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Loslachen, Dünnhäutigkeit und inhaltliches Schlingern – Armin Laschet wird zum Problem für die CDU

Credit: IMAGO / Future Image

Das Verhalten Armin Laschets sowohl in der Corona- als auch der Flutkrise lässt große Zweifel an seiner Geeignetheit für das Amt des Bundeskanzlers aufkommen. Mit einem (i) Hang zum Unernst sowie Defiziten bei der Konzentrationsfähigkeit, (ii) Dünnhäutigkeit sowie Unmut bei kritischen Fragen von Journalisten, (iii) der fehlenden Stringenz in zentralen politischen Fragen und (iv) dem Hang dazu, sich ohne klare Festlegungen durchzulavieren zeigen sich gleich vier Mängel. Eine Analyse.

Selbst im Ausland wird über Laschets Lachen berichtet. So schreibt die britische BBC: „Armin Laschet, who is the conservative candidate to replace outgoing Chancellor Angela Merkel, was caught on camera apparently joking with colleagues as President Frank-Walter Steinmeier was expressing sympathy to victims.”

Ebenso wird das Befremden deutlich, nicht nur in Großbritannien. Emmanuelle Chaze, Korrespondentin der „Deutschen Welle“ und von „France24“ twitterte: „Another day, another major media (and moral) faux pas for chancellor frontrunner candidate (at least that was the case before the floods) Armin Laschet in his own constituency: here the conservative candidate is seen laughing his head off during President Steinmeier’s address.”

In dieselbe Richtung ging auch ein Tweet von Thomas Wieder, seinerseits Deutschlandkorrespondent der französischen Tageszeitung „Le Monde”: Le candidat CDU à la chancellerie Armin Laschet aurait pu éviter d’être mort de rire en arrière-plan pendant que le président fédéral Frank-Walter Steinmeier s’adresse à la presse à Erftstadt, l’une des communes de Rhénanie les plus durement éprouvées par les inondations…“, was sich wie folgt übersetzen lässt: „Der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hätte vermeiden können, sich im Hintergrund kaputt zu lachen, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Erftstadt, einer der vom Hochwasser am stärksten betroffenen rheinischen Gemeinden, vor der Presse spricht…“

Jeder macht Fehler, aber gewisse Fehler deuten etwas über die Persönlichkeit an

Gewiss, Laschets enervierendes Dauergrinsen mitunter selbst bei ernsten Themen ist hinlänglich bekannt. Aber der gestrige Aussetzer, der alles andere als ein übergehbarer Lapsus ist, stellt eine Zäsur dar. In der Politik gibt es zwei Sorten von Fehlern. Jene, die im hektischen Politikeralltag mit viel Druck von allen möglichen Seiten passieren können. Und jene, die etwas über den Charakter einer Person andeuten. Und zwar etwas Ungutes. In die letzte Kategorie etwa fällt die despektierliche, ja absnobbende Äußerung Annalena Baerbocks im Doppelinterview des NDR mit ihr und Robert Habeck. Dort sagte sie bekanntlich über Letzteren: „In manchen Dingen sind wir einfach sehr anders. Und dann gibt es natürlich Themen, ja?! Vom Hause her kommt er Hühner, Schweine, weiß ich nicht, was haste, Kühemelken. Ich komm‘ eher aus dem Völkerrecht, ja?!Ja..da…, kommen wir aus ganz anderen Welten im Zweifel.“ Es gehört viel dazu, sich so aufzuführen, erst recht in der Öffentlichkeit. In die Kategorie inakzeptablen Verhaltens fällt auch das Lachen Laschets, allerdings in nochmals verschärfter Form. Denn das gestrige Lachen des Aacheners, bei dem er den Mund weit aufriss, zeigte Lachen während einer Trauerbekundung des Bundespräsidenten und damit vor der Folie der bereits zu diesem Zeitpunkt deutlich über 130 Toten der Flutkatastrophe und des unermesslichen Leids.

CDU-Soldateska vs. Bürgerliche Presse

Während Teile der CDU in den sozialen Medien die Parteisoldateska geben und immer noch versuchen, ihren Kandidaten in bisweilen grotesker Manier weißzuwaschen, etwa mit dem Hinweis darauf, das Lachen in einer beklemmenden Situation sei doch als Instrument der „Seelenhygiene“ ganz und gar menschlich, das gebe es schließlich auch bei Beerdigungen, waren es Journalisten aus dem bürgerlichen Lager, die den Ernst der Lage und das fragwürdige Verhalten Laschets – als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident immerhin Landesvater – beim Namen nannten.

So las man auf bild.de die Worte „gackern“ und „feixen“:

„Steinmeier appelliert an und bewundert den Gemeinsinn, trifft den richtigen Ton – und hinter ihm albert Armin Laschet (60, CDU), als sei der NRW-Regierungschef und Kanzlerkandidat im Karneval und nicht in der Todeszone der Flut.“

„Steinmeier redet von den Menschen, die Angehörige „verloren haben, die große Verluste erlitten haben“, dass „ihnen Hilfe zuteilwerden soll“ und Laschet feixt und lacht im Hintergrund mit der Entourage. Nicht einmal, nein mehrmals. Beugt sich vor Gackern, macht offensichtlich Scherze.“

Claus Strunz, Mitglied der Chefredaktion des Blatts, sprach kurz darauf in einem Video-Kommentar von einer „unsäglichen Situation“ und davon, dass Laschet sich „nach allen Regeln des Anstands vollkommen daneben benehme.“

Der liberal-konservative Publizist Nikolaus Blome wiederum kommentierte auf n-tv:

„Nein, Armin Laschet lacht nicht über Steinmeier oder gar über die weit mehr als hundert Toten der Hochwasser-Katastrophe, das kann und will man nicht für möglich halten. Das zu unterstellen ist böswillig und lächerlich zugleich. Nein, Armin Laschet lacht über irgendetwas, vermutlich über etwas ziemlich Belangloses, ein kleines Witzchen vielleicht. Aber das genau ist jetzt sein Problem und es könnte sehr groß werden für den Kanzlerkandidaten.

Niemand verlangt von Politikern, ständig mit bitterernster Miene durchs Land zu laufen. Aber wenn Politiker in Katastrophengebieten auftreten, sich ein Bild machen, Mitgefühl ausdrücken und Hilfe versprechen – dann gibt es keine Nebensachen, die ablenken dürfen. Dann darf es keinen Moment ohne volle Konzentration geben, keinen Moment, der inmitten von Leid und Tod peinlich unernst wirkt. Zwar sind inzwischen Videos aufgetaucht, die auch Steinmeier lächelnd zeigen, während Laschet spricht. Es ist jedoch kein so albernes Lachen wie beim Ministerpräsidenten.“

Nicht einmal die Entschuldigung Laschets ist dem Ernst der Lage angemessen

Mit dem peinlichen Unernst und der fehlenden Konzentration spricht Blome etwas an, das sich zunächst in der Corona-Krise und mittlerweile auch in der Flutkatastrophe bei Laschet als Verhaltensmuster herauskristallisiert hat und das für jemanden, der Bundeskanzler werden will, ein, vorsichtig gesagt: Problem ist. Mit der Dünnhäutigkeit bei kritischen Fragen von Journalisten, der fehlenden Stringenz in zentralen politischen Fragen und dem Hang dazu, sich irgendwie ohne klare Festlegungen durchlavieren zu wollen, kommen drei weitere Persönlichkeitsschatten hinzu. Und mit der in puncto Selbstkritik defizitären Einschätzung der eigenen Lage, in die er sich ohne Not selbst hineinlaviert hat, derzeit sogar eine sechste. Laschet hat den Ernst der Situation offenbar immer noch nicht begriffen. Das zeigt sich jedenfalls an dem, was er offenbar für eine ausreichende Entschuldigung hält. Auf Twitter schrieb er gestern Abend:

„Ich danke dem Bundespräsidenten für seinen Besuch. Uns liegt das Schicksal der Betroffenen am Herzen, von dem wir in vielen Gesprächen gehört haben. Umso mehr bedaure ich den Eindruck, der durch eine Gesprächssituation entstanden ist. Dies war unpassend und es tut mir leid.“

„Focus-Online“, zum Schmerzen der CDU-Parteisoldateska auch nicht gerade ein Medium, das sich als feindselig-links abqualifizieren lässt, kommentierte diesen untauglichen Versuch Laschets, aus der selbst verschuldeten Lage wieder herauszukommen, durch Ulrich Reitz unter dem Titel „Laschet lacht im Flutgebiet und nicht mal seine Entschuldigung hat Kanzlerformat“ so:

„Uns tut es auch leid, feststellen zu müssen, dass nun nicht nur Laschets Verhalten, sondern auch noch seine so genannte Entschuldigung daneben war. Es tut ihm leid, dass der Eindruck entstanden ist? Im Ernst? Was war unpassend – etwa der Eindruck? Tut es ihm etwa nicht leid, dass er es war, der diesen Eindruck bei anderen erst hervorgerufen hat? Ist etwa in den Augen von Laschet gar nicht Laschet Schuld, sondern der, der den Eindruck bekommen hat, Laschet habe sich falsch verhalten? Was soll diese provinzielle Schwurbelei?

Man kennt diese Sorte Politikerentschuldigung. Sie ist seltsam verhuscht. Und sie verdoppelt das Elend des Kandidaten. Hat der Kanzlerkandidat noch nicht einmal das Format zuzugeben, dass er einen Granatenmist gebaut hat?

Nun heißt es, Laschet habe nicht gehört, was der Bundespräsident gesagt habe. Was soll das denn? Hätte Laschet etwa annehmen können, der Bundespräsident halte da vorne eine Büttenrede?“

Ja, auch Steinmeier hatte zuvor bei Laschets Ansprache gelacht. Auch das geht nicht. Aber Steinmeiers Lachen hatte eine andere, geringere Dimension, wie Nikolaus Blome in dem insoweit bereits zitierten n-tv-Kommentar hervorhebt: „Zwar sind inzwischen Videos aufgetaucht, die auch Steinmeier lächelnd zeigen, während Laschet spricht. Es ist jedoch kein so albernes Lachen wie beim Ministerpräsidenten.“

Die vier problematischen Verhaltensmuster von Armin Laschet

Damit zurück zu den vier problematischen Verhaltensmustern Laschets, die, nicht zuletzt im Kontrast zu Angela Merkel darauf hindeuten, dass die CDU, wie die Verfasserin dieses Textes schon Ende April an dieser Stelle befürchtet hat, einen Fehler gemacht hat, als sie meinte, ihn auf Biegen und Brechen zum Kanzlerkandidaten machen zu müssen.

  1. Der Unernst und die mangelhafte Konzentration

Von Laschets Dauergrinsen war bereits die Rede. Sicherlich, eine rheinländische Frohnatur zu haben, ist an sich etwas Angenehmes. Normalerweise schlägt diese aber außerhalb des Karnevals nicht in eine Art fast schon festgefrorenes Lachen und Grinsen um. Der Rheinländer an sich weiß sehr wohl zwischen lustigen und ernsten Situationen zu unterscheiden. Nicht zuletzt Konrad Adenauer stand genau dafür.

Laschets defizitäres Gefühl für die Ernsthaftigkeit von sehr gefährlichen Situationen, ja von Krisen zeigt sich nicht erst jetzt, sondern wurde wie gesagt bereits in der Corona-Krise sichtbar. Nachzulesen etwa in der folgenden Szenerie aus dem jüngst bei Siedler erschienenen, brillanten (und unbedingt in Gänze zu lesenden) Buch „Machtverfall – Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik. Ein Report“ des WELT-Journalisten Robin Alexander, einem der allerbesten Kenner der deutschen Politik und dort vor allem des Unionsmilieus. Macht man sich die Mühe, die Passagen zu Laschets Verhalten während der Corona-Krise zu destillieren, ergibt sich in dieser Geballtheit ein doch recht erschreckendes Bild, das einige der hier aufzuzeigenden Verhaltensmuster präzise illustriert.

So schreibt Robin Alexander über die Ereignisse am Fastnachtsdienstag, den 25. Februar 2020 (S. 179 f.):

„Anschließend fliegt er nach Düsseldorf. Als er nach der Landung sein Mobiltelefon anstellt, liest er eine Mitteilung aus dem Lagezentrum seiner Landesregierung. Patient eins aus Gangelt. Doch Laschet eilt nicht etwa in die Staatskanzlei, um von dort aus das Krisenmanagement persönlich zu leiten. Er lässt sich in Richtung der holländischen Grenze fahren. Dort liegt Heinsberg, der betroffene Landkreis, aber das ist nicht das Ziel des Ministerpräsidenten. Sondern sein Heimatort Aachen. Laschet ist zu einem weiteren Live-Interview verabredet, mit den ARD-„Tagesthemen“. Der Auftritt ist wichtig (…). Als Laschet an der Reihe ist, erklärt er ausführlich seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz, über sieben Minuten lang. Erst ganz am Ende eine Frage von Moderator Ingo Zamperoni ‚zu einem anderen Thema (…)‘. Es geht um den ersten Corona-Fall in Nordrhein-Westfalen.

Die Seuche ist da, und der Ministerpräsident spricht live vor Millionen Zuschauern. Ein entscheidender Moment für Laschet, als Landesvater, aber auch für die Kanzlerkandidatur, die er anstrebt. Jetzt muss er die richtigen Worte finden. Den Ton für die Krise und deren Management vorgeben. Wie groß ist die Gefahr wirklich? Was tut die Regierung? Was müssen die Bürger tun? Laschet sagt: ‚Der Gesundheitsminister ist in engem Kontakt zum Landrat.‘ Als sei Corona nicht Chefsache, als ging das den Regierungschef nichts an. (…)“.
„Während der Ministerpräsident live im Fernsehen die heraufziehende Krise wie eine Nullachtfünfzehn-Sache behandelt, entscheidet der Landkreis, dass am nächsten Morgen 140 Schulen geschlossen werden. Es ist der erste Lockdown in Deutschland.

Auch am nächsten Morgen ist es noch kein Thema für Laschet. Er könnte nach Heinsberg fahren, das Krisengebiet liegt keine halbe Autostunde von seinem Haus in Aachen entfernt. Stattdessen bricht Laschet ans andere Ende von NRW auf: ins Sauerland, zum politischen Aschermittwoch. Beim St. Hubertus Schützenverein Kirchveischede hält er eine 45minütige Rede. Spricht über (…) und über Grünen-Chef Robert Habeck, den er mit Elmar Gunsch vergleicht, einem Schauspieler, weil der auch so eine angenehme Stimme habe. Nur ein Thema kommt nicht vor: Corona in Heinsberg.

Nach dem Aschermittwochsauftritt ist er mit zwei Reportern von „BILD“ verabredet (…) Die interessieren sich allerdings nur für Corona. Sie erwischen Laschet auf dem falschen Fuß.“

Robin Alexander berichtet sodann darüber, dass Laschet nichts über den Zustand des ersten Patienten weiß, der im Universitätsklinikum Düsseldorf „um sein Leben ringt“ und bei den Fragen der beiden Journalisten „ausweicht“, und während des Interviews gar „ungehalten“ wirkt. Und weiter: „Das Thema behagt ihm überhaupt nicht. Er beharrt darauf, dass Corona nur eine ‚schwere Grippe‘ sei.“ Auch die Touristenbörse in Berlin solle stattfinden. Alexander dazu: „Der Ministerpräsident weiß nicht, wie es seinen kranken Bürgern geht, sorgt sich aber um eine Reisemesse in Berlin?“ Schon in dieser Anfangszeit, zeige sich, so der Buchautor sodann, dass Laschet „Corona nur zögerlich zur Chefsache“ mache.

Später im Buch ist nachzulesen, wie Laschet im Oktober 2020, als die Infektionszahlen schon wieder anstiegen, nach Rom zum Papst reist und „fest entschlossen“ gewesen sei, „sich die gute Laune nicht verderben zu lassen.“ Zwei Tage zuvor hatte, woran Alexander erinnert, Merkel davor gewarnt, dass die Infektionszahlen „bald exponentiell steigen“ dürften. Bekanntlich hat sich das bewahrheitet.

Ebenso ausbaufähig, das zeigen die Vorkommnisse oben, ist Laschets Fähigkeit, ernste Situation nicht nur schnell und ihrem ganzen Ausmaß zu erkennen, sondern diese in der Folge auch zu priorisieren und sich darauf zu konzentrieren. Konzentrationsmängel zeigte Laschet leider auch in Erftstadt. Schon vor dem Loslachen wirkte er während der Rede Steinmeiers etwas zappelig und stand gerade nicht mit Gravitas und mit einem Blick auf den Bundespräsidenten auf seinem Platz.

  1. Der blitzschnelle Wechsel zwischen rheinischer Heiterkeit und zänkischer Attitüde: Die „Mr Hyde-Haftigkeit“ Laschets („DIE ZEIT“)

Die Beobachtung Robin Alexanders, dass Laschet gegenüber den BILD-Reportern am Aschermittwoch 2020 „ungehalten“ reagiert habe, fügt sich in eine Kaskade von ähnlichen Reaktionen des Mannes ein, der so gerne das Erbe Merkels antreten möchte. In ihrer aktuellen, am letzten Donnerstag erschienenen Ausgabe schrieben Robert Pausch und Franziska Wunderlich in der Wochenzeitung „Die ZEIT“ am Ende eines Textes über Robert Habeck [Hervorhebungen durch die Verfasserin dieses Textes]:

„Eine weitere Chance für die Grünen: Die Anmaßung der Kanzlerkandidatur ist mittlerweile auserzählt. Die Anmaßung von Armin Laschets Ambitionen wird gerade erst Gegenstand des öffentlichen Interesses. Inmitten eines epochalen Umbruchs die Widersprüche einfach wegzunuscheln, das ist eine Strategie, die riskanter ist, als es auf den ersten Blick scheint. Will er nun Steuern senken oder doch nicht? Will er die „kleinen Leute“ schützen oder sie via Heizkosten die Klimawende bezahlen lassen? Was will Armin Laschet überhaupt? Zu dieser Kampagne im Ungefähren kommen die latente Mister-Hyde-Haftigkeit des Kandidaten, dessen Jovialität sich binnen Sekunden in unangenehme Grantelei verwandeln kann, sowie die realen Ungeheuer der Union, etwa jene aus dem Thüringer Wald. Alles keine ganz leicht zu kontrollierende Mischung.“

Noch am selben Abend sollte sich dieser Eindruck bestärken. In einem Interview mit dem WDR-Magazin „Aktuelle Stunde“ reagierte Laschet erneut genervt und reichlich fahrig auf Kritik, dieses Mal zu seiner Klimapolitik. Er unterstellte der Interviewerin, deren Nachnamen er sich nicht merken konnte oder wollte, einen „parteipolitischen Streit“ zu „beginnen“ bzw. „Parteipolitik“ zu „machen“. Der SPIEGEL sprach zu Recht davon, dass Laschet „rasch zänkisch“ geworden sein. Und nicht nur das. Er sollte auch einen fatalen Satz sagen, dessen Brisanz der SPIEGEL ebenfalls zutreffend erkannte:

„Doch dann gab er, wie so häufig, ein verunglücktes Fernsehinterview, wurde auf eine Frage nach seiner Klimapolitik rasch zänkisch und sagte: ‚Weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik.‘ Diesen Satz wird er wohl nicht mehr loswerden.“

Ganz ähnlich war auch der Eindruck von Wolfgang Otto, der den Vorfall für den WDR kommentierte. Bei ihm wird deutlich, wie sehr Laschets aktuelles Verhalten an dasjenige erinnert, das Robin Alexander in Bezug auf die Corona-Krise geschildert hat. Ebenso wenig wie damals die Corona-Krise passt Laschet derzeit anscheinend die Klimakrise ins Kontor:

„Aber trotzdem blieb bei mir der Eindruck hängen, als passe dem NRW-Ministerpräsidenten und Kanzlerkandidaten der Union die Hochwasserkrise nicht ins Wahlkampf-Konzept. Eine Geste des Mitgefühls und der Anteilnahme kam zwölf Stunden zu spät. Dabei weiß Laschet mit Twitter und Co. ansonsten gut umzugehen.

Auf die erwartbare Frage, ob er im Starkregen nicht auch einen Weckruf für mehr Klimaschutz sehe, reagierte er überraschend hölzern und widersprüchlich. Es sei jetzt nicht die Zeit für solche Debatten, meine er fast beleidigt. Nothilfe sei jetzt vordringlich. Ja, man brauche mehr Tempo, aber eigentlich leiste NRW schon mehr als alle anderen im Kampf gegen den Klimawandel. Dabei war das gar keine böswillige Journalisten-Frage.“

Ein Mann, der zum „Zänkischen“ neigt und den Eindruck erweckt, Krisen würden ihm nicht passen, entspricht nicht gerade dem Idealbild eines Kanzlers, der es mit so schwierigen Personen wie Putin und Erdogan wird aufzunehmen haben.

  1. Die inhaltliche Wankelmütigkeit

Auch inhaltlich fällt Laschet ausgerechnet in großen Krisen durch eine ausgeprägte Wankelmütigkeit auf, die fast zu 180-Grad-Wenden führen kann. Während er zuvor monatelang den Lockerer gab, forderte er im April 2021 wie aus dem Nichts heraus bekanntlich plötzlich einen „Brückenlockdown“. Mit ihrem Kommentar zu dieser Sprunghaftigkeit sprach damals Andreas Wyputta in der taz auch Konservativen, denen Stringenz im politischen Agieren sehr wichtig ist, aus der Seele:

„Endlich, könnte man meinen – käme der Vorschlag nicht von Armin Laschet.

Denn bei dem CDU-Bundeschef kann mittlerweile niemand mehr sicher sein, ob der Rheinländer endlich den Karnevalsmodus verlassen und sich der Krankheit ernsthaft entgegenstemmen will – oder ob Laschet nur aus egoistischen persönlichen Motiven handelt. Fest steht: Diesen Kurswechsel, die Wiederannäherung an Merkel, versucht Laschet erst nach einem dramatischen Vertrauens- und Autoritätsverlust. Die von ihm geführte CDU ist weit unter 30 Prozent abgestürzt.

Nicht nur die überwältigende Mehrheit der Wähler:innen, sondern auch immer mehr Parteifreund:in­nen wollen nicht ihren eigenen Parteichef, sondern Bayerns CSU-Ministerpräsidenten Markus Söder als Kanzlerkandidat der Union sehen. Möglich gemacht hat das der chaotische Coronakurs des NRW-Regierungschefs.“

Das Hin- und Her sollte sich auch in den jetzigen Tagen der Flutkatastrophe zeigen, dieses Mal sogar in zeitlich ganz enger Abfolge. Bernd Ulrich fasste es kurz und prägnant für „ZEIT online“ zusammen:

„Und was sieht man da? Einen Kanzlerkandidaten der CDU, dessen operative, kommunikative und gestische Fahrigkeit einem Angst machen muss. Armin Laschet hat nun binnen zweier Tage dreimal seine Meinung geändert. Erst hat er das – im Übrigen nur mäßig ambitionierte – Klimapaket der EU als zu forsch kritisiert. Dann im Angesicht der Fluten ein höheres Tempo beim Klimaschutz verlangt, wobei man sich schon fragt: Von wem eigentlich?! Um schließlich im dritten Schritt Änderungen an seiner eigenen Klimapolitik zurückzuweisen.

Der Kanzlerkandidat hat sich bei der Klimapolitik, nein, bei seinem ganzen Wahlkampf der strategischen Ambitionslosigkeit heillos verstrickt.“

  1. „Die strategische Ambitionslosigkeit“ (Bernd Ulrich)

Mit der „strategischen Ambitionslosigkeit“ hat Bernd Ulrich das vierte Verhaltensmuster Laschets angesprochen, das ein schlechtes Omen für einen möglichen Kanzler ist. Ulrich hat recht, wenn er schreibt, dass „Laschets Wahlkampf eine einzige Verweigerung, ein Skandal des Unterlassens“ sei. Zu dem sedierenden Wahlkampf Laschets ist generell schon viel geschrieben worden und muss hier nicht weiter wiederholt werden. Bisher ging dieser Sandmännchen- und Melatoninkurs, was die Umfragewerte angeht, nur deshalb gut, weil Annalena Baerbock patzt und patzt und ihre eigene Glaubwürdigkeit inzwischen reichlich geschreddert hat. Doch mit der Flut hat sich die Ausgangssituation für die CDU ganz und gar verändert. Die Bild-Unterschrift in Ulrichs Text spiegelt das in aller Deutlichkeit wieder: „Armin Laschet: Nun steht er da und weiß nicht weiter.“

In der Tat: Das Durchlavieren wird nicht mehr funktionieren, und zwar auch auf anderen Feldern als dem zentralen Klimathema nicht. Auch nicht bei der Mutlosigkeit Laschets, endlich mal Tacheles in Sachen Hans-Georg Maaßen zu reden. Insoweit hat übrigens gerade erst Markus Söder die Messlatte hochgelegt, als er völlig zu Recht seinen stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger in die Schranken wies, nach dem dieser im Hinblick auf etwaigen Druck auf Impfverweigerer den Begriff „Apartheidsdiskussion“ verwendet hatte. Söder sprach von „verstörenden Aussagen“ und forderte eine Entschuldigung Aiwangers.

Ein Wake-Up-Call für die CDU

Für die CDU ist das absehbare Ende des Schlummerwahlkampfes, so schmerzlich das für manche auch sein mag, innerparteilich eine Chance. Alles ist besser, als sich wie bisher ins Kanzleramt hinein zu dämmern. Selbst wenn dieser Ansatz funktionieren würde, käme das böse Erwachen mit dem Amtsantritt bzw. noch früher. Denn Spätestens mit den Koalitionsverhandlungen müsste eine klare Positionsbestimmung erfolgen. Dann würden auch Flügelkämpfe mit voller Wucht ausbrechen.

Man konnte sich bis zum Jahresbeginn eigentlich kaum vorstellen, dass die seit Jahren versprochene inhaltliche Modernisierung und der Aufbruch der CDU noch mehr als unter Annegret Kramp-Karrenbauer verschlafen werden könnten. Seit Laschets Amtsantritt ist man leider eines Besseren belehrt worden.

Der lachende und Späßchen machende Laschet in Erftstadt, das Bild, in dem er sogar seine Zunge leicht hervorstreckt, werden sich in das kollektive Gedächtnis einbrennen. So wie jetzt geht es mit Laschet, geht es mit der CDU nicht weiter.

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48 Gedanken zu “Loslachen, Dünnhäutigkeit und inhaltliches Schlingern – Armin Laschet wird zum Problem für die CDU;”

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    Wenn das Weinen sich lohnen würde, dann würde ich den ganzen Tag weinen; es hilft aber nicht, wie mir schon mit drei Jahren klar geworden ist. Selten habe ich so viele Menschen lachen sehen und hören, wie bei den Menschen, denen ich geholfen habe, den Schlamm aus dem Haus zu schippen. Über den populistischen, deutschen Kampagnenjournalismus ist nun eigentlich wirklich kein Wort mehr zu verlieren, verständige Menschen ignorieren das schon lange. Dies hier ist aber nun wirklich ganz besonders eklige Kampagne auf dem Rücken der Opfer, der sich leider hier auch die von mir eigentlich menschlich sehr gemochte Frau Bednarz anschließt. Diese Kampagne hat Herrn Laschet allerdings, das kann ich aus eigener Erfahrung berichten, bei den Betroffenen Menschen an der Erft, den Opfern der Katastrophe wie den freiwilligen Helfern, ganz überwiegend Sympathien eingebracht. Man merkt die Absicht und ist verstimmt.

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    Meine Güte: Bitte nicht auf Nebensächlichkeiten herumreiten. Laschet regiert ein sehr schwieriges Bundesland. Er hat seine Sache bislang sehr gut gemacht. Die Medienkritik geht weit über das erträgliche Maß.

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    Ein sehr treffendes Einordnen von A. Laschet als nicht kanzlerfähig und -würdig.
    Bekanntlich wird aber nicht der Kanzler gewählt sondern die Parteien (die Personenwahl über die Erststimme muss man ja nicht so wichtig nehmen). Und wenn es um die Parteien geht
    kann man meiner Meinung nach auch einen Stock mit einem Hut oben mit der Aufschrift „CDU/CSU“ hinstellen…. sie wird trotzdem gewählt. Also: Unser neuer Kanzler heißt Armin
    Laschet, wetten?!

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    Die Analyse von Laschets Fehlverhalten und seiner völligen Positionslosigkeit bei den wichtigen Zukunftsthemen teile ich vollkommen.
    Was mich irritiert: Die Art und Weise, das ganze auf ein Level mit Baerbock zu bringen; die wiederholten Hinweise im Text darauf, dass Baerbock angeblich ohnehin schon gescheitert sei. Da fehlt etwas, das ich von gutem Journalismus erwarte:
    Dimensionen vergleichen und einordnen. Da dürfte sehr schnell auffallen, dass alles, was über Baerbock in den letzten Wochen gesagt wurde, bei Weitem nicht an die gesammelten Verfehlungen Laschets heranreicht. Die Tragweite ist schlicht eine andere. Bei Laschet geht es von Corona über Rechtsextremismus bis zum Hochwasser um Existenzielles. Bei Baerbock um ein paar Zeilen Text.
    Baerbock hat ein Programm, sie hat Positionen und ein Vorhaben – damit kann man einverstanden sein oder nicht, das bietet eine Diskussionsgrundlage. Nichts davon hat Laschet. Ihm bleibt nichts anderes übrig als pampig zu werden, wenn man ihn nach Inhalten fragt – während Baerbock die ganze Zeit darauf wartet, nach Inhalten gefragt zu werden. Das ist der entscheidende Unterschied.
    Ob dieses Auslassen des einordnenden Vergleichs im Text Absicht ist oder Nachlässigkeit, weiß ich nicht, da möchte ich nichts unterstellen. Aber ich finde, so eine Abwägung wäre angebracht.

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      Natürlich konnte Laschet bisher weitaus größeren Schaden anrichten als Baerbock, er ist schließlich Ministerpräsident mit der sich daraus ergebenden Machfülle.
      Baerbock dagegen ist bisher nicht mehr als eine Parteifunktionärin, deren Wirkung sich auf ihre eigen Blase beschränkt. Aber schon ihr Umgang mit ihren eigenen kleinen Fehlern läßt befürchten, daß in einem echten Amt hoffnungslos überfordert wäre.

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        Genau dasselbe wurde über Merkel vor ihrem Amtsantritt auch gesagt. Man kann an ihr vieles kritisieren, aber dass sie vom Amt überfordert gewesen wäre, sicher nicht.
        Dass Laschet überfordert ist, hat sich dagegen schon mehrfach deutlich gezeigt, und mit verheerender Wirkung. An Corona, am Hochwasser, am Klimawandel, am Rechtsextremismus in seiner Partei.
        Ich möchte lieber eine Kanzlerin, die im Amt noch wachsen wird, als einen Kanzler, der nachweislich dem Amt nicht gewachsen ist. Oder anders gesagt:
        Stimmt, Baerbock muss zeigen, dass sie es kann. Aber Laschet hat bereits gezeigt, dass er es nicht kann.

        All das ist übrigens keine Antwort auf meinen ursprünglichen Kommentar. Da ging es um die Notwendigkeit einer Abwägung der Fehler. Und die geht ganz klar nicht zugunsten Laschets aus.

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        „Man kann an ihr vieles kritisieren, aber dass sie vom Amt überfordert gewesen wäre, sicher nicht.“
        Dies Aussage fordert Widerspruch geradezu heraus.
        Die Anzahl der bisherigen Bundeskanzler seit 1949 ist ja durchaus überschaubar.
        Und wenn davon ein Amtsinhaber mit dem Amt überfordert war, dann ist das Merkel.
        Sie hat die EU gleich doppelt gespalten, erst mit ihrer Finanzpolitik, dann mit ihrer Flüchtlingspolitik. In Ländern wie Griechenland und Polen ist Deutschland so verhaßt wie seit Ende des 2ten Weltkriegs nicht mehr, und für den Brexit trägt sie mehr Verantwortung als Johnson und Blair zusammen.
        Sie hat Deutschland gespalten, noch nie war die Polarisierung innerhalb der deutschen Gesellschaft so groß. Sie hat das stabile Parteiensystem erschüttert, indem sie die CDU verzwergt und die AfD und die Grünen groß gemacht hat. Noch nie wurde das Bundesverfassungsgericht so offen für Parteipolitik mißbraucht, wohl die Folge ihrer vielen Niederlagen dort wegen verfassungswidrigem Handeln. Die Infrastruktur des Landes ist in vielen Bereichen in einem erbärmlichen Zustand, wie die Regen-Katastrophe gerade erst gezeigt hat.
        Entscheidungen mit weitreichenden Folgen, sei es Flüchtlingskrise, Abschaffung der Kernkraft etc., werden nicht nach Abwägung in einem demokratischen Prozeß, sondern ad hoc in Hinblick auf aktuelle Umfragen oder die Hauptstadtpresse verkündet.
        Die Frau hatte nie eine Vision von Deutschland, die über die Organisation des Amtserhalts hinausging, und Krisenmanagement kann sie schon gar nicht.
        Man versuche sich einfach mal vorzustellen, ein Helmut Schmidt wäre mit so etwas wie Corona konfrontiert worden.
        Figuren wie Laschet oder Baerbock kommen doch nur deshalb als Kanzler in Frage, weil mittlerweile die Anforderungen an das Amt extrem gesunken sind.
        Ich würde keinen von denen wählen, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, was die schlechter machen könnten als es in den vergangenen 16 Jahren gemacht wurde.

  5. avatar

    Danke für die Einschätzung – ich habe mich beim Ansehen gefragt, ob ich selbst zu kritisch bin und solche Fauxpas der Kandidaten – egal welcher, überbewerte. Ihr Artikel und die Kommentare liefern die Antwort: Nein, denn da es ja zur Zeit immer noch keine klaren Wahlprogramme gibt, muss man sich an das halten, was angeboten wird.

    Was ich mir für unser Land wünsche:
    Einen Bundeskanzler/eine Bundeskanzlerin und Politiker:Innen, denen die Menschen wichtiger sind als ein perfekter Medienauftritt. Die Empathie zeigen, aber nicht nur leere Worte dahinschwätzen. Die lösungsorientiert sind und nicht die Probleme nur aussitzen oder kleinreden. Die keinen Doktortitel, aber gesunden Menschenverstand haben. Die einen Lebenslauf mit Ecken und Kanten haben und Lebenserfahrung. Denen ihr Abgeordetengehalt genügt und die nicht in Vorständen usw. nebenbei sitzen oder sich von der Wirtschaft kaufen oder bestechen lassen. Die nach ihrem Gewissen entscheiden und nicht nach der Meinung ihrer Parteifreunde. Die einen Plan haben und an ihre Ziele glauben. Die nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen. um selbst besser dazustehen. Die Geld so ausgeben, als wäre es ihr eigenes, aber nicht am falschen Ende sparen oder irgendwo Millionen sinnlos vergeuden. Die nicht nur Propaganda machen, sondern wirklich führen. Die qualifiziert für ihren Job sind und sich nicht von Beratern was einreden lassen. Die dafür sorgen, dass jeder in diesem Land eine Chance hat. Die dafür sorgen, dass Leistung anerkannt wird und Ausbeutung verhindert. Die echte Reformen bringen und Bürokratie abbauen. Die Gesetze erlassen, die durchdacht sind und Schlupflöcher aufweisen oder so kompliziert sind, dass niemand sie versteht und nachvollziehen kann. Die einfach Vorbilder sind.
    Wünschen darf man sich ja alles…

    1. avatar

      Was ich mir für unser Land wünsche:
      Einen Bundeskanzler/eine Bundeskanzlerin und Politiker:Innen …
      (Wunschkonzert)

      Jou. Kandidieren Sie selbst? Oder beteiligen sich an der Auswahl der gewünschten Einhörner?

      Gruss,
      Thorsten Haupts

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    Also ich bin eher ein Wähler der Grünen, halte wenig von der CDU und auch nicht viel von Laschet.
    Aber dieses fürchterliche Bashing wegen einer falschen Reaktion, wegen eines Lachens oder einer spontanen Aussage, ist furchtbar und nimmt immer mehr überhand.
    Der moralische Zeigefinger scheint immer überdimensionaler zu werden.

    Ja der Laschet hätte dem Steinmeier zuhören und besser aufpassen sollen als über etwas Belangloses lachen.
    Aber ist das gleich ein Verbrechen?
    Leute, bleibt doch etwas lockerer, ihr seid alle selbst keine Unschuldsengel.
    Oder bleibt euch der Bissen im Halse stecken, wenn ihr euer Abendbrot während der Tagesschau verhungernde Kinder in Afrika vorgeführt bekommt?
    Wollt ihr eure Politiker immer mehr zu emotionslosen Robotern erziehen, die den ganzen Tag mit einer geplanten Maske herumlaufen und sich keine spontane Geste mehr erlauben können.
    Eigentlich ist es ähnlich wie mit Baerbocks Buch.

    Wir konzentrieren uns auf Nebensächlichkeiten statt auf die wesentlichen Themen der Politik und der Gesellschaft.
    Das ist sehr schade.

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      Ja, die Gefahr besteht, mit zweierlei Maß zu messen. Und die Folge ist Bigotterie, übertriebene political correctness und das Wort wird wichtiger, als die Taten. ‚Haltung‘ wichtiger als Einsicht usw. Man sieht das ja seit längerem in der politischen Welt.

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      Nö. Einfach nö. Bei Katastophen in denen über 40.000 Menschen alleine in NRW ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, mind. 160 Menschen in zwei Bundesländern ihr Leben verloren haben, gibt es dieser Tage nichts zu lachen, wenn es um diese Katastrophe geht. Nicht für mich, nicht für Laschet, schon gar nicht für die Betroffenen.

      Von einem Staatsmann seiner Klasse und seiner Ambitionen erwarte ich tatsächlich absolute Correctness. Was er hinter verschlossenen Türen macht, ist mir egal.

      Jeder Aufregung in diesem bestimmten Punkt ist richtig. Und wichtig.

  7. avatar

    Vielen Dank für diese fundierte und präzise Analyse eines Charakters, der nun wirklich nicht für das Kanzleramt geeignet ist. Hoffentlich merken das auch die Wähler noch rechtzeitig.

  8. avatar

    Danke für diesen Artikel und seine Kommentare. Es belegt noch einmal eindrucksvoll mein Gefühl , dass Herr Laschet keine Linie geschweige denn staatsmännisches Format hat. Leider haben die sonstigen zur Wahl stehenden Kandidat*innen das aber auch nicht. Mir gruselt es vor der BTAGSWAHL und ihrem Ergebnis. …

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    Warum wundert sich eigentlich irgendjemand über das Verhalten und den Charakter von Armin Laschet ?
    Er ist das Produkt eines Polit-Systems, das stromlinienförmige Strippenzieher hervorbringt.
    Damit ist er der würdige Erbe von Angela Merkel.
    Die hat alle Krisen ihrer Amtszeit, wenn sie sich überhaupt mal zu einer Aktion aufgerafft hat, noch verschlimmert.
    Gleichzeitig ist die heutige Politikergeneration, egal ob Laschet, Merkel oder Scholz, vollkommen unfähig oder desinteressiert, irgendwelche Vorkehrungen zu treffen für mögliche Probleme. Erst diese Haltung hat Probleme wie Wirecard, Cum ex, Flüchtlingskrise, Lockdowns etc. eskalieren lassen.

    Und die junge Generation an Politikern ?
    Spahns Corona-Versagen spricht für sich, und Baerbock ist schon mit der Vorlage eines fehlerfreien Lebenslaufs überfordert.
    Es ist ein Trauerspiel, aber wie sagte Shaw mal so treffend:

    „Demokratie ist die beste aller Regierungsformen, denn sie stellt sicher, daß niemand besser regiert wird, als er es verdient.“

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    Sehr gut recherchiert und treffend beschrieben. Als ehemaliger Offizier und CDU-Wähler habe ich mich für die unentschuldbare Entgleisung Laschets nur geschämt.
    Darf nicht Kanzler werden. Merkel to the front.

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    Sie haben geschafft, auf den Punkt genau zusammenzufassen was meinen Bauch zum Thema Laschet seit Wochen zum Rumoren bringt. Ich sage danke dafür!

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    …. und dennoch wird Kanevalsprinz L wahrscheinlich Kanzler werden, dann über derartiges stolpern und wohl von Söder ersetzt werden. Der wird wohl die Liminskis los werden, die Merz‘ aber nicht. Die übrigen Merkel-Knappen, die unter dem Karnevalsprinzen ihr eigenes, kurzfristies Grossbeamtenspiel frei gespielt haben, werden auch nicht abzuservieren sein, aber wenigstens sachlich ein klein wenig besser.

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    Laschet macht das, was Fr. Baerbock immer vorgeworfen wird: Er macht sich größer, als er eigentlich ist.

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    Da freut sich über die Ablenkung von Plagiatsvorwürfe /Fehlern die Baerbock, die in der heutige Interview ARD/ZDF MorgenMagazin weiterhin grinsen muß.
    Einigen werden sich wohl fragen warum unbedingt Laschet und nicht Söder, wäre interessant zu erfahren wer an der Wahl von Laschet und die Niederlage von Söder mitgewirkt hat und warum.

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      Ich lenke davon sicherlich nicht ab. Schauen Sie sich meine FB-Postings zu Baerbocks Abschreiberei an. Und auch den Text hier selbst. Darin steht Folgendes zu ihr:

      „In der Politik gibt es zwei Sorten von Fehlern. Jene, die im hektischen Politikeralltag mit viel Druck von allen möglichen Seiten passieren können. Und jene, die etwas über den Charakter einer Person andeuten. Und zwar etwas Ungutes. In die letzte Kategorie etwa fällt die despektierliche, ja absnobbende Äußerung Annalena Baerbocks im Doppelinterview des NDR mit ihr und Robert Habeck. Dort sagte sie bekanntlich über Letzteren: „In manchen Dingen sind wir einfach sehr anders. Und dann gibt es natürlich Themen, ja?! Vom Hause her kommt er Hühner, Schweine, weiß ich nicht, was haste, Kühemelken. Ich komm‘ eher aus dem Völkerrecht, ja?!Ja..da…, kommen wir aus ganz anderen Welten im Zweifel.“ Es gehört viel dazu, sich so aufzuführen, erst recht in der Öffentlichkeit.“

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    Ich kriege dieses Spiegel-Cover mit Laschet als Majestix auf einem Schild nicht mehr aus dem Kopf.

    Ich halt alle Kanzlerkandidaten und die -kandidatin für grandios ungeeignet.

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    Ich bin eine Frohnatur, ich sitze seit Tagen immer wieder mit Tränen in den Augen am PC, ansonsten lache ich jeden Tag, mehrfach, auf der Arbeit oder zuhause. Wäre ich vor Ort in Ahrweiler, wo ich zwei Jahre gearbeitet habe, mir wäre nicht eine Sekunde nach Lachen zu mute und wenn jemand scherzen würde, ich würde ihn zurecht weisen.
    Diese fehlende Empathie von Laschet sagt sehr viel über diese Person aus! So jemand darf niemals Kanzler werden. Ich bin kein Fan von Merkel, aber sie hat mehr Charakter als viele andere Politiker. Das Verhalten von Laschet ist NIEMALS mit irgendwas zu entschuldigen. Jede Mitleidsbekundung von ihm ist geheuchelt, das ist deutlich! Ihm fehlt was jede/r Kanzler/in braucht: Haltung

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    Der rheinische Katholizismus kennt nicht nur den Humor, sondern auch die institutionelle Verantwortungslosigkeit. Da ist Laschet ganz auf den Spuren von Woelki …

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    Sehr lesenswert und treffend. So traurig das ist: all diese Charakterzüge zeigten sich schon bei seinem Debakel um die Klausurnoten an der RWTH-Aachen. Macht man sich die Mühe noch einmal zu recherchieren, wie Laschet auf dieses Debakel reagiert hat, so kommt man leider zu dem Schluss, dass er in all den Jahren nichts gelernt hat. Daher besteht für mich auch keine Hoffnung, dass er dies ändert. Von einem Kanzler erwarte ich anders.

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    Super Artikel. Allerdings ist an einer Stelle die Jahreszahl falsch

    „forderte er im April 2020 wie aus dem Nichts heraus bekanntlich plötzlich einen „Brückenlockdown“.

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    Danke, Frau Bednarz für Ihre treffende Analyse.
    Mein persönlicher Eindruck ist, wenn ich Herrn Laschet so sehe, wie er agiert (im Subtext),
    dass er nicht in sich ruht. Dass ihm letztlich Selbstbewusstsein und Souveränität fehlen. Dass er innerlich irgendwem was beweisen muss. Dass er die Kanzlerschaft anstrebt, um zu sagen, seht her, was ich geschafft habe, ich bin sogar Kanzler geworden.
    Und dass seine Motivation sich wesentlich nicht aus dem Gestaltungswillen speist, gut für das Land zu sorgen, die Probleme zu erkennen und zu lösen, es zukunftsfest zu machen, es weise und vorausschauend zu führen. Daher auch seine programmatische Profillosigkeit.

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      Hallo Frau Konrads,

      ihr Kommentar ist das I-Tüpfelchen auf diesen Artikel. Sehr treffend beschrieben. Und nun mache ich mir noch mehr Sorgen, dass er Kanzler wird.

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      Auf Laschet trifft ebenfalls zu, was Volker Pispers schon vor Jahren so treffend über Angela Merkel gesagt hat:
      „Eigentlich interessiert sie sich gar nicht für Politik, aber sie ist so furchtbar gerne Kanzlerin.“

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    super, danke, Liane Bednarz! – differenziert, analytisch, ausgewogen und kritisch.

    Ich und viele andere setzen schon länger eine offenere, selbst gelebte und verantwortete Kommunikation und (vor allem) Haltung bei politischen Funktionsträgern voraus; dabei geht es nicht darum, dass Fehler ausgeschlossen sind. Wie bei Baerbocks herausbrechender Arroganz „Du Schweine, …ich Völkerrecht..“ bleibt bei Laschet eine charakterliche Delle, die ein Bild einer potentiellen Führungsperson deutlich sichtbar macht in seiner Gesamtperformance..
    Gut, nun wieder auf die Programme der Parteien zu sehen..

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      Steinmeier hat auch gelacht, kam sogar in den Sat 1 Nachrichten um 20 Uhr.
      Lars Klingbeils lachende Selfies mit grünen und SED Kollegen in Chemnitz sind auch noch im Netz.

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        ..das hat mir meine Tochter auch schon oft gesagt und ich meinen Eltern bestimmt auch, um mich rauszureden: Das hat die/ der auch gemacht..
        natürlich gut, dass mir meine Eltern das nicht durchgehen ließen, wenn ich Mist gebaut habe.. ..ohne Kanzler Weden zu wollen.
        Man sieht dass Laschet eine Rolle spielen will, auf jede kritische Frage von Journalisten gereizt reagiert – sehr dünnhäutig ist, wie Frau Bednarz schreibt
        und keinerlei konkretes politisches Konzept mit seiner Partei auf den Tisch legt.
        Das Lachen ist da nur Ausdruck von jemand, der im falschen Film ist.

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    Sehr gut zusammengefasst. Laschets Verhalten in Erftstadt ist kein Zufall, sondern Teil seines Charakters. Er ist schlicht nicht kanzler-tauglich. Die Union wird die Reißleine ziehen müssen, ansonsten macht es der Wähler.

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    Ja. Und das ist auch gut so. Die Union iost am Ende – Laschet mascht das nur sichtbar. Dafür sei ihm Dank.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

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    Die Karawane zieht weiter. Bei den Grünen wird man ein wenig aufatmen.
    Angesichts der „substantiellen“ Kritik so vieler moralisch einwandfreier „Edelfedern“, inklusive den Schmierfinken der BILD, wird mir Laschet direkt sympathisch.

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      Ehrlich gesagt, lieber Stefan Trute, wäre mir es auch lieber, man würde sich über riskante Bebauungspläne, korrekturbedürftige Forstwirtschaft, den letzten harten Winter in der Eifel, wo alte Leute Laken vor die Fenster hingen, die CO2-Steuer und das Verbot der Ölheizungen, die das Leben in der Eifel ‚nachhaltig’ erschweren werden, fehlende Warnmechanismen usw.., also inhaltlich aufzeigbare Fehlentwicklungen echauffieren, als über ein Grinsen am falschen Platz. Spekulationen über Kanzlertauglichkeit aufgrund Kontrolle des Minenspiels sind aber auch nicht mein Beritt.. Beste Grüße von ebendort, verschont geblieben, aber durchaus ‚betroffen‘..

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        Hallo Klaus, richtig. Aber vielen Leuten – da meine ich nicht die Betroffenen – scheint es sehr wichtig zu sein, wer sich vor Ort blicken lässt, und mit wem. Merkel nicht bei Laschet, sondern bei Dreyer. Und schon behauptet man von interessierter Seite, die Kanzlerin distanziere sich von Laschet. Dass Scholz mit Söder tourt, fällt da nicht ins Gewicht.
        Und zu Frau Bednarz‘ Kritik an Laschet: Der letzte Politiker, der mit einer klaren Vorstellung von Politik zwar nicht ins Kanzleramt, wohl aber in die Regierung ging, war Oskar Lafontaine. Und er zog die Konsequenzen, als er merkte, dass er seine Politikvorstellung nicht umsetzen konnte. Er ging. Der Name Laschet lässt sich in der Kritik der Autorin gegen die Namen der meisten Spitzenpolitiker austauschen.
        Schön, dass es Ihnen gut geht.
        Grüße!

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