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Die Mobilisierung entscheidet die Bundestagswahl

Der Wahlkampf läuft momentan nicht gut für Angela Merkel. Schwarz-Gelb ist in zwei von drei Umfragen unter 50 Prozent gerutscht. Die Kanzlerin musst sich in der Afghanistan-Debatte rechtfertigen und die Bundeswehr in Schutz nehmen. Und nun hat Sigmar Gabriel auch noch alte Unterlagen ausgraben lassen, die vermeintliche Tricks der Kohl-Regierung beim Atomlager Gorleben zu zeigen scheinen.

Nicht gerade das, was sich eine Wahlkämpferin zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl wünscht. Und doch könnte es dazu führen, dass am 27. September alles glatt geht für Schwarz-Gelb und sie als Siegerin durchs Ziel geht.  

Denn die alles entscheidende Frage dieser Wahl wird die Mobilisierung am Wahltag sein. Welche Partei bekommt ihre Anhänger in die Wahlkabine?  Wer macht bei den noch immer bis zu 30 Prozent Unentschlossenen in den letzten Tagen den besten Eindruck – und zwar einen so nachhaltigen, dass sie deshalb wählen gehen?

Wild entschlossen zu wählen sind dieses Mal nur die Anhänger der FDP. Für sie ist es nach elf langen Jahren in der Opposition die langersehnte Chance, endlich wieder mitzuregieren. Deshalb bleiben die Werte für die FDP auch so stabil und deutlich zweistellig. Das derzeitige Hoch für die Linken, die nach ihren Wahlerfolgen in Thüringen und im Saarland einen spürbaren Sprung in den Umfragen gemacht haben, wird eher nicht anhalten. Es ist ein klassischer Reflex auf die Berichterstattung in den Medien, die sich in den Schlußwochen anderen Themen zuwenden wird. Die Grünen können auf Wähler setzen, die ihr Kreuz dort machen, fast egal, wie sich die Partei positioniert (bis auf die Atomfrage) – einfach aus dem alternativen Lebensgefühl heraus.  

Am meisten zu gewinnen ist bei der Mobilisierung für die SPD: Schafft es Frank-Walter Steinmeier, auf den letzten Meter doch noch neuen Enthusiasmus für die Sozialdemokraten zu entfachen, könnte er  zum Überraschungssieger des Wahlabends werden – oder zumindest zu dem Mann, der Schwarz-Gelb verhindert hat.

Für Merkel läuft die Rechnung anders: Für sie war der bislang vorherrschende Eindruck am gefährlichsten, dass Schwarz-Gelb auf jeden Fall als Sieger durchs Ziel geht. Denn das hätte dazu führen können, dass etliche Unions-Wähler aus Bequemlichkeit zuhause geblieben wären. Das gilt umso mehr, als die allermeisten diese Wahl im Gegensatz zu 1998 und eingeschränkter auch 2002 und 2005 nicht als Schicksalswahl ansehen. Je enger es nun wird, desto eher kann Merkel die Unions-Anhänger mobilisieren.

 Das gilt allerdings nur, wenn es in der – zunehmend nervöser werdenden – Union selbst ruhig bleibt. In dem Moment, wo einer oder gar mehrere der Unions-Ministerpräsidenten die Nerven verlieren und Merkels Wahlkampfstrategie angreifen, greift das nicht mehr. Dann nehmen die Wähler die Union wie 2002 und 2005 als zerstritten wahr und werden sich kaum in zusätzlichen Massen bewegen lassen, wählen zu gehen. Die nächsten Tage werden das zeigen.

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