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Die Abenteuer des Joseph Samuel Posener (10): „Im betrübten Greis erkannte ich meinen Vater.“

Das Bild zeigt das ehemalige Geschäft Joseph Samuel Poseners im alten Zentrum von Rio de Janeiro, rua Carioca 10. Laut Handelsregister von 1899 sind Joseph Posener und Julio Posener – das ist sein ältester Sohn – als „socios“, also Teilhaber, eingetragen.

Den 18ten May 1856 um 8 Uhr morgens habe ich Rio de Janeiro verlassen, mit dem französischen Dampfer Lionnais, kam nach Bahia d. 23, nach Pernambuco d. 25., nach S. Vicente den 4ten Juni, nach Tennerife d 8ten, nach Madeira den 10ten, nach Lissabon den 13ten und nach L’Havre d 18ten Juni, kam nach Paris d 19 Juni an. In Paris habe ich mich 20 Tage aufgehalten, mehrere Monumente und Merkwürdigkeiten gesehen. Reiste den 12 July 1856 von Paris ab und kahm am 14ten am Abend 10 Uhr in Berlin an.

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Wie war das nochmal mit dem Klimawandel?

Es ist eine Herausforderung, gerade vor Beginn des neuen Jahre positive Meldungen zur Klimapolitik in Deutschland und der Welt zu schreiben, nachdem auch im Jahr 2024 die mediale Berichterstattung fast ausschließlich von negativen Schlagzeilen dazu dominiert wurde.

Deutschland ist klimamüde!

In den vergangenen Jahren haben viele Menschen in Deutschland aufgrund der Vielzahl der Krisen in Europa und der Welt das Thema der Klimaveränderungen aus dem Blick verloren.

Dies beginnt damit, dass sich die im Bundestag heute vertretenen und für die Wahl am 23. Februar kandidierenden Parteien zum Teil diametral uneinig über den Klimawandel und seine Bedeutung sind. Für eine Partei, derzeit die Nummer Zwei in den Umfragen, gibt es den menschengemachten Klimawandel nicht. Eine neue Partei, die bereits in drei Landtagen den Einzug geschafft hat, hegt zumindest starke Zweifel an den Klimafolgen beziehungsweise an der Dimension der Klimaveränderungen. Weiterlesen

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Bundeswehr-Friedenstruppe für die Ukraine

Im Bundestagswahlkampf muss darum gestritten werden, wie Deutschland helfen will, einen sich abzeichnenden Waffenstillstand zu sichern und Putin-Russland vor weiteren Angriffen abzuhalten. Auch um sich selbst zu schützen. Und BSW/AfD und den falschen Pazifisten in der SPD Wind aus den Segeln zu nehmen.

Der nun schon fast drei Jahre dauernde russische Vollkrieg gegen die Ukraine wird in der beginnenden Wahlkampagne eine zentrale Rolle spielen. Denn die Angst vor einer Ausweitung des Kriegs sitzt tief in den deutschen Gemütern und lässt sich politisch leicht ausbeuten – von Putin wie seinen Vasallen bei uns. Die Parteien bringen sich bereits in Stellung: der noch amtierende „Friedenskanzler“ erst mit seinem Telefonat mit dem Kriegsherrn, nun mit seinem Besuch in Kyjiw und der Botschaft: Mit mir gibt es keinen dritten Weltkrieg, sondern weiteres Rumgestochere in der Außen- und Sicherheitspolitik. Union und Grüne dagegen mit demonstrativem Schulterschluss zur energischen Unterstützung der Ukraine. Wagenknecht und die AfD mit ihrer alten Friedensleier.

Doch um die entscheidende Frage drücken sich alle: Was tun, wenn der Krieg nach oder schon vor der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus eingefroren wird? Weiterlesen

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50 Jahre „The Lamb Lies Down On Broadway“: Ein ewiges Rätsel

Wer das bildungsbürgerliche Zwangsklavier genossen hatte, hielt wahlweise „Tales from Topograhic Oceans“ von Yes oder „The Lamb Lies Down on Broadway“ von Genesis für der Weisheit letzen Schluß. Weisheit, das war wörtlich gemeint, denn: Wenn man etwas beim besten Willen und trotz Anglistik- und Literaturstudium nicht versteht, muss es das sein, Weisheit. Wer behauptet, Zugang zu dieser Genesis-Story zu haben, bei dem würde ich gerne eine Razzia durchführen. Mit dem Ziel vor Augen, bislang unbekannter Drogen habhaft zu werden. Weiterlesen

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Töne aus dem Orbit: Eine Liebeserklärung an Steve Lukather

Man muss sich Steve Lukather als einen total sympathischen, wortgewaltigen, lustigen Typen vorstellen. Als ich ihn das erste Mal traf, war ich einen langen, unsympathischen, kargen und kurvigen Weg gefahren in die schwäbische Provinz nach Winterbach weit hinter Stuttgart. Dort residierte der Gitarrist von Toto, der Mann, der auf unzähligen Alben als Studiomusiker seine Spuren hinterlassen hatte, um über das damals aktuelle Studioalbum „Falling In Between“ zu sprechen. Ich wartete, es dauerte, Es war lange nach High Noon, aber Herr Lukather schlief noch. Dann saß er mir gegenüber, oder besser lag – und ich konnte zusehen wie ein verkaterter, von jahrzehntelangem Alkohol- und Drogenmissbrauch etwas schwammig gewordener Mann mich aus geschlossenen Augen missmutig, ja misstrauisch – und offenbar noch im Tiefschlaf – anstarrte. Was mir in Erinnerung blieb: Er sagt ziemlich oft „fuck“. Und auch manchmal „fucking fuck, fuck“, glaube ich zumindest. Auf was sich das bezog, war seine Worten nicht eigentlich zu entnehmen, wie überhaupt nicht viel Substanzielles dabei rumkam. Weiterlesen

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Weil es nicht um Juden geht – Die syrische Tragödie

Wie kurz mittlerweile das kollektive Gedächtnis der Welt ist, könnte einen beängstigen. In Wahrheit ist es aber nur allzu logisch. Denn solange es nicht um Juden respektive Israel geht, reagiert die Welt eher mit Gleichgültigkeit auf solche Ereignisse wie das Wiederaufflammen des Krieges in Syrien. Wen soll man beschuldigen, wenn man keine Juden beschuldigen kann?

Kein Bürgerkrieg.

Dass der Krieg in Syrien kein Bürgerkrieg ist, sollte mittlerweile klar sein. Oberflächlich geht es um handfeste wirtschaftliche und geostrategische Interessen und Einflusszonen, darunter liegt der ideologische Kampf zweier islamischer Glaubensschulen. Die Akteure – Assat, Putin, Erdogan, das klerikal-faschistische Regime in Teheran und seine zahlreichen Terrorproxys – scheren sich einen Teufel um die Opfer. Denn sie sind nur Verfügungsmasse, Kanonenfutter für den Todeskult der Ideologie. Weiterlesen

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Nicole Anderl

Nicole Anderl – in den 70er-Jahren in Wust-Fischbeck in Brandenburg geboren, im VEB-Exquisit zur Schneiderin ausgebildet, ging in den 90er-Jahren nach Berlin und hat sich im Laufe der wilden Nachwendejahre zu einer autonomen Friedensaktivistin entwickelt, sie nennt sich seither DAFNE B.  Weiterlesen

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Die Abenteuer des Joseph Samuel Posener (9): Wilde Flüsse, wilde Menschen, wilde Tiere

Rio de Janeiro den 14ten Dezember 1849. Lieber Vater! Seit einigen Tagen bin ich hier angelangt und beeile mich dir zu Schreiben, auch wirst Du inliegendem Brief ein Wechsel über die Summe von 200 Thaler finden. Sehe zu, daß du eine gute Partie für Pauline findest, ich will Sorgen daß ich Ihr eine gute Mitgift schikken kann.

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Keine Auskunft unter dieser Nummer

Die analoge Ära geht unwiederbringlich zu Ende. Nun hat die Telekom die Telefonauskunft eingestellt. Für uns Ältere eine wehmütige Nachricht. Was aber machen die Menschen, die nicht vernetzt und digital fit sind?

In meinen sehr jungen Jahren war es ein beliebter Zeitvertreib, vom elterlichen Telefon (für Jüngere: ein schwarzes Ungetüm mit Wählscheibe, in das man einen Finger stecken musste, um sie zu drehen, was oft schief ging) die 110 oder 112 anzurufen und einen vermeintlichen Notfall durchzugeben. Was einen wohligen Nervenkitzel hervorrief und risikolos war, weil damals Anruf ja noch nicht zurückverfolgt werden konnten. Oder die 116 für die Zeitansage. Oder die 118 für die Telefonauskunft, um mit einer mehr oder weniger freundlichen „Dame vom Amt“ eine sinnlose Konversation zu betreiben. Was man so machte, wenn man nichts besseres zu tun hatte. Manchmal riefen wir auch Nachbarn an, um sie mit irgendwas zu erschrecken, und hofften, dass sie unsere Stimme nicht erkennen würden. Weiterlesen

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Für Ukrainefrieden!

Alles begann mit Zorn auf Vladimir Putins vermeintliche „Spezialoperation“ seines Ukraineüberfalls am 24. Februar 2022.

Mich überraschte, dass die Menschen um mich nicht verstanden, was weltpolitisch geschah. Der Beginn des Dritten Weltkrieges und Anfang des Endes der Menschheit. Ich war wenig erfreut, die Statements meiner Mit-Menschen darüber zu hören, die innerhalb meiner zweimal wöchentlichen Physiotherapie willkommene Opfer meiner Fragen waren. Sie hörten doch gerade im Radio, was dort geschah. Ich sprach mit „normalen Menschen“, keinen Außenpolitik-Experten. Alle hatten Abitur. Weiterlesen

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Unser jährlicher Lumumba

Weihnachtsmarkt.

In seiner Abhandlung „Phänomene,“ in der Vorgänge und Orte der Moderne eine kritisch-huldigende Würdigung erfahren, hat der Philosoph Walter Benjamin beschrieben, wie der moderne, aufgeklärte Mensch Alltag wahrnimmt, oder besser gesagt, wahrnehmen könnte. Es findet sich in diesem Werk kein Kapitel über den Weihnachtsmarkt. Gäbe es eins, würde es vielleicht mit den Worten eingeleitet: „Der Augenblick der Konstruktion, chaotisch und sehnsuchtsnah, unter dem immer gleichen Gestank nach Verbranntem und dem Funkeln eines toten Baumes.“

Ambrose Bierce hat in seinem „Wörterbuch des Teufels“ leider auch keinen Eintrag dazu verfasst, obwohl ein solcher Artikel sich nahezu aufdrängen würde: „Weihnachtsmarkt, der –  Tempel der Völlerei und des Konsumrausches unter dem Vorwand der Vorbereitung auf die Völlerei und den Konsumrausch anlässlich der Geburt eines jüdischen Kindes, von dem niemand weiß, wie es in den Mutterleib gekommen ist.“ Weiterlesen

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