliche Sichtweisen in Frage stellt, zeigt mir, dass – entgegen den Unkenrufen von interessierter Seite – der Qualitätsjournalismus im Hause Springer gut aufgehoben ist. Dass bisher kein anderes deutsches Presseorgan in die Diskussion eingestiegen ist, könnte man fast als Zugeständnis werten, dass die Provokateure mit ihren Thesen Recht haben.

Dem ist aber nicht so. Das möchte ich am Beispiel des Essays von Thomas Weber über die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg belegen. Weiterlesen

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Europa 2014, hundert Jahre nach dem großen Krieg

 In Kiew demonstrieren Zigtausende trotz eisiger Kälte für die Annäherung ihres Landes an die Europäische Union. Im alten Europa hingegen haben die Leute ganz andere Sorgen: Wie halten wir Bulgaren und Rumänen von unseren Sozialtöpfen fern?

Die Sorge eint Briten, Franzosen und Deutsche. Die Deutschen streiten sich außerdem über die Frage, wie unsere lieben europäischen Nachbarn bei der Durchreise möglichst an den Kosten unserer Autobahnen beteiligt werden können. Weiterlesen

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Ein Nachtrag: Jakob Augstein kann sich gar nicht richtig freuen

 Man gestatte mir einen kleinen Nachtrag in Sachen Michael Chodorkowski. Jakob Augstein hat nämlich seine Kolumne bei „Spiegel online“ benutzt, um  den soeben frei gelassenen auf gehässige Art zu diffamieren:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/augstein-kolumne-zur-freilassung-des-oligarchen-chodorkowski-a-940606.html 

Chodorkowski, schreibt Augstein, sei „kein russischer Mandela“ (der bekanntlich verhaftet wurde, weil er Chef des bewaffneten Flügels des ANC war), sondern „nur ein Ex-Oligarch, der im postrevolutionären Russland mit zwielichtigen Manövern ein Milliardenvermögen machte.“

Offensichtlich ist es in den Augen Augsteins schlimmer, Geld zu machen, als zum bewaffneten Kampf aufzurufen. Weiterlesen

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Danke, Präsident Gauck!

Wer mich kennt, weiß, dass ich die Amtsführung Joachim Gaucks bisher durchaus kritisch begleitet habe. Da gab es die nachträglichen Korrekturen an der Feststellung seines Amtsvorgängers, der Islam gehöre zu Deutschland. Da gab es die Korrektur der Feststellung der Bundeskanzlerin vor der Knesset, die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen Staatsräson. (Und zwar ausgerechnet während eines offiziellen Israel-Besuchs und auf dem Gelände von Yad Vashem!)

Da gab es die verkorkste Kritik an ungenannten Leuten, die aus dem Holocaust angeblich eine Ersatzreligion machten, verbunden mit einer sehr merkwürdigen Kritik an der Moderne. Da gab es sein Versagen bei der Erklärung der deutschen Europa-Politik, verbunden mit einer Kanzlerin- und Medienschelte. Da gab es seine Kritik am „Tugendfuror“ anlässlich der Brüderle-Dirndl-Affäre.  Weiterlesen

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Die NSA oder Utilitarismus versus Liberalismus

Et tu, Iris Radisch? Im Feuilleton der „Zeit“, bisher eher ein Hort der unaufgeregten Dokumentation des kulturellen Zeitgeschehens, hat diese Woche der Schirrmacherismus Einzug gehalten, jenes „Hoppla, hier komme ich mit der Ausrufung eines neuen Zeitalters, und ihr könnt sagen ihr seid dabei gewesen“, das so überaus nervig ist. Nichts weniger als einen „Epochenwandel“ will Frau Radisch ausgemacht haben: „Der klassische Intellektuelle kehrt mit Wucht auf die öffentliche Bühne zurück.“

Was ist passiert? Weiterlesen

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Wie die Manager den Kapitalismus zerstören

1978, ein Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch des Sowjetsystems, erschien die Studie „Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht“ von den ungarischen Intellektuellen György Konrád und Iván Szelényi. Sie benutzten die Terminologie und Methodik des Marxismus, um nachzuweisen, dass die angeblichen Parteien der Arbeiterklasse, ob sozialdemokratisch oder kommunistisch, in erster Linie der Konstituierung der Intellektuellen als Klasse für sich und der Eroberung der Staatsmacht im Interesse dieser Klasse dienten.

http://unirot.blogsport.de/images/die_intelligenzgrundrisse.pdf

Auch nach dem Fall der Mauer und dem Siegeszug des „Washingtoner Konsenses“ in der Wirtschaftspolitik galt und gilt diese Analyse. Freilich waren die fast zwei Jahrzehnte zwischen Mauerfall und Börsenzusammenbruch eine Zeit, in die Klassenmacht der Intelligenz geschwächt wurde, auch wenn sie etwa in Deutschland mittels der per Zwangsabgabe finanzierten öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nach wie vor die öffentliche Meinung in starkem Maße beherrschen konnte.

Seit 2008 gewinnen die Intellektuellen wieder an Boden. Weiterlesen

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Die List der Geschichte

Natürlich ist die Große Koalition eine Enttäuschung. Schon vor dem Abschluss der Verhandlungen habe ich im „Guardian“ die Umrisse einer Fundamentalkritik skizziert:

http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/nov/25/germany-strength-illusion-merkel-coalition

Davon nehme ich nichts zurück – außer der Erwartung, die Koalition werde sich nicht trauen, die doppelte Staatsbürgerschaft anzugehen. Und die Tatsache, dass ich in diesem Punkt Unrecht hatte, ist mir Anlass, an dieser Stelle nicht weiter von den Dingen zu reden, die Merkels alt-neue Koalition nicht anpackt oder falsch anpackt; reden wir lieber von ihren Leistungen. Weiterlesen

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„Rolling Stone“, Charles Manson, und die Beatles (Teil 2 und Schluss)

Die Botschaft des Weißen Albums war zwar Charles Manson klar; allein die Schwarzen, die 1968 nach dem Mord an Martin Luther King ganze Stadtteile – auch in Los Angeles – abgefackelt hatten, schienen 1969 merkwürdig unentschieden. Könnte es sein, dass sie selbst für ihr Werk der Zerstörung der Führung des „weißen Mannes“ bedürften?

So reifte in Mansons Hirn die Idee, eine Mordserie zu initiieren, eine Terrorwelle gegen das weiße Establishment, die den Schwarzen in die Schuhe geschoben und einen weißen Backlash provozieren, der wiederum den Rassenkrieg – „Helter Skelter“ – auslösen würde. Weiterlesen

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