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Aleida Assmanns neuer linker Katechismus

Aleida Assmann kann es nicht lassen. Und dafür muss man ihr dankbar sein. Sie muss sich in alle Diskussionen einmischen, bei denen es um Antisemitismus oder die Relativierung des Holocausts geht. Dabei macht sie durch die Plattheit ihrer Argumentation die Mechanismen deutlich, mit denen einige Deutsche heute sich der Verantwortung entziehen, gegen den real existierenden Antisemitismus zu kämpfen, egal aus welcher Ecke er kommt.

In der „Frankfurter Rundschau“ nahm Assmann die Kontroverse um die Rede Carolin Emckes zum Anlass, erstens die dumme Rede vom „neuen deutschen Katechismus“ zu wiederholen, zweitens Emckes Rede zu verschlimmbessern (und dadurch auf den Begriff zu bringen), drittens die „Springer-Presse“ (in der sie selbst gelegentlich publiziert) anzugreifen, und viertens den tatsächlichen Katechismus aller Israelhasser, Holocaustrelativierer und dergleichen auf den Begriff zu bringen: Nicht der Antisemitismus ist schlimm, die Benennung des Antisemitismus ist schlimm.

Der Reihe nach:

Erstens: Assmann ist vielleicht nicht für die Überschrift verantwortlich: „Anfeindungen gegen Carolin Emcke: Der neue deutsche Katechismus“. Tatsächlich hat die Kritik an Emcke nichts zu tun mit dem, was der Genozidforscher A. Dirk Moses unter diesem Terminus versteht. Aber Assmann erweitert auf bezeichnende Weise die Kritik von Moses, bringt sie in gewisser Weise auf den ressentimentgeladenen Begriff, wenn sie schreibt: „Der neue deutsche Katechismus verbietet offenbar, beim Sprechen über Juden auch andere Gruppen und Themen einzubeziehen.“ Das ist natürlich Unsinn. Niemand „verbietet“ irgendjemandem irgendetwas. Die Frage ist immer, was „beim Sprechen über Juden“ (!) und „andere Gruppen und Themen“ richtig oder falsch ist.

Hier machte Emcke einen Fehler, den ich als „Dummheit“ bezeichnet habe. Sie schrieb: „Die radikale Wissenschaftsfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben. Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden. Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feminist*innen oder die Virolog*innen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscher*innen.“ Das Problematische an dieser Reihung, kurzgefasst, ist nicht, dass „beim Sprechen über Juden auch andere Gruppen und Themen“ einbezogen werden. Das Problematische ist das „dann nicht …, sondern…“ Weil es eben keine Elitenkritik gibt, die nicht – auch – antisemitisch gewendet werden kann und gewendet wird. Ein Beispiel: längst ist der jüdische Finanzmann und Philanthrop George Soros, Buhmann der Rechten, die ihm vorwerfen, hinter der „Migranteninvasion“ und der LGBTQ-Bewegung zu sein, von eben jenen Kreisen auch als „Puppenmeister“ der Aktivistin Greta Thunberg ausgemacht worden: „George Soros has become a common target of attacks from conservative and alt-right corners of the internet. Associating Thunberg with him and his Open Society Foundations (OSF) has been used to discredit her and her discourse against climate change.“

Assmann nun versucht, Emckes Argumentation „noch klarer“ zu machen, indem sie „es in der expliziten Langform auseinanderfaltet.“ Ich übergehe die Überheblichkeit, die darin steckt, den Leser:innen von Emckes Text zu unterstellen, sie könnten die Argumentation in der „Kurzform“ nicht verstehen – und Emcke, sie habe sich vielleicht doch zu kurz gefasst. Tatsächlich macht Assmann alles noch schlimmer. Wie sie schreibt: „Die Kontexte ändern sich, die Adressaten der Empörung ändern sich, aber das Muster der Bedrohung und Diffamierung bleibt dasselbe.“ Früher die Juden, heute die Virolog:innen, morgen die Klimaforscher:innen.

Nein, Frau Assmann, die Adressaten ändern sich eben nicht; der Antisemitismus ist eine Konstante, keine historische Begebenheit. Die Protokolle der Weisen von Zion sind nicht nur  „Urform der Verschwörungstheorien und Grundmuster dieser Protestform“, die dann auf andere Gruppen übertragen wird. Sondern die Adressaten dieser Ur-Verschwörungstheorie bleiben auch gemeint bei modernen linken und rechten Verschwörungstheorien. Genau das leugnete Emcke implizit mit ihrem „dann nicht die Juden und Kosmopoliten, sondern …“; genau deshalb wurde sie zu Recht kritisiert. Und genau das leugnet explizit Assmann.

Übrigens bleibt das „Muster der Bedrohung und Diffamierung“ der verschiedenen Gruppen nicht „dasselbe“, was übrigens Emcke nicht behauptet hat. Die Pogrome und Diskriminierungen gegen Juden, gipfelnd in der Politik NS-Deutschlands und der „Endlösung der Judenfrage“, sind kaum vergleichbar mit der heutigen Polemik gegen Virolog:innen und Klimaforscher:innen heute. Wie gesagt, DAS hat Emcke auch nicht behauptet; das ist eine Erfindung Assmanns, die sie Emcke untergeschoben hat.

Zweitens: Für nicht-denkende Linke erfüllt die „Springer-Presse“ die gleiche Funktion wie für die Rechte die „Lügenpresse“ (zu der die „Springer-Presse gehört), oder die „Staatsmedien“: In diesen Verschwörungsideologien stellt die perhorreszierte Gruppe eine unheimliche Meinungsmacht dar, die stets das Böse will und stets das Gute schafft, nämlich die Immunisierung der eigenen Gruppe gegen Kritik. Wenn die „Staatsmedien“ die AfD kritisieren, ist es Propaganda; wenn die „Springer-Presse“ Linke kritisiert, ist es eine „Kampagne“. Assmann meint, Emcke sei als Antisemitin von der „Springer-Presse“ angegriffen worden, eine „Ächtung“, die „von der Springer-Presse inzwischen serienmäßig vergeben“ werde.

Es sind, so weit ich weiß, ganze drei Kommentare zur Causa Emcke in der „Springer-Presse“ erschienen: in der „BILD“, in der „WamS“ und in der WELT. Einen schrieb ich. Er begann mit der Feststellung: „Carolin Emcke hat Recht. Es ist Zeit für eine neue Aufklärung…“ Ich stellte auch klar: „Natürlich wollte Emcke, das sei vorweggesagt, die Verfolgung der Juden im Dritten Reich nicht mit heutiger Kritik an Klimaforschern und Aktivistinnen gleichsetzen. Die Kritik an ‚Juden und Kosmopoliten‘ als eine heimlich herrschende Weltelite ist ja kein Alleinstellungsmerkmal des Nationalsozialismus gewesen.“ Nirgends, aber auch nirgends, habe ich Emcke als Antisemitin bezeichnet oder gar „geächtet“. Aber mit Fakten haben es Verschwörungstheoretiker eher nicht so, Frau Assmann schon gar nicht.

Drittens: Auf Fakten kommt es Assmann gar nicht an. Es kommt ihr, wie ich gezeigt habe, darauf an, den Antisemitismus als etwas hinzustellen, das in der Vergangenheit liegt. Das in der Gegenwart allenfalls bei Ewiggestrigen auf der extremen Rechten zu finden sei, weshalb es ja nicht angehe, dass die „Springer-Presse serienmäßig“ auf Erscheinungsformen des Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft hinweise.  Denn der Vorwurf des Antisemitismus sei „ungeheuerlich und das schlimmste Stigma, das für ernsthafte Deutsche denkbar ist.“

Ich sehe darüber hinweg, dass sowohl ich wie auch die meisten „ernsthaften Deutschen“, die sich gegen Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Islamophobie usw. usf. engagieren, bemüht sind, zwischen der Sache und der Person zu unterscheiden. Der Antisemitismus ist ein kulturelles Phänomen und eben nicht ein persönliches „Stigma“, wie Assmann behauptet. Es gibt Leute, wie Assmanns Ehemann Jan, die so hartnäckig die negative Rolle des Judentums in der Geschichte behaupten, dass man von einer persönlichen Obsession ausgehen muss; aber oft bedienen Leute antisemitische Vorurteile aus Dummheit oder Unwissen, wie die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“(INSM), deren gegen Annalena Baerbock gerichtete „Anti-Moses-Werbekampagne“ ich in dem gleichen Artikel kritisiert habe, in dem ich Emcke „Dummheit“ vorwarf.

Übrigens hat Assmann offensichtlich nichts dagegen, wenn der Vorwurf des Antisemitismus gegen „neoliberale Lobbyisten“ erhoben wird. Da hörte man nichts von „ungeheuerlichen“ Vorwürfen gegen die INSM, die „serienmäßig von der Springer-Presse“ erhoben würden. Das ging völlig in Ordnung.

Viertens aber: Assmanns Formulierung verdient trotz ihrer eigenen allzu durchsichtigen Inkonsequenz dennoch eine nähere Betrachtung: Der Vorwurf des Antisemitismus sei „ungeheuerlich und das schlimmste Stigma, das für ernsthafte Deutsche denkbar ist.“ Warum nur für „ernsthafte“ Deutsche? Meint sie damit „linke“ Deutsche? Und: Warum nur für Deutsche? Wäre der Vorwurf an einen, sagen wir: Kameruner weniger „ungeheuerlich“? Und wenn ja, warum? Weil die betroffenen Nationen sich den Holocaust nicht zuschulden haben kommen lassen? Das würde bedeuten: Die Schuld der Eltern und Großeltern hätte den schönen Kollateralnutzen für die Nachgeborenen, dass man ihnen antisemitische Äußerungen nicht vorhalten könne, da das „ungeheuerlich“ und „das schlimmste Stigma“ sei. Gnade der späten Geburt. So war das mit der Verantwortung für ein „Nie wieder!“ eigentlich nicht gedacht. Im Gegenteil. Aber das ist der neue linke Katechismus:

Wer ist verantwortlich für den Antisemitismus?

„Ich bin’s nicht, Adolf Hitler ist’s gewesen!“

Gibt es noch heute Antisemitismus in Deutschland?

„Rechte sind Antisemiten, Linke nie!“

Wie geht man als Linker mit Kritik an antisemitischen Äußerungen von Linken um?

„Ungeheuerlich ist nicht der Antisemitismus, Ungeheuerlich ist der Vorwurf des Antisemitismus.“

Was bedeutet der Holocaust heute?

„Einen Freibrief: Wer nicht gerade dabei erwischt wird, einen Juden in den Ofen zu schieben, darf nicht in Verbindung mit dem Antisemitismus gebracht werden. Jedenfalls nicht, wenn er oder sie links ist.“

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20 Gedanken zu “Aleida Assmanns neuer linker Katechismus;”

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    Es gibt natürlich die Leute, die gerne Nationalisten wären. Da der Deutsche diskreditiert ist, eignen sie sich den jüdischen an und gerieren sich als 100% . Und sie sind gegen Sozialisten, Pazifisten, Linksversiffte etc., eigentlich sind sie gegen die gleichen, die Opa schon nicht mochte. Nur diesmal nicht wegen deutschem Nationalismus, sondern wegen des jüdischen. Da philosophieren Deutsche über jüdischen Selbsthass und kartätschen in den Kommentarspalten Juden als Antisemiten nieder. Ja, das Internet ist voller Unsinn. Freud hätte wohl seine Freude. Deswegen ist es wichtig, das ernsthafte Menschen miteinander reden und sich austauschen, wozu auch der ernsthafte Wunsch gehört, die Argumente des anderen zu hören. Wie jede andere Zeitung, benutzen auch die Springer gerne mal den Säbel, wo ein Florett angebracht wäre, besonders in den Kommentaren. Ich habe die Kommentare in dieser Sache in der Welt-Online gelesen und sie sind (eigentlich nur zwei?) das genaue Gegenteil. Sie beinhalten keinen Antisemitismusvorwurf an Frau Emcke, nirgends. Insoweit ist Frau Assmanns Beitrag irgendwie am Thema der kritisierten Kommentare vorbeigeschrieben und beim Lesen wurde ich den Eindruck nicht los, dass Frau Assmann als imaginäres Gegenüber eben jene Spinner aus dem Internet im Kopf hatte, die im Diskurs vollkommen irrelevant sind und bestimmt nicht irgendeinen Katechismus begründen. Das ist kein Beispiel für linke Positionen, da überzieht die Kritik an Frau Assmann. Aber es ist ein Beispiel, wie man ein Gespräch, beabsichtigt oder nicht, torpediert. Man erinnere sich an den 68er, der noch vor einigen Jahren für jede kaputte Glühbirne verantwortlich war. Jetzt sind es eben diejenigen, die sich mit Antisemitismus beschäftigen, die durch magische Kräfte einen Diskurs verhindern wollen. Übrigens gilt das auch im Austausch mit Rechten. Wenn man im Kopf immer mit einem imaginären Heydrich und nicht mit dem Gegenüber spricht, dann ist das keine wirkliche Auseinandersetzung mit dessen Positionen. Im Westen nichts neues, der Diskurs als Mobilisierungsmaschine und nicht als Erkenntnisquelle.

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      Stevanovic: ‚Es gibt natürlich die Leute, die gerne Nationalisten wären. Da der Deutsche diskreditiert ist, eignen sie sich den jüdischen an und gerieren sich als 100% . Und sie sind gegen Sozialisten, Pazifisten, Linksversiffte etc., eigentlich sind sie gegen die gleichen, die Opa schon nicht mochte.‘

      … werter Stevanovic, Sie schreiben der Deutsche ist diskreditiert weil er gerne Nationalist wäre.

      Sie kennen doch bestimmt das Lied der Deutschen, die geltende Deutsche Nationalhymne – Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland!

      … ich meine ‚der Deutsche‘ gefällt sich in einer patriotische Haltung zu seinem Vaterland. Ja warum denn auch nicht? Und warum soll er diese patriotische Haltung nicht anderen Völkern zugestehen? Israel ist da übrigens keine Ausnahme. Und selbstverständlich bin ich ‚gegen Sozialisten, Pazifisten, Linksversiffte1) etc.‘, wie Sie richtig schreiben; ‚eigentlich gegen die gleichen, die mein Opa schon nicht mochte.‘

      Von etwa 82’000’000 Staatsbürgern in Deutschland 2020 hat, seit 1945 [sic!], etwa jeder 4. einen ‚Migrationshintergrund‘. Die ‚Migranten‘ stehen faktisch jedes Jahr Schlange und kommen und sind gekommen um den Deutschen zu helfen. Wa‘? (Hier, übrigens, entschlüpfte meinem Hamster mal wieder ein Bäuerchen.)

      Glauben Sie, werter Stevanovic, das Deutschland – ohne ‚Migration‘ in derartiger Größenordnung und der Deutsche dazu nicht mal gefragt wurde – irgendwie, auch nur ansatzweise, schlechter da stünde? Abgesehen davon, das es den Herkunftsländern der ‚Migranten‘ offensichtlich nicht gelingt, ihre eigene Bevölkerung zu ernähren. Sind die doof? Oder haben die Deutschen schuld an deren Unvermögen?

      1) … vielleicht könnten Sie ‚linksversifft‘ erklären? Ich vermute das ist irgendeine menschenverachtende Haltung, so was wie Sozialist. Oder?

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      „Es gibt natürlich die Leute, die gerne Nationalisten wären. Da der Deutsche diskreditiert ist, eignen sie sich den jüdischen an und gerieren sich als 100% .“
      Jep! Ich habe heute morgen die Nachrichten der ‚Freunde israels‘ auf Facebook mal für 30 Tage abgedreht, weil ich zwar das andauernde ‚Shabbat Shalom / I love Israel so much – Herzchen-herzchen‘ noch gerade ertragen kann, aber natürlich sind da Trittbrettfahrer unterwegs, die ihren Nationalismus Zeitgeist-diskursangepasst sublimieren. Wobei mich am meisten die Verdruckstheit dieser Individuen stört, die den ja durchaus nachvollziehbaren Vorteil eines Nationalstaates bzw. einer bewährten nationalen Verwaltungseinheit gegenüber einer in allzu vieler Hinsicht völlig durchgeknallten und weltfremden EU-Verwaltung nicht inhaltlich argumentieren, sondern sich hinter emotionalen Chiffren verstecken. Ich mag das überhaupt nicht. Meine Güte: Wenn ich AfD wähle, sage ich das und stehe dazu. (Versprochen!)

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        Ich wollte das schon Stevanovic sagen: Es ist zwar denkbar, dass Begeisterung oder Einsatz für Israel etwas mit verdrängtem Nationalismus zu tun hat, ebenso wie es möglich ist, dass Leute Israel lieben, weil die Israelis den Arabern zeigen, wo der Hammer hängt. Aber wenn man so etwas behauptet, dann sollte man das auch belegen.
        Und was die EU angeht: Es wäre möglich, dass ein jüdischer Nationalstaat aus historischen Gründen nötig ist, während die europäischen Nationalstaaten ebenfalls aus historischen Gründen obsolet sind. Es gibt Ungleichzeitigkeiten in der Geschichte. Gegenüber den Vorstellungen einer muslimischen Umma oder dem panarabischen Nationalismus sind Nationalstaaten wie Ägypten oder der Sudan, Irak oder Jordanien ein Fortschritt. Das schließt aber nicht aus, dass es in 20 oder 30 Jahren in der Region zu einer Arabischen Union kommen könnte analog der EU.

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        APo: ‚Und was die EU angeht: Es wäre möglich, dass ein jüdischer Nationalstaat aus historischen Gründen nötig ist, während die europäischen Nationalstaaten ebenfalls aus historischen Gründen obsolet sind.‘

        … ich meine Imperien sind aus historischen Gründen sowas von obsolet. Wer Demokratie will kann nur den Nationalstaat meinen, weil eben nur im Nationalstaat Demokratie funktionieren kann.

        Das Deutsche Volk ist als Souverän im Grundgesetz der ‚BRD‘ verankert. Die EU ist Firlefanz.

        … aaaber, wenn Seehofer, immerhin als Bayerischer Ministerpräsident, am 20. Mai 2010 im Staatsfunk tönt ‚… diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden. … ‚ – und ‚wir‘ festgestellt haben, dass ‘das weiter gültige Besatzungsrecht in drei große Bereichen’ in der Bundesrepublik Deutschland erhalten geblieben ist – WER, um aller Welt, ‚regiert‘, mit welchem Recht, Deutschland wider das Grundgesetz?

        Wissen Sie da mehr, werter Alan Posener?

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        Im Zweifelsfall, lieber dbh, stecken die Juden dahinter, wie Sie wissen.

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        Lieber Alan Posener, ersteres rein sachlich und fair gesehen, ja. Aber nach dem hundertsten IDF – Foto und fünfzigsten Netanyahu-Anbetung fragt man sich schon, was noch dahinter stecken könnte. Ist aber ‚facebook‘, also auch nicht ganz so wichtig. Was die EU betrifft, so hat sie bereits die Griechen vor den Kopf gestoßen und man kann jetzt ständig auf Ungarn, Polen und die Länder eindreschen und wird viele, allzuviele – ich finde aus nachvollziehbaren Gründen – verlieren. Ein Eliten-Projekt, wie das Pariser Klimaschutz-Abkommen und ich habe den Eindruck, deswegen unter einem anderen ‚Stern‘, also gegen Volkes Wille, wenn er erwacht, als eine vielleicht mögliche arabische Union. Wenn sich jedenfalls das Wirtschaften und Sparen nicht mehr lohnt, man also die kleinen Leute durch Banken-, Euro-, Viren- und Klimarettung dauerhaft finanztechnisch überfordert, ist Schluss mit der EU.

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        Nun, erstens seit wann ist „Elitenprojekt“ ein Schimpfwort? Der Fortschritt war immer schon ein Elitenprojekt, auch wenn Linke das leugnen. Und zweitens hat die EU weder den Klimawandel noch das Virus erfunden und war übrigens nicht Hauptschuldige am Bankencrash, der erst zur „Eurokrise“ führte. Ein wenig Bedachtsamkeit bei der Wahl der Worte und der Wutobjekte ist vielleicht doch angebracht.

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        APo: ‚Im Zweifelsfall, lieber dbh, stecken die Juden dahinter, wie Sie wissen.‘

        … liiieber Alan Posener, ich kann nicht glauben, dass Sie ‚die Juden‘, für wessen Imperium auch immer, instrumentalisieren wollen … aaaber, ich kann Sie beruhigen, es sind nicht ‚die Juden‘ die dahinter stecken.

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        “Der Fortschritt war immer schon ein Elitenprojekt, auch wenn Linke das leugnen.“
        Wenn es denn Fortschritt ist.. also für die, die es bezahlen sollen. Ansonsten wird Elite und Projekt abgewählt. Zumindest in einer Demokratie.

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        In der Tat. Und da liegt ein Systemproblem der Demokratie, wie schon Alexis de Tocqueville bei seiner Reise durch Amerika feststellte.

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        Tocqueville hat sicher einen wesentlichen Beitrag geleistet, die Gefahren für die Freiheit in modernen Gesellschaften erkennen zu können. Natürlich ist Demokratie und Freiheit nicht deckungsgleich und auch ‚der Markt‘ kein Garant dafür. Was Schwab, Soros, Gates und Konsorten eint, ist natürlich nicht, dass sie die ‚neuen Juden‘ sind (welche Verstrickung in Klischees da offensichtlich auf allen Seiten noch existieren..), sondern, dass die besten Geschäfte, seien es nun finanziell lukrative oder die Geschäfte der Macht am besten gelingen, wenn man den Menschen Angst einjagt, um dann direkt ‚Lösungen‘ anzubieten. Mehr ist da nicht. Wer da am erfolgreichsten konkurriert, hat die Macht. Das gilt auch für Medien: Die Covid-Einpeitscher vom ‚Spiegel‘ z.B. machen es Lauterbach, dem Möchtegern-Gesundheitsminister gleich. Ach ja, übrigens: Angst tötet https://m.youtube.com/watch?v=JzW2mOZm8jg&feature=share&fbclid=IwAR0VfqAcIMxDxA7uDqrCjmxxTNPdEMPyQV8tVt35ALG9OA-wA4Le5sDKGic

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    Vielen DAnk für die wahren Worte! Ich finde es (und das ist meine Assoziationskette, kein direkter Zusammenhang mit diesem wichtigen Artikel!) immer wieder hochinteressant, wie es möglich sein kann, dass derzeit der Antisemitismus nachgerade überall auf der Welt so exponentiell ansteigt – und dennoch in GB, den USA, Frankreich, Griechenland und Deutschland so unterschiedliche Formen und Grundstrukturen angenommen hat. Die Konzentration auf die Entschuldigung und Vergrabung der Shoah in Deutschland ist einzigartig – aber in anderen Ländern finden sich andere Urgründe, der Antisemitismus ist aber dennoch auch da eine ernsthafte, steigende – und häufig in der Academia angesiedelte!_ Bedrohung. Natürlich liegt es daran, dass Leute Angst vor der Zeit haben – aber dass es SO „funktioniert“….

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    Hallo Herr Posener,
    Danke für den Text. Ich schätze Ihre ausgewogene, ideologiekritische Art, mit dem Thema „Antisemitismusvorwürfe im (deutschen) Diskurs“ umzugehen, sehr. Nur, der von Ihnen vorgestellte „neue linke Katechismus“ bezieht sich nicht auf DIE Linke. Da gibt es schon Strömungen, die in der Frage der Solidarität mit den Juden und mit Israel richtigerweise wohl sehr nahe bei der „Springer-Presse“ wiederfinden, wenngleich wahrscheinlich aus anderen Gründen, die Sie, so darf ich unterstellen, ablehnen und ich sehr fragwürdig finde (Stichwort: „Antideutsche“). Aber das ist ein anderes, sehr weites Feld.

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      ..ich finde Sarah Wagenknecht, deren Perspektive auf unsere Ökonomie ich ausdrücklich nicht teile, hat das psychologische Problem der Lifestyle Linken in ihrem Buch ‚Die Selbstgerechten‘ sehr schön aufgespießt und die Antideutschen scheinen mir in diesem soziologischen Phänomen sehr prominent zu sein. Eine Form von extremem Narzissmus. Der ‚Linken‘ würde (wie der SPD) ich eine Rückkehr zu ihrer eigentlichen Wähler-Klientel besser stehen. Ramelow scheint das erkannt zu haben (-> heutiges Interview in der ‚Welt‘).

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    Da geht’s doch nur noch um die Entlastung eines deutschen Schuldkomplexes, der anscheinend nur noch möglich ist, wenn historische Tatsachen postkolonialistisch relativiert werden: „Wir sind alle Opfer des Antisemitismus – irgendwie..“

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